Mittwoch, März 30, 2005

Angekommen 13 ½

Vorgestern morgen sind meine Moebel angekommen. Um halb sieben morgens bekam ich einen Anruf: Hallo, Watson Limited, wir sind am Point (die Kneipe am Anfang der Strasse), wie kommen wir zu Ihnen? Einen Augenblick, ich komme Ihnen entgegen.

Da standen sie, eine Mappe mit dem Wort Watson in der Hand und einem klapprigen (nach deutschen Massstaeben) bzw. brandneuen (ghanaisch) Lastwagen mit meinen meinen Sachen. Waehrend sie ausluden, musste ich die Nummern notieren, die auf den Kisten und Moebeln klebten, dann alles zaehlen und mit der Lieferliste vergleichen. Und: Waehrend sie ausluden, musste ich mit den Traenen kampfen, vor lauter Freude ueber meinen ganzen alten Schrott, den kleinen Sessel aus den sechzigern, den ich in Lueneburg mit dunkelblauem Nickistoff ueberzogen hab, der quietschende und unbequeme Korbsessel, wo ich mich noch erinnern kann, so klein gewesen zu sein, dass ich mich darunter zusammenrollen konnte, die ebenfalls unbequemen Klappstuehle, die wir zu Hause nur an Weihnachten benutzen, wenn einfach zu viele Gaeste da sind und Kisten ueber Kisten mit Buechern! Juhuhhh.

Das Auspacken zieht sich langsam hin. Weil ich natuerlich das Fotoalbum durchschauen muss, eh ich ihm einen vorlaeufigen Platz gebe. Und mich ueber die Kuechensachen einzeln freuen. Ich hab mir selbst ein paar Ueberraschungen eingepackt, eine Packung Mandeln, mit denen Michael nichts anzufangen gewusst haette, Petersiliensamen (humusreicher Boden, steht drauf, feucht halten!!!), Lieblingsgewuerze und Zestenreisser. BROTBACKMISCHUNGEN in Aluboxen, in denen normale Menschen wertvolles optisches Geraet transportieren. Ich hab den Leuten hier schon so vom Deutschen Brot vorgeschwaermt, das ausser den Deutschen niemand mag, dass einige sich schon zum Probieren angemeldet haben. Ebenfalls Freitag sind wir dann endlich losgegangen und haben Kuehlschrank und Herd gekauft. Ein kleiner Schritt fuer die Menschheit aber...

Jetzt bin ICH das wieder, die in diesem mir vage bekannten Frauenkoerper rumlaeuft, der zwischenzeitlich von einer anderen Wesenheit bewohnt wurde. Was fuer einen grossen Unterschied das macht, ein Heim zu haben und nicht nur einen Platz mit Matratz. Freitag abend hab ich mit Brot backen und in der Kueche rumproetteln verbracht und grade die liebevolle Langsamkeit der Zubereitung hat mir das Gefuehl gegeben, meine Seele zu streicheln.

Und etwa gleichzeitig mit der Ankunft der Buecher beobachte ich einen ersten (?) Schritt der Akklimatisierung. Ich finde es zwar immer noch sehr warm. Und wenn einem der Schweiss in der Kueche nur so von der Stirn tropft, nervt das und ist auch ein bisschen fies. Aber ich leide nicht mehr so unter der Hitze. Ich kann Musik und Ventilator anmachen, ein Buch nehmen und kaltes Wasser und hab nicht mehr das Gefuehl, die Hitze killt mich und ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Wenngleich mich nervt, dass das Wasser, dass ich gestern gekauft und unter grossem Publikumsinteresse in einer Metalschuessel nach Hause getragen hab, dass dieses Wasser intensiv nach Waschpulver schmeckt. Aber wenigstens Kaltwaesche.

Buecher! Ich denke ich bin nun die Eigentuemerin der groessten privaten Romansammlung der Upper East Region (zum Thema Leihbibliothek bin ich noch in der Erkundungsphase, nicht ungeduldig werden...). Ich hab’s wirklich wissen wollen und bin vor ein paar Tagen zu einem der Buchlaeden hier gegangen und hab gefragt: Sagt mal, Jungs, habt ihr vielleicht einen Roman? Ich haette auch fragen koennen, verkauft Ihr Alligatoreneier. Warum geh ich fuer nen Roman in einen Buchladen? Natuerlich haben sie nur Schuelbuecher, Selbsthilfebuecher und religioese Traktate. Das ist doch normal. Koennt ihr mir vielleicht sagen, ob es in Bolga einen Laden gibt, wo sie Romane verkaufen? Ratlosigkeit.

Dienstag, März 29, 2005

Helferlein angestellt

Heute hab ich meine erste Personalentscheidung getroffen. Das fuehlt sich grossartig an... und ein wenig beaengstigend natuerlich. Vor Ostern bekam ich eine SMS von Pay, er haette einen lohnenden Kandidaten fuer die Position als Research Assistant (Hilfsforscher?), die ich zu vergeben habe. Spricht sechs Sprachen aus dem Norden und scheint auch sonst ganz interessant. Ja super, vorbeischicken.

Heute hab ich dann versucht, ihn zu meinem Haus zu dirigieren, zum Vorstellungsgespraech. Irgendwann ruft er mich auf dem Handy an: „Ich haemmer jetzt schon ein paar Minuten an Dein Tor, warum machst Du nicht auf?“ „Oh sorry, ich komme.“ Kurz spaeter hatte er einen Anruf auf seinem Handy: „Ich weiss nicht an welches Tor Du klopfst aber meins ist es nicht. Da steh ich naemlich jetzt und Du bist nirgendwo zu sehn.“ „Oh.“ „Ok, wir gehn jetzt beide zu dem Baum, wo das Taxi haelt und von da aus gemeinsam zu mir.“ Ich bin grad ein paar Meter gegangen, da kommt das Maedchen von gegenueber hinter mir her, „Hello, hello this Mister is looking for you (der Mann da sucht Dich)“ Und so hab ich gelernt, dass es auf meiner Strasse anscheinend noch eine weisse Frau gibt, die weiter oben ebenfalls in einem orangefarbenen Haus mit Mangobaeumen wohnt, das an ein rosanes Haus grenzt und ein braunes Tor hat. Interessante Information, der ich natuerlich nachgehn muss. Spaeter. Aber zurueck zum Assistenten. Der Arme, was fuer ein bescheuerter Anfang fuer ein Vorstellungsgespraech.

Wir sind dann erstmal zum Kiosk gegangen, kalte Softdrinks kaufen, denn ich hab ja noch keinen Kuehlschrank. Dann hab ich beschlossen, dass wir uns beide auf mein Veranda-Maeuerchen setzen muessen, denn ich hab ja nur einen geliehenen Stuhl und egal, wer sich darauf gesetzt haette, das waere immer wie in der Geschichte mit dem Greis, dem Jungen und dem Esel gewesen. Und dann hab ich das erste Vorstellungsgespraech meines Lebens gefuehrt, bei dem ich auf der anderen Seite sass. Und das hat Spass gemacht. Weil es nicht darum ging, aus dem Haifischbecken den fettesten und fiesesten und schlausten Fisch zu fischen. Sondern jemanden zu finden, mit dem ich gerne zusammenarbeiten moechte, der gerne mit Leuten arbeitet, bereit ist, Assistent zu sein, Auto faehrt, viele Sprachen spricht, mich fuettert, vor Fettnaepfchen bewahrt und nicht nervt.

Nochmal vielen Dank Penny, dass ich damals Deine Texte ueber Vorstellungsgespraeche aus der Sicht des Personalers korrekturlesen durfte/sollte. Was daraus haengengeblieben ist, sind die moeglichst konkreten Fragen nach realen Situationen.

Als Du fuers Umweltministerium in die Doerfer gefahren bist, gab es da schonmal Konflikte, kam es vor, dass die Bauern sich von den gruenen Jungs aus der grossen Stadt nichts sagen lassen wollten? Wie seid ihr damit umgegangen? Und dann hat er mir genau erzaehlt, wie misstrauisch die manchmal waren, dann langsam gesehen haben, dass keiner gekommen ist, um sie zu verhaften und wenn man sich einfach kleidet, mit ihnen ihre Sprache spricht, gemeinsam isst und trinkt und bei ihnen schlaeft, sie erstmal reden laesst und genau zuhoert, dann fangen sie langsam an, Vertrauen zu fassen und sie nehmen an, was man ihnen zu sagen hat.

Oder wie waers mit folgender komplexer Aufgabe (an der schon viele gescheitert sind): „Ich weiss, dass es wichtig ist, mit den Leuten zusammen zu essen. Aber ich bin sehr schwierig, was Essen angeht. Ich bin Vegetarierin aber manchmal kann ich mich auch bei vegetarischem Essen nicht ueberwinden, das zu essen, wenn ich es fies finde. Andererseits brauche ich etwa alle drei Stunden was zu essen, sonst werde ich unertraeglich – fuer mich und fuer alle anderen.“

Sein Strategievorschlag war ebenfalls vielschichtig: Kannst Du Reis essen? Wir koennen einen Kocher mitnehmen und dann immer frischen Reis kochen. Wenn Du nicht so viel Zeit hast, kann meine Mammi einen grossen Topf Gemuese kochen, den tun wir in eine Warmhalteflasche und mischen das dann mit dem Reis. Meine Tante hier in Bolga ist grade in Rente gegangen, die wuerde sich bestimmt auch freuen, wenn sie etwas zu tun haette. Wenn wir essen angeboten bekommen... Es ist nicht gut, das einfach abzulehnen. Wenn es etwas zum Mitnehmen ist, nehmen wir es mit und geben es spaeter jemand anderem. Wenn wir es bei den Leuten essen muessen... naja, ich hab mit keinem Essen Probleme. Und ich kann denen ja erklaeren, dass Du grade erst angekommen bist und Dein Magen mit einigem afrikanischen Essen noch Probleme hast, dass Du Dich uebergeben musst, wenn Du das isst, dafuer haben alle Verstaendnis. Ich hab als Umweltkontrolleur fuer Restaurants gearbeitet, daher weiss ich inzwischen, worauf man achten muss, wenn man am Strassenrand isst. Viele Lokale sind nicht sauber, Du musst sehn, wie die mit dem Essen umgehn, wo die das herhaben aber auch, in was fuer einer Umgebung der Essensstand ist und ob die Verkaeufer und Koeche sauber und ordentlich aussehn... Als ich studiert hab, hab ich viel selbst gekocht, weil ich dem Strassenessen nicht recht traue...

