Sonntag, März 27, 2005

Ausgedehnung der Familienbande – Extending Family

Ich schreibe zwar, ich haette ein Netzwerk von Bruedern hier, aber das stimmt nicht ganz: In Wirklichkeit sind das Onkel und Taentchen (uncles and aunties). So spricht man hier gleichzeitig hoeflich und vertraulich die Leute an, die schon etwas aelter und ehrwuerdiger sind als man selbst und die einem mehr helfen als man zurueckgeben kann...

Heute morgen hat mich Onkelchen Flash gegen sieben telefonisch geweckt, wie’s denn im Haus so sei, ob’s mir noch gefalle, er werde gleich in die Kirche gehen, gegen Mittag kaeme er dann mit dem Klemptner vorbei, um mein Wasserproblem zu loesen. Gestern als er ging, sagte er nochmal, ich solle keinesfalls einem dahergelaufenen (gefahrenen) Taxifahrer meine Adresse geben und ihn fuer mich fahren lassen, wenn die Familie ihn nicht kennt. Er wuerde mir jemand vertrauenswuerdigen besorgen und bis dahin koenne ich ihn gerne immer anrufen, wenn ich irgendwohin wolle. Meinen Vorschlag, einfach zur Strasse vorzugehn und ein Taxi anzuhalten, fand er aber auch ok.

Als ich grade anfing, meinen Tag zu beginnen, hoerte ich „Eva, Eva, are you there? (bist Du da?)“. Mein Nachbar Onkel Sunday rief aus seinem Fenster, ob ich vielleicht zum Fruehstucken heisses Wasser brauche und Tee. Wo ich doch selbst keinen Herd hab. Also bekam ich eine Thermoskanne heisses Wasser, eine Tasse und einen Loeffel geliehn. Und einen Haustuerschluessel, damit ich gleich, wenn Sunday und Gladys in der Kirche sind, in ihrer Kueche kochen kann. Nudel mit Tomatenmarksauce und Garden Eggs, also kleinen weissen Auberginen, die wie Eier aussehn. Und vertrocknetem Knoblauch, billigem Pflanzenoel und Salz. (Liste der Zutaten fertig) Juhuu.

Das alles ist eine Uebung in Demut. Reiche weisse Europaerin kommt zu den armen Afrikanerlein. Natuerlich hab ich gedacht: Alle werden zu mir kommen und was von mir wollen. Dass ich selbst so verwundbar und beduerftig sein wuerde und auf die grosszuegig gegebene Hilfe so sehr angewiesen, haette ich mir nicht vorstellen koennen. Aber hier ist man reich und das Leben funktioniert reibungslos, wenn man Familie und Freunde hat und arm, wenn man allein ist. Aber nicht nur arm, weil allein sein keinen Spass macht, sondern weil man kein Haus findet, keine Handwerker, keinen Telefonanschluss bekommt und ungeschuetzt dem boesen Rest der Welt ausgeliefert ist.

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