Freitag, November 30, 2007
ganz vorsichtig halb aufatmen....
Gehen Sie zurueck auf Los,
Sagte ich, dass ich gerne am Flughafen bin? Ja, da lachen sich die kleinen boesen Feen, die einem die Wuensche immer woertlich erfuellen, mal wieder in die Tasche.
Morgens frueh um acht hab ich das Haus verlassen, war frueh am Flughafen, hab eingecheckt, bin durch die Kontrollen gegangen, hab gefruehstueckt und diesen Quatsch ueber "gern am Flughafen sein" geschrieben, dann bin ich ins Flugzeug eingestiegen, hab mich hingesetzt, hab zwei Stunden rumgesessen, in denen das Flugzeug sich nicht bewegte, bis wir schliesslich alle gebeten wurden, fuer einen Moment wieder auszusteigen, hab dann stundenlang in Schlangen gestanden und bin nun, um halb sechs abends wieder da, wo ich heute morgen aufgewacht bin.
Morgen um neun soll der Flug dann tatsaechlich losgehn. Dann werde ich - wenn alles gut geht - Sonntag mittag in Peking sein. Ob ich zu meinem eigenen Vortrag Sonntag um halb vier erscheinen werde oder nicht, haengt dann davon ab, wie weit das Hotel vom Flughafen ist und ob der Flug wenigstens puenktlich verspaetet ist...
Ich bin froh, wenn ich am Flughafen bin
Natuerlich ist fliegen – vor allem Langstrecken – anstrengend und geht einem irgendwann auf den Geist etc. pp. Aber nach anstrengenden Wochen im Buero fuehlt sich das super an, nun am Flughafen zu sein, zu wissen, dass ich mich wie ein Koffer nur von einem Fliessband zum naechsten schieben muss und in diesem Zeit-und-Raum-Vakuum bin, in dem ich mir erlaube, mein Hirn auszuschalten, billige Buecher und schlechtes Essen zu verschlingen und akzeptiere, dass es meine einzige Aufgabe ist, rechtzeitig am richtigen Gate zu sein und kein Gepaeckstueck zu verlieren. Obwohl ich selbst mich auf Kaffee und Wasser beschraenke, ist der Flughafen einer der wenigen Orte, wo ich absolut nachvollziehn kann, dass sich Reisende friedlich und gepflegt schon am fruehen Morgen mit Bier in die richtige Reisestimmung bringen.
Dicker Hund(esack)
Freunde meiner Mitbewohnerin haben einen Hund, der auf Hundeshows gehen wird. Als sie vor ein paar Tagen bei uns zu Besuch waren, erzaehlten sie uns, was da so abgeht. Wusstet Ihr, dass hier nur die Hunde, die fuer Shows und Zuechtung gedacht sind, ihre Maennlichkeit behalten? Und auf den Shows gucken sich die Preisrichter den Hund natuerlich von allen Seiten an… Dazu gehoert auch ein beherzter Griff in die Koeterkloeten. Und weil wir hier im Land der unbegrenzten Moeglichkeiten sind, wo jeder Mann ein Self-made-man und jeder Hund ein Self-made-dog sein kann, verlassen sich Hundebesitzer nicht einfach auf Zuechtung und natuerliches Wachstum. Wenn Dein Showhund keine ueberzeugende Ausstattung aufweist, gehst Du einfach zum Hundeschoenheitschirugen und laesst ihm dicke kuenstliche Dekohoden einbauen. Ich stell mir vor, die der Vertreter von Hundekunsthoden versucht, eine Freundin zu finden und was passiert, wenn er sagt: “Guten Tag, ich bin Sam, ich mach in Koeterkloeten.”
Es geht los
Donnerstag, November 29, 2007
Idiotensicher?
Mein Tangokontakt in Peking versichert mir: Wenn man diese Karte einem Taxifahrer unter die Nase haelt, gelangt man zum Tango, auch wenn man kein Wort chinesisch spricht oder liest.
