Dienstag, Dezember 30, 2008

Unbehuetet in die Kaelte

Mein Kerl kann sich das nicht erklaeren: Da sind ihm in Deutschland fast die Ohren abgefroren und trotzdem traegt keiner Hut. Waehrend sich die Mutter Fotos von der Schwiegerfamilie ansieht und sagt: Wo haben die diese Huete her?

Also wenn es eins gibt, worum ich schwarze Amerikanerinnen beneide, dann ist das ihre Hutkultur. Ich setz mir vielleicht ab und an mal ne Kappe oder ne Muetze auf und finde mich schon mutig. Aber diese grossformatigen Statements in Knallfarben, die man als schwarze Frau in die Kirche anziehen kann - das waer ja fast schon ein Grund, religioes zu werden. Nur leider saehen die auf meinem Kopf etwa so passend aus, wie es sich anhoeren wuerde, wenn ich ploetzlich im schwarzen Strassenslang unserer Nachbarn reden wuerde.

Von zu Hause nach Hause

So, das war wohl die letzte Flugreise fuer ne ganze Weile und ich bin nicht traurig drum. Die Fluglinien haben einfach keine Walfisch-Sondersitze und auf diesen Sitzen fuer normale Menschen komm ich mir irgendwie so gestrandet vor.

Jetzt bin ich wieder in Washington, die Sonne knallt so gut sie kann und ich geniesse mal wieder die "Arbeite-im-Cafe-Kultur".

Wie sehr ich das genossen hab, heute in meinem Lieblingssupermarkt einkaufen zu gehn und einfach so mehr zu kaufen, als man in drei Tagen aufisst. Daran merk ich immer, ob es Ruhe in meinem Leben gibt, oder ich zu viel unterwegs bin: Kann ich regelmaessig eigenes Essen essen, ohne dass mir was schlecht wird?

Montag, Dezember 22, 2008

Das neuste Foto

 
Posted by Picasa

Ist jetzt auch schon einen Monat alt. Zweieinhalb Monate hab ich noch und langsam merk ich, dass ich staendig mit Gepaeck rumlaufe.

Sonntag, Dezember 21, 2008

Der Wind, der Wind, das himmlische Kind...

... knuspert weder an meinem Knaeuschen (was auch immer das ist) noch knabbert an meinem Haeuschen.

Sondern haelt mein Flugzeug vom Fliegen ab. Als ich den Reisefuehrer meiner Eltern durchgelesen hab, wurde mir erst so richtig klar, dass ich mir das nicht nur einbilde, die USA haben wirklich krasseres Wetter als Europa. Das liegt daran, dass wir hier so eine riesige Landmasse haben, ueber der sich alle moeglichen Ungewitter vorbereiten koennen, waehrend in Europa der besaenftigende Einfluss der Meere nie fern ist.

Diesmal ist also der gesamte Nordosten der Staaten von Schneestuermen lahmgelegt und mein erster Flug nach New York gestern wurde ersatzlos gestrichen. Versuch ich's heute nochmal ueber Atlanta. Das heisst zwar, dass ich Zickzack fliege (von hier nach Suedwesten, um nach Nordosten zu reisen) aber wenigstens schneit's im Suedwesten sehr selten. Na dann gute Reise.

Donnerstag, Dezember 18, 2008

Eva’s wunderbare kleine Welt (07.11.08)

Wenn ihr meinem blog regelmaessig folgt, wisst Ihr, dass ich auf Reisen haeufig in meiner eigenen kleinen wunderbaren Welt unterwegs bin, wo die Menschen alle ein wenig netter zu einander sind als in der grossen rauen Wirklichkeit. Unser Fuehrer, der uns gestern und heute durch die Kirchen gefuehrt hat, zur Segnung meines runden Bauches, durch eine stockdunkle Hoehle, die an die Hoelle erinnern soll, steile Berge rauf und runter, hat sich so gut um uns gekuemmert, das war schon ruehrend. Dass die schwangere Frau nicht zu schnell geht, die Mutter nicht ausrutscht, der Vater einen Platz zum Sitzen findet…

Und waehrend er uns alles erklaert hat, haben wir auch ein langsames Gespraech begonnen, wo wir versucht haben rauszufinden, was denn nun die Aehnlichkeiten und Unterschiede zwischen der katholischen und der Aethiopisch Orthodoxen Kirche sind. Beide verehren Heilige und glauben an die Vergebung der Suenden (wobei die Aethiopier direkt und ohne die Vermittlung eines Beichtvaters zu Maria beten), aber die Aethiopisch Orthodoxen glauben nicht, dass Jesus Mensch geworden ist, fuer sie ist er nur Gott.

Gegen Ende des zweiten Tages haben wir uns sogar ein wenig ueber Politik unterhalten, was in einem Land wie Aethiopien nicht unbedingt einfach ist, das die Regierung ein recht unverbindliches Verstaendnis von Demokratie hat.

Als wir uns dann heute verabschieden wollten, meinte er: “Ich wuerde Dir gerne ein Kreuz fuer Dein Kind schenken, warte, ich geh das schnell besorgen.” Nach einer halben Stunde kam er wieder und brachte einen silbernen Anhaenger und erklaerte uns ein letztes Mal die vielen kleinen Symbole, die in so einem Aethiopischen Kreuz versteckt sein koennen: “Diese sechs Nubble rechts und sechs Nubbel links verkoerpern die zwoelf Juenger, das kleine Kreuz in der Mitte steht fuer Jesus, die vier Nubbel hier unten stehen fuer die Evangelisten, diese Kringel hier versinnbildlichen die Koenigskrone Jesus und in der Mitte das grosse Kreuz steht fuer die Kreuzigung Jesu.” Dann gibt er mir seine email Adresse und bittet mich, ihm zu berichten, wenn mein Kind geboren wird und ob alles gut ging.

Das ist mal wieder wie der Taxifahrer, der mir Orangen schenkt. Wenn der arme Fremdenfuehrer darauf besteht, der reichen Touristin ein kleines Abschiedsgeschenk zu schenken und das ganze keine billige Anmache ist, dann weiss ich, dass wir fuer einen Moment uebersehen konnten, was uns trennt und unterschiedlich macht.

Familienpackung (06.11.08)

Schon in den vergangenen Jahren war das immer unglaublich wunderbar, mit der Mutter zusammen auf einen afrikanischen Markt, in ein Geschaeft oder sonst irgendwo hin zu gehn, wo viele Afrikaner sind. Irgendwie ist die Kombination “erwachsene Tochter mit Mutter” etwas, was jede Marktfrau versteht und kennt und was ihr Herz ruehrt. Wie der Vater immer sagt: “Jetzt wissen die endlich, dass Du nicht irgendwo vom Esel gefallen bist, sondern eine Familie hast.” Nun stellt Euch mal vor: “erwachsene schwangere Tochter und Mutter” Was gibt es den schoeneres, in Laendern, in denen Familie und Kinder kriegen das hoechste Glueck und die heiligste Aufgabe der Frau ist? Dafuer braucht man nicht die gleiche Sprache zu sprechen, damit das andere Frauen laecheln laesst. Aber wenn sie ein wenig verstehn und wir dazu sagen, dass das das erste Enkelchen ist, dann ist’s ganz aus.

Die Mutter - und auch mein Mann - haben sich aber wohl zu viel vorgestellt, als sie dachten: “Das ist ja wie ne Versicherung, nun bist Du ja von jeglicher Anmache geschuetzt, weil alle sehn, dass Du nicht mehr zu haben bist…” So heilig ist die Mutterschaft anscheinend auch nicht. Unser Tour-Organisierer (zum Glueck nicht der, mit dem wir den ganzen Tag zusammen sind), kann sich nicht einkriegen darueber, was fuer ein gluecklicher Mann mein Ehemann sein muss, wie schoen meine blonden Haare sind und dass wir doch Obamas Wahlsieg mit einem Bier in ner Bar im Dorf feiern sollen – natuerlich gemeinsam mit den Eltern, so viel Anstand hat er dann doch.

Mir faellt dazu gerade erst ein, dass ich mal gehoert hab, dass es in manchen afrikanischen Kulturen kein Hindernis sondern ein Verkaufsargument ist, wenn eine Frau schon Kinder hat (weil sie zum Beispiel frueh verwitwet ist oder uneheliche Kinder hat): Nur bei so einer Frau kann man 100% sicher sein, dass sie in der Lage ist, ihre heilige Pflicht zu erfuellen, und mehr Kinder zu kriegen. Eine kinderlose Frau zu heiraten, ist viel eher ein Gluecksspiel.

Blablabla Obama (05.11.08)

So, oder so aehnlich hoerte es sich vermutlich heute in ganz Afrika an. Zumindest in Lalibela, Aethiopien war das den ganzen Tag ueber ein Hintergrundgemurmel, das uns begleitete. Vor allem die jungen Maenner konnten nichts anderes diskutieren und so hoerten wir ueberall Unterhaltungen, von denen wir nur ein Wort verstanden, und das war Obama. Nein, gelogen, wir verstanden viel mehr, denn an dem Gesichtsausdruck und der Begeisterung, mit der die Jungs sich ueber amerikanische Politik unterhielten, konnte man noch viel mehr ablesen, auch ohne jegliche Amharisch-Kenntnisse: “Wir haben gewonnen!”, “Jetzt wird alles besser!” und “Der erste amerikanische Praesident, der Afrika im Blut hat!”. Am fruehen Morgen werden wir schon begruest mit: “You hear BBC? Obama win!”

Als ich vor ein paar Wochen in Kenia war, waren die da alle in Obamamania, weil das ja eines seiner Ursprungslaender ist. Meine europaeischen Kollegen erzaehlten zwar, dass er auf seiner Kenia-Reise klargemacht hat, dass er diesem Land keine Sonderstellung einraeumen wird, aber ich werde den Verdacht nicht los, dass die Kenianer sich von ihm typisch afrikanische Verteilungspolitik erhoffen, eine Art Kopie des typischen afrikanischen Praesidenten, der zuerst an seine eigene Familie, seinen eigenen Stamm denkt.

(Spaeter hab ich gehoert, dass Kenia und Sudan einen Staatsfeiertag ausgerufen haben, an dem Tag, als Obamas Wahlsieg verkuendet wurde.)

Unglaublich (05.11.08)

Vor hunderten von Jahren gebaut:



Der erste Europaer, der im 16. Jahrhundert die Kirchen in Lalibela beschreibt, sagt irgendwann:
”Nun will ich aufhoeren, diese Wunder weiter zu beschreiben, sonst werdet Ihr denken, ich sei ein Luegner.”

Mir geht es aehnlich, diese Kirchen sind zu gross und zu grossartig, in der Mitte von typisch afrikanischen Lehmhuetten Doerfern und in der Mitte atemberaubender Berglandschaft, zu gross, als dass ich sie mit meinen kleinen einfachen Worten beschreiben koennte.


Heute gebaut (gleich nebenan)

Gesegnet (5.11.08)

In Lalibela gibt es ein 10 m tiefes Taufbecken, dessen Wasser Unfruchtbarkeit heilen soll. Jedes Jahr an Weihnachten wird den Frauen ein starkes Seil um den Bauch gebunden und sie werden dreimal in diesem Wasser untergetaucht. Im Laufe eines Jahres, sagt unser Fuehrer, werden sie schwanger.

In einer weiteren Kirche gibt es ein Kreuz, mit dem speziell schwangere Frauen gesegnet werden. Ich weiss nicht, was ich erwarten soll oder was von mir erwartet wird und schliesslich steh ich einfach ganz still vor dem Priester, der mit seinem reich verzierten goldenden Kreuz meine Stirn beruehrt und damit von allen Seiten ueber meinen runden Bauch streicht und es mir schliesslich dreimal sanft auf den Mund drueckt, damit ich es kuessen kann. Wir haben einen stillen Moment erwischt, wo keine Touristengruppe durch diese dunkle kuehle Kirche latscht und der ganze Raum ist voll von der Heiligkeit des Augenblicks. Ich fuehle mich beschuetzt und geborgen.

Nachdem die Mutter sich ihre Traene aus dem Augenwinkel gewischt hat, fischt sie einen glattgeschliffenen Rosenquarz aus ihrer Tasche und haelt ihn dem Priester hin, waehrend ich uebersetzen muss: ”Ich habe lange darauf gewartet, Grossmutter zu werden. Nun werde ich mich bis ans Ende meines Lebens an den Moment erinnern, wo Sie mein erstes Enkelkind gesegnet haben. Bitte nehmen sie diesen Stein als ein Zeichen meiner Dankbarkeit.” Der Priester macht ein ernstes Gesicht, schuettelt leicht den Kopf und murmelt etwas auf Amharisch. “Der nimmt den nicht” flustert mir die Mutter ins Ohr… Aber unser Fuehrer uebersetzt: ”Der Priester sagt: Wenn das Kind geboren ist, bring es hierhin zurueck und ich will sein Patenonkel werden.” Und nimmt den Stein dankbar an.

Et rheinische Geschischtsche (5, Nov 2008)

Wir Rheinlaender luegen ja gar nicht oefter als andere Deutsche… Aber irgendwie sind unsere Geschichten meistens etwas bunter und aufregender als andererleuts, irgendwie farbverstaerkt.

Zu Beispiel heute: Die Mutter hat einen Packen gebrauchte Kinderkleider nach Aethiopien mitgebracht, die sie gerne an arme Kinder geben will, ohne dass sie damit auf offener Strasse einen Menschenauflauf verursacht. Heute haben wir dafuer eine Loesung gefunden. Wir haben den ganzen Tag mit Kirchenfuehrungen durch die Felsenkirchen von Lalibela verbracht und unser Fuehrer hat uns besonders gut gefallen, ein freundlicher, respektvoller Mann aus dem Ort, ohne den wir wie Blinde durch diese Wunder geirrt waeren. Das ist unser Mann, der kann die Kleider verteilen, an seine armen Verwandten oder die Armen, die wir heute im Ort gesehen haben.

