Ja, ich geb’s zu, ich sitz mitten in Afrika und vermiss Euch ganz schrecklich. Hab einen kleinen Schnupfen, von dem ich mir gleich vorstelle, er sei eine ganz schlimme Krankheit (das Buch "Where there is no doctor" behauptet, es gaebe keine Tropenkrankheit, bei der Schnupfen das Symptom ist. Nun, das liegt bestimmt daran, dass diese Krankheit besonders selten und schrecklich ist...). Bin heute beim zu Fuss gehn schon von mehreren Afrikanern UEBERHOLT worden, weil ich so geh wie eine Bilderbuchfigur, die betruebt ist.
Ich schau mir ein Haus nach dem anderen an und alle sorgen sich um mich. Selbst Fred der Taxifahrer, mit dem ich gestern unterwegs war, rief abends an, weil er ein Haus fuer mich aufgetrieben hatte. Und Mary, die Kellnerin aus SWAD Fast Food, traegt mir die Tasche bis zur Strasse, faengt mir ein Taxi und bietet mir ausserdem an: When you have a house I come clean for you (Wenn Du ein Haus hast, putz ich fuer Dich). Ich glaube das waere eine gute Wahl, denn sie ist – im lokalen Vergleich – eine gute und aufmerksame Kellnerin, man fuehlt sich richtig als waere man im Restaurant. Ausserdem ist sie immer voller Mitgefuehl, wenn man allein da sitzt und die Ruhe geniesst. Where is your other German friend? (Wo ist Deine deutsche Freundin?)
Nun, meine deutsche Freundin hat mich heute morgen auch schon zum Weinen gebracht – mit einer SMS in der sie verspricht, mir in Accra eine Nagelschere zu kaufen und schreibt, dass sie sich um meinen Schnupfen kuemmern wuerde, wenn sie hier waere.
Was sind das fuer Haeuser, die ich mir angucke? Die gehoeren alle Bolgasen, die in der Fremde ihr Glueck gemacht haben. Sie arbeiten in England als Krankenschwester oder in Amerika als „sag ich lieber nicht was“ und stecken alles Geld, was sie uebrig haben, in ein Haus, in dem sie niemals wohnen werden. Und hier haben sie dann einen Care-taker, also einen Bruder, der ab und zu in dem Haus schlaeft, wenn seine Familie ihm auf den Geist geht. Oder der Perlhuehner im Wohnzimmer haelt. Meine Mission ist es, diese Brueder kennenzulernen, die dann die Hausbesitzer ueberzeugen, dass es besser fuer das Haus ist, wenn ich drin wohn als die Huehner. Es hat noch niemand richtig in den Haeusern gewohnt, und sie sind meist noch nicht ganz fertig gebaut und in verschiedenen Stadien des Verfalls. Im Moment schwanke ich zwischen einem mit schoenen Stuckdecken aber Perlhuehnern (die stinken) und einem ohne Huehner und Stuck, dafuer mit Blumenkaesten auf der Veranda, grosser Kueche und schiefen Tueren. Beide haben Mangobaeume im steinigen Garten, was mir sehr gefaellt.
Fred hat mir ein compound Haus gezeigt, rechteckig um einen Hof gebaut, alle Tueren gehen zum Hof und etwa ein Drittel des ganzen waere meins, der Rest ist von mehreren anderen Familien bewohnt. Mit dem grossen Luxus, dass ich eigenes Klo und eigene Dusche haette.
Warum ich unter dieser Ueberschrift nur ueber Haeuser schreib, die ich mir anschau? Weil das Teildes Heimwehs ist. Ich sehne mich nach eigenem Heim und Herd. Besonders Herd. Ich traeume davon, meine Wochenenden auf dem Markt zu verbringen, wo ich Stoffe und Koerbe und runde Tontoepfe fuer Blumen und einen grossen Tonmoerser kaufe, um mein Nest auszupolstern. Ich freu mich darauf, meine Kisten endlich in Empfang zu nehmen und die vielen Raeume mit meinen spaerlichen Moebeln zu fuellen. Und Buechern! Im Moment hab ich zwei Romane dabei, die ich rationiere, damit sie laenger halten... Und wenn mein Koerper sich so schwaechlich fuehlt, dann hat das auch mit Naehrstoffmangel zu tun. Sicher, die Ghanaische Ernaehrung, wenn man das Spiel komplett mitmacht, mag auch ausgewogen sein. Wenn man aber so eine Zimperliese ist wie ich und nur wenige Aspekte davon essbar findet, dann drohen Eiervergiftung (Ueberdosis) sowie Ballaststoff- und Vitaminmangel.
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