Verfettung vorbei
Wie auch immer, ich glaube der Grund fuer eine Saettigung des Verfettungstrends ist eher, dass in jeder Bevoelkerung nur ein bestimmter Prozentsatz der Leute es in sich traegt, fett zu werden. Es gibt ueberall Leute, die koennen essen, was sie wollen und nehmen nicht zu. Und es gibt in den meisten westlichen Gesellschaften Leute, die sich niemals erlauben wuerden, zu essen, was sie wollen, und ebenfalls nicht zunehmen. Und, so richtig ueberzeugend ist das Aufatmen dann doch nicht, denn die Tatsache bleibt bestehn, dass jeder dritte dick ist und dass die Dicksten heute viel dicker sind als die Dicksten in den 80ern...
Mittwoch, November 28, 2007
Weil Tango ja letztlich nur gehen ist
http://www.demetriusgonzalez.com/tango/bailonga.html
Zum Thema Gehen hat mir mein Tangolehrer gestern als Hausaufgabe mitgegeben, jeden Tag eine halbe Stunde durchs Haus zu gehn. Oder durchs Hotelzimmer oder im Flughafen auf und ab. Obwohl er selber zugeben musste, dass ich im Flughafen vermutlich den ein oder anderen verwirrten Blick ernten werde, wenn ich gemessenen Schrittes rueckwaerts schreite und mich darauf konzentriere, das Gewicht erst im letzten Moment zu verlagern. Ob es reicht, wenn ich mir jeden Tag eine halbe Stunde lang vorstelle, rueckwaerts zu schreiten?
Der letzte Satz war nicht vollstaendig: Ob es reicht, um komplett deppert zu werden, wenn ich mir jeden Tag eine halbe Stunde lang vorstelle, rueckwaerts zu schreiten? Deppert oder erleuchtet... wenn zwischen den beiden tatsaechlich ein Unterschied besteht.
Habe eine Email von Barbara aus Peking bekommen mit einer Anfahrtsskizze zum Tangolokal mit chinesischen Schriftzeichen, so dass ich sie dem Taxifahrer unter die Nase halten kann.
Helfen gute Wuensche?
Als ich zum ersten und einzigen Mal richtig Malaria hatte und mir die Krankheit so auf den Geist ging, dass ich nicht wusste, wohin mit mir, bin ich zu ihr gefahren (sie ist Krankenschwester und Apothekerin) und hab mich in der Apotheke auf den Stuhl gesetzt, ihr gesagt, wie ich mich fuehle, einfach nur um zu wissen, ob das normal ist und damit eine muetterliche Frau mir sagt: Alles ist gut, Du musst nur regelmaessig Deine Medizin nehmen, gut essen und noch ein wenig Geduld haben. Danach war alles gut (obwohl mich die Malaria weiter nervte).
Tangokurse in Peking
Dienstag, November 27, 2007
Ich habe ein Visum fuer China!
Bundesbuerger benoetigen zur Einreise ein Visum, das vor der Ankunft eingeholt werden muss.
Aber, diese Reiseinformationen sagen natuerlich nicht, was meine Damen aus der Reiseabteilung mir gestern sagten: Du hast nur noch zwei leere Seiten in Deinem Reisepass. In der Vergangenheit ist das schon passiert, dass die Chinesische Botschaft sich geweigert hat, Visa in volle Reisepaesse zu quetschen. Dann musst Du in die Deutsche Botschaft, zusaetzliche Seiten beantragen, das wird aber vermutlich laenger dauern als bis Freitag, Deine Kollegen mussten ihre Reise schliesslich absagen. (mein Vortrag in China ist Sonntag...)
Ihr koennt Euch vorstellen, wie gut ich letzte Nacht geschlafen hab, immer vor mich hinmurmelnd: Chinamann, Chinamann, lass mich rein...
Nun, grade kam die Nachricht: Gleich kannst Du Pass und Visa im sechsten Stock abholen kommen! Danke Chinamann. Ich werde auch ganz brav sein und aus lauter Dankbarkeit ganz viel Geld bei Dir ausgeben... Versprochen.
Montag, November 26, 2007
Auf der Mauer tanzen?
Tangostunden bezahlen (s.u.)?
Ha! Hab ich der Welt wieder ein Schnippchen geschlagen und zahle wenig Miete UND nichts fuer meine Tanzstunde. Muss ich morgen gleich in die Stadt gehn und irgendwas Teures kaufen, um die Kohle loszuwerden.