Die rheinische Geschichte, die ich ihm erzaehlt hab (und die nun wirklich nich ganz gelogen ist, nur ein wenig ausgeschmueckt): Meine Mutter hat jahrelang zu Gott gebetet, dass er ihr Enkelkinder beschert. Nun, da eine ihrer Toechter endlich mit einer Schwangerschaft gesegnet ist, ist sie so dankbar, dass sie gerne etwas von dem Glueck, das sie erfahren hat, weitergeben moechte. Sie weiss, dass ihre Tochter (also ich), alles hat, was sie braucht. Also hat sie sich vorgenommen, wenn sie nach Afrika kommt, anderen jungen Muettern mit weniger Glueck ein Geschenk zu machen. Weil sie aber gar nicht darauf aus ist, von diesen Leuten mit Dankbarkeit ueberhaeuft zu werden, wuerde sie Sie gerne bitten, die Kleidungsstuecke in ihrem Namen zu verteilen.

Was die rheinische Geschichte so ueberzeugend macht, ist dass dem, der sie erzaehlt, dabei die Traenen in den Augen stehen, weil sie so ruehrend ist. Nun sind wir die Klamotten los und alle freuen sich.
























Gluecklicher Fremdenfuehrer

Vertrauen ist (vielleicht) gut (4.11.08)

Kontrolle ist natuerlich besser. Das scheint das Motto des Aethiopischen Staatsaparates zu sein, viel mehr als in Ghana, wo ich immer das Gefuehl hatte “Geschwindigkeitsbegrenzungen (und Gesetze…) sind freundliche Ratschlaege und wenn man die nicht annehmen will, gibt man ab und an eine kleine Spende an die Polizei.”

Zum Beispiel Handys. Aus unerfindlichen Gruenden ist die Regierung ueberzeugt, dass es nicht gut ist, Auslaendern ohne aethiopischen Ausweis eine SIM card zu verkaufen. Die koennten ja sonst… Ja was? Auslaendisch telefonieren? Wie auch immer.

Im Flughafen standen wir in der Schlange hinter einer weissen Dame, die mit ihem schwarzen Begleiter viele Formulare ausfuellte und sich irgendwann zu uns umdrehte und auf Deutsch sagte: “Ich hoere, sie wollen auch eine SIM card kaufen, da haben Sie aber ein Problem, das duerfen Sie gar nicht…” Nach einigem Geplauder bot sie uns schliesslich an, dass Ihr Fahrer uns die cards kaufen koennte, so wie er das auch fuer sie getan hat. Glueck gehabt.

Nachtraege

Auf der Aethiopien-Reise hab ich viel geschrieben und nichts in den Blog gesetzt. Nach dem schrecklichen Ende (s.u.) stand mir der Sinn nicht danach.

Ich werde die Geschichten nun einfach so hier reinsetzen, wie ich sie zu dem Zeitpunkt geschrieben habe, damit ich nicht vergesse und damit Ihr wisst: Es war eine ganz wunderschoene Reise.

Donnerstag, Dezember 11, 2008

Baby unter die Dusche?

Wer in Amerika schwanger ist, und kein "Baby Shower" hat, heult sich die Augen aus dem Kopf, denn das bedeutet, Du hast keine Freunde. Nein, da wird kein Baby unter die Dusche gestellt. Sondern mit Geschenken ueberschuettet. Bevor es ueberhaupt auf der Welt ist. Es ist wichtig, dass das von einer Freundin organisiert wird (sich selbst ein Baby Shower organisieren, heisst, s.o. keine Freunde), eine Orangensaftparty (damit man sich daran schon mal gewoehnt...), mit Luftballons und allen moeglichen Geschenken, die fuer die Aufzucht des Nachwuchses nuetzlich sein koennten.

Sonntag, Dezember 07, 2008

Wo bist Du? Alles OK?

Vor ein paar Tagen rief mich ein beunruhigter Freund an, weil er nach der ganzen Knallerei nie mehr was von mir im Blog gelesen hatte.

Und das kam so: In Aethiopien ist blogger irgendwie gesperrt, und man kann keine neuen Artikel hochladen. Also hab ich von dem wunderschoenen Urlaub mit meinen Eltern in Lalibela viel geschrieben, das aber einfach nur gespeichert, um es spaeter hochzuladen.

Und dann...

Ist mein Vater am letzten Tag unserer Reise an einem Herzinfarkt gestorben, und ich steh hier mit meinen ganzen lustigen Urlaubsgeschichten und wuerde den Blog am liebsten schliessen und mich fuer ein paar Jahre unter einer Decke verkriechen.

Das werd ich nicht tun. Und irgendwann die naechsten Tage werd ich auch die Urlaubsgeschichten hochladen. Und dann schoen weitermachen, wie bisher, ueber banale, amuesante, eigenartige Details des Lebens in den USA und dem Rest der Welt berichten, die ein bisschen mit mir zu tun haben - aber nicht zu viel.

Dienstag, Oktober 28, 2008

Knallebumm!

Heute ist Diwali und das ist den Hindus so wichtig, wie uns Weihnachten. Bevor ich losfuhr, sagten alle: "Oh, und dann ist das das Lichterfestival, alle Haeuser sind geschmueckt und haben Kerzen und Blumen ueberall etc. etc."

Leider haben sie vergessen, zu sagen:"Und dann verfaellt die ganze Stadt in einen Stundenlangen Kriegszustand, wo ohne Unterlass Boeller knallen, so lange bis der Laerm fuer Dich zu einem staendigen Hintergrundgeraeusch wird, nur unterbrochen von gelegentlichem Sirenenheulen, wenn wieder irgendwas Feuer gefangen hat."

Das fing so gegen sieben an und jetzt ist kurz vor Mitternacht und es hat noch immer nicht nachgelassen. Keine Ahnung, ob da irgendjemand seine Haeuser schoen geschmueckt hat, wer moechte schon im Kriegsgebiet rumlaufen und sich Bluemchen ansehn?

Nun, jedenfalls weiss ich jetzt sicher, dass mein Baby hoeren kann und auf die lautesten Boeller mit einem genervten Klopfen (oder Treten? Oder mit Besenstiel gegen die Bauchdecke haemmern?) reagiert: "Ruhe da draussen, verdammt nochmal!"

Im Augenwinkel

seh ich zwei Arbeitselefanten die Strasse entlang trotten. Zwei Inder reiten auf ihnen durch die Innenstadt. Was ich besonders bemerkenswert finde, ist dass diese Tiere nicht aufgeputzt und festlich aussehn. Wenn Elefanten Kleidung tragen wuerden, waeren diese staubigen Elefanten im Blaumann.

Sonntag, Oktober 26, 2008

Fakt

Manchmal begegnet man im Gespraech so unglaublichen Fakten, das muss man sich mal reintun...

40 bis 45% der landwirtschaftlichen Produkte, die in Indien hergestellt werden, werden nicht gegessen, da sie vorher verrottet sind. Weil Transport, Kuehlung und Verkauf der Waren ueber lange Entfernungen ein so grosses Problem ist.

Mittwoch, Oktober 22, 2008

Hier stinkts gar nicht so doll (und ich bin nicht enttaeuscht)

Also, in Delhi scheint sich keiner an Ghandi (s.u.) zu halten. Oder - und das ist natuerlich wahrscheinlicher - das war eine kenyanische Taxifahrergeschichte.

Ich hatte mir Indien unheimlich ueberfuellt und stinkig und nervig und voller verkrueppelter Bettler vorgestellt. Nun sagen auch alle, New Delhi ist die sauberste, gruenste und weitlaeufigste Grossstadt Indiens und wenn Du in den Sueden faehrst, wirst Du all das erleben, was Du erwartest. Aber hier... natuerlich, das ist eine Grossstadt im Entwicklungsland, also ist es voller Leute und viele davon sind arm. Aber in den Gegenden, durch die ich bis jetzt gefahren bin ist das Gewusel und der Gestank nicht mehr oder weniger als in afrikanischen Grossstaedten.

Zum Thema Gestank beobachte ich auf meinen Reisen etwas seltsames: Anscheinend gibt es Voelker, die tendenziell mehr oder weniger stinken. Entweder, weil Koerperpflege ein anderer Wert beigemessen wird, oder weil sie von Natur aus zum Koerpergeruch neigen...

In keinem armen Land, das ich kenne, riechen die Menschen im Durchschnitt besser (und weniger verschwitzt), als in Ghana. Nach 2 1/2 Jahren Aufenthalt erinner ich mich an einen Kollegen mit regelmaessigem Schweissgeruch. Da gibt es einen groesseren Anteil an Schwitzern in Kenya und Indien (wenn ich schon in einer Woche mehrfach fiesem Gestank ausgesetzt bin), in China rochen die Leute eher aus dem Mund als aus den Achseln und ich war noch nie irgendwo, wo so viele Leute so penetrant und stechend nach Schweiss stanken, wie in Namibia.

Warum?

Dienstag, Oktober 21, 2008

Ein altes Bild


von damals, vor ein paar Wochen, als ich noch viel viel duenner war als jetzt...

Sonntag, Oktober 19, 2008

Ghandi: Passiver Widerstand ist Scheisse!

Mein kenianischer Taxifahrer hat dreieinhalb Jahre in Indien studiert. Seine Eltern dachten sich: "Wenn wir den Jungen in Amerika studieren lassen, bleibt der da, aus Indien kommt er sicher zurueck." Da haben sie wohl recht gehabt. Als ich ihn fragte, wie Indien so ist, schliesslich war ich noch nie da, erzaehlt er mir als erstes Folgendes:

Als Ghandi seine Landsleute zum gewaltfreien Widerstand gegen die Briten aufrief, empfahl er folgende Strategie: “Kackt in jede Ecke unseres Landes ohne Scham und Zurueckhaltung. Irgendwann wird es hier so stinken, dass die Englaender freiwillig nach Hause gehn.”

Wenn ich sage, dass Kenianer und Inder eine leicht angespannte Beziehung zueinander haben, dann ist das eine masslose Untertreibung. Ein grosser Teil des Geschaeftslebens hier ist seit Generationen in Indischer Hand, was den Kenianern nicht gefaellt. Und viele Inder sind ziemlich rassistisch. In Bolgatanga fanden die schleimigen Indischen Geschaeftsleute es immer unverstaendlich, dass ich in der Disco lieber meine Zeit mit meinen Ghanaischen Freunden verbrachte, als mich von ihnen anmachen zu lassen, obwohl ich doch weiss bin und sie braun und die Ghanaer schwarz. Ist es nicht offensichtlich, dass sie besser sind, weil sie die bessere Hautfarbe haben. Mein Taxifahrer jedenfalls hatte kein Verlangen, sich nach dem Studium in Indien niederzulassen und war schockiert, wie rassistisch selbst seine akademisch gebildeten Kollegen waren.

Irgendwie amuesant, dass ein Kenianer einer Europaerin sagt: “Das erste, was Dich in Indien erwartet, ist ein krasser Kulturschock.” Ich bin gespannt. Gleich geht’s los.

Sonntag, Oktober 12, 2008

Wie bestellt

London im Nebel. Ganz wie das Klischee es will. Und irgendwie bin ich erstaunt, dass sie das englische Essen halbwegs in den Griff gekriegt haben in den letzten 20 Jahren aber das Wetter ist immer noch die gleiche Suppe, ueber die unsere Grossvaeter gescherzt haben. Noch eine Stunde, dann geht's weiter nach Nairobi, Kenia. Mein Gastgeber sagt, sie warten auf Regen aber noch ist alles trocken und warm.

Samstag, Oktober 11, 2008

Pustekuchen

Bis spaet in die Nacht mit dem Drucker und den Visitenkarten kaempfen, um sechs Uhr morgens aufstehn, zu Ende packen und im Halbschlaf zum Flughafen rasen, um zur richtigen Uhrzeit einzuchecken, bringt ueberhaupt nichts, wenn man zwar zur richtigen Zeit aber leider am falschen Tag am Schalter steht. Wie konnte das passieren, dass sowohl mein Auftraggeber in Kenia als auch ich davon ausgingen, dass ich heute fliege, nur die Dame im Reisebuero sah das anders und hatte mir einen Flug fuer gestern gebucht? Nun bin ich wieder zu Hause und werde es heute Abend nochmal versuchen. Diesmal hab ich selbst gebucht und bin mir ziemlich sicher, dass das fuer heute ist...

Freitag, Oktober 10, 2008

Sehnsucht

Grade hab ich halbwegs zufaellig einen alten Kollegen aus Ghana getroffen und ach und oh, warum muss ich denn ueberall anders hinfahren und nicht nach da? Hab Sehnsucht nach meinem anderen Zuhause und nach meinen Leuten da und der ganz und gar Ghanaischen Art, der englischen Sprache Gewalt anzutun und dabei so breit zu grinsen, dass ihnen die Zaehne aus den Ohren rausfallen. Ach, da koennen die KenianerInderAethiopier einfach nicht mithalten.

Mittwoch, Oktober 08, 2008

Hier liegt im Grase ein armer Hase

Kennt Ihr den Hasen und den Igel von Janosch? Das ist noch schlimmer, als das urspruengliche Maerchen, wo der Igel sich mit seiner Frau zusammentut, und sie von beiden Enden der Furche abwechseld "Ich bin schon da!" rufen. Janosch's Igel geht nach Hause zu seiner Frau, die braet ihm ein Spiegelei und sie gehn an den Badesee, in der Sonne liegen und faul sein, und er vergisst den ganzen Wettlauf, waehrend der Hase schonmal loslaeuft, um nen Vorsprung zu haben. Der Titel dieses Blog-Posts ist der Spruch, der schliesslich auf seinem Grabstein steht, als er sich zu Tode gelaufen hat.

