Freitag, Dezember 29, 2006

Liebling ich habe den Onkel kulturschockgefrostet!

Dies ist nicht der Titel eines neuen Hollywood Films. Sondern ein Weihnachtserlebnisbericht. Beim familiaeren Feiern habe ich einem meiner Onkel gestanden, dass ich dieses Jahr viel ueber ihn geredet und an ihn gedacht habe. Er war gelinde gesagt verwundert, denn sicherlich hatte er weder an mich gedacht noch ueber mich geredet.

Wenn ich mich mit Ghanaern ueber die Verpflichtungen innerhalb der Familie unterhalte, versuche ich immer, ihnen den Schock meines Onkels zu beschreiben, wenn ich jemals zu ihm kommen wuerde und sagen: „Lieber Onkel, ich habe kein Geld und keinen Job, bitte, hilf mir.“ Und wie ueberrascht waere er erst, wenn ich dann in sein Haus einziehen und an seinem Tisch essen und auf meinen Job warten wuerde. Dabei wuerde ich dafuer ja durchaus regelmaessig seinen Hof kehren und seine Grosszuegigkeit lobpreisen.

Meine Ghanaer schauen mich mit grossen Augen an und fragen: „Aber wofuer hat man denn eine Familie, wenn man sich nicht gegenseitig hilft?!“

Eigentlich haben sie ja recht, und ich hab keine Ahnung, was ich mache, wenn dieser Job vorbei ist. Deshalb hab ich meinen Onkel auf der Weihnachtsfeier beiseite genommen und ihm von meiner kulturellen Anpassung an Ghanaische Sitten berichtet, um ihn schonmal darauf vorzubereiten, dass ich in einem Jahr vor seiner Tuer stehen werde mit einem sehr ghanaischen Gruss: „Lieber Onkel usw s.o.“ Ach ja, viele meiner ghanaischen Freunde haben mir geholfen, als gehoerten sie zur Familie. Also werden sie neben mir stehn, sich freuen, die weiteren Familienkreise kennenzulernen und sagen: „Dear Uncle, etc. see above...“

Wird mein Onkel sich nun einen scharfen Dobermann und eine Geheimnummer fuers Telefon zulegen?

Donnerstag, Dezember 21, 2006

Herz: Ungebrochen - Bilanz: Positiv

Auf dem Flughafen in Washington setzte sich ein Mann neben mich, fing an, mir absurde Komplimente zu machen (Sollte ich jemals einen Kurs zum Thema "Erfolgreich flirten fuer Deppen" anbieten, wird die erste Lektion sein: Wenn Du eine Frau unbedingt mit einer Schauspielerin vergleichen musst, waehle eine, die die gleiche Haar- und Augenfarbe hat und zumindest minimale Aehnlichkeit. Aber natuerlich werde ich den Kurs nicht anbieten, denn wie sollten wir dann die Deppen von den Netten unterscheiden?). Ich beschloss, dass auch absurde Komplimente spannender sind als CNN gucken und fing an, mich mit ihm zu unterhalten: Irisch-staemmiger katholischer liberaler (also gegen Bush) Jurist mit fuenf Toechtern in Virginia und offensichtlichem Frauenproblem.

Er fragte mich tausend Fragen zu meiner Arbeit in Ghana - konnte die Antworten aber nicht wirklich verstehen, da er sie immer mit einer neuen Frage unterbrach, bevor ich ueberhaupt angefangen hatte, meinen ersten Satz zu beenden... Als wir im Flugzeug nicht nebeneinander sassen, brach mir nicht das Herz.

