Samstag, September 27, 2008

"Was soll das ganze Leiden,

wenn man sich nicht auch vergnuegt" singen Element of Crime und recht haben se.

Natuerlich ist es absoluter Luxus, nach einer Nacht im Flugzeug eingequetscht und vor einer Nacht im Flugzeug eingequetscht, die 14 Stunden Aufenthalt in Lima nicht im Flughafen rumzuhaengen, Pommes und Pizzahutfrass zu essen, mir auf dem oeffentlichen Klo die Zaehne zu putzen und das Deo aufzufrischen statt zu duschen, auf den holperigen Sitzplaetzen zu doesen (warum gibt es ausser in Amsterdam in allen Flughaefen nur Sitzplaetze und keine Liegemoeglichkeiten? Haben die Angst, wir wuerden uns da haeuslich niederlassen, weil's so gemuetlich ist?), sondern statt dessen den Koffer ueber die Strasse zu rollen und fuer den Tag ins Flughafenhotel einzuchecken, wo ich den halben Tag verschlafe, dann ein leckeres Mittagessen zu mir nehme und den Rest des Tages zwischen Arbeit und Massage fair aufteile, bevor ich um 21:30 meinen Flug nach La Paz (Bolivien) nehme.

Genau: Das nennt sich Luxus und das heisst: Es ist nicht notwendig oder billig aber wunderbar. Ich fuehl mich so viel besser, als nach einem klaustrophobischen Tag im Flughafen und leide gar nicht darunter, dass meine Reise nach Bolivien laecherliche drei Tage dauert.

Und das schoene ist, dass ich das ja auch noch irgendwie rational begruenden kann. Wenn ich beruflich reise, ist mein Verstaendnis, dass ich fuer die fuenf Tage vor Ort meinen Auftraggebern versprochen hab von morgens bis abends hart zu arbeiten und mein Geld wert zu sein. Da hab ich keine Zeit, Energie damit zu verschwenden, erschoepft zu sein oder gar krank zu werden, also pack ich mich unterwegs in so viel Watte wie moeglich, damit ich mich, wenn ich ankomme, komplett verausgaben kann.

Das hat natuerlich auch eine negative Seite, die ich jetzt viel besser versteh: Bevor meine Arbeit nicht abgeschlossen ist, setze ich mich den harten und exotischen Realitaeten des Gastlandes so wenig wie moeglich aus. Am Ende eines Trips, wenn ich Zeit hab (z.B. in Indien, wo der letzte Tag meines Aufenthaltes ein farbenfroher Feiertag ist), erlaube ich mir, meine gut gekuehlte und desinfizierte Paralellwelt zu verlassen, dann kann ich ja auf dem Rueckweg erschoepft sein...

Naja, in La Paz werde ich dieser Logik wohl nicht ganz folgen. Es ist Teil meines Jobs da, gemeinsam mit Leuten vor Ort rauszufinden, wie die Armen besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung etc. kriegen koennen und da werden wir wohl auch mit ein paar echten Armen sprechen muessen. Ich bin gespannt und natuerlich innerlich auch froh, dass das nicht wieder eine reine Buero-zu-Buero Reise wird.

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