Bei Alice im Wunderland gibt es einen Hasen, den eine Kollegin von mir haeufig zitiert, der dauernd hechelt: "I'm late, I'm late for a very important date!" ("Ich bin spaet, ich bin spaet, fuer ein sehr wichtiges Date!"... reimt sich im Deutschen etwas holpriger...)

Als ich heute einen erfahrenen Kollegen fragte, ob er mir nen Tip geben koennte, wie ich einem solchen Hasenschicksal entgehen kann, lachte er erstmal laut. Und erklaerte mir dann, dass er mir definitiv und aus eigener Erfahrung erklaeren kann, wie man sich so eine Hasenmuehle bastelt. Wie man das vermeidet? Hm... wir arbeiten dran...

Washington ist ein ganz schoener Kaninchenstall, vor allem, wenn man mit lauter Kollegen zu tun hat, die ebenfalls im internationalen Bereich Karriere machen wollen. Da war das in Ghana schon einfacher, Igel-Vorbilder zu finden. Nun, Ende der Woche mach ich mich erstmal auf meinen (beruflichen) fuenf-Wochen-Trip nach Kenia-Indien-Aethiopien, danach gucken wir mal, wie das mit dem Igel-sein funktionniert. Bis dahin sing ich schoen mit den anderen Hasen im Chor: "I'm late, I'm late, for a very important date, zwodreivier... und jetzt alle!"

Samstag, Oktober 04, 2008

Evo Si

Normalerweise ist mein blog ziemlich unpolitisch, es geht um Essen und was da drin ist, um Taxifahrer und Frauenkleider. Das liegt vor allem daran, dass ich am liebsten ueber Sachen schreibe, die ich direkt erlebt hab, denn das ist das einzige, worin ich Expertin bin. Die abstrakte politische Analyse ueberlasse ich gerne anderen, die sich darin mehr zu Hause fuehlen. Aber in einem Land wie Bolivien laesst sich das gar nicht so trennen, die Politik durchtraenkt hier den Alltag so sehr, dass sie kein abstrakter Gedanke ist, der irgendwo im Parlamentsgebaeude ausgelebt wird, sondern mir auf Schritt und Tritt begegnet. Die ganze Stadt ist voll von “Evo Si” (Evo [Morales] Ja) Grafitti, das die breite Unterstuetzung des ersten indigenen Praesidenten Boliviens widerspiegelt. Ich habe das Gefuehl, da zu sein, wo Geschichte gemacht wird. Der Linksruck in Suedamerika, ob man den nun unterstuetzt oder nicht, ist eine alltaeglich fuehlbare Veraenderung. Die Welt sieht von hier anders aus.

Selbst die Intellektuellen, die Evo Morales’ Regierung zu populistisch finden und warnen, dass sie nicht die Kapazitaet und Weitsicht hat, tatsaechliche Reformen erfolgreich umzusetzen, selbst die, die sich selbst als moderate Reformer und nicht radikale bezeichnen, haben unheimlichen Respekt vor der Regierung. Nicht Respekt im Sinne von Angst. Sondern tatsaechlichen menschlichen Respekt, weil sie sagen: “Selbst wenn ich nicht denke, dass das funktionnieren wird, eins muss man ihnen lassen, sie sind ehrlich und gradlinig und leben, was sie predigen. Der Praesident zahlt sich selbst ein Monatsgehalt von 1400 Dollar und kein Regierungsangestellter darf mehr verdienen.”

Einer meiner (moderaten) Gespraechspartner hat Freunde im ganzen politischen Spektrum und ueber einen sehr radikalen Freund, der fuer Landangelegenheiten zustaendig ist, sagt er: “Der ist ein reiner Bolschewik aus dem 19. Jahrhundert, der fuehrt ein spartanisches Leben, fuerchtet keine Gefahr, agitiert die armen Massen mit feurigen Reden und kaempft fuer Landumverteilung. Leider hat er weder Erfahrung noch Zeit oder Leidenschaft, wenn es um die Organisation langweiliger Verwaltungsprozesse geht, die fuer die tatsaechliche Umsetzung von Reformen notwendig waeren.”

Eine andere Kollegin beschreibt wie anders sich die Bevoelkerungsmehrheit der Indios fuehlt und benimmt, nun da einer der ihren Praesident ist: Sie empfielt uns eines der besten Restaurants Boliviens und sagt: “Frueher sah man da nur Weisse, aber jetzt haben die Indios keine Scheu mehr, da hin zu gehn, wenn sie’s sich leisten koennen.” Und sie erzaehlt von einem Gespraech mit einem kleinen Indio Jungen, der als Schuhputzer arbeitet: “Was willst Du denn mal werden, wenn Du gross bist?” “Praesident.”

Donnerstag, Oktober 02, 2008

Was regste Dich so auf?

Und warum ist Klowasser in Ghana schlimmer als Guelle oder Plumpskloinhalt in Deutschland? Fragt ein regelmaessiger Leser mich in einer email.

Das Geheimnis heist nicht "pasteurisiert" oder "homogenisiert" sondern "ultrahocherhitzt". Wer einen Komposthaufen hat, der weiss, dass der Verwesungsprozess innendrinnen so viel Hitze erzeugt, dass alle gefaehrlichen Keime abgetoetet werden und das Endprodukt harmlos und gesund ist. Ich vermute mal, dass Guelle und Plumpsklos das Gleiche tun.

Die Temperatur des typischen tropischen Toilettenwassers dagegen ist schoen badewannenwarm und die ideale Brutstaette, wo sich Parasiten und Krankheitserreger fuer Colera und andere fiese faekal uebertragene Krankheiten vermehren wie die Karnickel. Besonders gefaehrlich ist dieses Wasser, wenn es beim Giessen direkt ueber die Pflanzenteile gegossen wird, die man verzehrt, also zum Beispiel ueber die Salatblaetter. Anscheinend wirken die Wurzeln und der ganze Pflanzenkoerper ein Bisschen wie ein Filter, so dass, wenn man nur den Boden und nicht die Pflanze selbst waessert, die Gefahr geringer ist.

In Ghana haben sie das Problem dann noch dadurch verstaerkt, dass sie am Marktstand das Gemuese in Wasser gelagert haben, damit es knackig bleibt ohne Kuehlung. Und wo dieses Wasser herkam... das wollte Ihr vermutlich gar nicht erst wissen.

Wer zu viel reist und zu viel forscht...

der weiss zu viel. Und so frag ich in jeder neuen Grossstadt, in der ich ankomme ganz scheinheilig: Wo wird eigentlich das Gemuese angebaut, das Ihr hier in der Stadt esst? Gibt es innerstaedtischen Gemueseanbau?

Hoert sich harmlos genug an, oder? Meine eigentliche Frage ist: Ist das Gemuese, was es hier gibt mit Kackwasser bewaessert, oder nicht? Ich war lange genug in Ghana und da ungluecklicherweise recht gut mit Forschern befreundet, die sich mit dem Thema beschaeftigten, ob es in Accra in irgendeinem Supermarkt, Hotel, Markt garantiert ohne Abwasser gezogenes Gemuese gab und ihre Antwort lautete: Nein. Egal, ob im superteuren Supermarkt oder am spottbilligen Marktstand, solange Du in der Grossstadt bist, ist die Chance immer gross, dass Du andererleuts Verdauungsprodukte (und Krankheiten) in Deinem Salat findest.

Hier in La Paz lautete die Antwort gluecklicherweise: Staedtische Landwirtschaft? Nee, gibts nicht, wird alles aus dem Umland angekarrt. Und haeufig mit Gletscherschmelzwasser bewaessert. Na, das hoert man doch gern.

Dienstag, September 30, 2008

Egal wie reich Du bist, Indio bleibt Indio

Gestern haben wir uns ueber die verschiedenen Bedeutungen von Armut in Bolivien unterhalten und den bestaendigen Rassismus zwischen weiss und braun. Und da sagte einer meiner Gespraechspartner diesen Satz. Er erklaerte: Selbst wenn beide den gleichen Mercedes fahren und in fetten Hauesern wohnen und Nachbarn sind, wenn sie auf's Amt gehn, zur Polizei, zum Arzt, wird der Indio wie ein Indio behandelt und der Weisse wie ein Weisser. Eine Kollegin erzaehlte: Das ist unglaublich, wenn Du hier ins Krankenhaus gehst und siehst, wie unterschiedlich sie die werdenden Muetter behandeln. Wenn Du Indio bist, gehn die einfach davon aus, dass Du haerter im Nehmen bist und weniger Schmerzmittel brauchst.

Heureka!

Wer sagte das noch, als er in die Badewanne sprang, sah, wieviel Wasser im Bad rumspritzte, weil er es mit seiner Masse verdraengt hatte und dadurch ein grundlegendes Naturgesetz entdeckte? Nun, heute morgen hatte ich zum Thema Masse und Verdraengung auch einen Heureka-Moment: Je dicker der Bauch, desto zeiger das Bein.

Vor ein paar Wochen kaufte ich dieses Kleid zum Reinwachsen und im Buero tragen, grade aber etwas weiter geschnitten und der Rock endet knapp ueberm Knie. Ja, von wegen. Wenn man dann mal reingewachsen ist, sieht man, dass die zugenommene Masse den Saum des Kleides ganz schoen nach oben verdraengt. Heureka! Sag ich nur... Das lenkt zwar ganz gut vom Bauch ab, is aber n bisschen kurz, um's bei der Arbeit zu tragen - zumindest in dem Bereich in dem ich arbeite.

Sonntag, September 28, 2008

Wie gehts?

Seit ich gestern Nacht hier angekommen bin, stell ich mir diese Frage immer wieder. Meine Auftraggeber haben ja vorgeschlagen: "Komm nen Tag frueher an, dann kannste Sonntag kotzen und Montag anfangen zu arbeiten." Und: "Sollen wir Dir ein Hotel im tiefer gelegenen Teil der Stadt buchen? Dann hast Du zwar nen laengeren Anfahrtsweg zum Buero, aber die Chancen stehen besser, dass Du nachts schlafen kannst."

Also beobachte ich jede Magenbewegung, jeden morgendlichen Brumschaedel und frage mich: Ist das jetzt Hoehenkrankheit, oder bin ich einfach nur muede und hungrig nach einer langen Reise. Normalerweise versucht man ja, sich durch langsamen Aufstieg an die Hoehe zu gewoehnen. Diese Option ist dem Flugreisenden leider verwehrt. Ein Teil von mir wuenscht sich, sie haetten weniger Trara um die Hoehenkrankheit gemacht, denn wenn man darauf wartet, ist es natuerlich auch leichter, sie sich einfach einzubilden und sich schlecht zu fuehlen, weil man weiss, dass das dazugehoert.

Andererseits sind meine Auftraggeber nicht die einzigen, die ein Spiel drum machen... Nicht zufaellig wohnen die reichen Bolivianer hier im Tal (was eher ein Plateau als ein Tal ist und immer noch verdammt hoch liegt) und die Slums sind auf den Bergspitzen. Und ich war noch nie in einem Hotel, wo sie ausser Buegeleisen und Foehn auf dem Zimmer auch einen Sauerstofftank anbieten.

Wie's geht? Nun, erschoepft von der Reise, gut geschlafen und sogar entspannte Traeume gehabt, wo alles, was zuerst kompliziert aussah, eine ganz einfache Loesung hatte (nach Wochen mit Traeumen, wo alles, was zuerst einfach aussah, am Ende ungemein kompliziert wurde). Aufgewacht mir leichten Kopfschmerzen, aber sonst ok. Werde mir einen weiteren langsamen Tag goennen. Und vielleicht rausfinden, wie dieser Sauerstofftank funktionniert.

Es ist toll, wieder unterwegs zu sein, und neue Dinge zu sehn ueber die es sich zu schreiben lohnt!

Ich hab sowas noch nie gesehn

Je mehr man reist, desto seltener hat man das Gefuehl. Als ich heute morgen die Vorhaenge aufzog, erwartete ich, eine weitere arme Grossstadt zu sehn und ich hab schon viele arme Grossstaedte gesehn. Dann hab ich mir die Augen gerieben und "Wow" gesagt und erstmal tief durchgeatmet. Ich weiss noch nicht mal, ob ich diese Stadtlandschaft so beschreiben kann, dass Ihr Euch das vorstellen koennt.

Landschaft, das ist das wichtigste Wort hier, es ist nicht "eine Stadt in den Bergen" sondern "Berge mit einer Stadt drauf". Also, stellt Euch mal vertrocknete steile grau-gelb-rot gestreifte Tafelberge vor, wie Ihr sie von Fotos des Grand Cannyon kennt. Vielleicht nicht ganz so eng beieinander. Ein paar besonders hartgesottene Baeume klammern sich in die Ecken, ansonsten ist alles kahl. Und wo immer eine Nische gross genug ist, fuer ein Haus, klebt ein Haus. Auch auf den flachen Bergspitzen und in den Taelern haben sie eine wilde Mischung aus alten und neuen Haeusern zusammengewuerfelt.

So weit ich das von hier sehn kann, hat das Ganze aber nicht die klare Struktur eines einzelnen Cannyons, sondern geht einfach in jede Richtung immer so weiter, hinter den Bergen sind weitere Berge und weitere Berge, alles staubtrocken und eigenartig verloren. Wer kommt auf die Idee, hier einer Grosstadt hin zu bauen?

"Entschuldigung, Meine Kollegin hat bei der Buchung einen Fehler gemacht!"

Als ich mit der Besichtigung meiner Suite (zwei Schlafzimmer, zwei Badezimmer, Wohnzimmer mit Kuechenecke) fertig war, bin ich gleich zur Rezeption gegangen, um mich zu beschweren: "Bitte, geben sie mir ein kleineres Zimmer, ich brauch keine vier Betten." Der Concierge laechelt mich an: "Tut mir leid, es war kein kleineres Zimmer mehr frei. Aber keine Sorge, wir berechnen Ihnen nur den Preis des Zimmers, das Sie gebucht haben." Wow. Jetzt such ich mir ein Bett aus und schlafe mit Genuss...

