Griechenland hat fuer mich, genau wie Italien, diese stark mythologische Dimension. Damit meine ich nicht die Zeit vor zwei-drei-viertausend Jahren. Nein, beide Laender sind in meiner Welt so stark verbunden mit den mythologischen 50er und 60er Jahren – die ich offensichtlich nicht miterlebt hab, aber trotzdem das Gefuehl hab, mich daran erinnern zu koennen. So wie wir alle fuehlen, wir waeren schonmal in New York gewesen, dabei waren wir nur zu oft im Kino. Ich erinnere mich an das Griechenland aus der Zeit als unsere Imbiss-Besitzer in Dueren noch jung und feurig waren und ihre schlanken Frauen mit schwarzweiss gepunktetem Glockenrock und blondiert-toupiert durch ihre Doerfer spazierten.
Zu Ehren meiner geklauten Erinnerung habe ich mir am Flughafen in Athen weissschwarze Schuhe gekauft, die hervorragend zu einem meiner Kostuemchen passen und mir mal wieder den Titel: „Most overdressed conference participant“ (am staerksten uebergetakelte Teilnehmerin?) einbringen werden, den ich bei meinen Forscherkollegen einfach verteidigen kann.
Und Korfu gibt sich grosse Muehe, dem Mythos gerecht zu werden: Das Hotel, in dem ich eine Besenkammer bewohne, stammt aus jenen grossartigen Tagen der Baugeschichte, die Gaeste sind groesstenteils aus Deutschland und waren gemeinsam mit meinen Imbissbesitzern jung und schoen, in der Bar tanzen Eingeborene zum zustimmenden Gejohle der Gaeste ihre Eingeborenentaenze wie eh und je.
Ich dagegen bin heute morgen auf dem Weg zum Konferenzzentrum gnadenlos inder Gegenwart angekommen. Auf halber Strecke musste ich einsehen, dass meine hochhackigen hellblauen Kaenguruhwildlederschuhe einfach nicht fuer Fussmaersche gemacht sind und mich dazu herablassen ein absolut gegenwaertiges Produkt zu kaufen: Treckingsandalen mit siebzehn Klettverschluessen. Und noch dazu die nachgemachte Billigversion aus China, mit einem Logo, das die Idee des Nike-Logos spiegelt. Welch eine Schande fuer mein Stilgefuehl. Welch eine Wohltat fuer meine zeitgeschichtlich geschundenen Fuesse. Vor dem Eingang hinterm Busch hab ich natuerlich wieder auf „Most overdressed“ geschaltet und die Schlappen in der Aktentasche versteckt.
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