Sonntag, November 26, 2006

Religioese Beduerfnisanstalten

Damit meine ich nicht betende Toiletten. Sondern Orte, die religioese Beduerfnisse wecken und stillen. Hoehlen voller Buddha Figuren am Flussufer in Laos, heilige Fische und weissagende Schlachthuehner in Burkina Faso, charismatisch-christliche Kirchen in Ghana und anderswo, wo sich Glaeubige in Verzueckung zuckend auf dem Boden waelzen. Bei Buddhas zu Hause ueberkam mich wieder dieses zehrende Gefuehl: Anderleuts religioese Anstalten beruehren mein Herz mit ihrer Heiligkeit und wecken spirituelle Beduerfnisse – koennen sie aber nicht stillen. Ich weiss nicht, was das geschlachtete Huhn mir sagen will und was ich zu denken oder fluestern habe, waehrend ich Raeucherstaebchen vor dem laechelnen goldenen Mann anzuende. Gestern erzaehlte mir ein Reisender, wie am Ganges zum Lichterfest die Touristen Lichter und Blumen kaufen und sie in der Abenddaemmerung auf den Fluss hinausschicken. Ein paar hundert Meter weiter fischen die Inder die Opfergaben wieder aus dem Wasser, um sie ein zweites, drittes, viertes Mal zu verkaufen. Opfer-Recycling. Sind Erstopfer den Goettern gefaelliger oder sind das alles Oekos? Ich sehne mich nach den kalten katholischen Kirchen in Europa, die nach feuchtem Stein, Kerzenwachs und alter Tante riechen, wo ich jeden Schritt und jedes Wort auswendig weiss und sicher fuehle, wo ich herkomme. Das alles hat viel mit Heimat und wenig mit Gott zu tun.

(Zur Illustration meiner Verwirrung gibt es heute ein paar Beispiele buddhistischer Ikonographie – Pornographie? – die mir mal wieder klar gemacht haben, dass ich nichts versteh.)

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