Wenn ihr meinem blog regelmaessig folgt, wisst Ihr, dass ich auf Reisen haeufig in meiner eigenen kleinen wunderbaren Welt unterwegs bin, wo die Menschen alle ein wenig netter zu einander sind als in der grossen rauen Wirklichkeit. Unser Fuehrer, der uns gestern und heute durch die Kirchen gefuehrt hat, zur Segnung meines runden Bauches, durch eine stockdunkle Hoehle, die an die Hoelle erinnern soll, steile Berge rauf und runter, hat sich so gut um uns gekuemmert, das war schon ruehrend. Dass die schwangere Frau nicht zu schnell geht, die Mutter nicht ausrutscht, der Vater einen Platz zum Sitzen findet…
Und waehrend er uns alles erklaert hat, haben wir auch ein langsames Gespraech begonnen, wo wir versucht haben rauszufinden, was denn nun die Aehnlichkeiten und Unterschiede zwischen der katholischen und der Aethiopisch Orthodoxen Kirche sind. Beide verehren Heilige und glauben an die Vergebung der Suenden (wobei die Aethiopier direkt und ohne die Vermittlung eines Beichtvaters zu Maria beten), aber die Aethiopisch Orthodoxen glauben nicht, dass Jesus Mensch geworden ist, fuer sie ist er nur Gott.
Gegen Ende des zweiten Tages haben wir uns sogar ein wenig ueber Politik unterhalten, was in einem Land wie Aethiopien nicht unbedingt einfach ist, das die Regierung ein recht unverbindliches Verstaendnis von Demokratie hat.
Als wir uns dann heute verabschieden wollten, meinte er: “Ich wuerde Dir gerne ein Kreuz fuer Dein Kind schenken, warte, ich geh das schnell besorgen.” Nach einer halben Stunde kam er wieder und brachte einen silbernen Anhaenger und erklaerte uns ein letztes Mal die vielen kleinen Symbole, die in so einem Aethiopischen Kreuz versteckt sein koennen: “Diese sechs Nubble rechts und sechs Nubbel links verkoerpern die zwoelf Juenger, das kleine Kreuz in der Mitte steht fuer Jesus, die vier Nubbel hier unten stehen fuer die Evangelisten, diese Kringel hier versinnbildlichen die Koenigskrone Jesus und in der Mitte das grosse Kreuz steht fuer die Kreuzigung Jesu.” Dann gibt er mir seine email Adresse und bittet mich, ihm zu berichten, wenn mein Kind geboren wird und ob alles gut ging.
Das ist mal wieder wie der Taxifahrer, der mir Orangen schenkt. Wenn der arme Fremdenfuehrer darauf besteht, der reichen Touristin ein kleines Abschiedsgeschenk zu schenken und das ganze keine billige Anmache ist, dann weiss ich, dass wir fuer einen Moment uebersehen konnten, was uns trennt und unterschiedlich macht.
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