Reich sein
Aber hier? Nun, gestern wurde mir klar, dass ich hier ebenfalls gleich eingeordnet werde. Ein Bekannter lud mich zum Essen ein und begruendete das damit, dass er sich das besser leisten kann als ich. Nun hatte er mir sein Jahreseinkommen im Detail dargelegt (ich hab aber aus Prinzip nicht zugehoert), er hat aber keine Ahnung, wie viel ich verdiene. "Ja," sagt er "aber ich hab gesehn, wie Du wohnst, Du wuerdest ja sicher anders wohnen, wenn Du's Dir leisten koenntest." Ausserdem hat er gesehn, dass ich kein Auto hab und sicher nicht zwei Autos, so wie er.
Das hat in meinem Kopf drei Gedankengaenge angestossen:
1. Als ich zum ersten Mal in dieses Hexenhaeuschen kam und mit Mitbewohnerin / Vermieterin J. Tee trank, fuehlte ich mich sofort zu Hause und spuerte: Hier bin ich Mensch, hier kann ich sein. Eine Eva-foermige Nische in der Welt. Warum haette ich mir ein grosses leeres Apartment suchen sollen, dass ich dann mit Dingen haette fuellen muessen. So bin ich mit meinen Buechern, Klamotten, Schuhen, einem Messer, einem Kartoffelschaeler, zwei Plaetzchenformen und vier Tellerchen eingezogen und konnte gleich anfangen, zu Hause zu sein. Das fuehrt zu Gedanken 2:
2. Sachen: Mit jedem Umzug hab ich weniger und das fuehlt sich wunderbar leicht an. Was ich zuruecklasse, vermisse ich nicht und muss ich nicht schleppen.
3. Ich weiss nicht, wer von uns mehr verdient und das ist auch unwichtig. Aber ich koennte wetten, dass ich mehr von meinem Einkommen uebrig hab, um es fuer Dinge auszugeben, die mich gluecklich machen. Denn ich muss nicht jeden Monat mein Haus abzahlen und in Stand halten, oder eine horrende Miete, meine Autos versichern, mit Benzin fuellen und reparieren und all diese regelmaessigen Ausgaben taetigen, von dem ich keinen Gluecklichkeitszuwachs mehr spuere. Da zahl ich doch lieber wenig Miete und viel Tangostunden.
(Gedanke 4 in Klammern: Ich glaube, ich bin komisch.)
Sonntag, November 25, 2007
Wo ist zu Hause?
Fehler...
Samstag, November 24, 2007
Nicht kuessen
In Ghana hab ich viel mit Superchristen zu tun gehabt, die immer in die Kirche rannen und staendig von Jesus redeten, aber... Selbst die harschesten Religionen, wenn mit der ghanaischen Mentalitaet verbunden, werden irgendwie weich, quasi katholisch im Sinne von: Erst kommt der Karneval, dann die Beichte am Aschermittwoch, dann kann man von Neuem zu suendigen anfangen...
Andererseits, wenn man sich nun mal ueberzeugt hat, dass die Ehe der einzige Ort ist, wo koerperliche Verbindung zwischen Maennern und Frauen hingehoeren, ist es vermutlich einfacher (und ehrlicher) schon vor dem ersten Kuss halt zu machen. Das macht mehr Sinn, als alle abenteuerliche Akrobatik zu erlauben, ausser Sex im ganz allerengsten fortpflanzungsrelevanten Sinne...
Wenn man die Welt von Europa aus betrachtet, kann man das Gefuehl kriegen, dass Religion sich mehr und mehr zurueckzieht zugunsten eines Mainstreams, der nicht atheistisch ist, sondern sich um Fragen der Religion einfach gar nicht kuemmert... Wenn man dann irgendwo anders ist als in Europa, merkt man, dass man nur in seiner eigenen Suppe rumschwamm. Wenn ich Leuten hier erzaehle, dass es bei uns ein Tabu ist, mit Bekannten zu bereden, was man glaubt, dass wir eher ueber sexuelle als ueber religioese Vorlieben reden, ernte ich Erstaunen.