Nein, natuerlich sind das alles nicht die Hauptkriterien, aber...

Essen 8: Endlich lecker machen

Ich bin selbst ganz verwundert, dass wir, in Anbetracht der langen Zeit, die ich unterwegs bin, erst bei Essen 8 angekommen sind. Naja, seit ich in Bolga bin, koennte ich eher die Serie: Nicht Essen 1-13 ½ schreiben. Gruende dafuer: Eine Eiervergiftung (also Ueberdosis), die mich beim Gedanken an Omlette erschaudern laesst, Trotz gegen mageres vegetarisches Angebot, kein eigener Herd und irgendeine leichte Krankheit mit Schnupfen und Appetittverlust...

Aber! Heute! Hab ich das erste Essen hier zubereitet, dass ich auch einem (bescheidenen) Gast anbieten wuerde. Und schuld daran ist mal wieder Onkel Flash. Der aber nix abbekommen hat. Alles selber gegessen. Vorgestern hab ich Flash erzaehlt, dass ich mich ein wenig krank fuehle und gar keine Lust hab zu essen. Er hat angeboten, mich zum Arzt zu bringen und ausserdem zum naechsten Besuch Bananen und Avocados mitgebracht.

Nun sind mir Bananen meist zu suess (wichtiger Sicherheitshinweis zum Thema Bananen:
Die Parasiten sitzen
wenn sie sitzen
in den beiden braunen Spitzen).

Und ich hab mich noch immer nicht entschieden, ob ich Avocados nun gut finde oder nicht. Also ess ich langsam die Bananen und hab mit den beiden Avocados so lange gewartet, bis ich eine wegwerfen konnte. Dann bin ich heute Abend die lange staubige Strasse runtergeschlendert. Hab bei den Marktfrauen zwei kleine Tomaten gekauft und drei kleine Pepperoni geschenkt gekriegt, dazu im Kiosk ein halbes doofes Brot erstanden (und wenn ich doof sage, dann meine ich doof, das bescheuertste Brot, das ich je in Deutschland gegessen hab, darf in Ghana bestimmt an der Uni studieren), alten Knoblauch hab ich ja noch. Die besonders fortgeschrittenen Knoblauchzehen hab ich eben in meinem Garten verbuddelt und gegossen. Was keimen kann, soll gefaelligst auch wachsen und frischen Knoblauch hervorbringen koennen, oder?

Wenn Ihr Euch mir nahe fuehlen wollt, dann nehmt die genannten Zutaten plus einen Loeffel und einen Teller mit in die Sauna. Setzt Euch auf die obere Bank. Und jetzt versucht mit dem Loeffel die Tomaten sowohl von ihrer Schale (Lindan) als auch von ihren Kernen (Parasiten) zu befreien. Lacht laut, wenn Ihr seht, wie wenig uebrig bleibt. Tomaten kochen ist wohl doch die sparsamere Variante, da kann man die Parasiten drin lassen, tote Parasiten fallen in die Kategorie Ballaststoffe... Pepperoni und Knoblauch ebenfalls mit dem Loeffel zerkleinern und mit Salz vermatschen, Avocado und Tomatenueberreste dazu, aufs Brot schmieren und aaaaaahhh zu Hause fuehlen. Und beschliessen, dass ich morgen ein Messer und eine Gabel kaufe.

O leven Joott, jev ons Wassa on helf ons in de Nood

(Oh lieber Gott, gib uns Wasser und helf uns in der Not)
Die Nichtrheinlaender unter Euch moegen mir den wiederholten Rueckgriff aufs Rheinische Liedgut verzeihen. Die anderen koennen mein Morgengebet mitsummen. Ich bin auch ganz bescheiden und bete gar nicht um „Dat Wassa von Koelle“ (so heisst das Lied) denn ich bin ueberzeugt, auch dat Wassa von Bolga is joot. Nur leider, es fliesst nicht.

Vorgestern hab ich den Jungs, die das Gas verkaufen, erzaehlt, dass es in Deutschland nie Wasser- oder Stromausfall gibt. Sie haben mich unglaeubig angeguckt. Als ich vor drei Tagen in mein Haus einzog, gab es ein kleines hausinternes Wasserproblem, weshalb ich mir nur einen Eimer Wasser abzapfte und dann den Haupthahn zudrehte. Das Haus hat, wie die meisten Reichenhaeuser, einen Wassertank, der sich automatisch mit Leitungswasser fuellt, wenn es Wasser gibt, dann hat man einen Vorrat fuer die Zeiten ohne Wasser. Dieser Tank ist aber in der Zeit, wo das Haus leerstand, schmutzig und rostig geworden. Der Haupthahn ist aus, damit nicht gutes Wasser im ollen Tank unbrauchbar wird.

Vor drei Tagen. Ein Eimer Wasser. Morgens duschen (inclusive einmal Haare waschen und einmal Beine rasieren), abends Fuesse waschen. Heute, Morgen des vierten Tages, hab ich mir den letzten Inhalt des Eimers ueber die Schulter gekippt. Natuerlich haette ich, rein theoretisch, einfach den Haupthahn einen Moment aufdrehn und den Eimer neu auffuellen koennen. Das waere aber nur moeglich gewesen, wenn nicht in der Zwischenzeit die ganze Strasse von der Wasserversorgung abgeschnitten worden waere.

Wie man aus so wenig Wasser so viel Sauberkeit wie moeglich rausholt? Erst einseifen. Duschgel ist gut, weil man zum verteilen kein extra Wasser braucht. Und dann tassenweise Wasser ueber die linke Achsel, die rechte Achsel, die Brust, den Ruecken. Mit einer Flasche geht das noch sparsamer, weil die Oeffnung kleiner ist und man deshalb langsamer schuettet. Das ganze wird noch schoener, wenn man dabei immer geniesserisch oh und ah macht und sich auf die angenehme Kuehle des Rinnsals ueber die rechte Schulter konzentriert.

Trinkwasser? Das kommt ohnehin nicht aus der Leitung. In Accra hab ich meinen Wasserfilter zwischengelagert, das sind zwei Blecheimer, die aufeinander stehn. Im oberen sind vier Loecher, in denen poroese Keramikstangen stecken, durch die das Wasser in den unteren Eimer gefiltert wird, der einen kleinen Wasserhahn hat.

Bis der Filter ankommt, gibt es Sachet Water, also in halbliter Plastiktueten eingeschweisstes Wasser, man beisst eine Ecke der Tuete auf und nuckelt sie leer. Um sich nicht ganz irre zu machen, verdraengt man, dass man somit ja die Aussenseite der Tuete ablutscht, die schon durch tausend Haende gegangen ist und sicher nicht der Idee von hygienischer Reinheit entspricht. Wenn man Ghanaer ist, wirft man die leergenuckelten Tueten in hohem Bogen ueber die Schulter. Meist landen sie frueher oder spaeter in der Gosse, also in den tiefen zementierten Graeben rechts und links der Strasse. Die sind dafuer da, die sintflutartigen Regenfaelle der Regenzeit zu kanalisieren. Da die Trockenzeit aber lang genug ist, um jeden Scheiss da rein zu schmeissen und zu machen, bedeuteten die ersten Regen in Accra mal wieder Ueberschwemmungen von Strassen und Haeusern, da die Abfluesse mit einer Mischung von Tueten, Baumaterialien, Ziegenscheisse und was weiss ich verstopft waren. Politiker und Zeitungen diskutieren, ob die Wasserproduzenten fuer die Entsorgung der Tueten zahlen sollen.

Wasserversorgung fuer normale Leute, also die ohne Wasserhahn oder gar Tank im Haus? Ueber ganz Bolga verteilt (und auch in den Doerfern) sind Brunnen gebohrt (boreholes). Was man davon sieht ist die ein oder andere Art von Wasserhahn, der aus der Erde kommt. Manchmal aber auch Brunnen wie aus dem Kinderbuch, aus denen man mit Eimern schoepft. Jedes borehole versorgt eine bestimmte Anzahl von Haushalten, die direkt um das Loch herum wohnen. Gestern hab ich bei einer Frau meine Sprite getrunken, die einen kleinen Kiosk hatte und eine Wasserleitung. Der Schlauch hing an einem Gestell etwa auf der Hoehe einer Dusche. Das ist besonders praktisch, dann koennen sich die Leute, die Wasser holen, gleich mit Schuessel auf dem Kopf unter den Schlauch stellen und muessen das Mistviech nicht voll auf den Kopf hieven. Was passt in die Schuesseln, 10 Liter? 20? An dieser Wasserstelle haben die Leute pro Schuessel direkt bezahlt.