Oh ich haett ihn knutschen koennen...

Den Fahrer meines Hotels, der mit seinem Schild und meinem Namen drauf in La Paz am Flughafen auf mich wartete. In meiner eigenen kleinen Welt war ich naemlich fest davon ueberzeugt, dass mein Flug um 12 Uhr Mittags in La Paz ankaeme. In der anderen grossen Welt (auch Realitaet genannt) war die Ankunftszeit leider 12 Uhr Mitternacht und das ist in einer grossen fremden Stadt, in der alle (ausser mir) nur Spanisch sprechen, keine gute Ankunftszeit. Vor allem, wenn mir nicht klar ist, ob ich dem Hotel meine (selbstgemachte) Ankunftszeit oder meinen Flugplan geschickt hatte...

Auf dem Weg ins Tal hat der Fahrer uns dann gleich mit einigen lokalen Eigenheiten vertraut gemacht: Vor der Abfahrt fragte er alle Fahrgaeste: "Moechten Sie einen Koka-Tee?" und zueckte die Thermoskanne. Und nachdem wir die halbe Strecke den Berg runter waren, sah ich ploetzlich, wie er sich zweimal inbruenstig bekreuzigte und die Fingerspitzen kuesste, als dankte er Gott, dass er mal wieder heil ins Tal gekommen ist. Dafuer muss man wissen, dass auf dem Berg nicht nur der Flughafen, sondern auch die aermeren Wohngebiete (= Slums) sind...

Samstag, September 27, 2008

Ach ja,

die Antwort ist ja.

Also: Ich habe nicht zu viel gegessen (obwohl ich so viel esse, dass mein Tangotaenzer und ich darueber scherzen, dass wir vielleicht kein Baby sondern einen Bandwurm kriegen), sondern bin schwanger. Juhuu!

"Was soll das ganze Leiden,

wenn man sich nicht auch vergnuegt" singen Element of Crime und recht haben se.

Natuerlich ist es absoluter Luxus, nach einer Nacht im Flugzeug eingequetscht und vor einer Nacht im Flugzeug eingequetscht, die 14 Stunden Aufenthalt in Lima nicht im Flughafen rumzuhaengen, Pommes und Pizzahutfrass zu essen, mir auf dem oeffentlichen Klo die Zaehne zu putzen und das Deo aufzufrischen statt zu duschen, auf den holperigen Sitzplaetzen zu doesen (warum gibt es ausser in Amsterdam in allen Flughaefen nur Sitzplaetze und keine Liegemoeglichkeiten? Haben die Angst, wir wuerden uns da haeuslich niederlassen, weil's so gemuetlich ist?), sondern statt dessen den Koffer ueber die Strasse zu rollen und fuer den Tag ins Flughafenhotel einzuchecken, wo ich den halben Tag verschlafe, dann ein leckeres Mittagessen zu mir nehme und den Rest des Tages zwischen Arbeit und Massage fair aufteile, bevor ich um 21:30 meinen Flug nach La Paz (Bolivien) nehme.

Genau: Das nennt sich Luxus und das heisst: Es ist nicht notwendig oder billig aber wunderbar. Ich fuehl mich so viel besser, als nach einem klaustrophobischen Tag im Flughafen und leide gar nicht darunter, dass meine Reise nach Bolivien laecherliche drei Tage dauert.

Und das schoene ist, dass ich das ja auch noch irgendwie rational begruenden kann. Wenn ich beruflich reise, ist mein Verstaendnis, dass ich fuer die fuenf Tage vor Ort meinen Auftraggebern versprochen hab von morgens bis abends hart zu arbeiten und mein Geld wert zu sein. Da hab ich keine Zeit, Energie damit zu verschwenden, erschoepft zu sein oder gar krank zu werden, also pack ich mich unterwegs in so viel Watte wie moeglich, damit ich mich, wenn ich ankomme, komplett verausgaben kann.

Das hat natuerlich auch eine negative Seite, die ich jetzt viel besser versteh: Bevor meine Arbeit nicht abgeschlossen ist, setze ich mich den harten und exotischen Realitaeten des Gastlandes so wenig wie moeglich aus. Am Ende eines Trips, wenn ich Zeit hab (z.B. in Indien, wo der letzte Tag meines Aufenthaltes ein farbenfroher Feiertag ist), erlaube ich mir, meine gut gekuehlte und desinfizierte Paralellwelt zu verlassen, dann kann ich ja auf dem Rueckweg erschoepft sein...

Naja, in La Paz werde ich dieser Logik wohl nicht ganz folgen. Es ist Teil meines Jobs da, gemeinsam mit Leuten vor Ort rauszufinden, wie die Armen besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung etc. kriegen koennen und da werden wir wohl auch mit ein paar echten Armen sprechen muessen. Ich bin gespannt und natuerlich innerlich auch froh, dass das nicht wieder eine reine Buero-zu-Buero Reise wird.

Donnerstag, September 25, 2008

Wenn mich schon fremde Frauen am Strand darauf ansprechen...

dann ist es wohl so offensichtlich, dass ich es genausogut ins Internet setzen kann. Der Wind wehte so gegen mein Kleid, dass es sich ganz eng an meinen Bauch schmiegte und meine Zufallsbekanntschaft bekam ploetzlich diesen vertraeumten Blick: Sind sie schwanger?

Mittwoch, September 24, 2008

Singen - Loblieder

Is so schoen und kost nix! Als ich heute bei Marcel und Mariz im indischen Visa Buero meinen Pass abholte, war ich so gluecklich, ich haette ihnen am liebsten n Eis mitgebracht. Geht aber nicht, sieht ja irgendwie wie Bestechung aus.

Dann fiel mir was ein, was den beiden noch mehr Spass machte, als Eis: Wem kann ich schreiben, um Euch zu loben?

Sie gaben mir die email Adresse ihres Bosses und weil dies Buero so wie geschmiert laeuft, bekam ich auf meine Lobeshymne auch gleich fuenf Minuten spaeter eine persoenlich verfasste email vom Boss, dass ich ihre Moral gehoben haette und sie sich drauf freuen, mir bald wieder zu Diensten stehen zu koennen.

Da badet sich Eva mal wieder am Strand ihrer ganz persoenlichen kleinen Insel der Seeligen, wo alle ein bisschen netter zu einander sind und grinst sich eins.

Dienstag, September 23, 2008

Kein Wunder, dass die Inder uns ueberholen!

Ich laechel die SMS an, die grade auf mein Handy geflogen kam. Ich war ganz schoen nervoes gewesen, den Indern letzten Freitag meinen Pass fuer ein Visum zu geben, das 4-6 Wochentage dauert (sagen sie), wo ich doch den gleichen Pass diesen Samstag mit nach Bolivien nehmen muss.

Aber statt einer grossen festungsartigen Botschaft, die dauernd Betriebsausflug macht und einen mit "Guten Tach" abspeist, haben die Inder ihre Visa-Angelegenheiten in ein kleines freundliches und privatwirtschaftlich gefuehrtes Buero ausgelagert, wo mir nicht nur Zackzack geholfen wurde, sondern die Mitarbeiter ausserdem noch Verstaendnis dafuer hatten, dass ich ausser Atem war, weil ich grade in meiner Eile eine Taxituer an einem vorbeirasenden Auto zerstoert hatte (ein Glueck, dass ich mich nicht zwischen Tuer und Auto befand...) und ausserdem die falschen Formulare ausgefuellt hatte. Montag morgen schicken die mir ne SMS: Ihr Visum ist fertig, bitte nachmittags abholen kommen.

Samstag, September 20, 2008

Ans Meer! Ans Meer!

Wir fahren ans Meer! Zwar nur fuer ein langes Wochenende, aber is das den nix Marie?!

Outer Banks ist ein langer Streifen ganz schmaler Inseln, der sich suedlich von hier vor der Kueste entlang zieht. Da gehts jetzt hin. Juhuu!

Mittwoch, September 17, 2008

Guten Tach, Sie sprechen mit der Pass Abteilung der Deutschen Botschaft...

Wenn man grade umgezogen ist und alles (oder vielleicht auch nicht alles, wer weiss, was wer im Umzugswahn weggeworfen hat???) in Kisten, Tueten, Stapeln ueber's Haus verteilt ist und dann muss man nen Packen Visa fuer eine Reise um die Welt besorgen und der Reisepass, jaja, der Reisepass... also wieviele Stunden meines Lebens ich schon mit der Suche meines Reisepasses verbracht hab... dann denkt man irgendwann: "Ok, ruf ich mal bei der deutschen Botschaft an, um rauszufinden, ob ich irgendeine Chance hab, vor meiner Bolivienreise uebernaechste Woche noch einen Reisepassersatz zu kriegen, oder ob ich ganz schnell anfangen muss, meine Auftraggeber davon zu ueberzeugen, dass das doch eh viel effizienter ist, wenn ich den Bolivianern alles via Internet beibringe."

Ahaaa, ja dann versuch mal, mit einem echten Menschen zu reden, viel Glueck: "Wenn Sie gerne mit einem echten Menschen reden wollen, druecken Sie bitte die Taste mit der Nummer elf." "Ja aber, mein Telefon hat doch gar keine Taste elf!?"

Nach zehn Minuten von einer zur naechsten Aufnahme "druecken Sie bitte die Sieben" hoere ich endlich eine Stimme, die sich nicht anhoert wie ein professioneller Anrufbeantworterbesprecher, sondern wie eine Dame gehobenen mittleren Alters aus der deutschen Provinz, die mich begruesst: "Guten Tach..."

Ein Mensch! Ein Mensch! Ein Mensch von wegen! Selbst wenn die Stimme menschlich klingt, ist es letztlich doch nur eine Aufnahme, die mich nach dabbeliu dabbeliu dabbeliu dot dschermani dot konsular (die website) verweist und dann einfach auflegt. Ich versuche das ganze nochmal mit der englischen Ansage, werde wieder fuenfmal um den Block geschickt, um letzten Endes in der gleichen deutschen Provinz zu landen und wieder mit "Guten Tach..." begruesst zu werden. Was fuer englischsprachige Anrufer bestimmt ungemein hilfreich ist.

Als wir uns schliesslich geschlagen geben und ins Auto setzen um auf die andere Seite der Stadt zu fahren, wo sich die Botschaft im Wald versteckt, treffen wir nur den afrikanischen Pfoertner an, der uns nicht sagen kann, warum, aber: "Die Botschaft ist heute zu, die sind alle weggefahren."

Mein Tangotaenzer ist schockiert: Aber das sind doch die Deutschen, die sind doch immer so gut organisiert und effizient!!!

Ob er damit mich meint oder meine Botschaft, ist nicht ganz klar. Zurueck zu Hause verdonner ich mich dazu, jeden Gegenstand, den wir besitzen, mindestens einmal anzufassen und siehe da, nach einer weitern Stunde Bangen und Wuehlen, steh ich im Keller und kuesse meinen Reisepass. Das haette der sich auch nie traeumen lassen. Also der Reisepass. Und der Tangotaenzer, der mich gleichzeitig verwirrt und erleichtert beobachtet.

Freitag, September 12, 2008

Krassomat

Zwei Wochen bevor mein letzter Arbeitsvertrag endete, hatte ich noch keine Ahnung, was danach kommen wuerde. Naja, Ahnungen hatte ich halt, wusste, was ich gerne machen wuerde, aber der Rest der Welt hat mir zur Unterstuetzung vor allem viel heisse Luft und Begeisterungsbekundungen serviert, ich hatte keinen einzigen Auftrag in der Tasche. Das war Mitte Juni.

Drei Monate spaeter muss ich mal tief durchatmen und ernsthaft in den Kalender gucken, als eine Kollegin fragt: Hast Du vor Dezember noch eine Woche Zeit, fuer uns nach Peru zu fliegen? Ja, hab ich? Oder nicht? Wenn ich Bolivien, Kenya, Indien und Ethiopien nacheinander erfolgreich bespiele, kann ich entweder davor oder danach noch eine knappe Woche einschieben. Dann ist der Sack zu fuer dieses Jahr, und ich hab alles verkauft, was ich verkaufen wollte. Das Wunderbare ist, dass ich dabei die ganze Zeit mache, was ich wirklich machen will!

Dienstag, September 09, 2008

Ja wo laufen se denn

Evenfalls schoen anzusehn: Unser Haus liegt in der Naehe einer Kaserne und manchmal laufen die Marines morgens an unserem Haus vorbei und bruellen sich selbst und der ganzen Nachbarschaft lautstark im Chor Motivationssprueche zu.

Ob ich wohl...

bald nach Bolivien fliege? Das waer was! Ob ich den Auftrag hab, wird sich in den naechsten Tagen entscheiden. Da war ich ja noch nie...

Montag, September 08, 2008

Voll was los

Ein Mann mit Kaputze, der ganz schnell rennt. Dahinter einer in Fahrradklamotten, der fast genauso schnell rennt, dicht gefolgt von einem ebenfalls sehr sportlichen Polizisten. Ist doch super, dass mein Internet nur auf der Veranda funktionniert und ich deshalb alles mitbekomme, was in meiner sehr belebten Nachbarschaft so abgeht. Dann Sirenen, fuenf (fuenf??? Fuer einen Mann der schnell laeuft? Die haben wohl zu wenig zu tun!) Polizeiwagen. Meine Nachbarn starren ebenfalls von ihren Veranden und sind begeistert, dass hier endlich mal was passiert. Leider ist der Mann so schnell, dass er laengst aus unserem Sichtfeld verschwunden ist (gemeinsam mit seinem Fahrradfahrer, seinem Laufpolizisten und den fuenf Polizeiautos) und wir die Fortsetzung dieses Dramas nicht mehr miterleben koennen.