(waehrend es in diesem blog um persoenliche Details geht, die manchmal ein Licht auf das groessere Ganze werfen, schreiben andere aus entgegengesetzter Richtung. Ueber die Bedeutung der Religionszugehoerigkeit amerikanischer Praesidenten, hier: http://www.opinionjournal.com/columnists/pnoonan/?id=110010893. Meine Gedanken dazu: Ich weiss von einem einzigen deutschen Politiker, welcher Religion er angehoert, Johannes Rau ist katholisch. Ach ja und dann war da noch dieser gruene tuerkischstaemmige Bundestagsabgeordnete, der einen Skandal ausloeste, weil er eine zweite Ehefrau nahm und sich dabei auf seinen islamischen Glauben berief...)
Aufgehoben in der Welt
Gestern kam dann die naechste Feiertagseinladung, die mich ruehrte, obwohl ich sie ablehnen muss. Das ist eine laengere Geschichte. Viel laenger, denn sie beginnt vor 40 Jahren mit einer jungen Amerikanerin, die ein Jahr in Deutschland studiert. Sie war mit meinem Vater und dessen Familie befreundet, zog dann zurueck in die USA und verschwand fuer die naechsten Jahrzehnte in ihrem eigenen Leben.
Vor ein paar Monaten erhielt ein Vater eine email: "Bist Du der, den ich vor 40 Jahren kannte?" Sie plante eine zweite Deutschlandreise und ob sie mal vorbeikommen koennte. Also machte man zwei Tage lang Eifel-Ausfluege und erzaehlte sich das Leben - und dazu gehoerte auch: "Und unsere Tochter ist grade in die Staaten gezogen." "Oh, dann muss sie mal vorbeikommen, ich hab ein grosses leeres Haus (nachdem die Soehne ausgezogen sind) vor den Toren New Yorks..."
Das hat bislang noch nicht geklappt, wir haben ein paar emails ausgetauscht und einmal telefoniert. Gestern schrieb sie dann:
"Ich weiss ja nicht, was Du Weihnachten vorhast, aber falls Du hier bist, bist Du herzlich eingeladen, fuer ein paar Tage zu uns gekommen. Ich erinner mich noch immer voller Waerme an das Weihnachten, das ich mit Deinen Grosseltern verbracht habe und wuerde mich freuen, ihrer Enkeltochter die gleiche Gastfreundschaft zukommen zu lassen."
Freitag, November 23, 2007
Was schoen macht
In Schwarzafrika sind die Passportfotografen ganz auf Schwarzafrikaner eingestellt. Deshalb sind die Bilder, die sie von Weissen machen, immer ueberbelichtet, was einem (auf dem Bild) diese falten- und fleckenlose durchscheinende ueberweisse Elfenschoenheit verleiht.
In der Drogerie um die Ecke hat man diese Kunst noch nicht gelernt und deshalb sieht mein Passfoto viel zu realistisch aus und ich bin froh, dass die Chinesen (hoffentlich) ihre Visa nicht nach Schoenheit verteilen.
Donnerstag, November 22, 2007
Begnadigt
ein Moment
Brotbackautomat
Also. Langsam und zum mitbacken...
Zum Brotbacken brauche ich: Eine Schussel, zwei Haende, einen Backofen und ein Backblech.
An Zutaten kommen in mein einfachstes Brot: Mehl, Hefe, Wasser, Oel und Salz.
Ok, ich gebe zu, vor Sauerteig hab ich auch so viel Respekt, dass ich mich noch nicht drangetraut hab. Aber Hefebrot ist was fuer Deppen ohne Sonderausstattung.
Mittwoch, November 21, 2007
Die Kiste
Montag, November 19, 2007
Mein Lieblingsfest
- Keine Geschenke. Also, ich liebe Geschenke, aber ich bin beeindruckt, dass die Amerikaner es schaffen, an ihrem wichtigsten Feiertag nichts zu konsumieren, ausser Truthahn...
