Heute war ich beim Oberarzt, um mich zu prostituieren. Dabei hab ich meine Beine nicht breitgemacht und meine Kleidung anbehalten. Schutzig hab ich mich danach trotzdem gefuehlt.
Meine Aufgabe war es, meinen Freund den Herrn Doktor darauf aufmerksam zu machen, dass das arme Maedchen Talata eine reiche Goennerin und Tante hat (mich) und deshalb so gut wie moeglich behandelt werden soll. Und im zweiten Schritt sollte er davon ueberzeugt werden, dass wir ihn und sein Krankenhaus nicht beleidigen, wenn um eine Ueberweisung in ein anderes Krankenhaus bitten.
Also durfte ich nicht sagen: Ihr „behandelt“ sie schon ein halbes Jahr lang und das Ergebnis ist in Eurer Abstellkammer zu besichtigen. Sondern musste ihm eine verwirrte Geschichte darueber erzaehlen, wie schwierig es ist, die Omma zu ueberzeugen, waehrend der Regenzeit an Talatas Bett zu sitzen, statt auf dem Feld zu arbeiten und dass es im Missionskrankenhaus ja ehrenamtliche Helfer gibt, die das uebernehmen usw. Ich hab arg betont, dass ich armes Voegelchen ja auch nicht weiss, was medizinisch notwendig ist, schliesslich ist er ja der Gott in Weiss und ich nur Staub auf seinem Kittel. Dann kam es wieder ueber mich und ich hab ein zwei Saetze darueber gesagt, was ich denke, was medizinisch als naechstes passieren muesste... um dann wieder zusammenzuzucken und etwas Duemliches zu sagen, damit klar ist, dass ich seine Kompetenz nicht anzweifle. Und natuerlich musste ich betonen, dass ich hier bin, weil mein Herz so weich ist (etwa so weich wie meine blondbelockte Birne) und mich das Leiden dieses Maedchens so beruehrt, dass ich einfach nicht an mich halten und meinen Geldbeutel auf machen muss.
Nach einer halben Stunde waren wir endlich so weit, wie ich kommen wollte, er hatte seinen Stationsarzt ebenfalls herbeordert und ihm alle moeglichen Anweisungen gegeben und akzeptiert, dass wir Talata verlegen, sobald sie transportfaehig ist. Zum Abschied bot ich noch an, dass wir irgendwann auch mal zusammen ein Getraenk nehmen sollten und dabei gar nicht ueber Krankheiten sprechen... Als ich da raus kam, hatte ich das dringende Beduerfnis, meine Haende mit Seife zu waschen. Aber Laadi war am Telefon so erleichtert, als ich ihr von dem Gespraech erzaehlte, dass ich dachte, das ist es wohl wert...
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