Beim Umsteigen in Detroit ging ich auf dem Laufband an ihm vorbei, er stand neben einer blonden jungen Frau und ich hoerte: "Du siehst ja aus wie..." Als ich vorbei gegangen war, drehte ich mich um und grinste im Weitergehn. "Hey! Girl! Stop! Hey!" rief er mir hinterher und fing an zu laufen. Die Neugier ist immer staerker. Als fast alles. Also wartete ich. Als er wieder zu Atem gekommen war, keuchte er: "Ich will Geld fuer Afrika geben (Hechel hechel...). Du musst mir sagen, wohin. Dann sammel ich bei meinen Juristen-Freunden und wir schicken das Geld dahin, wo Du sagst." (Ok, denk ich, hier ist meine Konto-Nummer, ich werde die Ghanaische (Gast-)Wirtschaft schon ankurbeln! Harharhar...) Gesagt hab ich: Super. Gib mir Deine Adresse, ich ueberleg mir was.

Mein Freund John, der in Ghana Öko-Tourismus zur Bereicherung der armen Landbevoelkerung organisiert, war baff. Und hatte gleich ein paar Vorschlaege, wie wir unserem neuen irischen Freund helfen koennten, den Druck in seinem Portmonaie zu entspannen. Ob der tatsaechlich was gibt? Wir werden sehn und ich werde berichten.

Samstag, Dezember 16, 2006

Man ist so alt wie man sich anfuehlt

... sagte mein schwuler Bankberater in Bochum mal.

Gestern bin ich mit einem Kollegen aus Florenz essen gegangen (Nein, ich habe nicht rausgefunden, wie alt der sich anfuehlt, hier geht es nur um das gefuehlte Alter von Gebaeuden, danke der Nachfrage). Auf dem Weg hab ich ihm diese und jene Sehenswuerdigkeit gezeigt. Schliesslich kamen wir an dem aeltesten Haus Washingtons vorbei. Er guckte beeindruckt auf die kleine steinerne Huette. Dann auf das Schild daneben. Dann konnte er sich vor Lachen kaum noch halten: Erbaut 1765. Erklaer mal einem Italiener, warum so ein Neubau ueberhaupt ein Schild braucht. Aber man soll ja nicht ueber Behinderte lachen – auch nicht ueber Geschichtsamputierte.

Dienstag, Dezember 12, 2006

Auf vielfachen Wunsch

 
und damit Ihr mich noch wiedererkennt, wenn ich ploetzlich vor Eurer Haustuere steh und behaupte, ich sei Eure Tochter, Schwester, Freundin etc. Posted by Picasa

Montag, Dezember 11, 2006

Mann in Burkina mit Hut und hohem Wiedererkennungswert

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Mann in Ghana mit Hut und hohem Wiedererkennungswert

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Gesichtslegastheniker

Was ich mit meiner Mutter gemein habe, ist dass wir so gerne Geschichten erzaehlen, bei denen alle ueber uns lachen koennen (und danach denken wir: „Mist! Hab ich das jetzt laut gesagt?“). Ein weiteres Leiden, das meine Mutter zu ihrem grossen Glueck nicht hat, ist Gesichtslegasthenie. Es gibt da einen richtigen wissenschaftlichen Namen fuer, den ich mir aber nicht merken kann, letztendlich ist es ganz einfach: Leute wie ich koennen Gesichter nicht auseinanderhalten. Statt dessen merken wir uns Pullover oder Frisuren oder Stimmen oder die Ausstrahlung von Personen, damit die’s nicht merken und beleidigt sind. Wir gruessen jeden freundlich, der in unsere Richtung schaut und wenn jemand darauf reagiert, wissen wir: Wir kennen uns... vermutlich... Deshalb arbeite ich so gerne in Afrika, die Armen haben meistens nur ein T-Shirt, das ist ein einfaches Erkennungssystem. Ausserdem kann ich mir einen Assistenten leisten, der mir die Gespraechspartner dezent immer wieder vorstellt. Heute morgen kam ich nun zu unserer Jahreshauptversammlung und am Eingang stand ein Mann, dessen Gesicht mir irgendwie bekannt vorkam. Ich gruesste, er gruesste und ich dachte: Ok, wir kennen uns also... Nach ein paar Minuten fiel mir auch ein, woher: Er ist der Direktor meiner Organisation (und sobald ich diesen Blog ins Internet gestellt habe, werde ich natuerlich denken: Ups, hab ich das jetzt laut gesagt?).