Sonntag, September 07, 2008

Hervorragend essen in Amerika...

... oder: Wohlgenaehrte Quallen. So fuehlen wir uns nach erstaunlich leckerem und authentischem Pho (Thailaendische Nudelsuppe) in einer Ecke, wo ich nun wirklich kein gutes Essen erwartet haette. Aber da sieht man mal wieder, wie man im Ausland die Zeichen erst lesen lernen muss.

An den Ausfallstrassen in die Vororte gibt es diese grossen Parkplaetze, um die sich McDonalds, Shopping Center und andere Kunstprodukte tummeln. Was ich erst langsam lerne, ist dass in diesen scheusslichen Ecken auch viele Familienbetriebe aus aller Herren und Damen Laender kochen, backen und brauen, die sich einen Laden in der Innenstadt gar nicht leisten koennen. Waerend es also beim In-Asiaten am Dupont-Circle alles lecker aber irgendwie amerikanisch und viel zu fett schmeckt, verstecken sich in diesen Industriegebietsparkplaetzen echte Juweelen.

Freitag, September 05, 2008

Pervers Amerikanisch essen

Da ich selber aus einem Land mit zweifelhafter Kueche komme, freu ich mich immer, dass es anderen Laendern nicht besser geht. Zu Washingtons (und Deutschlands) Ehrrettung muss ich zugeben, dass die internationalen Kuechen der Zuwanderer den grausigen Urzustand langsam ueberwuchern und man hier sehr wohl lecker und gesund essen kann.

Aber ab und zu, vor allem, wenn man sich mit Fleischessern rumtreibt, endet man dann doch in einem dieser All-American-Restaurants, wo man das Orginal besichtigen (und verspeisen) kann. Waehrend meine gut unterrichteten Quallen (aeh, Quellen) mitteilen, dass das Steak eine Wucht ist, esse ich die Quitnessenz von Amerikanisch-Vegetarisch-Frittiert. Maccaroni Cheese (also Nudeln mit knatschgelber Kaesesauce) sind ja schon an sich das, was man verniedlichend comfort food nennt, also viele Kalorien und wenig kauen. Aber wie bitteschoen funktionniert fried maccaroni cheese (also fritierte Nudeln mit Kaesesauce)? Wie das funktionniert weiss ich auch nicht, aber jedenfalls waren das pflaumengrosse Kaese-Nudel-Knubbel in Pannade und fritiert. Wer kommt auf so ne Idee? Und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die Dinger mir einem ausreichenden Mass an Comfort verspeist hab. Sehr zum Erstaunen meines Begleiters, der immer noch denkt, dass Vegetarier notwendiger Weise nur Gesundes essen wollen...

Dienstag, September 02, 2008

"College Hunks Hauling Junk"

Ein Laster mit dieser Aufschrift und zwei knackigen jungen Maennern im Fuehrerhaeuschen faehrt grade hier vorbei und laesst mich lachen. Wie kann man diesen Reim uebersetzen? Bei www.leo.org sagen sie dass "Hunk" ein "blendend aussehender Mann, ein dicker Brocken oder ein dickes Stueck ist". Also: Gut aussehende College Jungs entsorgen Ihren Muell" oder so.

Ohne Latinos steht Amerika (USA) still

Jaja, da gibt es durchaus Leute, die sich beklagen, dass man in einigen Stadtvierteln mehr Spanisch als Englisch hoert, dass sie illegal ueber die Grenze schwimmen etc. pp.

Aber ehrlich gesagt, von diesen Beschwerden hoer ich hier wenig. Und was ich seh, ist das: Wo immer Haeuser angestrichen, Gaerten gepflegt, Kinder gehuetet, Ecken geputzt und Muell eingesammelt werden muss, wuseln kleine braune staemmige Maenner und Frauen rum und packen hart an. Die meisten Latinos hier sind typische aufstiegsorientierte Einwanderer, die sich den Ruecken krumarbeiten, damit es ihre Kinder mal besser haben.

Und weil das so ist, haben die beiden, die unser neues Haus gestrichen haben, einfach einen oder zwei Gaenge hochgestaltet, als sie erfuhren, dass wir nicht am 15. sondern am 1. September einziehn wollen, haben die Ehefrau zur Verstaerkung angekarrt und: Tataaaa! Fertig ist die Sauce.

Das Bisschen Krempel, das wir haben, steht im Keller, gestern Nacht haben wir auf einer Martraze auf dem Boden die ersten Nacht hier verbracht, jetzt sitz ich auf unserer Veranda, nutze den wireless internet access unserer Nachbarn, hoere die Grillen zirpen und beobachte die Latinos vom Bodenpolierservice, die heute bei unserem Nachbarn arbeiten werden...

Donnerstag, August 28, 2008

Ich hab die schoensten Augen!



Das muss doch mal gesagt werden. Nun gut, ich geb's ja zu, nicht alles an meiner Wimpernpracht ist natuerlich gewachsen. Aber sind die nicht praechtig? Vielen Dank an Herrn F., der sie mir extra aus England geschickt hat, damit ich auf der Istanbul Party all den halbnackten Damen die Show stehlen konnte. War schon eigenartig: Eine Istanbul Mottoparty und etwa die Haelfte der anwesenden Damen sieht das als Anlass halbnackich zu erscheinen... macht ja auch Sinn... in einem islamisch gepraegten Land... Ich hab's dagegen genossen, den Schleier nicht fallen zu lassen, selbst wenn einige der maennlichen Gaeste insistierten, doch bitte einen Blick auf mein Antlitz werfen zu duerfen...

Montag, August 25, 2008

Was ich verlasse...


wenn ich aus meinem alten Haus auzieh, ist eine Mitbewohnerin, die verdammt fette Radieschen zieht.

Samstag, August 23, 2008

Ich werde nie mehr ueber Amerikaner laestern, die in Indien zu McDonalds gehn!

Denn gestern war ich hier bei IKEA und hatte das gleiche wunderbare Gefuehl: Alles war wie zu Hause: Es gab Kinderparadies, Schwedische Fleischkloepse, Sessel fuer Europaesche Hinterngroessen und waere das Geschaeft nicht voller Amerikaner gewesen, ich haette genauso gut in Koeln Godorf sein koennen. Wir haben beide kaum Moebel, um das Haus zu fuellen, und waehrend ich das in Deutschland immer bloed finde, wenn man sieht: "Die waren auch bei IKEA." freu ich mich schon auf dieses Gefuehl in meinem neuen Heim.

Freitag, August 22, 2008

Eine durchtrainierte Schnecke

Manchmal setze ich meine Wuensche mit der gleichen Geschwindigkeit um... Als ich aus Ghana nach Washington zog, hatte ich folgende Plaene:
Tango tanzen
Yoga machen
Kino gehen


Dann hab ich angefangen mit Tango tanzen und hatte erstmal ein knappes Jahr lang fuer nichts anderes mehr Zeit, denn die Woche hat ja nur sieben Abende. Langsam pendelt sich Tango auf einem normaleren Level ein (nur noch zwei- oder dreimal statt fuenfmal die Woche) und deshalb werde ich nun zuegig zu Schritt zwei uebergehn: Yoga machen.

Hab mich im Internet durch die verschiedensten Websites gequaelt und schliesslich ein Studio gefunden, dass einerseits kein Maschinenfitnessstudio mit Yoga-Ecke ist, aber andererseits auch bitteschoen meine Spiritualitaet aus dem Spiel laesst und mich nicht mit Tee belaestigt. Sonntag Morgen geh ich zum ersten Mal hin und werde natuerlich berichten.

Donnerstag, August 21, 2008

Hallo wach!

Muss ich mir Sorgen machen, wenn mich in der U-Bahn ein junger irr guckender Mann mit rosa Pluesch-Handschellen am Arm anspricht und fragt, ob ich denn gut geschlafen haette, um mir dann ("Das sieht man!") ein Schlafmittel zu empfehlen? Vielleicht macht es doch Sinn, meine Sonnenbrille in der U-Bahn anzulassen. Das ist das einzige wirklich wirksame Make-Up, was Raender unter den Augen versteckt UND Blickkontakt mit Irren verringert.

Mittwoch, August 20, 2008

Mein Computer hat kein Benimm

Manchmal koennen meine englischsprachigen Freunde einfach nicht mitlachen. Wenn ich zum Beispiel lese, dass mein Computer mir sagt: Popups okay.

Da sitz ich dann allein in der Buecherei und lache laut los. Und kann leider niemandem erklaeren, was da so lustig ist.

Dienstag, August 19, 2008

Lass den irren Affen ran

Also, wenn Ihr nicht wisst, wie Ihr Euren Feierabend verschwenden sollt, lasst den wirren Affen an Euer Auto-GPS und erlaubt ihm, etwas einzutippen, wovon er (oder sie in diesem Fall) denkt, das ist der Park auf der anderen Seite des Flusses, gleich beim neuen Haus. Wundert Euch nicht, dass dieser Park 8 Meilen entfernt ist, obwohl Ihr ihn fast sehen koennt und wenn die freundliche Dame sagt: "An der naechsten Kreuzung bitte links abbiegen und in den stockenden Berufsverkehr einordnen.", dann macht gefaelligst, was sie sagt.

Wenn Ihr nach 8 Meilen stockendem Verkehr, Industriegebiet und Latinowohngebiet mit Spanischen Verkehrsschildern in einem ganz anderen Park ankommt, der nicht mal zum Aussteigen einlaedt und dann gemeinsam in schallendes Gelaechter ausbrecht, statt "Bloede Kuh" zu sagen, wisst Ihr, dass Ihr Euch den richtigen Reisepartner ausgewaehlt habt.

Und duerft Euch zur Belohnung in den entgegengesetzten Stau einordnen und ins wunderschoene Alexandria schleichen, wo Ihr am Flussufer das Feuerwerk bewundert, waehrend neben Euch eine Grossfamilie so wild in Italienisch streitet, dass sich das wie Urlaub in Europa anfuehlt.

Freitag, August 15, 2008

Zackzack

Gestern besichtigt, heute unterschrieben, Anfang September ziehn wir ein. Der Haeusermarkt ist hier viel schneller als zu Hause. Ein Reihenhaus mit Terasse und winzigem Garten, Cafes, Supermaerkten, Metrostation um die Ecke, zwei Etagen, drei Zimmer plus Wohnzimmer, wir haben nicht genug Moebel, das zu fuellen, aber das wird sich wohl schnell aendern.

Erinnerung an unsere kriminelle Familienvergangenheit

Gestern hat mein christlicher Tangofreund Aepfel und Pflaumen von eigenen Baeumen mitgebracht. Wie kann das sein, dass im fernen Amerika das Gartenobst genauso riecht wie die Aepfel und Pflaumen, die wir als Kinder von den Kuhweiden der Eifelbauern geklaut haben (unter Anleitung der Eltern)? Ich halte meine Nase in die Papiertuete und laechel. Jetzt mach ich mir nen Apfelpfannkuchen zum Fruehstueck!

Donnerstag, August 14, 2008

Ausziehn!

Mit einem Koffer und fuenf Kisten bin ich bei Jenny eingezogen. Jetzt pack ich die wieder zusammen und stell sie in ihren Keller. Morgen zieht meine Nachfolgerin ein und ich aus. Der Plan hat den kleinen Schoenheitsfehler, dass ich noch nicht weiss, wohin, aber das besorgt mich nicht allzusehr. Das schoene am Zusammenziehn ist ja, dass man nicht allein ist. Und seine jetzige Wohnung ist zwar klein - aber das sind wir ja auch.

Aber hier ausziehn macht mir schon das Herz schwer. Die beste Bilanz eines knappen Jahres zusammenwohnen mit Jenny ist vielleicht unsere Liste Deutscher Woerter, die man unbedingt kennen muss und die deshalb an der Wohnzimmerwand haengt. Was Jenny von mir gelernt hat:
Halsnasenohrenarzt
Geburtstagspaeckchen
Laestermaeuler
Hexengarten
Lumpige Verwandtschaft
Feiereabend
Mangelexemplar
Hexenkueche
Heinzelmaennchen
Fahrradausfluege
Suppenkaspar
Schoenheitsschlaf
Katzenkotze
Liebelein
ekelhaft.

Ein Plan?

Wenn meine Eltern das naechste Mal hier sind, will ich sie ins Stadion schleppen - oder schicken... Wenn wir zusammen reisen, wollen wir ja, wie gute Anthropologen, immer rausfinden, wie die normalen Menschen wirklich leben. Und hier bedeutet teilnehmende Beobachtung, dass wir uns Schlabber-T-Shirts anziehn und Kappen aufsetzen, nen Hot-Dog kaufen und uns ein Spiel ansehn.

Baseball geht leider nicht, denn wenn man das nicht mit der Muttermilch aufgesogen hat, wird man vermutlich nie verstehen, was daran so toll sein soll.

Aber American Football, erwachsene Maenner, die sich mit Juchhee aufeinanderwerfen und auf dem Rasen rumrollen, das sollte doch genug Unterhaltungswert haben, um das ne Weile aushalten zu koennen. Mein Tangotaenzer sagt: Am besten schaun wir uns kein professionelles Liga-Spiel an, sondern zwei College Manschaften, da sind die Fans viel besessener und die Stimmung ist besser. Ich bin gespannt...

Montag, August 11, 2008

Unter Strom

Nun, nach zwei schwarzen Naechten war der Strom wieder da. Und Kuehlschraenke sind in den Staaten nicht nur viel riesiger als in Ghana sondern auch besser isoliert, so dass es drinnen kalt genug blieb und uns nicht verkommen ist. Verkommen? Umgekommen? Umgegangen? Vergangen? Aeeehhh... Wie auch immer, jetzt leuchtet unser Lichtlein wieder.

