Donnerstag, Dezember 18, 2008

Gesegnet (5.11.08)

In Lalibela gibt es ein 10 m tiefes Taufbecken, dessen Wasser Unfruchtbarkeit heilen soll. Jedes Jahr an Weihnachten wird den Frauen ein starkes Seil um den Bauch gebunden und sie werden dreimal in diesem Wasser untergetaucht. Im Laufe eines Jahres, sagt unser Fuehrer, werden sie schwanger.

In einer weiteren Kirche gibt es ein Kreuz, mit dem speziell schwangere Frauen gesegnet werden. Ich weiss nicht, was ich erwarten soll oder was von mir erwartet wird und schliesslich steh ich einfach ganz still vor dem Priester, der mit seinem reich verzierten goldenden Kreuz meine Stirn beruehrt und damit von allen Seiten ueber meinen runden Bauch streicht und es mir schliesslich dreimal sanft auf den Mund drueckt, damit ich es kuessen kann. Wir haben einen stillen Moment erwischt, wo keine Touristengruppe durch diese dunkle kuehle Kirche latscht und der ganze Raum ist voll von der Heiligkeit des Augenblicks. Ich fuehle mich beschuetzt und geborgen.

Nachdem die Mutter sich ihre Traene aus dem Augenwinkel gewischt hat, fischt sie einen glattgeschliffenen Rosenquarz aus ihrer Tasche und haelt ihn dem Priester hin, waehrend ich uebersetzen muss: ”Ich habe lange darauf gewartet, Grossmutter zu werden. Nun werde ich mich bis ans Ende meines Lebens an den Moment erinnern, wo Sie mein erstes Enkelkind gesegnet haben. Bitte nehmen sie diesen Stein als ein Zeichen meiner Dankbarkeit.” Der Priester macht ein ernstes Gesicht, schuettelt leicht den Kopf und murmelt etwas auf Amharisch. “Der nimmt den nicht” flustert mir die Mutter ins Ohr… Aber unser Fuehrer uebersetzt: ”Der Priester sagt: Wenn das Kind geboren ist, bring es hierhin zurueck und ich will sein Patenonkel werden.” Und nimmt den Stein dankbar an.

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