Montag, Dezember 04, 2006

Afrika im Kino

Gestern hab ich mir ganz oft die Augen zugehalten – und dabei meistens doch zwischen den Fingern durch gespinst. Es dauert wahrscheinlich noch, bis er in die Deutschen Kinos kommt. Aber wenn es Euch nichts ausmacht, dass Ihr danach Albtraeume habt, ist „The last King of Scotland“ ein toller Film. Es geht um Idi Amin, den aeusserst unangenehmen Diktator aus Uganda (oder wuerdet Ihr das nicht fuer unangenehm halten, wenn jemand um die 300 000 seiner Landsleute umbringen laesst?) und seinen naiven jungen Schottischen Arzt, der sich in den fiesen Tentakeln der Macht verfaengt. Mit "jenseits von Afrika"-Romantik hat der Film nichts gemein... Passend dazu sah ich gestern im Buchladen einen Bildband zum Thema: „Inneneinrichtungen grosser Diktatoren“ und war mir nicht sicher, ob das nun ein sehr interessantes und politisches Buch ist oder eine ausnehmende Geschmacklosigkeit.

Freitag, Dezember 01, 2006

Essen in Bangkok 4 (der unvermeidliche Chinamann)

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Essen in Bangkok 1 (Nudeln?)

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Lecker essen in Bankog 5 (Bananenblaetter mit was?)

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Lecker essen in Bangkok 3 (Wurstrollmaschinchen)

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Lecker essen in Bangkok 2 (getrocknete Qualle?)

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Arbeit, Essen, Schlafen interkulturell

In Laos hab ich mich mit einem Englaender unterhalten, der in China Fabriken fuer IKEA aufbaut. Er meinte: „Die Chinesen sind schon ein komisches Volk. Das ganze Leben in der Grossstadt besteht nur aus Arbeiten, Essen, Schlafen. Es gibt keine Freizeit- oder Kulturangebote, weil dafuer sowieso keiner Zeit hat.“ Das hab ich gestern meiner Chinesischen Kollegin Yan erzaehlt. Die schaute mich ein wenig verwirrt an und meinte: „Du beschreibst das Leben der Amerikaner. Hier arbeiten, essen, schlafen wir und es gibt keine Freizeitangebote. Zu Hause haben wir vielleicht einen ungesunden Lebensstil aber so viel Spass. Ausgehn heisst doch bei den Amerikanern, dass man sich nach der Arbeit zur Happy Hour trifft, da trinkt man ein Glas Wein und redet. Die muessen ja immer reden reden reden. Wenn der Wein ausgetrunken ist, geht man nach Hause und hat noch nicht mal was gegessen und um neun Uhr liegt man im Bett, damit man am naechsten Morgen frisch zur Arbeit gehen kann. In China dagegen, wenn wir ausgehn, meinen wir das auch so. Zuerst gehen wir in ein Restaurant, wo wir zu Abend essen und trinken. Dann gehen wir tanzen, dann in die Karaoke Bar. So gegen Mitternacht essen wir in den Nachtrestaurants, die auf der Strasse wunderbares Essen verkaufen und um drei Uhr morgens fallen wir erschoepft ins Bett – um am naechsten Tag verkatert zur Arbeit zu erscheinen. Dein englischer Freund sieht das alles nicht, weil er Auslaender ist.“

Donnerstag, November 30, 2006

Kalle reiste juengst zu Pfingsten

Ich fuehle mich wie Kalle Blomquist im September: Den ganzen Sommer schoen Verbrecher jagen und in frische Kuhfladen springen und ploetzlich ist Herbst, das ist schlimm genug. Kalle muss wieder in die Schule. Ebenfalls unerquicklich. Aber das wirkliche Elend, die unertraegliche Freiheitsbeschneidung, Schmerz und Frustration: Er muss wieder Schuhe tragen! Nun hab ich ja seit zwei Jahren fast ununterbrochen Sommer (nicht zu verwechseln mit Sommerferien), ich fahre barfuss Auto, streife meine leichten Sandalen ab, sobald ich am Schreibtisch sitze, geniesse den kalten Steinboden meines Hauses. Also wenn es nur um Fuesse ginge, wuerde ich garantiert fuer immer und ewig auswandern und Euch nur noch im August besuchen.

danke, gut.