Mein Nachbar erzaehlte mir von der Wasserversorgung in seinem Heimatdorf, auch hier in der Gegend. Da bezahlen die Mitglieder einer Wassergruppe monatliche Beitraege fuers Wasser. Ich frage natuerlich (wasserhahnverwoehnt) ob das denn fair sei, Gebuehren unabhangig von der Menge tatsaechlich benutzten Wassers zu erheben. Nein nein, das ist ganz einfach, man zaehlt, wieviele Frauen in einem Haushalt leben und daran bemisst sich, wieviel zu zahlen ist. Frauen holen das Wasser, und wenn man sein Wasser auf dem Kopf drei Meilen tragen muss, ist die Menge, die man am Tag holen und verschwenden kann klar begrenzt...

P.s: ER (de leven Jott) liebt Gesang und versteht Koelsch. Heute abend komme ich nach Hause und kann mit entzuecken feststellen: et Wassa von Bolga is joot... und fliesst wieder!

Montag, März 28, 2005

Sensationell: Wissenschaftlerin entdeckt Zusammenhang zwischen Romantik und Armut!

Wann ist Euch zum letzten Mal Liebe auf den ersten Blick begegnet? Wie lange ist es her, dass ein fremder Mann / eine fremde Frau Euch unter Beteuerung innigster Liebe vom Fleck weg heiraten wollte? Trefft Ihr regelmaessig Menschen des anderen Geschlechts, die notfalls sogar bereit sind, mit Eurem Ehepartner um Euch zu kaempfen?

Ich wurde an einem gewoehnlichen Tag wie heute zweimal nachdruecklich, aber ohne sonderliche Liebesschwuere, um Hochzeit ersucht, zwei weitere Male um meinen Familienstand befragt und zum Abschluss des Tages trug mir ein schmucker 20jaehriger Polizist Geleit an, um mir auf dem Weg seine augenblicklich erflammte Liebe zu gestehn, mich nach meiner Lebenssituation zu befragen und, da sein Ansinnen abschlaegig beschieden wurde, mich schliesslich um Geld fuer seine Heimfahrt anzubetteln. Ich behauptete, ich sei Fraeulein nicht sondern verheiratet und beschloss ungeleit nach Hause zu gehn. Er konnte meine Grausamkeit nicht fassen, wie konnte ich ihm weder Geld noch Liebe geben und was sollte er dann heute abend tun? Nun, ich hab inzwischen auch einiges ueber den Zusammenhang zwischen Armut und Religion gelernt und bin dabei, mich den lokalen Beduerfnissen und Vorstellungen anzupassen: Bete zu Gott, und es wird Dir geholfen werden. Die einzig moegliche Antwort darauf ist: Ja, das stimmt.

Gluecklicherweise sind wir hier sehr weit von den zentralen Touristenstroemen entfernt. Die Nachfragen bleiben im Tonfall normaler Plauderei, ein Nein wird als Nein akzeptiert und zerstoert trotzdem nicht die freundliche Atmosphaere. Und vermutlich waeren sie eher schockiert, wenn ich sagen wuerde: Ja, stimmt, gute Idee, lass uns heiraten. Abgesehn von den Jungs, die sich als Rastafaris verkleiden und im Sexbusiness arbeiten (boyfriends vonUrlauberinnen fuer Kost, Logis und Geschenke), ist die Ghanaische Gesellschaft eher pruede. Die jungen Frauen testen zwar vor der Hochzeit meist eine Hand voll Bewerber paralell aus, aber inwieweit diese Tests auch koerperliche Faehigkeiten beinhalten, bleibt mir verschlossen. Ausschlaggebend scheint eher das oekonomische Potential der Bewerber zu sein. Die Ehe ist als endgueltige und ernsthafte Angelegenheit gedacht. Mein goldener Ring hat hier deshalb viel mehr Aussagekraft als in Namibia, wo die Maenner meinten: Wenn ers nicht weiss, nehmen wir ihm doch nichts weg.

P.s.: Nein, ich habe keinen wundersamen Wandel zur Beauty Queen erfahren, habe dazu noch dreckige Fuesse und strubbeliges Haar. Das kann aber nicht darueber hinwegtaeuschen, dass in meinem Herzen eine Eintrittskarte nach Europa verschlossen ist und jeder gute ghanaische Geschaeftsmann waere bloed, wenn er nicht mal versuchen wuerde, ob er an dieses Ticket rankommen kann...

Sonntag, März 27, 2005

Ausgedehnung der Familienbande – Extending Family

Ich schreibe zwar, ich haette ein Netzwerk von Bruedern hier, aber das stimmt nicht ganz: In Wirklichkeit sind das Onkel und Taentchen (uncles and aunties). So spricht man hier gleichzeitig hoeflich und vertraulich die Leute an, die schon etwas aelter und ehrwuerdiger sind als man selbst und die einem mehr helfen als man zurueckgeben kann...

Heute morgen hat mich Onkelchen Flash gegen sieben telefonisch geweckt, wie’s denn im Haus so sei, ob’s mir noch gefalle, er werde gleich in die Kirche gehen, gegen Mittag kaeme er dann mit dem Klemptner vorbei, um mein Wasserproblem zu loesen. Gestern als er ging, sagte er nochmal, ich solle keinesfalls einem dahergelaufenen (gefahrenen) Taxifahrer meine Adresse geben und ihn fuer mich fahren lassen, wenn die Familie ihn nicht kennt. Er wuerde mir jemand vertrauenswuerdigen besorgen und bis dahin koenne ich ihn gerne immer anrufen, wenn ich irgendwohin wolle. Meinen Vorschlag, einfach zur Strasse vorzugehn und ein Taxi anzuhalten, fand er aber auch ok.

Als ich grade anfing, meinen Tag zu beginnen, hoerte ich „Eva, Eva, are you there? (bist Du da?)“. Mein Nachbar Onkel Sunday rief aus seinem Fenster, ob ich vielleicht zum Fruehstucken heisses Wasser brauche und Tee. Wo ich doch selbst keinen Herd hab. Also bekam ich eine Thermoskanne heisses Wasser, eine Tasse und einen Loeffel geliehn. Und einen Haustuerschluessel, damit ich gleich, wenn Sunday und Gladys in der Kirche sind, in ihrer Kueche kochen kann. Nudel mit Tomatenmarksauce und Garden Eggs, also kleinen weissen Auberginen, die wie Eier aussehn. Und vertrocknetem Knoblauch, billigem Pflanzenoel und Salz. (Liste der Zutaten fertig) Juhuu.

Das alles ist eine Uebung in Demut. Reiche weisse Europaerin kommt zu den armen Afrikanerlein. Natuerlich hab ich gedacht: Alle werden zu mir kommen und was von mir wollen. Dass ich selbst so verwundbar und beduerftig sein wuerde und auf die grosszuegig gegebene Hilfe so sehr angewiesen, haette ich mir nicht vorstellen koennen. Aber hier ist man reich und das Leben funktioniert reibungslos, wenn man Familie und Freunde hat und arm, wenn man allein ist. Aber nicht nur arm, weil allein sein keinen Spass macht, sondern weil man kein Haus findet, keine Handwerker, keinen Telefonanschluss bekommt und ungeschuetzt dem boesen Rest der Welt ausgeliefert ist.

Samstag, März 26, 2005

Einzugsparty

Ein fetter Gecko, eine Flasche Fanta, ein Moebelstueck (Matratze) und der Watchman (Nachtwaechter) putzt die staubige Kueche.

Ich hab immer gesagt: Wenn schon Haustier, dann ein fetter Gecko, der freiwillig bei mir wohnt und alle Muecken frisst. Mein neuer Freund hier sieht wirklich aus wie ein veritabler Mueckenmassenmoerder. Und ist der ehrenwerte Stammesvater einer grossartigen Sippe, die mein Vorderhaus bewohnt, waehrend ich im Hinterhaus logiere.

Dass ich Fanta statt Abendessen trinke, und das irgendwie sogar ok finde, ist wohl ein Zeichen fortgeschrittener Afrikanisierung. Ich geniesse, dass sie kalt ist. Dennoch bin ich mir nicht sicher: Afrikanisierung meiner Persoenlichkeit oder der Umstaende? Denn die Umstaende sind: Ich hab keinen Herd und keinen Kuehlschrank. Und kein Restaurant in der Naehe. Als ich eben zum ersten mal zu Fuss von zu Hause (!!!) losgegangen bin, um etwas zu essen zu kaufen, dachte ich noch an das Angebot meiner Nachbarn, doch ihre Kueche benutzen zu koennen. Leider kamen sie mir auf dem Heimweg tuechtig aufgebretzelt entgegen, auf dem Weg zur Kirche. Es was so etwa 5 Uhr und sie meinten bis 10 wuerd das schon dauern. Also kann ich trockene Nudeln kauen, in die Aubergine beissen und Tomatenmark loeffeln. Ach nee, ich hab ja weder Loeffel noch Dosenoeffner. Oder anfangen zu glauben, dass Fanta und ein paar Kekse eine Mahlzeit sind.

Die Frau am Fantakiosk bot mir ihren Stuhl an. Das ist eine nette Geste. Aber als ich ablehnte, merkte ich, was ihre eigentliche Sorge war: Sie zeigte auf die Flasche, die soll ich bitte wiederbringen. In irgendeinem Gedicht meiner liebsten Hilde Domin, die leider noch im Container liegt, geht es darum, wie man an den Enden der Welt den Wert einer leeren Conservenbuechse neu erlernt. An dem kleinen Gemuesestand, wo ich meinen vertrockneten Knoblauch erwarb, bot mir Grace an, Erdnussoel in ebenso eine alte Fantaflasche zu fuellen. Weichei das ich bin, hab ich mich dann doch fuer schlechtes Pflanzenoel in Plastikflasche abgepackt entschieden.

