in der Nachbarschaft. Wenn ich morgens frueh aufwache und ueberschuessige Energie oder Neugier spuere, geh ich eine Runde durch meine neue Nachbarschaft. Jedes Mal in eine andere Richtung. Die Runde muss um sieben beendet sein, weil es dann fuer mich endgueltig zu heiss ist zum Flanieren. Tesano ist ein Villenviertel mit gewichtigen abblaetternden Haeusern, ausladenden Baeumen, frischer Luft und gewundenen Strassen. Tesano ist eine Gegend, in der Leute in kleinen Schuppen und unfertigen Haeusern wohnen, Huehner und kleine Kinder ueber ungeteerte Strassen flitzen und in Blechcontainern „Respect Haircut“ (Respekt Haarschnitt) neben „Jesus First Beauty Salon“ (Jesus zuerst Schoenheitssalon) um Kunden wirbt.
Als ich vor fast zwei Jahren zum allerersten Mal in Ghana ankam und in der Dunkelheit zum Hotel fuhr, merkte ich gleich, dass die Dinge hier anders laufen, als in Namibia (Wer jemals in zwei afrikanischen Laendern war, kennt das: Nach dem ersten Land denkst Du, Du hast jetzt ne Ahnung von Afrika. Und erzaehlst selbstbewusst ziemlich viel Bloedsinn. Wenn Du das zweite Land besuchst, schaemst Du Dich, denn Dir wird klar, dass Du natuerlich nur ein einzelnes Land in Afrika kennst und die alle ganz unterschiedlich sind...).
Der auffallende Unterschied zwischen Ghana und Namibia: Durchmischung statt Trennung. In Namibia ist die Trennung von reich und arm auch nach dem Ende der Apartheit immer noch zwanghaft. Eine neue schwarze Oberschicht hat sich zu der alten weissen Elite gesellt, das war’s aber auch schon. Reiche und Arme leben in ihren eigenen Ghettos und haben beim jeweils anderen nichts zu suchen (Ausnahme: Hausangestellte der Reichen). Die arme Mehrheit der Schwarzen lebt weit vom Stadtzentrum Windhuks, durch die Autobahn vom Rest abgeschnitten... Weisse wurden ernsthaft gewarnt, sich nicht dahin zu verirren, weil das so gefaehrlich sei. In der schicken Gegend um Accras Flughafen dagegen, stehen vor den Villen kleine zusammengezimmerte Staende, wo im Schein der Petroleum-Lampe alles verkauft wird, was das Herz begehrt. Von meinem Haus aus ueberquer eine Strasse und bin in der anderen Haelfte von Tesano, die mir das Gefuehl „einfach aber anstaendig“ vermittelt, wo mich die Frauen vor den Haeusern gruessen und die Kinder grosse Augen machen. Und beide Seiten Tesanos sind ganz und gar Ghanaisch. In Namibia hatte ich in meinem Ghetto immer das Gefuehl, in einer europaeischen Ferienanlage mit viel Sonnenschein und Selbstschussanlagen an den Zaeunen zu sein.
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