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Mittwoch, November 29, 2006

Reizunterflutung

Erlebnisjunkie auf Entzug. In Laos war ich eine Woche lang Gebrauchtwagenhaendlerin in eigener Sache, habe zweihundert Kollegen quasi Tag und Nacht mit grossem Einsatz and Worten und Gefuehl meine Arbeit und meine Person verkauft. Danach bin ich eine Woche auf und ab gereist und habe lauter Dinge gesehn und gerochen und gegessen, die mir fremd und neu waren. Dabei war ich meistens draussen, umgeben von hohen Bergen, Fluessen, Tempeln, Schmetterlingen und Fahrradfahrern. Jetzt bin ich den zweiten Tag in meine kleine Ecke in der Firma hinter einen Computer geschnallt, vor mir eine mit grauem Stoff bespannte Trennwand, Plastikmoebel, kuenstliches Licht, unechte Luft in einem Gebaeude, in dem sich kein Fenster oeffnen laesst. Wenn ich neue Leute treffen will, geh ich in die Kaffeekueche und sag: „Hi, wie gehts gut und selbst.“ Wenn ich mal was anderes sehn will, geh ich aufs Klo.

Eva nach Deutschland

Meine Flugdaten haben sich geaendert. Ich werde am 17. Dezember um 21:00 in Amsterdam sein. Wenn alles nach Plan laeuft

back in USA

So, nach all der Fremde bin ich nun so was aehnliches wie nach Hause gekommen. Der Mann an der Rezeption sagt: "Hallo Eva, bist Du wieder bei uns?!" Die grauen Hoernchen und die Waschbaeren huepfen immer noch durch die Strassen Washingtons und das Wetter ist gnaedig mit mit, klar und sonnig. Falls ich hier irgendwas seh, was auch nur im entferntesten interessant ist, werde ich natuerlich einen blog darueber schreiben... aber die blog-Dichte wird unvermeidlich abnehmen.

Dienstag, November 28, 2006

Asiatisches Schwein hat sein Gesicht verloren - und bislang nicht wiedergefunden

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Say Cheese

Bei den Asiaten – so sagt man – darf man keine negativen Gefuehle wie Wut oder Aerger zeigen, denn man will auf jeden Fall vermeiden, dass der andere das Gesicht verliert. Weil das das Schlimmste ist, was einem Asiaten widerfahren kann. Super Regel. Macht das Zusammenleben viel schoener, immer und ueberall wird gelaechelt und keiner schnautzt keinen an. Ist auch ganz einfach, da mitzumachen, find ich.

Ausser wenn ich wuetend bin. Dann denk ich: Verdammt nochmal, der soll sein Gesicht bitteschoen verlieren und erst nach drei Wochen wiederfinden, wenn’s ganz zerknittert ist und schon anfaengt zu stinken und es aus Versehn verkehrtrum aufsetzen und fuer den Rest seiner Tage echt Scheisse aussehn. Aber das ist ja die Ausnahme.

Ansonsten – also, wenn ich grade nicht wuetend bin - find ich das echt ne klasse Einrichtung und unterstuetze es wo ich nur kann.

Long live the King!

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Lang lebe der Koenig!

Werde ich mich trauen, diesen Blog zu schreiben, obwohl ich noch auf Thailaendischem Boden bin, in der winterjackenkalten Abflughalle des Bangkoker Flughafens?

Also: Ich kenne einen solchen allgegenwaertigen Koenig nur von Janosch, wo die Schatzfinder andauernd dem Beamten des Koenigs begegnen, der selbstbewusst deklamiert: „Die Haelfte allen Goldes gehoert dem Koenig!“ kassiert, einmal um den Wald rennt, die Haelfte allen uebrigen Goldes verlangt usw. bis die beiden so arm sind wie zuvor.

