Samstag, November 03, 2007

Gestern Abend hab ich zwei Stunden geheult

Mit kurzen Unterbrechungen zum Lachen.

Nach meiner sozial und kulturell ueberfuellten Woche (s.u.) hing mir Theater irgendwie schon zum Hals raus, aber Kollegin E. hatte so einen Aufwand betrieben, um uns ermaessigte Nachbarschaftstickets zu besorgen, dass ich kaum sagen konnte: "Weisste was, meine Katze wuerde furchtbar gern an meiner Stelle The Women of Brewster Place sehn..."

Ja, und sobald die Ladies den ersten Satz gesungen hatten, gingen meine Augenschleusen auf und so ging das weiter, bis beim Schlussapplaus meine Brille so beschlagen kann, dass ich kaum was sehen konnte. Dabei bin ich doch ausgesprochene Musical-Hasserin.

Was war passiert?

Das Arena Stage Theater ist eine alteingesessene Nachbarschaftsinstitution im fragwuerdigen Suedwesten Washingtons, in einer Nachbarschaft, wo die Locals sich wie in einem gemuetlichen Nest fuehlen, waehrend alle anderen Washingtoner einen davor warnen. Hier gibt es viele "Projects", das sind Blocks des sozialen Wohnungsbaus, wo die Bewohner Lebensmittelmarken vom Staat kriegen. Kollegin E. (die weiss ist) sagt: "Frueher hab ich meine Tuer nicht abgeschlossen, das hab ich erst in den Rassenunruhen in den 60ern gelernt..."

In dieser Umgebung schien das, was auf der Buehne passierte eine natuerliche Erweiterung der Nachbarschaft, schwarze Frauen, die versuchen, in einer Gegend, die sie selbst die Endstation nennen, nicht die Hoffnung zu verlieren, sich gegenseitig das Leben schwer und leicht machen und sich mit Maennern rumschlagen, die auf der Buehne nur als Schatten, nie als Schauspieler erscheinen. Waehrend ich Musical meist komplett kuenstlich finde und mich frage, warum die immer so rumsingen, klang das hier wie die einzig angemessene Reaktion auf's Leben.

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