- Einer fuer alle. Egal, was und ob Du glaubst, dieser Feiertag ist fuer alle gleichermassen, anders als Weihnachten, Salla und was es nicht alles so gibt in den verschiedenen Religionen
- Keiner bleibt allein. Obwohl das ein Familienfest ist, sind die Tueren weit offen. Anders als an Weihnachten, wo es eher selten ist, dass Freunde oder Fremde eingeladen werden, ist es ganz normal, dass mich sogar ein-Abend-Party-Bekanntschaften fragen: "Was machst Du Thanksgiving?" weil sie wissen, dass ich neu hier bin und keine Familie hab. Haette ich gesagt: Ich sitze allein zu Hause, haetten sie das nicht erlaubt, sondern noch nen Teller auf ihren Tisch getan.
Intoleranz
Ich erzaehlte ihm von meiner Arbeit und irgendwie kamen wir auf Tropenkrankheiten zu sprechen. "I don't tolerate malaria, cholera and these things. We should go there and stop it. If we can go and bomb far away places with precision, we should get our act together and stop these diseases." (Also: Ich toleriere Malaria, Cholera und so nicht. Wir sollten da hin gehn und das stoppen. Wenn wir das schaffen unsere Bomben mit solcher Praezision auf weit entfernte Ziele zu schmeissen, dann sollten wir uns endlich aufraffen und diese Krankheiten ausrotten!)
Ich stand da nur und fragte mich, ob das die Malariamuecken wohl betruebt, dass dieser Kerl sie nicht toleriert. Ich versuchte, ihm zu erklaeren, dass nicht alles in der Welt so schlicht ist, wie ein Militaergefaengnis zu bauen und dass die USA keine Weltregierung sind, hatte aber irgendwie das Gefuehl, ebenfalls nicht toleriert zu werden. Was ich erstaunlich fand, war dass mein Gespraechspartner nach eigenen Angaben im Schweisse seines Angesichts Kant, Hegel und deren Freunde las...
Macht Dein Beruf Dich zu dem Menschen, der Du bist, oder suchst Du Dir einen Beruf, der zu Dir passt?
Samstag, November 17, 2007
Weitgereister Bergwillie
Der kleine christliche Tangotaenzer (s.u.) hat mich eingeladen, heute bei einer Privatstunde seine Partnerin zu sein und das hab ich natuerlich gerne angenommen. Auf dem Weg zu der Lehrerin haben wir uns ausgiebig genug verfahren, dass ich einiges darueber erfahren hab, wie einer, der sich selbst als Hillbilly bezeichnet, bis ans Ende der Welt reist und was einen in Kambodscha zum Heulen bringt.
Weil die Tanzschule nachmittags war, konnte ich danach noch einen versonnenen Herbstsonnenspaziergang durch meine Nachbarschaft machen und darueber nachdenken, wie schoen das ist, sich einen neuen Bekanntenkreis zu suchen, weil man da die eigenartigsten Leute reinpacken kann, die einem auf unterschiedlichste Art und Weise den Horizont erweitern.
Nachtrag
Freitag, November 16, 2007
Von wegen Schoentrinken
Ok, nicht jeder teilt die extreme Meinung, dass die Vermehrungswilligkeit der Briten mit ihrem hohen Alkoholkonsum gekoppelt ist (klassisches Schoentrinken von Schabracken), aber der Englaender (und die Englaenderin) an sich ist doch etwa so attraktiv, wie er/sie gut kochen kann...
Nicht versichert? Traurig? Hier werden Sie geholfen!
Haben Sie Aids? Super! Dann koennen Sie bei unserer neuen wissenschaftlichen Studie unter bester medizinischer Betreuung Medikamente ausprobieren, die Sie sich gar nicht leisten koennen werden, wenn die einmal auf dem Markt sind, schliesslich haben Sie ja keine Krankenversicherung... Ausserdem tun Sie der Menschheit etwas Gutes und erhalten moeglicherweise eine Verguetung fuer Ihre Dienste.
Die Zeitungen, Busse und Metros sind voll mit Plakaten, wo um die Teilnahme an medizinischen Studien geworben wird. Und fuer den grossen Prozentsatz der Amis, die nicht krankenversichert sind, ist das doch eine nette Moeglichkeit, an Medikamente zu kommen, die sie sich sonst nicht leisten koennten. Ok, dabei sind sie Versuchskaninchen aber schliesslich sind die Pillen vorher schon an Kaninchen getestet worden und wenn Du die Wahl hast zwischen experimenteller und gar keiner Medizin...
