Mittwoch, September 17, 2008

Guten Tach, Sie sprechen mit der Pass Abteilung der Deutschen Botschaft...

Wenn man grade umgezogen ist und alles (oder vielleicht auch nicht alles, wer weiss, was wer im Umzugswahn weggeworfen hat???) in Kisten, Tueten, Stapeln ueber's Haus verteilt ist und dann muss man nen Packen Visa fuer eine Reise um die Welt besorgen und der Reisepass, jaja, der Reisepass... also wieviele Stunden meines Lebens ich schon mit der Suche meines Reisepasses verbracht hab... dann denkt man irgendwann: "Ok, ruf ich mal bei der deutschen Botschaft an, um rauszufinden, ob ich irgendeine Chance hab, vor meiner Bolivienreise uebernaechste Woche noch einen Reisepassersatz zu kriegen, oder ob ich ganz schnell anfangen muss, meine Auftraggeber davon zu ueberzeugen, dass das doch eh viel effizienter ist, wenn ich den Bolivianern alles via Internet beibringe."

Ahaaa, ja dann versuch mal, mit einem echten Menschen zu reden, viel Glueck: "Wenn Sie gerne mit einem echten Menschen reden wollen, druecken Sie bitte die Taste mit der Nummer elf." "Ja aber, mein Telefon hat doch gar keine Taste elf!?"

Nach zehn Minuten von einer zur naechsten Aufnahme "druecken Sie bitte die Sieben" hoere ich endlich eine Stimme, die sich nicht anhoert wie ein professioneller Anrufbeantworterbesprecher, sondern wie eine Dame gehobenen mittleren Alters aus der deutschen Provinz, die mich begruesst: "Guten Tach..."

Ein Mensch! Ein Mensch! Ein Mensch von wegen! Selbst wenn die Stimme menschlich klingt, ist es letztlich doch nur eine Aufnahme, die mich nach dabbeliu dabbeliu dabbeliu dot dschermani dot konsular (die website) verweist und dann einfach auflegt. Ich versuche das ganze nochmal mit der englischen Ansage, werde wieder fuenfmal um den Block geschickt, um letzten Endes in der gleichen deutschen Provinz zu landen und wieder mit "Guten Tach..." begruesst zu werden. Was fuer englischsprachige Anrufer bestimmt ungemein hilfreich ist.

Als wir uns schliesslich geschlagen geben und ins Auto setzen um auf die andere Seite der Stadt zu fahren, wo sich die Botschaft im Wald versteckt, treffen wir nur den afrikanischen Pfoertner an, der uns nicht sagen kann, warum, aber: "Die Botschaft ist heute zu, die sind alle weggefahren."

Mein Tangotaenzer ist schockiert: Aber das sind doch die Deutschen, die sind doch immer so gut organisiert und effizient!!!

Ob er damit mich meint oder meine Botschaft, ist nicht ganz klar. Zurueck zu Hause verdonner ich mich dazu, jeden Gegenstand, den wir besitzen, mindestens einmal anzufassen und siehe da, nach einer weitern Stunde Bangen und Wuehlen, steh ich im Keller und kuesse meinen Reisepass. Das haette der sich auch nie traeumen lassen. Also der Reisepass. Und der Tangotaenzer, der mich gleichzeitig verwirrt und erleichtert beobachtet.

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