Ok, das (!) Internetcafe in Bolga ist kaput. Also kann ich nur schreiben aber nicht ins Netz stellen. Trotzdem, ich hab gemerkt, wie mir bloggen dabei hilft, meine geistige Gesundheit zu wahren (siehe Fuehrerscheinamt) und wenn ich nicht am Wegesrand aufsammle, was da ist, geht es doch verloren.
Heute hat mich die Mutter am Telefon gefragt, ob Bolga denn schoen ist... Hm. Es gibt ja ganz unterschiedliche Vorstellungen von schoen... interessant (mit leicht kursiv gerunzelter Nase) trifft es wohl eher. Wenn man auf den vier Hauptstrassen bleibt, hat man das Gefuehl, in einer Kleinstadt zu sein. Eine dieser Strassen ist aus unerfindlichen Gruenden (Wahlgeschenk) sogar vierspurig und sieht aus wie Grossstadt. Ein Ort, der fuer Wegbeschreibungen wichtig ist: Traffic Lights, also die einzige – natuerlich kaputte – Ampel.
Gestern hat mich Kollegin M. (German Mafia in Bolga) auf ihrer Motocross Maschine mitgenommen und wir haben eine kleine Runde durch die Stadt gedreht, bei der sie mir erklaert hat, was wo ist: ein guter Imbiss fuer afrikanisches Essen, wo sie sich noch nie Parasiten gefangen hat, die Disko, der Palast des Chiefs (ein zweistoeckiges Betonding mit dem Charme von Ostblock Vorstaedten), eine Kneipe, in die man als Frau nur allein geht, wenn man nicht allein bleiben moechte. Ich hab ihr meine Bueros (die Betongerippe) gezeigt und wir haben uns vorgestellt, wie schoen man in der Regenzeit in der noch unfertigeren Haelfte im obersten Stock im wogenden Gras sitzen kann und auf die Berge gucken...
Dann sind wir von der Hauptstrasse abgebogen, ins Innere der Stadt und da ist dann klar, warum M. kein normales Motorrad faehrt und dass Bolga in Wirklichkeit doch ein afrikanisches Dorf ist: Lehmhuetten, haarstraeubende Staubpfade zwischen den Haeusern, natuerlich Kuehe, Ziegen, Huehner, Kinder, die starren und Hellohellohello (nur die Kinder) sagen. Wir kommen an einem kleinen Menschenauflauf vorbei. Was ist da los? Oh, das ist ein „Fernseher zu verkaufen“-Geschaeft. Und alle Kinder und Erwachsenen draengen sich um das Geraet, auf dem ein Nigerianisches Video laeuft und lachen gemeinsam. Maedchen mit Mangogeschaeften auf dem Kopf, Frauen, die auf der naechsten Veranda ihre Schneiderei haben, alle. Und in diesem Dorf, das Bolga innen drinnen ist, hat kaum einer fliessendes Wasser, Toilette oder Strom.
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