Donnerstag, November 15, 2007
Dankeschoen
Also hat meine Mitbewohnerfamilie angeboten, mich fuer einen Abend zu adoptieren. Das wird das zweite Thanksgiving meines Lebens: Das erste hab ich in der Namibischen Steppe in einer Kleinstadt gefeiert, in der die Apartheid noch lange nach ihrer offiziellen Abschaffung das Stadtgeschehen bestimmte. Die Gastgeberin war die einzige Amerikanerin im weiten Umkreis und die war ein wenig trampelig und wunderbar farbenblind. Also hat sie ihre schwarze Gastfamilie in das Lokal ihrer weissen Freunde eingeladen. Die beiden Familien waren seit Jahrzehnten Nachbarn. Bevor das Essen began, sagte jeder, wofuer er heute besonders dankbar ist und der schwarze Familienvater dankte der Amerikanerin dafuer, dass er nun zum ersten Mal in seinem Leben in der einzigen Kneipe des Ortes sitzt und mit den Weissen Besitzern aus den gleichen Schuesseln isst.
Mittwoch, November 14, 2007
Das gibt's nicht
Scheck. Ihr erinnert Euch vielleicht noch, damals in der Steinzeit, bevor sie Plastikkarten und Internetbanking erfunden hatten, als ich noch ein Kindersparbuch von Goldi dem Goldhamster hatte, damals hatten alle Leute Scheckbuecher und schrieben einander Schuettelschecks (fuer die von Euch, deren Vaeter keine Vatersprueche auf Lager hatten, Schuettelschecks sind die Schecks, wo der freundliche Mann hinter dem Schalter nur mitleidig den Kopf schuettelt, wenn Du versuchst, sie einzuloesen). Also, in Amerika, dem groessten und modernsten und ich-weiss-nicht-was-noch-alles-sten Land der Welt laufen die Leute noch rum wie Steinzeitmenschen und jubeln einander Schuettelschecks unter. Die Welt ist voller Ueberraschungen und Wunder...
Wer wie die Koenigin spricht,
Wildfremde Menschen fragen mich: "Wo kommt Dein Akzent her?" und sind besonders nett zu mir, weil ich mich britisch anhoere. Denn mein Akzent kommt nicht daher, wo ich herkomme, ich habe ihn in Nordghana einer Britin geklaut... Das kommt davon, wenn man zwei Jahre jeden Tag zweimal telefoniert und sich mindestens einmal trifft, um weitere Neuigkeiten auszutauschen.
Mein liebster britischer Kollege wurde mal aus eigener Schusseligkeit zum Geisterfahrer. Als die Polizei ihn stoppte und mit dem ganzen Polizeizirkus anfangen wollte, den jeder Geisterfahrer verdient, begann er sich mit zerstreuter Professorenmine und reinstem Queen's Englisch zu entschuldigen und wurde schliesslich vom besorgten Polizisten mit Blaulicht und ohne Strafe zur richtigen Abfahrt eskortiert.
Meine Mitbewohnerin erzaehlt von Provinzflughaefen, in denen alle Ansagen in britischem Englisch gehalten sind, weil die Fluggaeste die Anweisungen dann eher ernst nehmen.
Ich frage sie: "Also, wie fuehlt sich das an, wenn jemand britisch spricht?"
"Intelligent, gebildet, kultiviert."
"Ok, und was ist die erste Reaktion, wenn Du einen starken Deutschen Akzent hoerst?"
"Angst! Deutsche haben diesen Ruf so strikt zu sein und brutal. Ordentlich. Haben alles unter Kontrolle..."
Guckt mich an. Lacht. "Du hast nicht nur Deinen Deutschen Akzent verloren..."
Dann naeht sie weiter an ihrem Vorhang und murmelt vor sich hin "Katzenkotze..."