Auf dem Weg zum Einkaufen hab ich von den 50 Leuten, denen ich begegnet bin, etwa 45 gegruesst. Die anderen wandten mir den Ruecken zu. Einer meiner neuen Freunde hier hat mir heute morgen erklaert, dass alle Europaer arrogant seien, weil sie nie gruessten. Afrikaner gruessen einander immer, denn wenn Dir Dein Bruder entgegenkommt und Du gruesst ihn nicht und ein paar Meter weiter hast Du einen Unfall, ist er vielleicht so wuetend, dass er Dir nicht hilft. Da riskier ich lieber, dass alle mich beim Namen kennen und ich niemanden und dass sie beim naechsten Mal aergerlich hinter mir her rufen: Sista Eva, why don’t you say hello to your friend (Schwesta Eva, warum sagst Du Deinem Freund nicht hallo)? Oder dass sie gleich ankommen: Hello, I want to be your friend, tomorrow I come to your house. I like you, don’t you like me? (Hallo ich will Dein Freund sein, morgen komm ich in Dein Haus, ich mag Dich, magst Du mich etwa nicht?)… Immer noch besser als ungeholfen verungluecken...

Meine Moebelstuecke... Um das Gefuehl zu haben, hier tatsaechlich einzuziehn, hab ich den Inhalt meines Rucksacks Stueck fuer Stueck ausgepackt, aufgefalten, bin einmal quer durch den Raum zum Schrank gegangen, habs da ordentlich zusammengelegt, bin zurueck zum Rucksack gegangen, hab ne kleine Pause gemacht, dann zwei Schuhe in den Nebenraum gestellt, damit der auch bewohnt aussieht und dann erstmal Pause gemacht. Was fuer eine Freude, als meine Brueder die neu gekaufte Matraze vorbeibrachten. Ein Bett konnte ich mir heute noch nicht kaufen, erstens weil ich knapp an Bargeld bin und der Bankautomat, den es hier wohl mal gab, inzwischen nach Tamale umgezogen ist. Und zweitens ist Osterwochenende und die drei Schreiner, wo wir waren, hatten grad kein Bett fertig. Watson Limited, meine Umzugskompanie (nein, mein Deutsch verenglischt nicht, wieso?) hat versprochen, die Kiste, die im Hafen liegt, Dienstag oder Mittwoch zu liefern. Juhuuu. Mein Zestenreisser und ich endlich wieder vereint. Wie konnte ich nur so lange ohne ihn. Aber das gehoert nach oben, zum Thema Abendbrot.

Der Watchman. Es war schon dunkel (also nach 6:30) und jemand bollerte ans Tor. Das muss man machen, um hier reingelassen zu werden, laut ans Metaltor haemmern. Die Klingel hoert man nur im Vorderhaus und die doofen Geckos kapieren einfach nicht, wie das Tor funktioniert. Also bin ich aus meinem Fantaflaschenbad gestiegen (ich hab noch ein kleines Problem mit der Wasserversorgung, also Beine rasieren mit einem Eimer Wasser und einer Fantaflasche, da ich ansonsten kein Schoepfgefaess mein eigen nenne. Kann ich tatsaechlich mein Versprechen einloesen und diese wertvolle Flasche morgen schon wieder abgeben? Und: Bin ich nicht noch ein bisschen jung, um Geschichten mit genauso ausschweifenden Nebenpfaden zu erzaehlen wie OmmaausGeich?). Anziehen, ans Tor laufen (also immer noch langsamer gehn, als ich in Deutschland schlendere, aber bei dem Luftwiederstand hier fuehlt sich das echt schnell an... Hallo Omma, liegt das in den Genen? Uebrigens waer Omma bestimmt begeistert, zu hoeren, was fuer gute Christenmenschen die Mohren sind. Bis auf die Moslems natuerlich. Aber das geht jetzt echt zu weit, zurueck zu Samuel, dem Watchman. Der uebrigends Christenmensch ist...).

Natuerlich ahne ich, dass der Watchman vorm Tor steht, trotzdem will ich doch nicht wie die sieben Geisslein einfach aufmachen, sondern frage in meinem einfachsten Englisch, wer da wohl sei und ob da ueberhaupt jemand ist... Am Ende mach ich das Tor natuerlich auch ohne Antwort auf, es scheint ein Erkennungszeichen dieser Branche zu sein, dass es mit der formalen Bildung nicht weit ist. Aber waehrend Sicherheitsleute in Deutschland meist als junge stumpfe Kleiderschraenke daherkommen, sind das hier hutzelige kleine Maennlein, die freundlich laecheln und etwa 20 englische Woerter verstehn... und damit irgendwie gleich mein Mutterherz ruehren. Als ich ihn frage, ob er den Boden denn gekehrt oder gewischt habe, erklaert er mir mit ca 16 Woertern, Pantomime und dem Wischlappen als Zeugen, wie Boden wischen funktioniert, mit Eimer und Wasser und auswringen und allem. Nach dem Kuecheputzen muss ich wie so ne Zicke inspizieren mit Finger drueberwischen und angucken und so weiter. Weil ich das so scheisse finde, am Ende unabhaengig vom Ergebnis loben und danke sagen, womit die Inspektion echt ne Farce wird...

Jetzt laeuft Samuel draussen rum, wird spaeter small-small (kleinklein) schlafen und fragte, ob er morgen Bescheid sagen soll, wenn er geht. Ja bitte. Und erfahre dann erst, dass er zur Kathedrale (???) gehn will und vorher noch zu Hause seine Bibel holen muss und deshalb um halb sechs los will: Ach weisst Du was, sag Bescheid, wenn Du gehst, aber wenn ich nicht antworte, macht nix, geh trotzdem... Und nochwas: Ich hoere Dich besser, wenn Du nicht nur klopfst, sondern etwas sagst, wenn Du mich beim Namen nennst:
„You knock and say hello Miss Eva. I hear you better“
„de name? not know“
„Eva“
„Ivan“
„No, Eva“
“Ivan”
“Evaa! no n!”
“Ivan”
“Ok Samuel, good night”
“Tank you Ivan”

Donnerstag, März 24, 2005

Disconnected

Meine Lieben ich bin im “hier gibts kein Internet Kaff” , wie Ihr vielleicht schon gemerkt habt. Heute sitz ich bei der Organisation, die ihre Verbindung der Oeffentlichkeit zugaenglich macht. Aber alles muss Zackzack gehn, weil die lange Schlange wartet. Also gibt es keine farbenfrohen Beschreibungen sondern nur News. In der Zwischenzeit schreib ich blogs auf Halde an meinem Computer, die werd ich senden, sobald ich eine Loesung gefunden hab. News sind: Eva hat ein Haus!!! Und Eva hat noch ein Haus!!! Zwei kleine Haeuser mit einer Mauer drum, viel Schatten von den Mangobaeumen, die schon lange da stehn und voll mit Mangos sind, ein paar Bananenstauden, die Wasser brauchen. Einmal 3 Zimmer Kueche Bad und einmal 2 Zimmer Kueche Bad. Und ganz ohne Perlhuehner im Wohnzimmer oder halbfertigen Rohbau. Jetzt koennen die Gaeste kommen.

Ansonsten bin ich ziemlich erschoepft, hab nen bloeden Schnupfen, Heimwehschuebe und warte, dass Kollegin M. (meine deutsche one-woman-mafia in Bolga) endlich aus Accra zurueckkommt. Damit wir gemeinsam ueber das Leben hier lachen koennen. Hab Taxifahrer mit Handy kennengelernt. Das wird wohl noch fuer einige Zeit der Ersatz fuer eigenes Auto sein. Und meine Umzugsfirma hat versprochen, die Sachen, die im Hafen liegen Dienstag oder Mittwoch zu liefern

Heimweh. I got it. It got me. Jetzt hats mich erwischt

Ja, ich geb’s zu, ich sitz mitten in Afrika und vermiss Euch ganz schrecklich. Hab einen kleinen Schnupfen, von dem ich mir gleich vorstelle, er sei eine ganz schlimme Krankheit (das Buch "Where there is no doctor" behauptet, es gaebe keine Tropenkrankheit, bei der Schnupfen das Symptom ist. Nun, das liegt bestimmt daran, dass diese Krankheit besonders selten und schrecklich ist...). Bin heute beim zu Fuss gehn schon von mehreren Afrikanern UEBERHOLT worden, weil ich so geh wie eine Bilderbuchfigur, die betruebt ist.

Ich schau mir ein Haus nach dem anderen an und alle sorgen sich um mich. Selbst Fred der Taxifahrer, mit dem ich gestern unterwegs war, rief abends an, weil er ein Haus fuer mich aufgetrieben hatte. Und Mary, die Kellnerin aus SWAD Fast Food, traegt mir die Tasche bis zur Strasse, faengt mir ein Taxi und bietet mir ausserdem an: When you have a house I come clean for you (Wenn Du ein Haus hast, putz ich fuer Dich). Ich glaube das waere eine gute Wahl, denn sie ist – im lokalen Vergleich – eine gute und aufmerksame Kellnerin, man fuehlt sich richtig als waere man im Restaurant. Ausserdem ist sie immer voller Mitgefuehl, wenn man allein da sitzt und die Ruhe geniesst. Where is your other German friend? (Wo ist Deine deutsche Freundin?)

Nun, meine deutsche Freundin hat mich heute morgen auch schon zum Weinen gebracht – mit einer SMS in der sie verspricht, mir in Accra eine Nagelschere zu kaufen und schreibt, dass sie sich um meinen Schnupfen kuemmern wuerde, wenn sie hier waere.

