Montag, November 26, 2007

Reich sein

In Ghana war allen klar, dass ich reich bin, das sieht man doch an der Hautfarbe. Selbst wenn alle Ghanaer, die mich zu Hause besuchten, verwirrt waren: "Wie kann jemand, der auch nur den geringsten Selbstrespekt hat, Kohle haben aber keinen Fernseher und auch sonst keine coolen teuren technischen Geraete?" (Die Verbindung zwischen Selbstrespekt und Fernseher hat ein Besucher tatsaechlich gemacht.)

Aber hier? Nun, gestern wurde mir klar, dass ich hier ebenfalls gleich eingeordnet werde. Ein Bekannter lud mich zum Essen ein und begruendete das damit, dass er sich das besser leisten kann als ich. Nun hatte er mir sein Jahreseinkommen im Detail dargelegt (ich hab aber aus Prinzip nicht zugehoert), er hat aber keine Ahnung, wie viel ich verdiene. "Ja," sagt er "aber ich hab gesehn, wie Du wohnst, Du wuerdest ja sicher anders wohnen, wenn Du's Dir leisten koenntest." Ausserdem hat er gesehn, dass ich kein Auto hab und sicher nicht zwei Autos, so wie er.

Das hat in meinem Kopf drei Gedankengaenge angestossen:

1. Als ich zum ersten Mal in dieses Hexenhaeuschen kam und mit Mitbewohnerin / Vermieterin J. Tee trank, fuehlte ich mich sofort zu Hause und spuerte: Hier bin ich Mensch, hier kann ich sein. Eine Eva-foermige Nische in der Welt. Warum haette ich mir ein grosses leeres Apartment suchen sollen, dass ich dann mit Dingen haette fuellen muessen. So bin ich mit meinen Buechern, Klamotten, Schuhen, einem Messer, einem Kartoffelschaeler, zwei Plaetzchenformen und vier Tellerchen eingezogen und konnte gleich anfangen, zu Hause zu sein. Das fuehrt zu Gedanken 2:

2. Sachen: Mit jedem Umzug hab ich weniger und das fuehlt sich wunderbar leicht an. Was ich zuruecklasse, vermisse ich nicht und muss ich nicht schleppen.

3. Ich weiss nicht, wer von uns mehr verdient und das ist auch unwichtig. Aber ich koennte wetten, dass ich mehr von meinem Einkommen uebrig hab, um es fuer Dinge auszugeben, die mich gluecklich machen. Denn ich muss nicht jeden Monat mein Haus abzahlen und in Stand halten, oder eine horrende Miete, meine Autos versichern, mit Benzin fuellen und reparieren und all diese regelmaessigen Ausgaben taetigen, von dem ich keinen Gluecklichkeitszuwachs mehr spuere. Da zahl ich doch lieber wenig Miete und viel Tangostunden.

(Gedanke 4 in Klammern: Ich glaube, ich bin komisch.)

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