Freitag, August 08, 2008

In der Hauptstadt der Welt - voll das Ghana feeling

Der Strom ist immer noch aus, an der toten Ampel stehn zwei Polizisten, die zu faul sind (?) sich in die Mitte der Strasse zu stellen, um den Verkehr zu regeln und nur vom Buergersteig aus zuschaun. Ohne Klimaanlage und Ventilator ist es in meinem Zimmer ekelhaft heiss, weil ich im Erdgeschoss wohne, ist es mir unheimlich mit offenem Fenster zu schlafen. Ich frage Jenny: "Fangen unsere Nachbarn normalerweise an zu pluendern, wenn hier Stromausfall ist?" "Sie lacht: Also der laengsten Stromausfall, den wir hier hatten, der dauerte 4 Tage und nein, niemand kam zum Pluendern vorbei..." Das ist ja beruhigend. Wenn ich aus einem strengeren Elternhaus kaeme, faende ich lesen mit der Taschenlampe unter der Bettdecke vermutlich ungemein nostalgisch. Aber weil ich lesen durfte wie und wann ich wollte, find ich's nur nervig und Augen quaelend...

Ein Glueck dass wir beide Freunde haben, die an einer anderen Ecke des Stromnetzes wohnen... 4 Tage... wow.

Donnerstag, August 07, 2008

Krawummm!

Erst dachte ich ja, der Blitz haette ins Haus eingeschlagen, so laut hat das gekracht. Und der Strom war auch gleich weg und an der Alarmanlage leuchtete das Laempchen "trouble!" und es fiepste. Nachdem ich mich dreimal verwirrt um mich selbst gedreht hatte und meine Mitbewohnerin telefonisch bei der Arbeit gestoert, bin ich dann nach draussen gegangen um zu sehn, was wirklich los war. Der Blitz hatte zehn Meter weiter in einen Baum eingeschlagen, der ist auf die Stromleitung gefallen, krawumm! Mal sehn, ob wir heute abend Kerzenscheinromantik haben...

Sonntag, August 03, 2008

Das einaeugige Monster

Endlich zeigt uns mal einer, dass wir alle nur von schmutziger Fantasie befallen sind und dass spam eigentlich ganz harmlos ist (leider nur auf Englisch): http://www.janetnelson.net/gallery/11851/Innocent%20Spam/

Pyjamaparty

Meine Mitbewohnerin, ihr Freund, die Teenagerkinder und ich mit Nudeln und Tomatensauce, einem Marilyn Monroe Film,einem Urlaubsvideo, das in den gleichen Bergen spielt, wie der Film, und heute morgen Waffeln mit Syrup zum Fruehstueck. Die Sonne scheint, ich hab zu viel gegessen und zu wenig geschlafen und alles ist gut. Ich werde versuchen, ein Haus in der Nachbarschaft zu finden.

Freitag, August 01, 2008

Ohne Struempfe in die Suempfe

Vor gar nicht allzulanger Zeit (also vermutlich ein paar hundert Jahren...) gab es in Washington ja noch Malaria. Ich fand das frueher immer komisch und ausserdem extrem energieverschwenderisch, in gemaessigtem Klima zu wohnen und Klimaanlagen zu benutzen. Hier haben wir selbst in Jenny's Haus aus den 20er Jahren Kuehlung und im stickigen, tropisch-schwuelen Sommer in Washington kann ich nur sagen: "Aaaaahhh". Ich finde das Wetter hier zwar immer noch viel besser als im Ruhrpott, da viel mehr Sonnenstunden, aber der Sommer hier ist schon irgendwie fies, mit Kopf im Schraubstock.

Montag, Juli 28, 2008

Dann geh doch!

Diesen Mai sind die Amerikaner 9,6 Milliarden Meilen weniger mit dem Auto gefahren, als letzten Mai. Sagt CNN. Der Grund: Spritpreise. Ist schon eigenartig, hier die gleichen Debatten mitzuerleben, die wir in Europa in den 80ern und 90ern hatten, ueber Umweltschutz, Energiesparen etc. Das ist ja schonmal ein Anfang.

Sonntag, Juli 27, 2008

Prioritaeten

Wir sind auf Wohnungssuche (jaja, so ist das, "wir"... es gibt da jetzt einen regelmaessigen Tangopartner...). Wenn ich unsere Prioritaetenliste anseh, muss ich lachen. Denn die faengt so an:
1. Fusslaeufig zur Metro
2. Mindestens ein Raum muss Tanzboden (kein Teppich) haben.
3. ...

Samstag, Juli 19, 2008

Fischweiber(kerle)

Gestern bin ich auf meinem Abendspaziergang zufaellig auf den Fischmarkt am Fluss (Potomac) geraten. Warum fuehl ich mich bloss so wohl, wenn ich von rauhen, wilden, von oben bis unten taetowierten Kerlen umgeben bin, deren Zaehne in rein zufaelliger Anordnung und Anzahl im Mund rumstehn? Es gab lebende und tote Krabben, fette glaenzende Fische, fritierte Austern und Erdbeersahnetorte, die Atmosphaere war irgendwo zwischen Piratenboot, Kleinstadtkirmes und Markt. Und was ganz eigenartig war: Das war einer der wenigen Orte hier in Washington, wo der gleiche Job von Leuten jeglicher ethnischer Herkunft gemacht wurde. Da wurde mir erst klar, wie eindeutig getrennt das hier immer ist, in der gleichen Kaffeebude arbeiten hier immer entweder nur Ethiopier, nur schwarze Amerikaner oder nur Latinos. Bestimmte Nationalitaeten haben spezielle Jobs fuer sich reserviert, als Taxifahrer, Gebaeudereiniger oder Koeche. Auf dem Fischmarkt standen hinter ein und dem selben Stand ein weisser Amerikaner, ein schwarzer Amerikaner, ein Suedamerikaner und ein Asiat. Und obwohl sie alle unterschiedlich gross, klein, dick, duenn, schwarz, weiss etc waren, hatten sie doch alle letzten Endes die gleiche Karussellenbremservisage... Wunderbar. Wenn Ihr mich besuchen kommt, zeig ich's Euch.

Donnerstag, Juli 17, 2008

Keine Tropenkrankheit

sondern Tropfenkrankheit. Ich erinner mich noch an meinen ersten Schnupfen in Ghana, als ich die Cousine eines Kollegen anrief, die Aerztin ist, und fragte: Gibt es eine Tropenkrankheit, bei der Schnupfen eines der Symptome ist? Ich war grade in Ghana angekommen und hatte lauter Weltgesundheitskarten im Kopf, in denen Ghana blutrot war, egal ob fuer Malaria oder Colera...

Inzwischen weiss ich: Die Antwort ist nein. Aber ich weiss auch, dass viele Ghanaer einen Schnupfen schlimmer finden als Malaria. Nachdem ich nun eine Woche im Bett rumgelungert hab, grade krank genug, dass mein Hirn nicht funktionniert, aber nicht krank genug um zum Arzt zu gehn, fang ich langsam an, ihre Einstellung zu verstehn... Ein Schnupfen ist auch einfach sooo uncool. Zumindest kann ich sagen: Ich hab mir in Aethiopien eine Erkaeltung eingefangen, weil es da so eklig kalt war, als waeren wir nicht in Afrika...

Dienstag, Juli 15, 2008

Veteranen

Bei uns zu Hause sind Veteranen uralte Knacker, die ihr Bein in Frankreich oder beim Ivan gelassen haben (was macht der Ivan mit den ganzen Beinen?).

Hier sind Veteranen zehn Jahre juenger als ich, glattrasiert und durchtrainiert, sitzen mit Buerstenhaarschnitt, tapferem Machogesicht und Ehrennadel am Revers im Rollstuhl, der von ihrer ebenfalls jugendlichen Freundin (genau so tapferes Laecheln) geschoben wird. Die Anzugbeine auf Oberschenkelhoehe umgeschlagen und leer.

Montag, Juli 14, 2008

Lesen und heulen

von Kiana Davenport: House of Many Gods.
Leider gibt's noch keine deutsche Uebersetzung, aber ich vermute, ihre aelteren Buecher sind ebenso wunderbar.

Mittwoch, Juli 09, 2008

Nix zu essen, nix zu bloggen

In Aethiopien habense Angst, wenn jemand blog schreibt, passiert was. Was? Keine Ahnung, war jedenfalls nicht faul sondern nur Internetbehindert, als ich in Addis war.

Viel ernster und verwirrender war die Tatsache, dass, waehrend wir in der Hauptstadt schoen schlemmten und den ganz normalen Luxus reicher Afrikabesucher genossen, auf dem Land die Hungersnot mehrere Millionen Aethiopier im Griff hat. In Addis merken wir davon genau so viel wie in Deutschland oder Amerika. Bis auf das Detail, dass einige unserer Workshopteilnehmer nicht kamen, weil sie mit Nothilfe beschaeftigt waren. Das ist vielleicht ein fieses Gefuehl.

Samstag, Juni 28, 2008

Mobile Fussdusche

Grade eben wurden wir beim Ausgehen in Accra vom Regen ueberfallen. Natuerlich war das Vordach der Bar, auf deren Terrasse wir sassen, nicht regendicht und es regnete uns in Glas und den Musikern in die Trommelh. Aber dass es mir im Taxi bei geschlossenem Fenster auf die Fuesse regnete, und das sogar, als der Regen ausserhalb des Autos schon aufgehoert hatte, stimmte mich dann doch nachdenklich. Ach Ghana.

Donnerstag, Juni 26, 2008

Wo bleibt der schlechte Kaffee

Sitze in meinem Hotel Zimmer in Tesano/Accra und arbeite. Affenarbeit: Krakelige mehrfarbige gemalte Netzwerke in Computertabellen transferieren. Vermisse meine Mutter, die in Hotels immer an meine Tuer klopft und ruft: Willste Kaffee? Und ich sag ja, obwohl ich schon das Zittern hab und dann gibts superstarken schwarzen Nescafe in ner Metalltasse, an der man sich die Lippen verbrennt. Komisch, was man vermissen kann. Und das, obwohl ich doch nen Wasserkocher im Zimmer hab. Aber der klopft halt nicht an die Tuer und nennt mich "Kind!" oder fragt "Wie isset?"

Mittwoch, Juni 25, 2008

Amerika tut Dir gut!

sagt Daniel, mein Gaertner in Accra. Dabei macht er diese Geste, wo man die Arme anwinkelt und beide Faeuste so bewegt, als haette man zwei Seile in den Haenden, die man nach unten zieht. Was bedeutet: Du siehst gesund aus. Oder: Du bist aber schoen fett geworden. Ich sage ihm nicht, dass der Effekt groesstenteils von meinem neuen push-up BH herruehrt. Ich weiss auch nicht, warum der hier dauernd vorkommt (s.u., mein Versuch, einen Metalldetektor zu ueberlisten)

Montag, Juni 23, 2008

Cooler Trick und oemmesons!

Der Flughafen und das Internet sind wie das richtige Leben: Fuer Reiche ist's umsonst (oemmesons, wie man bei uns in Dueren sagt), fuer Arme kostet's was und Gerissenne kriegen's umsonst, ohne reich zu sein.

Wie? Also, wer viel fliegt oder business class, der sitzt in der VIP Lounge und geniesst Wireless Access oemmesons. Im Rest der Flughaefen gibt es inzwischen meistens irgendein Angebot von der Telecom oder so, wo man horrende Minutenpreise mit seiner Kreditkarte bezahlen kann, falls man seinen eigenen Computer dabei hat. Wenn man noch aermer ist und keinen Computer mitbringt, dann kann man schonmal sein letztes Hemd ausziehn und im Internetcafe gegen fuenf Minuten Internet eintauschen.

Wie man internet umsonst kriegt, ohne reich zu sein? In der Naehe der Reichen rumhaengen: Weil das Signal fuer Wireless sich von den Waenden nicht aufhalten laesst, reicht es, in der Naehe der Business Lounge rumzulungern, um genauso kostenlos online zu gehn.

In Marroco spricht mein blog Arabisch

Das ist vielleicht eigenartig, ueberall, wo es heissen muesste "Passwort" oder "Name" steht ein arabisches Geschlaengel, das ich nicht lesen kann, blos weil ich aus Casablanca ans Internet geh. Ich werde die 8 Stunden Aufenthalt im Flughafen verbringen und arbeiten, also seh ich nicht viel davon, was hier anders oder eigenartig ist. Obwohl, ich hab glaub ich schon frueher ueber die kulturellen Eigenarten der Toilettenbaukunst berichtet: Hier am Flughafen liegen Damen- und Herrentoilette 200 Meter auseinander. Weil das nicht geht, dass das so nebeneinander passiert. Und, ehrlich gesagt, find ich das gar nicht mal unverstaendlich...

Zackzack

Ich hab noch vier Minuten im Internet auf dem Lissaboner Flughafen, was kann ich da zackzack schreiben. Dass die Pfirsische hier einem die Wangen runterlaufen, wenn man reinbeisst. Dass es in der Markthalle frische Thunfische gibt, die so gross sind, wie ich. Dass ich mich jetzt ueber Casablanca nach Ghana aufmache. 8 Stunden Aufenthalt in Marroco.

Sonntag, Juni 22, 2008

Auf’n Hintern

Dass es das noch gibt! Junge braungebrannte Kerle, die auf dem Motorroller die Kuestenstrasse runterbrausen, an ner blonden Frau vorbei fahren, langsamer werden und der Kerl , der hinten drauf sitzt, haut ihr klatschend auf den Po. Natuerlich hab ich einen erstaunt-veraergerten Ton von mir gegeben. Aber das ist so laecherlich dem mediterranen Klischee folgend, dass ich nicht mal wirklich wuetend werden konnte.

Die Konferenz ist zu Ende und meine neuen Freunde haben mich zu sich nach Hause eingeladen und wir waren eben am Strand. Komplett mit zischenden Jungs und Maedels, deren Bikini-Oberteile grade mal die Brustwarzen bedecken. Ach, ich hab so lange nicht mehr einfach und harmlos in Europa Urlaub gemacht.