Was sind das fuer Haeuser, die ich mir angucke? Die gehoeren alle Bolgasen, die in der Fremde ihr Glueck gemacht haben. Sie arbeiten in England als Krankenschwester oder in Amerika als „sag ich lieber nicht was“ und stecken alles Geld, was sie uebrig haben, in ein Haus, in dem sie niemals wohnen werden. Und hier haben sie dann einen Care-taker, also einen Bruder, der ab und zu in dem Haus schlaeft, wenn seine Familie ihm auf den Geist geht. Oder der Perlhuehner im Wohnzimmer haelt. Meine Mission ist es, diese Brueder kennenzulernen, die dann die Hausbesitzer ueberzeugen, dass es besser fuer das Haus ist, wenn ich drin wohn als die Huehner. Es hat noch niemand richtig in den Haeusern gewohnt, und sie sind meist noch nicht ganz fertig gebaut und in verschiedenen Stadien des Verfalls. Im Moment schwanke ich zwischen einem mit schoenen Stuckdecken aber Perlhuehnern (die stinken) und einem ohne Huehner und Stuck, dafuer mit Blumenkaesten auf der Veranda, grosser Kueche und schiefen Tueren. Beide haben Mangobaeume im steinigen Garten, was mir sehr gefaellt.

Fred hat mir ein compound Haus gezeigt, rechteckig um einen Hof gebaut, alle Tueren gehen zum Hof und etwa ein Drittel des ganzen waere meins, der Rest ist von mehreren anderen Familien bewohnt. Mit dem grossen Luxus, dass ich eigenes Klo und eigene Dusche haette.

Warum ich unter dieser Ueberschrift nur ueber Haeuser schreib, die ich mir anschau? Weil das Teildes Heimwehs ist. Ich sehne mich nach eigenem Heim und Herd. Besonders Herd. Ich traeume davon, meine Wochenenden auf dem Markt zu verbringen, wo ich Stoffe und Koerbe und runde Tontoepfe fuer Blumen und einen grossen Tonmoerser kaufe, um mein Nest auszupolstern. Ich freu mich darauf, meine Kisten endlich in Empfang zu nehmen und die vielen Raeume mit meinen spaerlichen Moebeln zu fuellen. Und Buechern! Im Moment hab ich zwei Romane dabei, die ich rationiere, damit sie laenger halten... Und wenn mein Koerper sich so schwaechlich fuehlt, dann hat das auch mit Naehrstoffmangel zu tun. Sicher, die Ghanaische Ernaehrung, wenn man das Spiel komplett mitmacht, mag auch ausgewogen sein. Wenn man aber so eine Zimperliese ist wie ich und nur wenige Aspekte davon essbar findet, dann drohen Eiervergiftung (Ueberdosis) sowie Ballaststoff- und Vitaminmangel.

Essen 9: Ostern, kein Fest fuer Ziegen

Als ich heute morgen aus dem Hotel ging, sah ich ueberall Ziegen. Soweit normal – nur sind die Ziegen heute alle in Begleitung und die meisten muessen noch nichtmal selber gehn. Eine Ziegenherde mit Hund auf das Dach eines Trotros gebunden, Fahrradgepaecktraeger mit abgeschabbelter Metalschuessel in „zusammengeklappte-Ziegen-Groesse“, sogar vom Ruecksitz des Vorbeifahrenden Taxis schreit es mir entgegen: Maehhh! Besonders beeindruckt bin ich von zwei Maennern und zwei Ziegen, die gemeinsam ein Fahrrad fahren: Ein Mensch sitzt auf dem Sattel und tritt, eine Ziege im Lenkerkorb, eine Ziege und ein Mann teilen sich den Gepaecktraeger. Wieso koennen sich die Ziegen ploetzlich alle einen Chauffeur leisten?

Fleisch haelt sich in der Hitze am besten, solange es im lebenden Koerper gelagert wird. Und Ostern wird fuer diese Ziegen ihr letztes Fest. Wie auch fuer tausend Huehner (normale und Perl-), die heute zum ersten Mal Fahrradfahren. Ich lerne, dass Huehner sehr transportfoermig gebaut sind: Was ihnen normalerweise zum Laufen dient wird bei genauerer Betrachtung und wenn man sie auf den Kopf stellt zu super Haltegriffen. Wenn man sie an den Griffen zusammenschnuert, kann man sich gleich ein halbes Dutzend ueber den Fahrradlenker haengen oder sie wie eine Tragetasche in der Gegend rumschwenken. Und irgendwie scheint Ueberkopfhaengen die Huehner zu beruhigen, so dass sie nur ab und zu leicht beunruhigt hierhin und dorthin schauen, sich aber bei weitem weniger beschweren als die Ziegen, denen auch ein praktischer Griff fehlt.

Mittwoch, März 23, 2005

Feste Beten und her mit der Kohle

Vermutlich erwecke ich den Eindruck, als sei Religion in meinem Leben ploetzlich ein besonders wichtiges Thema geworden. Nun, das ist wohl so, obwohl ich nicht wirklich sagen kann, dass das hauptsaechlich durch ein starkes inneres spirituelles Beduerfnis gespeist wird. Aber hier kommt man einfach nicht drumrum. Letztes Wochenende (mein letztes in Accra) habe ich bei Charlotte gewohnt. Die kennt ihr schon, die hat mich am Anfang ueberall hin gefuehrt und mir ihren Schneider empfohlen. Als sie hoerte, dass ich wieder ins Hotel ziehen wollte, weil der Ehemann meiner Gastgeberin zurueckkam und damit in dieser Herberge kein Platz mehr fuer mich war, meinte sie: „Das muss doch nicht sein, ist doch viel zu teuer, komm einfach zu mir. Wenn es Dir nichts ausmacht, dass ich nur ein Zimmer und ein Bett hab.“ „Noe, das macht nix, komm ich gerne.“ „Klasse, dann kommst Du Samstag und Sonntag nehm ich Dich mit in meine Kirche.“

Charlotte ist Ghanaischer Mittelstand im eigentlichen Sinn des Wortes - also nicht wie Englaender das benutzen wenn sie Oberschicht meinen – Leute, die einen Job haben, von dem sie leben koennen und einen compound (Hof?) wo sie mit ihrer Familie wohnen. So ein compound ist zunaechseinmal daran zu erkennen, dass er von einer Mauer umgeben ist. Drinnen gibt es mehrere flache langgestreckte Gebaeude, lauter einzelne Raeume, die von einzelnen Mitgliedern der Grossfamilie bewohnt werden. Alle waren sie stolz, dass sie dieses Wochenende eine Frau Doktor beherrbergen durften.

Dusche und Toilette sind Betonzellen an einem Ende des Hofes, Leitungswasser gibt es oefter theoretisch als praktisch, dafuer gibt es Plastiktanks und Eimer. Charlottes Zimmer ist etwas groesser als ihr (grosses) Bett, dekoriert mit Stoffblumen, fettem Fernseher auf Dauerbetrieb und Stereoanlage fuer religioese Radioprogramme.

Da ich nicht wusste, wo Charlotte wohnt, hab ich ein Taxi angehalten, sie angerufen und das Telefon an den Fahrer weitergegeben, dass sie ihm erklaert, wo wir uns treffen, um das letzte Stueck gemeinsam zu fahren. Ueber Stock und Stein.

Am naechsten Morgen grosse Galauniform. Das letzte Mal hab ich mich fuer die Kirche so fein gemacht, als ich meine Sommerferien noch bei OmaausGeich (ein Wort) verbracht hab. Was fuer ein Glueck, dass ich mir mein bordeaux-goldenes afrikanisches Festtagsoutfit hatte naehen lassen und grad am Tag vorher hochhackige rote Schuhe erstanden hatte. Zur staubigen Ecke gehn und warten, dass ein Sammeltaxi vorbeikommt, das noch zwei Plaetze frei hat. Taxi anhalten, in dem fuenf Leute sitzen. Reinquetschen, lernen, dass man auch fuer 1500 Cedis (15 Eurocent) Taxi fahren kann. Sammeltaxen heissen in Charlottes Welt „normal taxi“, waehrend die, wo man die Route selbst bestimmt „drop“ heissen, also aeh... „absetzen?“, weil sie einen da absetzen, wo man will.

Die wunderbare Charlotte warnt mich vor, dass ich mich als neue Besucherin vorstellen muss, meinen Namen sagen, dass Charlotte mich mitgebracht hat und dass ich zum Beten hier bin. Also bin ich nicht ganz ueberrumpelt, als sie mit dem Mikrophon ankommen...

Und sonst? Nun, die Predigt ist nicht so schlimm wie ich befuerchtet hatte. Mit Teilen der Message (keine Grenzen zwischen den Staemmen, sorgt fuer die Armen) kann ich mehr anfangen als mit anderen (ihr muesst ganz viel missionieren und Geld geben). Obwohl die Assembleys of God zu den charismatischen Kirchen gehoeren, war das relativ rational, keine Leute, die in Zungen reden und verzueckt zusammenbrechen.

