Heute hab ich meine erste Personalentscheidung getroffen. Das fuehlt sich grossartig an... und ein wenig beaengstigend natuerlich. Vor Ostern bekam ich eine SMS von Pay, er haette einen lohnenden Kandidaten fuer die Position als Research Assistant (Hilfsforscher?), die ich zu vergeben habe. Spricht sechs Sprachen aus dem Norden und scheint auch sonst ganz interessant. Ja super, vorbeischicken.
Heute hab ich dann versucht, ihn zu meinem Haus zu dirigieren, zum Vorstellungsgespraech. Irgendwann ruft er mich auf dem Handy an: „Ich haemmer jetzt schon ein paar Minuten an Dein Tor, warum machst Du nicht auf?“ „Oh sorry, ich komme.“ Kurz spaeter hatte er einen Anruf auf seinem Handy: „Ich weiss nicht an welches Tor Du klopfst aber meins ist es nicht. Da steh ich naemlich jetzt und Du bist nirgendwo zu sehn.“ „Oh.“ „Ok, wir gehn jetzt beide zu dem Baum, wo das Taxi haelt und von da aus gemeinsam zu mir.“ Ich bin grad ein paar Meter gegangen, da kommt das Maedchen von gegenueber hinter mir her, „Hello, hello this Mister is looking for you (der Mann da sucht Dich)“ Und so hab ich gelernt, dass es auf meiner Strasse anscheinend noch eine weisse Frau gibt, die weiter oben ebenfalls in einem orangefarbenen Haus mit Mangobaeumen wohnt, das an ein rosanes Haus grenzt und ein braunes Tor hat. Interessante Information, der ich natuerlich nachgehn muss. Spaeter. Aber zurueck zum Assistenten. Der Arme, was fuer ein bescheuerter Anfang fuer ein Vorstellungsgespraech.
Wir sind dann erstmal zum Kiosk gegangen, kalte Softdrinks kaufen, denn ich hab ja noch keinen Kuehlschrank. Dann hab ich beschlossen, dass wir uns beide auf mein Veranda-Maeuerchen setzen muessen, denn ich hab ja nur einen geliehenen Stuhl und egal, wer sich darauf gesetzt haette, das waere immer wie in der Geschichte mit dem Greis, dem Jungen und dem Esel gewesen. Und dann hab ich das erste Vorstellungsgespraech meines Lebens gefuehrt, bei dem ich auf der anderen Seite sass. Und das hat Spass gemacht. Weil es nicht darum ging, aus dem Haifischbecken den fettesten und fiesesten und schlausten Fisch zu fischen. Sondern jemanden zu finden, mit dem ich gerne zusammenarbeiten moechte, der gerne mit Leuten arbeitet, bereit ist, Assistent zu sein, Auto faehrt, viele Sprachen spricht, mich fuettert, vor Fettnaepfchen bewahrt und nicht nervt.
Nochmal vielen Dank Penny, dass ich damals Deine Texte ueber Vorstellungsgespraeche aus der Sicht des Personalers korrekturlesen durfte/sollte. Was daraus haengengeblieben ist, sind die moeglichst konkreten Fragen nach realen Situationen.
Als Du fuers Umweltministerium in die Doerfer gefahren bist, gab es da schonmal Konflikte, kam es vor, dass die Bauern sich von den gruenen Jungs aus der grossen Stadt nichts sagen lassen wollten? Wie seid ihr damit umgegangen? Und dann hat er mir genau erzaehlt, wie misstrauisch die manchmal waren, dann langsam gesehen haben, dass keiner gekommen ist, um sie zu verhaften und wenn man sich einfach kleidet, mit ihnen ihre Sprache spricht, gemeinsam isst und trinkt und bei ihnen schlaeft, sie erstmal reden laesst und genau zuhoert, dann fangen sie langsam an, Vertrauen zu fassen und sie nehmen an, was man ihnen zu sagen hat.
Oder wie waers mit folgender komplexer Aufgabe (an der schon viele gescheitert sind): „Ich weiss, dass es wichtig ist, mit den Leuten zusammen zu essen. Aber ich bin sehr schwierig, was Essen angeht. Ich bin Vegetarierin aber manchmal kann ich mich auch bei vegetarischem Essen nicht ueberwinden, das zu essen, wenn ich es fies finde. Andererseits brauche ich etwa alle drei Stunden was zu essen, sonst werde ich unertraeglich – fuer mich und fuer alle anderen.“
Sein Strategievorschlag war ebenfalls vielschichtig: Kannst Du Reis essen? Wir koennen einen Kocher mitnehmen und dann immer frischen Reis kochen. Wenn Du nicht so viel Zeit hast, kann meine Mammi einen grossen Topf Gemuese kochen, den tun wir in eine Warmhalteflasche und mischen das dann mit dem Reis. Meine Tante hier in Bolga ist grade in Rente gegangen, die wuerde sich bestimmt auch freuen, wenn sie etwas zu tun haette. Wenn wir essen angeboten bekommen... Es ist nicht gut, das einfach abzulehnen. Wenn es etwas zum Mitnehmen ist, nehmen wir es mit und geben es spaeter jemand anderem. Wenn wir es bei den Leuten essen muessen... naja, ich hab mit keinem Essen Probleme. Und ich kann denen ja erklaeren, dass Du grade erst angekommen bist und Dein Magen mit einigem afrikanischen Essen noch Probleme hast, dass Du Dich uebergeben musst, wenn Du das isst, dafuer haben alle Verstaendnis. Ich hab als Umweltkontrolleur fuer Restaurants gearbeitet, daher weiss ich inzwischen, worauf man achten muss, wenn man am Strassenrand isst. Viele Lokale sind nicht sauber, Du musst sehn, wie die mit dem Essen umgehn, wo die das herhaben aber auch, in was fuer einer Umgebung der Essensstand ist und ob die Verkaeufer und Koeche sauber und ordentlich aussehn... Als ich studiert hab, hab ich viel selbst gekocht, weil ich dem Strassenessen nicht recht traue...
Nein, natuerlich sind das alles nicht die Hauptkriterien, aber...
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