Dienstag, November 13, 2007
Kindergartenfreude
Gestern haben wir beim Tango lernen eine Uebung gemacht, die sich genau so anfuehlte. Und weil ich immer noch laechel, kann ich nur empfehlen, dass Du keinen Widerspruch duldest, alles aus dem Weg raeumst, was harte Kanten hat und jeden im Kreis rum wirbelst, der nicht bei drei auf den Baeumen ist.
Eins..... zwei........
Montag, November 12, 2007
Deutschstunden
Feierabend
Mangelexemplar (zum Beispiel in dem Satz: Du bist ein Mangelexemplar!)
Hexenkueche
Heinzelmaennchen
Fahrradausfluege
Suppenkaspar
Schoenheitsschlaf
Katzenkotze
Freitag, November 09, 2007
Evangelikaler Tanguero
Donnerstag, November 08, 2007
Ausleeren
Denn beim Tanzen lernen muss ich mich so auf die Bewegung, die Fuehrung, das Folgen und die Musik konzentrieren, das geht nur, wenn ich meinen Kopf ausleere. Ich mache einen Schritt und noch einen und ueberkreuz und es ist egal, ob ich im Buero die Superheldin war oder auf's Gesicht gefallen bin, was meine rotierenden Tanzpartner von mir wissen ist: Hallo, ich bin Eva. Was ich von ihnen weiss ist: Hallo, ich bin Jack! Und ob sie dazu neigen, einer Frau die Fuesse wundzutreten oder nicht. Und ich bin der Meinung: Das ist definitiv genug Information.
Mittwoch, November 07, 2007
Shop till you drop (kauf bis Du umfaellst)!
Hausfrauentip
(so viel zum Thema: Danke gut.)
Heute in Amerika
1. Die 13jaehrige Megan Coulter muss zwei Tage Nachsitzen, weil sie auf dem Schulhof zwei Freundinnen umarmte und damit gegen die Schulordnung verstiess, die das oeffentliche Zeigen von Emotionen verbietet.
2. Ein weisser Mitarbeiter der nationalen Sicherheitsagentur ist vom Dienst suspendiert, weil er sich auf einer Halloween-Party als schwarzer Haeftling verkleidet hatte. Sein Chef sagt: "The idea you can come and impersonate someone of another ethnic group, that is competely unacceptable" (Die Idee dass Du ankommen kannst und Dich als jemand von einer anderen ethnischen Gruppe verkleiden kannst, ist komplett unakzeptabel)
3. Aufgrund verstaerkter Nachfrage nach Kanonenfutter lockert das Pentagon die Regeln in der Rekrutierung fuer's Militaer, um es Menschen mit krimineller Vergangenheit zu erleichtern, sich der Armee anzuschliessen.
Noch Fragen?
Montag, November 05, 2007
Wer ist unterdrueckter?
Sonntag, November 04, 2007
Putzkolonne
Stricknadelmafia
Nachdem ein Kollege mir erzaehlt hat, dass sie seiner Oma am Flughafen die Stricknadeln abgenommen haben, weil das ja gefaehrliche Waffen sind, mit denen Oma das Flugzeug entfuehern koennte, muessen wir vielleicht unsere Strategie nochmal ueberdenken (oder hat seine Oma uns vielleicht unsere Idee geklaut?).
Letzte Woche hab ich dann rausgefunden, wenn wir unbedingt brauchen fuer dieses Business: Olle Kerle im Rollstuhl. Auf dem Weg zum Kulturabend in der Botschaft trafen wir Otto aus Oestereich mit seiner Schwarzamerikanischen Frau. Otto sass im Rollstuhl, seine Frau trug neue hochhackige Schuhe und der Bus hielt am Fuss des Berges auf dessen Spitze die Deutsche Botschaft sitzt. Also wurde ich kurzerhand zum Rollstuhlschieber (Schieber... jaja, da faengts schon an) und sah aus wie die liebevolle Enkelin.
Als wir bei der Botschaft ankamen wurden unsere Ausweise nicht kontrolliert und wir bekamen Extra-Service, der vor allem daraus bestand, dass wir durch einen anderen Eingang eingelassen wurden, wo wir, anders als alle anderen, nicht durch den Metalldetektor mussten und alle bemuehten sich, uns besonders schnell abzufertigen, als ginge von Otto ein komischer Geruch aus, den man schnell loswerden wollte.