Echt eigenartig fand ich die Kollekten. Als es zum ersten Mal losging, fluesterte Charlotte „We’re going two times“ (Zweimal). Vorne standen zwei Eimer und nacheinander, Reihe fuer Reihe stehn alle auf, taenzeln zur Musik an den Eimern vorbei und werfen was rein. So weit so gut. Aber dann kommt der Spendensammler. In weissem wallenden Gewand und mit Mikrophon in der Hand geht er vorne auf und ab: „Wer ist so grosszuegig und gibt 100 000? Wer ist so ein guter Christ? Kommt nach vorne, wenn ihr 100 000 geben wollt! Klatscht fuer diese guten Brueder! Ok, wer von Euch gibt 50 000, 50 000...?“ usw... Die dritte Kollekte war weniger peinvoll, nach der Messe gabs noch Sonntagsschule. Da sassen wir in kleineren Gruppen und lernten, wie die Kreuzigungsgeschichte uns darauf hinweisen soll, unsere Schwiegermuetter nicht als Hexen zu verunglimpfen und ins Hexendorf zu jagen. Das gibts hier wirklich, ein Hexendorf, in dem lauter alte Frauen wohnen, die keiner mehr will. Waehrend wir das diskutierten, ging die Plastikschuessel noch einmal rum, fuer den Fall, dass jemand noch Geld uebrig hatte.

Aber wenn mir das schon als viel Druck und Geldmacherei erschien, so hab ich heute den Tempel der Fountain Gates Gemeinde besichtigt und wurde eines Besseren belehrt. Hier folgt man einfach und klar dem Wort der Bibel und fordert von seinen Mitgliedern den Zehnten, also 10% des Einkommens. Aber natuerlich sind alle Berichte darueber, dass der Kirchengruender stinkereich sei, teuflische Propaganda. Der ist ganz bescheiden und hat nichtmal ein eigenes Haus, der Arme. Das Geld braucht man doch nur fuer die Verbreitung des Wortes. Und dafuer, dass in diesem afrikanischen Dorf eine pompoese Versammlungshalle fuer 3000 Glaeubige gebaut werden kann, in der sich das Wort, dank modernster Akustik, besonders gut verbreitet.

Out of coverage area (kein Empfang

Ok, das (!) Internetcafe in Bolga ist kaput. Also kann ich nur schreiben aber nicht ins Netz stellen. Trotzdem, ich hab gemerkt, wie mir bloggen dabei hilft, meine geistige Gesundheit zu wahren (siehe Fuehrerscheinamt) und wenn ich nicht am Wegesrand aufsammle, was da ist, geht es doch verloren.

Heute hat mich die Mutter am Telefon gefragt, ob Bolga denn schoen ist... Hm. Es gibt ja ganz unterschiedliche Vorstellungen von schoen... interessant (mit leicht kursiv gerunzelter Nase) trifft es wohl eher. Wenn man auf den vier Hauptstrassen bleibt, hat man das Gefuehl, in einer Kleinstadt zu sein. Eine dieser Strassen ist aus unerfindlichen Gruenden (Wahlgeschenk) sogar vierspurig und sieht aus wie Grossstadt. Ein Ort, der fuer Wegbeschreibungen wichtig ist: Traffic Lights, also die einzige – natuerlich kaputte – Ampel.

Gestern hat mich Kollegin M. (German Mafia in Bolga) auf ihrer Motocross Maschine mitgenommen und wir haben eine kleine Runde durch die Stadt gedreht, bei der sie mir erklaert hat, was wo ist: ein guter Imbiss fuer afrikanisches Essen, wo sie sich noch nie Parasiten gefangen hat, die Disko, der Palast des Chiefs (ein zweistoeckiges Betonding mit dem Charme von Ostblock Vorstaedten), eine Kneipe, in die man als Frau nur allein geht, wenn man nicht allein bleiben moechte. Ich hab ihr meine Bueros (die Betongerippe) gezeigt und wir haben uns vorgestellt, wie schoen man in der Regenzeit in der noch unfertigeren Haelfte im obersten Stock im wogenden Gras sitzen kann und auf die Berge gucken...

Dann sind wir von der Hauptstrasse abgebogen, ins Innere der Stadt und da ist dann klar, warum M. kein normales Motorrad faehrt und dass Bolga in Wirklichkeit doch ein afrikanisches Dorf ist: Lehmhuetten, haarstraeubende Staubpfade zwischen den Haeusern, natuerlich Kuehe, Ziegen, Huehner, Kinder, die starren und Hellohellohello (nur die Kinder) sagen. Wir kommen an einem kleinen Menschenauflauf vorbei. Was ist da los? Oh, das ist ein „Fernseher zu verkaufen“-Geschaeft. Und alle Kinder und Erwachsenen draengen sich um das Geraet, auf dem ein Nigerianisches Video laeuft und lachen gemeinsam. Maedchen mit Mangogeschaeften auf dem Kopf, Frauen, die auf der naechsten Veranda ihre Schneiderei haben, alle. Und in diesem Dorf, das Bolga innen drinnen ist, hat kaum einer fliessendes Wasser, Toilette oder Strom.

Freitag, März 18, 2005

Taxifahren

Auf der Fahrt von Bolga nach Accra hat mir der Fahrer erklaert, warum die Taxen, obwohl sie so aussehn, wie sie aussehn ("This car is finish" sagt er "Das Auto is Schluss") immer noch fahren. Wie sie aussehn? Oft hat die Frontscheibe tausend Risse, bei der Karosserie werden Beulen von Rost zusammengehalten, was abbrechen kann (Tueroeffner, Fensterkurbeln, Spiegel), ist abgebrochen, die Plastiksitze voller Ritze - aber diese ganze Pracht liebevoll dekoriert mit aufblasbaren Friedenstauben, Blumenvasen mit Saugnapf und Plastikblumen, Aufklebern auf der Frontscheibe (um sie zusammenzuhalten?), Autobeduftern usw.

Das Geheimnis heisst Organtransplantation: Du hast eine Karosserie die noch halbwegs der Form eines Autos entspricht. Dann machst Du Dich auf die Suche nach den Ueberresten anderer frisch verstorbener Karren. Ein Unfallwagen, dessen Motor noch laeuft? Wird eingebaut und zack hast Du ein Superauto, wo Du nur noch "God will find a way" (Gott findet einen Weg) auf die Rueckscheibe kleben musst und los gehts. Geld verdienen.

Natuerlich am liebsten (aber das ist international) von Fremden, die reich sind und sich nicht auskennen - was man hier ganz leicht daran erkennen kann, dass ihr Gesicht so eine ungesund blasse Farbe hat. Das uebliche Ritual fuer Weissnasen: Taxi anhalten (jedes zweite Auto ist ein Taxi), sagen, wo man hin will und fragen, was das kostet. Nochmal sagen, wo man hin will. Auflisten, was es alles an moeglicherweise bekannten Dingen in der Umgebung des Reiseziels gibt. Falls der Fahrer behauptet, das zu kennen, nochmal fragen, was es kostet. Laut lachen und zeigen, dass man einen guten Scherz immer zu schaetzen weiss. Einen realistischen Preis angeben (entweder wissen, was realistisch ist, oder sich was ausdenken). Nicht in die Diskussion ueber gestiegene Spritpreise einsteigen, sondern freundlich verabschieden. Sich zurueckrufen lassen und einsteigen. Auf der Fahrt (wir erinnern uns, Fahrer sagte, er kennt das Ziel) irgendwann die freundliche Frage: Und, sind Sie schonmal da gewesen, wo Sie hin wollen? Was heisst: Ich hab keinen blassen Schimmer, wo das sein soll. Navigieren, Leute am Strassenrand fragen. Ganz sicher aber, wenn man schliesslich angekommen ist: Nicht auf die Debatte eingehn, dass er ja nun viel laenger fahren muesste, nur weil er sich nicht auskannte und dass die Fahrt deshalb teurer wuerde. Fuer eine Stadtfahrt irgendeinen Betrag zwischen 80 Eurocent und 2 Euro zahlen. Heute zur Bank gefahren, den Fahrer eine Stunde warten lassen, zurueckgefahren fuer 4 Euro 50.

Dieser Taxifahrer war ganz interessiert an meinem Ring und ich hab ihm erzaehlt, dass ich mit meinem Mann hier bin und auch nicht mehr als einen Mann brauche. Ein Problem ist genug. Und dass mein Mann mit mir gemeinsam in den Norden zieht, um da im Wassersektor zu arbeiten. Er wusste einiges ueber Europaeer, z.B. dass wir unsere Partner in der Grundschule kennenlernen und dann ein Leben lang zusammenbleiben und einander niemals verlassen. Das hat einen ganz einfachen Grund: Wir sind reich genug. Deshalb muessen die Frauen nicht ihre Maenner verlassen, wenn sie einen reicheren Mann haben koennen.

Reiseplaene

Eigentlich sollte ich jetzt schon im Auto gen Norden sitzen. Aber gestern wurde mir klar, dass ich dieses Abreisedatum ja selbst gesetzt hatte und mich da oben niemand erwartet und dass es ziemlichen Stress bedeuten wuerde, es einzuhalten. Also hab ich die positiven Aspekte von "ich bin mein Chef" und "keinen schert, dass ich hier bin" genutzt und meine Abreise auf Anfang naechster Woche verlegt. Also bin ich am Wochenende noch ganz normal auf dem Handy erreichbar.

Mittwoch, März 16, 2005


Geschaeft fuer Sachen, die kuehl bleiben sollen Posted by Hello

Dienstag, März 15, 2005

Tiere in der Stadt

Ziegen sind ueberall. Kleine, grosse, schmutzige, hochschwangere, angebunden oder freilaufend, joggend mit den Joggern, finden sie noch was zu knabbern, wo wir nur Sand sehn oder Muell. Ebenso Huehner, zaehe Biester mit zerzausten Kueken, die ganze Stadt kraeht, einige Huehner haben die Beine mit kurzer Schnur zusammengebunden, damit sie nur elegant trippelnd fliehen koennen. Andere sind in erstaunlichen Farben angemalt (neon pink), damit ihre Besitzer sie wiederfinden. An einigen Ecken sieht man neben der Hauptstrasse regelmaessig Rinderhirten in zerrissenen T-Shirts. Ganz kleine Katzen und ab und zu Hunde. Aber nicht wirklich viele.

