In deutschen Krankenhaeusern sieht der Besucher dem Elend ins Gesicht. Aber nicht auf den Koerper. Der ist keusch im Nachthemd und unter der Bettdecke versteckt und bevor die Krankenschwestern ihn auspacken, wird der Besuch vor die Tuer geschickt. Und die Raeume, in denen fremde Patienten liegen, sind dem Besucherblick ohnehin entzogen.
In Ghana ist es einfach zu heiss. Und im Bolga Krankenhaus gibt es weder Klima-Anlage noch Ventilatoren in den Krankenzimmern. Wer koennte von den Kranken also erwarten, dass sie die Tueren schliessen und sich unter mehreren Lagen Stoff verstecken. Auf dem Weg zur eigenen Patientin seh ich also Frauen in unterschiedlichen Stadien des Leidens, deren Mitte provisorisch mit einem Tuch verdeckt ist, Brueste unterschiedlicher Laenge und Form liegen ohne Scham frei.
Wer hier ist, versucht nicht mehr, irgendeine Form zu wahren und mit tapferem Laecheln so zu tun, als sei er eigentlich ein Besucher, der sich nur einen Moment hingelegt hat.Wir haben keine Bypass-Patienten, die nur zackzack ihre Operation hinter sich bringen wollen, um dann zuegig wieder zurueck an ihren Schreibtisch zu eilen, keine Sportunfaelle kraftstrotzender junger Maenner, wo nur der Gips um Arm oder Bein einen Hinweis gibt, warum so ein gesunder Mensch im Krankenhaus ist.
Das Bolga Krankenhaus riecht nach Kranken, die Gebaeude selbst sehen krank aus. Und natuerlich schicken die Krankenschwestern die Besucher nicht raus, wenn sie die Patienten waschen. Denn das (Patienten waschen) ist nicht der Job einer Krankenschwester, das gehoert zu den vielen Aufgaben der Angehoerigen.
Als ich gestern bei Talata war, waren ihre Augen zum ersten Mal seit sie wieder im Krankenhaus ist, ganz offen. Und obwohl sie keinen Ton sagte und ihre Hand nicht bewegte, als ich sie in meine nahm, konnte ich sehn, dass ihre Augen mir aufmerksam folgten, waehrend ich mit ihr redete. Da sie wieder isst, traegt sie nun Windel. Das heisst: Ein olles Tuch ist um ihren Hintern gewickelt. Wenn es voll ist, geht Oma es waschen und wickelt Ihr das andere Tuch um. Omas Bitte: Ob es vielleicht moeglich waere, einen dritten Lumpen aufzutreiben, denn manchmal ist die erste Windel noch nicht trocken, wenn die zweite schon voll ist.
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