Haette ich das gewusst, haetten wir den langweiligen Kommoedianten-Abend sicher etwas interessanter gestalten koennen (n kleines Geiseldrama oder so...).
Nachtrag Halloween
Eva und die Taxifahrer
Hier in Washington gibt es dann noch eine zusaetliche Anziehung zwischen uns: Wir sind alle Afrikaner. Wenn ich mit meinem Fahrer ins Gespraech komme, kann ich endlich wieder Ghana-Englisch reden, was mein Herz beruhigt und wenn ich ihnen erzaehle, wie's zu Hause aussieht, wird es ploetzlich ganz warm im Taxi, waehrend wir gemeinsam durch die Nacht fahren.
Hier kostet es immer viel mehr, wenn der Fahrer zwei Leute auf der gleichen Strecke an verschiedenen Stellen absetzt. Als wir vom langweiligen Komoedianten in der Deutschen Botschaft kamen, haetten wird 28 $ fuer eine Fahrt zu unserer beiden Haustueren zahlen muessen - oder 18 bis zur Metro, von der wir beide nach Hause finden konnten. Wir entschieden uns fuer die billigere Variante und begannen mit Tony aus Ghana ueber Fussball, seine Geschaefte mit China und seine Brueder in London zu reden. Als wir uns der Metro Station naeherten, bestand er ploetzlich darauf, dass er uns Ladies nicht allein durch die Nacht laufen lassen kann und uns natuerlich nach Hause bringt und wartet, bis wir sicher im Haus sind, bevor er weiter faehrt.
Samstag, November 03, 2007
Gestern Abend hab ich zwei Stunden geheult
Nach meiner sozial und kulturell ueberfuellten Woche (s.u.) hing mir Theater irgendwie schon zum Hals raus, aber Kollegin E. hatte so einen Aufwand betrieben, um uns ermaessigte Nachbarschaftstickets zu besorgen, dass ich kaum sagen konnte: "Weisste was, meine Katze wuerde furchtbar gern an meiner Stelle The Women of Brewster Place sehn..."
Ja, und sobald die Ladies den ersten Satz gesungen hatten, gingen meine Augenschleusen auf und so ging das weiter, bis beim Schlussapplaus meine Brille so beschlagen kann, dass ich kaum was sehen konnte. Dabei bin ich doch ausgesprochene Musical-Hasserin.
Was war passiert?
Das Arena Stage Theater ist eine alteingesessene Nachbarschaftsinstitution im fragwuerdigen Suedwesten Washingtons, in einer Nachbarschaft, wo die Locals sich wie in einem gemuetlichen Nest fuehlen, waehrend alle anderen Washingtoner einen davor warnen. Hier gibt es viele "Projects", das sind Blocks des sozialen Wohnungsbaus, wo die Bewohner Lebensmittelmarken vom Staat kriegen. Kollegin E. (die weiss ist) sagt: "Frueher hab ich meine Tuer nicht abgeschlossen, das hab ich erst in den Rassenunruhen in den 60ern gelernt..."
In dieser Umgebung schien das, was auf der Buehne passierte eine natuerliche Erweiterung der Nachbarschaft, schwarze Frauen, die versuchen, in einer Gegend, die sie selbst die Endstation nennen, nicht die Hoffnung zu verlieren, sich gegenseitig das Leben schwer und leicht machen und sich mit Maennern rumschlagen, die auf der Buehne nur als Schatten, nie als Schauspieler erscheinen. Waehrend ich Musical meist komplett kuenstlich finde und mich frage, warum die immer so rumsingen, klang das hier wie die einzig angemessene Reaktion auf's Leben.
Freitag, November 02, 2007
Bush sagt
Donnerstag, November 01, 2007
Jeder verkleidet sich als er selbst
Halloween is ja etwa so wie Karneval
Also hab ich die Krone in der Tasche gelassen, gelaechelt, mit den Wimpern geklimpert, dass es in den Ohren rauschte und so getan, als sei das mein ganz normales Buero-Outfit.