Voegel: Tauben die noch so aussehen, wie die Idee einer Taube, bevor diese Viecher die Ratten der Luft wurden, delikate schlanke Voegel mit braunen Tupfen auf der Brust, die lieblich gurren. Auf Haeusern, die mehr als zwei Stockwerke haben, sitzen Geier und warten, dass ich aufgebe. Die kleinen weissen Reiher, die ueberall rumlaufen, sind glaub ich Kuhreiher. Und aeusserst freundliche kleine Kerle. Dann gibt es noch lauter kleines buntes Zeug, besonders gut gefallen mir die, die so gross sind wie Stare und knallmetallikblau mit gelben Augen.

Aaaaameisen. Jede Groesse, ueberall. In der Kueche, im Bad, im Buero. Die grossen schwarzen essen einen auch schon auf, wenn man noch lebt. Falls man sich nicht vehement genug dagegen verwehrt. Bei Pay im Haus gab es auch eine grosse Badezimmerschnecke mit spitzem braunem Schneckenhaus, die immer wieder anderswo hing. Und eine einsame Kakerlake.

Montag, März 14, 2005


Wir haben einen kleinen Jungen in diesem Bild versteckt. Findest Du ihn? Posted by Hello

Botanischer Garten Posted by Hello

Blog weg. Mist!

Eigentlich gaebe es noch einen ganz hinreissenden, lustigen, literarisch natuerlich hoechst bedeutenden Blog ueber meinen wunderbaren Sonntag. Aber leider ist der im Prozess des Publizierens geschreddert worden. Mistikack. Dann behalt ich das halt alles fuer mich. So. Nur damit Ihr wisst, wo die Fotos herkommen: Wir waren auf einem hohen Berg etwa eine Stunde von Accra entfernt im alten botanischen Garten. Futter fuer die Seele.

Jajaja, das sagt sich so einfach, bau doch auch mal Fotos von Dir ein. Das sagen auch immer nur die mit den langen Armen. Wenn ich Koch Mohammed und mich fotografieren will... kurze Arme, keine Kekse Posted by Hello

Sehr grosser Baum (Ach so... haette man sonst nicht gemerkt. Sinnvolle Bildunterschrift) Posted by Hello

Freitag, März 11, 2005

Essen 5: Strassenessen

Ich bin noch immer gesund. In Bolga hatte ich einen ernsthaften Anfall von Kulturallergie und hab einen Moment lang ueberlegt, aus Trotz und Erschoepfung krank zu werden, um es denen mal so richtig zu zeigen... Aber gezeigt haette ich niemandem nix und dann waere ich zu allem Uebel auch noch krank gewesen.Also gesund bleiben trotz Strassenessen. Auf dem ganzen Weg wird rechts und links Essen verkauft. Maenner halten frischgefangene kleine Pelztiere an den Beinen in die Luft. Es gibt Staende, an denen man das kaufen kann, was in der jeweiligen Gegend am besten waechst, Palmfruechte und rotes Palmoel, haarige Yamswurzeln, Tomaten, Bananen, Holzkohle (ok, die gibt es eher in der Gegend wo kaum noch was waechst und die meisten Baeume irgendwie nicht mehr da stehen, wo man sie erwartet haette...). Wir fahren an einem Tag von den feuchten Tropen (wo es Regenwald gaebe, wenn es den noch gaebe) in die staubtrockene Savanne. Meine Mitreisenden halten ab und zu an, um Vorraete da zu kaufen, wo sie am guenstigsten und am besten sind.

Von rechts nach links: Yams, Eimer, Verkaeuferin, Fahrer Salisu, Tomaten, Forscher Felix, Avocado Posted by Hello

Bananen, Avocado, Palmoel und Orangen Posted by Hello

was weiss ich, was man hier kaufen kann... Posted by Hello

Raststaette Posted by Hello

Wuerstchen am Spiess mit Gemuesestuecken und Currypulver Posted by Hello
Dann gibt es noch die Stellen, die man vage als Busparkplaetze oder Raststaetten bezeichnen koennte. Da gibt es Toiletten zum Bezahlen. Super System: die Pipi-Huette ist so viel billiger als die echte Toilette (2 Euro Cent im Gegensatz zu 10), dass die Toiletten unbenutzt und sauber sind. Dann Staende, die lokales Obst verkaufen. Andere, die quasi Europaeisches Kiosksortiment haben mit Butterkeksen, Club Cola, Pringles usw. Und Garkuechen, wo es Ghanaisches Essen gibt.

Auf dieser Reise hab ich einiges an Essen gesammelt, was sich als „local“ gibt aber sehr harmlos zu essen ist (fuer „Ich ess Wuermer“ muesst Ihr echt irgendnen Superstar losschicken). Ganz gross in dieser Kategorie ist: Omelette, gerne mit Paprika, Zwiebeln, Tomaten und in ein bloedes Broetchen gepappt. Gibts ueberall. Nummer zwei auf dieser Hitliste ist jede Bestellung, die mit „Plain Rice“ (einfacher Reis) anfaengt. Dann weiss man, selbst wenn der Rest Scheisse schmeckt oder verwirrend, hat man immer noch den Reis. Manchmal bedeutet Plain Rice auch, dass man halb Reis, halb Spaghetti bekommt. Plain Rice with Vegetables (Gemuesereis) ist Reis mit Kohl, Moehren, gruener Paprika und Zwiebeln in einer Sauce, die aussieht wie beim Chinamann, nur ist das Gemuese weniger lappig und die Sauce ist weder so suess noch so sauer. Plain Rice with Gravy (Reis mit Sauce) ist ein Essen, das nach dem Prinzip der hundertjaehrigen Suppe sehr gut geeignet ist, jeglichen Rest zu verstecken. Mir wurde erklaert, dass man aus Tomaten und Zwiebeln eine Paste macht, die man zusammenkoechelt, bis sie ein brauner und leicht koerniger Syrup ist. Das Koernige kommt, wenn man genau hinschmeckt, von irgendwelchen Fleischfasern, die dem Gravy im Laufe dieses Prozesses untergekommen sind. Ausser mir wuerde natuerlich niemand diese beiden Gerichte so essen. Denn wenn man das bestellt, kommt immer die Frage, mit welchem Fleisch man das moechte, Huhn oder... was auch immer sonst da ist. Huhn ist sicher.

Mein Lieblingsgericht der Kategorie „Was echt bloed schmeckt“ sind im Moment Yams Chips. Das sind Dinger, die aussehn wie Pommes, auf den ersten Biss wie mehlige Pommes schmecken, bevor man sie runterschluckt verdammt trocken im Mund liegen... und danach hat man so einen Nachgeschmack im Mund, als haette man eine alte Alupfanne ausgeleckt.

Innehalten im Gebet Posted by Hello

Donnerstag, März 10, 2005

Waenn et Baedde sisch lohne daet...

wat mingste woll wat isch dann baedde daet (fuer unsere internationalen Leser: Das ist Koelsch, das ist BAP und das heisst: Wenn das Beten sich lohnen taete, was meinst Du wohl was ich dann beten taete).

Ihr wisst inzwischen, dass fast alle Taxis und Minibusse religioes sind. Auf meinem Weg nach Bolga hatte ich genug Zeit, die Gemeinde der religioesen Mystiker auf Raedern, der Lastwagen, zu bestaunen. Deren staerkstes Dogma: Glaube ueberwindet die Schwerkraft. Und ihr Erfolg gibt ihnen recht. Auf der ganzen Strecke nach Bolga haben wir nur etwa 20 Lastwagen gesehen, die frisch umgekippt waren, ohne dass irgendwelche Materie ausserhalb des Lasters selbst in diesen Unfall verwickelt gewesen waere. Die Gueter am Strassenrand verstreut, die Fahrer, sofern noch einsatzfaehig, in stoischer Ruhe im Schatten liegend oder das sortierend, was noch brauchbar war. Im Vergleich zu den hunderten Lastwagen, die mit unglaublicher Ladung dahinkrochen und noch nicht umgekippt waren, sind diese 20 beinahe nichts. Das waren wohl die, deren Glaube an der Steigung nachliess. Oder auf der Bruecke. Oder einfach so, auf grader Strecke.

Bus nach innigen aber erfolglosen Gebeten  Posted by Hello

Kohlenlasterhintern Posted by Hello

Kohlenlastergesicht Posted by Hello

Donnerstag, März 03, 2005

Gruppendynamische Uebung in afrikanischer Geduld

Meine Lieben,
Ihr sitzt zwar alle im blitzschnellen Europa aber ihr duerft natuerlich auch an der interkulturellen Erfahrung afrikanischen Zeitverstaendnisses teilhaben.

Hae?!!! Was will sie uns sagen???

Morgen frueh verlasse ich Accra. Natuerlich ist in Afrika inzwischen jeder Baum ans Internet angeschlossen... dennoch befuerchte ich, dass Ihr von nun an etwas laenger auf meine Berichte warten muesst, denn die meisten Baeume haben permanent Stromausfall... Vor allem fuer die von Euch, die mich besuchen werden: Ihr koennt gar nicht frueh genug anfangen, warten zu lernen.

A propos Zeit und Geschwindigkeit: Ich merke, dass ich langsam (Ha!) auch anfange, mich in der Brise treiben zu lassen, statt stetig und zielstrebig voranzuschreiten. Man darf niemals schneller gehn als der leise Luftzug. Warum ich mich da anpasse? Weil ich so interkulturell sensibel bin. Weil ich es bloed finde, meinen Gespraechspartnern davonzulaufen und jeden ueber den Haufen zu laufen, der vor mir geht. Weil es bei dieser Hitze die einzige angenehme Gangart ist. Und weil ich gehoert hab, dass schlaffes Schlurfen bei Frauen als besonders erotisch angesehen wird.