Hier ziert der Koenig Plakatwaende gross wie Coca Cola, haengt an Geschaeften, Wolkenkratzern, Bueros und selbst die Gangway des Flugzeugs sagt: Lang lebe der Koenig. Daneben ein psychodelisches Bild des Herrschers vor orangenen Sonnenstrahlen. Der zierliche Mann mit der Eulenbrille schaut in Denkerpose am Volk vorbei oder begibt sich im Lotussitz in eine andere Dimension. Auf den Bildern, wo er auf seinem wahrhaft koeniglichen goldenen Thron sitzt, scheint er sich nicht sehr wohl zu fuehlen, er verzieht den Mund als saesse er auf einer Erbse. Die meisten dieser Bilder wuerden sich mit Gold und Strahlen und Prilblumen-Optik hervorragend auf einem Plattencover der 60er machen. In seiner Goldrobe sieht er aus, wie ein Schaffner des Magic Mystery Trains.

Es handelt sich hier natuerlich nicht nur um ein optisches, sondern vielmehr um ein politisches Phaenomen. Da ich nichtmal vorgeben will, davon eine Ahnung zu haben, nachdem ich einen Tag lang durch Chinatown gelaufen bin, muesst Ihr Euch die politischen Gedanken anderswo holen. Ich kann Euch nur sagen, was ich gesehn habe: Die Haelfte aller Plakatwaende gehoeren dem Koenig!

Die Haelfte allen Muells gehoert dem Koenig (s. Plakat auf Wolkenkratzer)

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Mannerwuensche in Bangkok

Wofuer fahren glatzkoepfige mittelalte schuechterne Maenner mit Bauch nach Bangkok? Auf dem grossen Markt traf ich einen, der es mir im Detail erklaerte: Haartransplantation. Sie schneiden einen fingerbreiten Streifen Haut mit Haarwurzeln aus dem Nacken heraus, teilen den in tausende winzige Quadrate, die jeweils ein paar Wurzeln haben und pflanzen diese wie Setzlinge auf die erweiterte Stirn. Mein neuer Bekannter war aufgeregt wie ein Kind nach Weihnachten und musste seine Haarplantage unbedingt jemandem zeigen. Stundenlang hat die Operation gedauert und schmerzhaft war sie auch. Jetzt sieht der Kopf so aus, wie eine Kreuzstickerei. Nach Bangkok ist er gekommen, weil man den Service hier fuer 3000 statt 10 000 US $ bekommt. Ich haette ihm gerne gesagt, wie attraktiv ich Maenner mit Glatze finde (ungelogen). Nur fiel er leider in die Kategorie, die weder glatzkoepfig noch mit Fell sonderlich sexy sind und es tat mir leid, dass er so seine Zeit und sein Geld verschwendete...

Kulturschock im Nachbarland

Ward Ihr schonmal in einem Hotel, das Euch zu Traenen geruehrt hat? Heute ist mal wieder so eine Nacht. Wir praesentieren: Das Grand Inn Come (Das Grosse Zum Kommen) 15 Minuten vom Flughafen Bangkok. Ich hatte mich auf den Luxus des leicht ueberkandidelten Novotels gegenueber des Flughafens gefreut. Da das ausgebucht ist, zahl ich zwar fast genauso viel fuer die Nacht, habe aber eine viel eindrucksvollere landestypische (?) Erfahrung. Super. Der Taxifahrer verlangt schnoede 100 Bat obwohl das Taxameter 57 sagt. Als ich ihn darauf hinweise, dass das Quatsch ist, hat er kein Wechselgeld fuer meinen Hunderter. Ich bleibe einfach mal stehn, lass mich von besoffenen Gaesten der hoteleigenen Karaokebar beglotzen und warte, dass das Problem geloest wird. Der Page, der schliesslich Wechselgeld findet, kriegt spaeter ein dickes Trinkgeld. Die Hotel-Lobby stinkt nach Qualm. Der Portier nimmt meine Visa Karte und moechte, dass ich ihm eine Abbuchung unterschreibe, wo die Zeile fuer den Betrag noch offen ist. Sonst noch was offen?