Freitag, Juni 20, 2008

Ueberwaeltigt

Von Lissabon kann ich nicht viel erzaehlen. Ich seh's vom Fenster meines Jugendherbergszimmers wenn ich ueber's Wasser schau. Aber ich bin viel mehr damit beschaeftigt, ununterbrochen mit lauter Leuten zu reden, die sich in den gleichen Bereichen tummeln, in die ich hin will und die mich damit gluecklich machen. Sonst gibt's nix zu berichten, nur viel zu verdauen.

Mittwoch, Juni 18, 2008

We don't give sex!

Sagte eine portugisische Supermarktkassiererin zu mir. Erst hatte sie versucht, mir das auf Portugisisch zu erklaeren. "Wir geben keinen Sex"? Sie hatte ein kleines handgeschriebenes Zettelchen, von dem sie diesen Satz ablas...

Na dann. Hab ich ja Glueck gehabt...

Als ich mir den Zettel genauer ansah, wurde mir klar, dass sie vermutlich sagen wollte:
We don't give sacks! (Wir geben keine Saecke) und meinte
We don't give bags! (Wir geben keine Tueten).

Dienstag, Juni 17, 2008

Packe meine Koffer schoen und gut...

Das heisst noch lange nicht, dass sie auch da ankommen, wo ich hinfliege. Sitze am Flughafen von Lissabon, mein Koffer ist irgendwo im interkontinentalen Niemandsland und das einzige, was ich anzuziehen hab, sind wirklich gemuetliche Flugzeugklamotten. Nicht wirklich Konferenztauglich. Nun, die Dame am Schalter ermutigte mich, auf die Kosten der Fluggesellschaft einkaufen zu gehn und jetzt weiss ich schon, womit ich den heutigen Tag verbringen kann. Wie schoen, wenn man ein bisschen frueher ankommt, als geplant.

Amuesant fuer Zuschauer war sicherlich mein Verhalten am Flughafen in Washington: Das Ding (wie auch immer die heissen) das biept, wenn man Metall am Koerper traegt biepte und biepte und biepte... Mein winziges Halskettchen? Nein. Biep! Was hab ich denn sonst noch am Koerper, was sich so benehmen koennte. Das einzige, was mir noch einfiel, war meine neuer BH. Soll ich etwa wieder zurueck auf Los gehn, meine Sachen einsammeln, mich auf ner Toilette umziehn und dann wieder hinten anstellen? Hm. hm... Schwupps, das geht doch auch irgendwie mit Rumgewurschtel durch die T-Shirt Aermel und wir wissen ja, wenn man so tut, als sei das ganz normal, was man tut, denken die anderen das Gleiche... Oder so... Kann man sich zumindest einreden. Natuerlich war es nicht der BH. Biep. Schliesslich half mir die Dame hinter mir: Ist das vielleicht Ihre Haarspange? Tja, wer hat schon Augen am Hinterkopf...

Montag, Juni 16, 2008

Ich packe meinen Koffer....

Und mach mich auf in's sonnige Portugal. Nach viel Haengen und Wuergen bin ich nun zuversichtlich, meine ersten Auftraege oder Anfragen trudeln ein, ich sehe, dass mein Mitbewohner in Ghana recht hatte: Sobald die wissen, dass Du auf dem Markt bist, werden Dinge passieren. Und wo ich zunaechst das Gefuehl hatte, ich werde um jeden Tag kaempfen muessen und Leute ueberzeugen, die sich nicht sicher sind, ob ich und meine Methoden nun wirklich passen, hab ich mich letzten Freitag dabei belauscht, dass ich sagte: Nun, Ihr muesst wissen, ob das passt, sagt mir einfach am Montag Bescheid, ob ich mir diese Tage freihalten soll oder nicht. Auf Wiedersehn.

Freitag, Juni 13, 2008

Eva gibt's ab naechste Woche tageweise

Naechsten Dienstag endet mein Angestelltenleben und ich springe ins kalte Wasser. In Bolga gab's nix zu kaufen ausser doetschige Tomaten, deshalb hab ich ein wenig Geld gespart und kann mir das leisten...

Als ich damals unter Schmerzen meine Magisterarbeit zu Ende gebracht hatte, sagte ich: "Ich werde nie mehr forschen!" Seitdem sind etwa sieben Jahre vergangen, in denen ich meine Doktorarbeit geschrieben hab und als Forscherin in Afrika war.

Aber diesmal mein ich's wirklich ernst. Meine imaginaere Visitenkarte sagt:

Eva S.
Kicks Ass
With a Smile

Also:
Eva S.
Tritt Sie in den Hintern
mit einem Laecheln

Auf schlau nennt sich sowas "facilitation" und dafuer kenn ich noch nicht mal das entsprechende deutsche Wort... Naja, siehe oben... Ich will Leuten dabei helfen, rauszufinden, was ihr Problem ist und wie sie das loesen koennen (wer lacht da und fluestert: "Da haste wohl Dein Hobby zum Beruf gemacht..."). Das kann - muss aber nicht - im Bereich Entwicklungshilfe stattfinden.

Grade eben hab ich meine ersten Tage verkauft, das heisst ich werde von meiner Konferenz in Lissabon nicht auf das Sofa der Eltern fliegen, sondern mal schnell in Ghana nach dem Rechten sehn (das ist gut, denn da gibt's noch nen Berg unverknoteter Enden, um die ich mich beim letzten Besuch nicht kuemmern konnte...) und dann meinen Freunden in Aethiopien guten Tag sagen, bevor ich am 6. Juli wieder in Washington ankomme.

Meine zukuenftigen Ex-Kollegen schaun mich mit grossen Augen an, wenn ich sage: Ich weiss auch nicht, was als Naechstes kommt - ausser, dass viel kaltes Wasser darin vorkommt. Einige beneiden meinen Mut, andere gucken so, als wollten sie schon mal anfangen fuer mich stellvertretend schlaflose Naechte haben.

Dienstag, Juni 10, 2008

Was ist denn hier los?

Also, in diesem blog passiert im Moment viel zu wenig, weiss man ja gar nicht mehr, was Eva so anstellt. Das liegt daran, dass Eva das selbst auch nicht so recht weiss.

Ausserdem, wenn Ihr aufmerksam mitlest, geht es hier ja meist darum, was ich gesehn und beobachtet und erlebt hab und obwohl das manchmal recht persoenlich klingt, weiss ich natuerlich, dass ich hier im internet bin und nicht vor meinem Kamin sitze und einem guten Freund aus meiner Seele, meinem Privatleben oder dem Buero erzaehle.

Und im Moment bin ich einfach so damit beschaeftigt, rauszufinden, wie das echte eigene Leben weitergeht, dass ich mich kaum darauf konzentrieren kann, was um mich rum passiert und was in Bolgatanga oder Washington kulturell bemerkenswert ist. Ich hoffe, dass das sich bald ein wenig einpendelt, denn das Leben macht doch viel mehr Spass, wenn man ueber die Eigenartigkeiten der Aussenwelt lachen kann...

Also, vielleicht werde ich Euch naechste Woche etwas mehr davon berichten koennen, wie's in Portugal aussieht, schmeckt und sich anfuehlt. Ob ich direkt im Anschluss einen weitern kleinen Abstecher nach Ghana und nach Nigeria machen kann, ist noch nicht klar. Wird aber heiss diskutiert. Nigeria waere neu und irgendwie hab ich im letzten Jahr immer mehr Lust, da mal hinzufahren, weil ich Nigerianer so energiegeladen und humorvoll und schlitzohrig finde.

Montag, Juni 09, 2008

Wo ist Eva jetzt

In Washington.

(nur weil es scheint, dass niemand - ich eingeschlossen - mit meinen Reisetaetigkeiten in der Welt Schritt halten kann und ich dauernd emails kriege, die beginnen mit: "Keine Ahnung, wo Du grade bist, aber...")

Naechste Woche dann wieder in Europa (Lissabon und vielleicht ein Abstecher nach Hause...)

Sonntag, Juni 01, 2008

Die Wueste lebt - wo sie Lueste webt

Die Ueberschrift waehlte ich nur wie der Wiesel auf dem Kiesel bei Morgenstern: Des Reimes wegen. Was in Wirklichkeit lebt, ist die Kueche. Manchmal wird der Vegetarismus von ganz unerwarteten Seiten bedroht. Eine Aubergine zum Beispiel, so ein harmloses (man koennte auch sagen langweiliges) freundliches Gemuese… Als ich sie aufschnitt, dachte ich noch: Was sind die Kerne so dunkel? Ist die vielleicht ueberreif? Da hier Misstrauen das erste Gesetz der guten Ernaehrung ist, popelte ich ein wenig mit dem Messer in der Aubergine rum, woraufhin sich ein kleines Wuermchen um die Messerspitze wickelte und mich auf seine Kollegen aufmerksam machte, die das Gemuese zu ihrer Heimat gemacht hatten.
Natuerlich ist das fies und ich hab die Herrschaften den Huehnern vorgeworfen. Aber so richtig abgrundtief geekelt hab ich mich nicht, das hab ich mir fuer mein Ruehrei aufbewahrt. Perlhuehner sind hier das eingeborene Huhn und duerfen so frei laufen, wie sie wollen. Dabei vergnuegen sich Perlhuehner und Perlhaehne, dass es jedem Tierrechtler eine Freude waere. Die Eier werden ab und zu eingesammelt und auf dem Markt verkauft, die durchschnittliche Lufttemperatur hier entspricht so in etwa einem Brutkasten…
Ich hab ja schon haeufiger Eier mit Blutspuren gehabt und Mary ist ueberzeugt, dass die viel leckerer sind als ohne. Als ich dieses Ei aufschlug, schleimte der Inhalt nur zoegerlich in die Tasse, es war zu viel Festes und zu wenig Fluessiges. Blutfarben und gekruemmt wie ein Embryo lag das unfertige Kueken im Eiweissschleim. Ich bewahrte es fuer Mary auf, denn wir hatten schon oefter die Situation, dass ich etwas wegwarf (schimmeliges Brot, angefaultes Gemuese), was sie noch essbar fand. In diesem Fall waren wir uns aber einig, das war entweder zu spaet (fuer ein Ei) oder zu frueh (fuer ein Huhn).

Wer hat unseren Inder geklaut???

Mein Lieblingsfahrer in Bolga, Mark hat uns ein Taxi organisiert, das unsere internationalen Gaeste vom Flughafen in Tamale 2 Stunden nach Bolga faehrt. Heute morgen rief Mark an und sagte: “Kannst Du bitte rausfinden, ob Deine Inderin noch am Flughafen ist? Kennedy (der Taximann) kann sie nicht finden!” “Kein Wunder, denn Deine Inderin ist ein Inder!”Also hatte der Taximann nach einer Frau ausschau gehalten und dafuer den Mann uebersehn.
Als ich unseren Inder anrief, sass der schon friedlich und vergnuegt in seinem Taxi. Dachte er. Ein Taxifahrer war auf ihn zugekommen und als der Inder ihn fragte: “Bist Du Kennedy? Sollst Du mich nach Bolga fahren?”, sagte Suleiman natuerlich: “Na sicher!” Schon klar… Gluecklicherweise erwischte ich die beiden als sie erst ein paar Kilometer vom Flughafen weg waren und so musste Suleiman zugeben, dass er nicht Kennedy heisst und unseren Inder an seinen rechtmaessigen Fahrer abgeben.
Eigenartig, meine Vorstellung von Indien und indischen Taxifahrern haette mich vermuten lassen, dass man da auf solche Tricks vorbereitet wird.

Freitag, Mai 30, 2008

Epilog

Ich hab das Gefuehl als waere ich im Epilog meines eingenen Ghanabuchs, wo die weiteren Entwicklungen nach Ende der Story zusammengefasst werden.

Was danach geschah: Debbies Nachbar, der Schmied, hat nach einjaehriger Suche nun endlich ein Stueck Land gefunden, wo er seine eigene Werkstatt aufmachen kann und mit wird dieses Wochenende anfangen, Lehmziegel zu machen, um schon ein wenig gebaut zu haben, bevor ich das Land verlasse. Damit ich Fotos machen kann.

Bei Mama Laadi wurde grade ein zwei Monate altes Baby abgegeben, das so verhungert aussieht, wie ich noch nie ein Kind gesehn hab, die Haut scheint zu gross fuer die Knochen und Laadi, die seit Jahren verkuendet: “Ich nehme keine Hungerbabys mehr auf, das ist einfach zu viel Arbeit, alle zwei Stunden fuettern, Tag und Nacht, waehrend ich doch 35 Kinder rumlaufen hab.” hat mal wieder ihr Prinzip aufgegeben, weil sie einfach nicht sagen kann: “Dann lasst es halt verhungern!” und ist also wieder zerrissen zwischen Krankenhaus und Waisenhaus und gibt ihr ganzes Herz. Das Baby ist die Tochter einer Verrueckten, wie sie hier ohne Scham geistig Behinderte, Epileptiker, sozial Gestoerte und andere eigenartige Leute nennen.

Mary’s Baby hat mit neun Monaten noch keine Zaehne und krabbelt nicht, kaut aber auf allem rum, rutscht lachend auf dem Hintern durch die Welt und lernt stehn. Mary ist voller Stolz.

Die Radiostation ist immer noch on-air und nach dem ewigen Auf und Ab der Anfaenge ist es nun einfach eine Radiostation. Nicht dass ich meinen Kredit jemals zurueck bekommen werde, aber wenn irgendwer von Euch gerne drei Stunden Programm in Bolga ausstrahlen wuerde, bitteschoen, ich hab da noch was gut.

Douglas ist in Accra und geniesst da vor allem, dass er viel besseres business machen kann.