Raus

Patricia schrieb mir ganz begeistert davon, wie mir der Wind um die Nase wehen wird, frisch und sauber, wenn ich endlich aus der Stadt raus bin und die Landstrassen dieses neuen Landes erkunden werde.

Die Klima-Anlage meines geliehenen Autos funktioniert endlich wieder, also war der Wind um meine Nase tatsaechlich frisch. Strahlende Augen? Leidenschaft? Nun, ich wusste, ich bin in offizieller Mission unterwegs, neben Felix kam noch eine Deutsche mit, die in der Gegend forschen wird, die wir besucht haben. Ich hatte sie eingeladen, da sie den Basin Officer ohnehin kennenlernen muss. Sie gab mir dann auch gleich zu verstehn, dass ich die ganzen Fragen stellen soll und sie mich beobachtet - mit so ner kritischen Falte auf der Stirn...

Die Hinfahrt hab ich also groesstenteils damit verbracht, ihr unser Projekt zu erklaeren, Dokumente zu lesen, die ich kennen sollte und ein paar Fragen zu entwickeln, falls der Officer nicht wie das Duracell-Haeschen immer weiter rappelt (was er als guter Politiker aber tat, kein Problem also...).

OK, ich gebs zu, ich hab auch ab und zu aus dem Fenster geguckt. Die Landschaft war wunderbar huegelig. Mein Oekologiestudium hat mich verdorben: Ich will Ich hab mich selbst dabei beobachtet, wie ich das, was da waechst, gut oder schlecht finden wollte und mir nicht ganz sicher war (ich werd halt die Oekologin doch nicht los). Natuerlich kann ich mich irren, aber das ist es, was ich gesehn hab: Riesige Baeume, denen man ansieht, dass sie in einem dichten Wald grossgeworden sind, sie sind grade und schlank und ohne unnoetige Verzweigung in Richtung Licht gewachsen und haben ganz hoch oben eine kleine Krone. Nur haben sie leider ihren dazugehoerigen Wald verloren und stehen weit verstreut ueber kleinen Feldern mit Kochbananenstauden, Oelpalmen und anderen Nutzbaeumchen, die ich nicht kenne. Das gibt der Landschaft so nen Touch von Haarausfall waehrend Chemotherapie. Andererseits: Ich hab nur einen einzigen Huegel gesehn, auf dem quasi gar nichts mehr wuchs ausser Felsen und Gestruepp, der Rest war gruengruengruen...

Wir sind auf den Weg durch kleine Staedte gefahren, die sich so anfuehlten, als haette man Stuecke aus Accra rausgeschnitten und aufs Land gepackt. Einer der Orte ist die Ghanaische Brothauptstadt, rechst und links der Strasse Stapel von Toast - man sagt, das beste des Landes. Also Deutsche frag ich mich natuerlich: Was hat das mit Brot zu tun?

Dienstag, März 01, 2005

Reiseplaene

Morgen frueh werde ich mit meinem Kollegen Felix (und meinem Fahrer und einer Studentin aus Deutschland) einen Ausflug zum Densu River Basin machen. Meine Aufgabe hier ist es, mir die Implementierung von staatlichen Wasserkommissionen genauer anzuschauen, die jeweils fuer das Einzugsgebiet eines Flusses zustaendig sind.

Die Ghanaer versuchen das erst in ausgesuchten Gebieten als Pilotprojekte, um dann aus den Erfahrungen zu lernen, wie sie das national umsetzen koennen. Densu ist der erste Fluss, wo es seit 4 oder 5 Jahren so eine Kommission gibt, am weissen Volta, wo ich arbeiten werde, wurde die Kommission grade etabliert. Dieser erste kleine Field-Trip soll vor allem dazu dienen, dass ich mir einen Eindruck verschaffe, wie sowas aussehn kann und mit dem Basin Officer, also mit dem Chef des ganzen, rede. Ich werde also morgen zum ersten Mal aus Accra rauskommen - wenn auch nicht weit, wir planen etwa 1 1/2 Stunden Fahrtzeit ein.

Viel laenger fahren werde ich am Freitag. Dann geht's mit Felix nach Bolgatanga. Wir fahren morgens um sechs los und falls wir vor sechs Uhr abends in Tamale sind, fahren wir durch - ansonsten uebernachten wir da und fahren die restlichen zwei Stunden oder so am Samstag. Urspruenglich war der Plan gewesen, dass er mich da hoch karrt, ablaed und da bleib ich dann fuer immer. Inzwischen hat sich aber herausgestellt, dass die Autofrage noch nicht wirklich zu meiner Zufriedenheit geklaert ist... momentan gibt es fuer drei Kollegen (also zwei Ghanaer und mich) ein kaputtes Auto. Bis ich mein Projektauto kaufen kann, brauche ich noch Zustimmung aus Washington und von den Philippinen (nein, die Geschichte dahinter ist uninteressant, was interessiert ist einfach: Ich hab kein Auto), und wie lange das dauert ist noch nicht klar.

Also gibt es einen neuen Plan und darin werde ich nicht im Busch ausgesetzt und muss zu Fuss nach Hause finden. Huraaa!

Neuer Plan: Ich fahre mit Felix in den Norden, dann beobachte ich, was er so forscht und organisiert, lasse mich von ihm allen vorstellen, schau mir an, wieweit die vorlaeufigen Bueros gestrichen sind und wo die endgueltigen gebaut werden sollen, lasse mir von Aaron zeigen, was fuer Wohnhaeuser er fuer mich gefunden hat und was daran noch zu renovieren ist und miete, was mir gefaellt, lerne Wilson kennen, den dritten Kollegen vor Ort (Aaron, Wilson, Eva) und fahre dann Mittwoch oder Donnerstag mit Felix zurueck nach Accra.

Ghanaisch ausgehn mit George

Das war mein Ziel am Samstag Abend. Eigentlich Ghanaisch ausgehn mit George und Charlotte aber sie war zu muede, da sie den ganzen Samstag auf einer Fortbildung war. George ist Pays Ziehsohn und Pay hatte ihn mir als Ausgeher empfohlen, weil er einerseits weiss, wie man ausgeht und sich amuesiert, andererseits aber auch gut auf mich aufpassen wuerde.

Bevor wir allerdings richtig in den Samstag Abend starten konnten, mussten wir bei seinen Freunden vorbeifahren, die mit ihrem Auto liegengeblieben waren. Und dann noch bei der niederlaendischen Hochzeit, wo er den Tag verbracht hatte und versprochen hatte, sich noch einmal zu verabschieden, nachdem er mich abgeholt hatte. Da trafen wir eine Niederlaenderin, die bei der gegenseitigen Vorstellung gleich fragte: Did you tell her about us (Hast Du ihr von uns erzaehlt)? Und ihn quasi dazu zwang, zu sagen, dass sie seine Freundin sei... Was er spaeter im Auto heftig abstritt, das sei wohl eine Wunschvorstellung dieser armen Dame... Er hatte mir grade vorher naemlich von den Schrecken der interkontinentalen Beziehungen erzaehlt und dass er damit endgueltig aufgeraeumt habe in seinem Leben...

Wie auch immer, jetzt gehts los. Sein klapprige Karre fuehlt sich schon viel ghanaischer an als die ganzen fetten Jeeps, in denen ich hier normalerweise gefahren werde. Ich waere niemals nachts allein in die Gegend gefahren, in die es nun ging. Die Haeuser wurden immer kleiner und schliesslich Huetten, vorbei am Stadtausgangsschild aber immer noch dichte Bebauung rechts und links der Strasse. Schliesslich halten wir an einem dreistoeckigen Klotz, wo unten Restaurant und Spielhalle oder so drin sind und oben drauf ist das Roof Top (Dach), so heisst unsere location des Abends: Ein grosses Flachdach mit Plastiktischen und Stuehlen, knapp beleuchtet, eine Bierbude, ein DJ mit fetten schlechten Boxen, ein Fernseher auf dem europaeischer Fussball laeuft. Ausser den Jungs von Real Madrid bin ich die einzige Weisse auf diesem Dach (spaeter seh ich noch drei weisse Hippies in ner Ecke). Es gibt laute Musik, warme Getraenke und alle tanzen. Ich beschliesse, mich zu amuesieren und es gelingt mir tatsaechlich - sobald der Programmpunkt "tanzen" beginnt.

Da man in Afrika nichts alleine macht, gibt es auch zu Rap und Techno Paartanz. Und da es auch um Mitternacht noch so heiss ist, dass einem der Schweiss nur so runterlaeuft, tanzen wir ganz langsam und bewegungsarm... Oh nein, wenn Ihr Euch jetzt Klammerblues (Hallo Mutter) oder irgendwas lasziv Geschmeidiges vorstellt... naja, langsam und mit kleinen Schrittchen von einem Fuss auf den anderen wackeln triffts wohl eher. Noch dazu wurde mein Tanzpartner immer wieder von den neusten Entwicklungen des Fussballspiels abgelenkt... Aber zwischen diesen Phasen desinteressierten Wackelns und Schweissabwischens gab es auch ein paar Minuten echt schoenen und harmonischen Tanzens. Und obwohl ich natuerlich auffiel, hatte ich das Gefuehl, gar nicht aufzufallen, niemand hat mich angemacht oder besonders unfreundlich angeguckt, ich war einfach jemand, der in Begleitung von jemand anders nen netten Abend verbringt...