Meine weissen Freunde sind inzwischen fast alle in ihre jeweiligen Heimatlaender zurueckgekehrt und neue Weisse haben ihre Positionen eingenommen. In meinem Garten laufen zwei Huehner und ein Hahn rum, die meinen Nachmieterinnen gehoeren.

Jetzt geh ich weiterleben, damit ich noch mehr Geschichten fuer meinen Epilog sammeln kann...

Donnerstag, Mai 29, 2008

Mein Herz ist frei hahahahaha!

Wer’s glaubt. Komme grade von Mama Laadi’s Waisenhaus, wo sie mein Herz, die Zitrone, mal wieder nach allen Regeln der Kunst ausgepresst haben. Die Englaenderin, die vor 18 Monaten hier war, als ein kleines Baby unter einem Baum gefunden wurde, sich in dieses Baby verliebte, sich in den Kopf setzte, es zu adoptieren und seitdem Elternkurse besucht und sich vom Sozialamt rauf und runter beleuchten laesst, diese mutige Frau ist nun wieder hier, um endlich endlich ihr Baby Blessing mitzunehmen. Blessing ist inzwischen kein Baby mehr, sie laeuft und redet – ein wenig, denn sie ist schuechtern – hat immer noch staendig Malaria und weiss nicht, was auf sie zu kommt.

Mittwoch, Mai 28, 2008

Gugugagaschnullibulli

Damit habe ich heute meinen ersten Nachmittag in Bolga verbracht. Seit ich zur Grossmutter ehrenhalber wurde (bei Edwins Geburt, Ihr erinnert Euch?) hat Mary alle Scheu verloren und begruesste mich mit einer wilden Umarmung und noch wilderem Geschrei. Danach sassen wir im Schatten in der krassen Hitze und schlenderten durch ein Abzaehlen aller gemeinsamen Bekannten und Familienmitgliedern und wie es denen wohl geht. Dazwischen, wie gesagt, viel gugugaga, das Edwin mit aufgeweckter Gelassenheit hinnahm. Ich bin stolz auf Mary, dass sie in dieser gar nicht einfachen Zeit ein moppeliges, starkes und staendig laechelndes Baby aufzieht.

Ich bin so froh, dass ich schon Abschied genommen hab

Zurueck in meinem alten Haus in Bolga, wo meine ehemalige kanadische Mitbewohnerin grade durch die schmerzhaften letzten Tage ihres mehrfach verlaengerten Aufenthaltes geht. Und wenn ich seh, wie erschoepft und traurig und ueberwaeltigt sie wirkt, dann erinner ich mich an meine eigenen letzten Tage in Bolga und heulen und nicht heulen und mein Leben verschenken oder in Kisten packen und mir im Prozess das Herz rausreissen. Und dann bin ich froh, dass ich jetzt, bei aller Liebe, einfach ein Besucher bin. “Hallo, wie schoen Euch zu sehn, hab Euch vermisst, ich geh dann mal wieder.” Und alle haben sich darauf eingerichtet, ihr Leben ohne meine Gegenwart weiterzuleben, mein Herz bleibt, wo es hingehoert.

Dienstag, Mai 27, 2008

Fuenf Uhr morgens, im Hotel wird gesungen

und ich mach mich jetzt auf zum Flughafen, Richtung Bolgatanga. Mit schwerem und leichtem Herzen.

Montag, Mai 26, 2008

Gebucht aber noch frei

Jetzt hab ich die schicksalhafte Taste gedrueckt und meinen Flug nach Lissabon gebucht. Ich war ungemein vorsichtig und hab alles zehnmal gelesen, denn fuer meinen kuerzlichen Abstecher nach London hab ich mich leider verbucht und hab nun einen unnuetzen Rueckflug London-Amsterdam, der im falschen Monat stattfindet.

Lissabon? Ja, Lissabon. Die Leute, mit denen ich in der Zukunft gerne zusammenarbeiten wuerde, halten da vom 18. bis 20. Juni eine Konferenz ab und wenn ich den teuren Flug und das stundenlange im Flugzeugsitzen ohnehin auf mich nehme, kann ich gleich ein wenig laenger bleiben und Freunde und Familie treffen. Rueckflug von Lissabon am ersten Juli, dazwischen koennte ich mir durchaus einen innereuropaeischen Flug vorstellen (nach Duesseldorf? Amsterdam? London? Paris? Wer bietet mehr???), oder ich koennte mich mit denen, die Zeit haben (die Eltern? Herr F? Sonst noch wer?) ganz einfach in Lissabon treffen, was ja den Ruf hat, ganz hinreissend zu sein. Nun, ich bin gespannt, wer sich meldet und freu mich auf Europa...

nachtrag vom Flughafen Schipol

Zum Fruehstueck setz ich meine coole Kappe auf und setz mich im Flughafencafe neben die schwarzen Amis, die alle ihrerseits ihre coolsten Kappen tragen und up-scale Gangster-Klamotten. Was sind wir heute aber mal wieder cool, denk ich noch, und fange an, sie zu belauschen: “wir sind im Namen des Herrn geboren… wenn ich meditiere… diese amerikanische Mikrowellengesellschaft, wo jeder Befriedigung jetzt sucht… wenn ich mit Gott rede…usw…
Also wirklich, die Gangster von heute sind auch nicht mehr, was sie mal waren.

Tiere erklaeren die Welt

und wie man sie rettet: http://www.animalssavetheplanet.com/

Samstag, Mai 24, 2008

Oh Lohoohooord! (Oh Goohooohooott)

Ja, ich bin wirklich in Ghana angekommen. Das merke ich daran, dass ich in meinem Hotelzimmer aus dem benachbarten Versammlungsraum beschallt werde von zwei Herren, die seit 15 Minuten das selbe Lied auf dem Klavier spielen und im Kreis singen. Der Text ist recht ueberschaubar und besteht aus in verschiedenen Tonlagen gejaultem "Oh Lord" also "Oh Gott". Genau das denk ich auch und bin mal wieder erstaunt, wie anders die Laerm-Wahrnehmung von Ghanaern ist.

Donnerstag, Mai 22, 2008

Gestohlene Stunden

Am Wochenende schrieb ich an meine englische beste Freundin in Bolga (die jetzt wieder in England ist): Hast Du naechste Woche Zeit? Ich koennte in London vorbei kommen. Und Schwuppdiwupp, jetzt sitz ich in einem englischen Landhaeuschen, das von Wiesen und Weiden und Feldern und Hecken umgeben ist, die alle so gruen sind, dass es in den Augen weh tut. Seid es dem Pfund so gut geht (also vielleicht 10 Jahre) war ich nicht mehr in England, aber es ist immer noch total Englisch. Und ich fuehl mich, als haette ich diese Stunden meinem restlichen Leben einfach abgeluchst. Oh Glueck.

Montag, Mai 19, 2008

Himmel und Hoelle in Bewegung

Mein christlicher Tangofreund betet taeglich fuer mich, meine Lieblingskollegen verrenken sich das Hirn, meine Mitbewohnerin und der Freund meiner Mitbewohnerin ueberlegen, ob sie nicht noch jemanden kennen, ich bin voller Dankbarkeit, wenn ich sehe, wie viele Leute sich fuer meine Zukunft ein Bein ausreissen. Nun muss ich selbst tief durchatmen, hart arbeiten, breit laecheln und feste dran glauben, dass alles gut wird.

Sonntag, Mai 18, 2008

Katarina zum Heulen

Nachdem ich in New Orleans gesehn hab, wie die meisten zerstoerten Haeuser auch Jahre nach dem Hurikan nicht wieder aufgebaut sind, beruehrt mich das vielleicht mehr als Euch, aber schaut mal hier: http://www.soros.org/resources/multimedia/katrina fuer eine herzergreifende Dokumentation (inkl. hervorragende Bilder)darueber, wie ein reiches Land mit der eigenen Not umgeht.

Freitag, Mai 16, 2008

Stripper im Altenwohnheim

Das war die Geschichte, die mir die alte schwarze Tante eines Freundes mit strahlenden Augen erzaehlte. Die Bewohner hatten zusammengelegt und der Chefin den Stripper zum Geburtstag gebucht. "Viele von uns sind ja so alt und schwach, die siehste nie draussen rumlaufen, die bleiben immer in ihrer Wohnung, aber an dem Abend, wow, da war keiner zu alt und schwach, um runterzukommen!" Die Chefin hatte extra auf der Bank nen Stapel Dollarnoten besorgt und an die alten Damen verteilt, damit sie ihm stilgerecht Trinkgeld in den Slip stecken konnten. Die Tante kicherte und machte eine Mitbewohnerin nach, die sich ganz weit nach vorne lehnte, weil sie nicht mehr gut sehn konnte und immer wieder sagte: "Where's your pants boy, I can't see your pants!" ("Wo is Deine Hose Jungchen, ich kann Deine Hose nicht sehn!"). Die wenigen maennlichen Bewohner waren von der Idee anscheinend weniger begeistert.

Donnerstag, Mai 15, 2008

Als Reaktion auf 1000 Beschwerden...

 

Ich weiss ja auch nicht, was Ihr gegen unser Tanzfoto (s.u.) habt, da tanzen wir doch viel mehr als auf diesem hier, wo ich letztlich nur rumhaenge. Aber fuer die von Euch, denen Fuesse einfach nicht genug sind, bitteschoen, so sieht Eva aus, wenn sie beim Tango faul rumhaengt und den Mann die ganze Arbeit machen laesst.
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Mittwoch, Mai 14, 2008

Dienstag, Mai 13, 2008

Auf dem Weg zur Arbeit gesehn

In der Metrostation hat jemand einen silbernen sternfoermigen Ballon fliegen lassen. Wenn ein Zug einfaehrt, verwirbelt sich die Luft und der Stern tanzt unter der gewoelbten Beton-Kassettendecke wild hin und her.

Auf dem Kreisverkehr mit Washington-auf-Pferd steht ein ordentlich gekleideter mittelalter Schwarzer mit Waschlappen, Rasierschaum, Rasierer und Spiegel am Trinkwasserbrunnen und rasiert sich im morgentlichen Sonnenschein die Glatze.

Freitag, Mai 09, 2008

Den Armen helfen, indem man gemein zu ihnen ist...

Bei Entwicklungsprojekten, die etwas an die Aermsten der Armen zu verteilen haben, gibt es haeufig ein Problem: Die Aermsten haben viel zu wenig Einfluss, um dafuer zu sorgen, dass sie auch bedacht werden. Also sind es die Mittelarmen oder die Fast-schon-nicht-mehr-Armen, die sich alles unter den Nagel reissen. Sogar innerhalb des selben Haushaltes ist das oft ein Problem: Da wird Geld oder Essen zur Unterstuetzung von Frauen und Kindern vergeben und die Ehemaenner fressen sich davon den Bauch voll.

Wie schafft man, dass das, was fuer die Aermsten bestimmt ist, auch tatsaechlich bei ihnen ankommt?

Man muss ganz scheussliche Sachen anbieten, die nur ein wirklich Verzweifelter haben will. Das hoert sich gemein an und ist es auch, funktionniert aber hervorragend.

Gestern hoerte ich den Vortrag eines Kollegen zu Programmen in Bangladesh, die Nahrungshilfe und Geldbetraege gegen Arbeit oder als milde Gabe an arme Frauen verteilen. Er verglich vier verschiedene Programme: Das Program bei dem die Frauen auf dem Bau arbeiten mussten, was nicht nur koerperlich erschoepfend ist, sondern in dieser Gesellschaft sozial verpoent (Frauen, die draussen arbeiten), traf die Zielgruppe der Aermsten am besten: Niemand, der nicht wirklich verzweifelt ist, will da mitmachen. Und das Program, was (unbeliebtes) Weizenmehl statt (beliebten) Reis verteilte, schaffte es am besten, die Kalorienzufuhr der Frauen zu erhoehen - bei den Reis-Projekten blieb die Ernaehrung von Frauen und Kindern gleich und nur die Maenner assen mehr.

ein Moment

Heute morgen sass ich in der Metro und schrieb fein und leise eine Postkarte an Herrn F., als die junge schwarze Dame neben mir aus ihrer Tasche ein Faltblatt holte, auf dem die Frage gestellt wurde: "Fuehrt jeder Weg zu Gott?" Sie reichte es mir, bitteschoen, dankeschoen, laechelte und dann lies sie mich weiter Postkarte schreiben und stieg an der naechsten Haltestelle aus.

Die Kartoffel in der Weltpolitik

Ein Freund hat sich letztens beschwert, dass ich so viel Kritisches ueber die US Amerikaner sage. Dabei sag ich echt viele nette Sachen. Zum Beispiel: "Ich bin beeindruckt, wie freundlich und aufgeschlossen Ihr seid, wenn Ihr Euch nur abgewoehnen koenntet, immer weit weg zu reisen und da dann diese Bomben hin zu werfen, wuerden das die anderen auch sehn und Euch genau so gern haben, wie ich..."

Ok, ich sehe ein, dass das gemischte Gefuehle hervorruft und noch dazu eine masslose und duemmliche Vereinfachung komplexer weltpolitischer Zusammenhaenge ist. Deshalb habe ich mir nun vorgenommen, mich auf den ersten Teil des Satzes zu beschraenken, denn sie sind ja wirklich so ungemein nett. Aber Kartoffeln anbauen koennen se echt nicht. Das ist doch erstaunlich, hier gibt es (in der Grossstadt) hervorragende Biosupermaerkte, wo man sich mit Franzosen und anderen Essnarren um die Kaesetheke draengen kann mit Traenen in den Augen vor Begeisterung, sie verkaufen Gemuese, von denen ich nicht mal wusste, dass es sie gibt. Aber ich hab noch keine einzige amerikanische Kartoffel getroffen, die mich gluecklich macht. Das kann doch nicht so schwierig sein, die koennen doch sogar auf den Mond fliegen...