Zum ersten Mal sehe ich in einem Hotelzimmer Trinkglaeser die in Plastik eingepackt ist, auf dem steht: „Zu Ihrer Sicherheit sterilisiert“ Ich bin dankbar, denn mich laechelt von allen Waenden der Gedanke „Puff“ an. Und wenngleich ich nicht weiss, was man da Fieses mit Trinkglaesern anstellt (und mir das auch bitte nicht naeher vorstellen will), fuehle ich mich doch viel sicherer, wenn sie nach dieser Benutzung sterilisiert werden.

Der Notausgang ist gleich die naechste Tuer, und ein Schild sagt „Exit – 5D“. Ausgang aus oder in die fuenfte Dimension? Es ist 24:22, ich habe morgen den ganzen Tag in Bangkok, es wuerde mich wundern, wenn es mir gut gefiele, aber ansehn werd ich es mir trotzdem. „Un wenn es misch Kopp un Kragen koss!!“ Wie der Vater sagen wuerde.

(P.s. Ich bin Euch allen so dankbar. Weil ich weiss, dass Ihr das lest, kann ich einen blog darueber schreiben, statt in Traenen auszubrechen. Wenn ich nicht aufpass, heul ich noch vor Dankbarkeit...
P.p.s: Bei Tageslicht betrachtet sah das Hotel nicht mehr ganz so schlimm aus. Ich war schon geneigt, meine Einschaetzung zu revidieren. Als ich abends vor dem Abflug noch Zeit fuer eine Massage hatte wurde ich dann wieder verwirrt: In einem fensterlosen Raum sassen die aufgemachten Maedels in einem grossen Glaskasten, der ganz von einer rosafarbenen Treppe ausgefuellt war. Sie sahen fern und machten sich gegenseitig die Haare, waehrend sie auf Massagekundschaft warteten. Im Massageraum stand ein voller Aschenbecher und die Waende waren angegilbt. Aber: Meine Masseurin – wenngleich aufgetakelt und angemalt - war tatsaechlich hervorragend und verabreichte mir eine ziemlich brutale und aeusserst effektive Massage, die in mir sofort das Beduerfnis nach Tiefschlaf hervorrief .)

Hier entlang

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Superlearning

Heute hat mir ein laotischer Popstar nachgepfiffen. Und das ging so. ER sass in einem Gartenlokal am Mekong und klimperte fuer etwa 17 Zuhoerer auf seine Gitarre (da seht Ihr, was fuer ein bedeutender Star...) als ich vorbei ging. Er sagte was auf Laotisch, worauf ich leicht erroetend laechelnd zu Boden schaute, als habe er mich gemeint. Daraufhin drehten sich alle 17 grinsend zu mir um und dachten: „Wow, die kann ja Laotisch!“ Mein Popstar pfiff und ich dachte: „Wow, ich kann ja sogar Laotische Gedanken lesen!“

Der Welt abhanden gekommen

Jaja, werdet Ihr denken, eben laestert sie noch ueber Hollaenderinnen und im naechsten Moment sehen wir sie selbst im Autoschlauch glueckseelig dahinplaetschern. Nee! Seht Ihr eben nicht. Mit meinem Schlauch schwimm ich naemlich in eine Hoehle, da ist’s dunkel und niemand sieht gar nix. Ausser ein bisschen, denn wir haben Hoehlenlampen um den Kopf geschnallt. Wir hangeln uns an einem Seil durch die Dunkelheit, ab und an glitzert und blitzt es an der Decke, wenn wir in ein paar tausend Jahren wiederkommen, wird das eine formidable Tropfsteinhoehle sein. Unser Laotischer Fuehrer hat es uebernommen, meinen Schlauch durch die Dunkelheit zu schieben (Prinzessinnenservice) und singt und pfeift die ganze Zeit laotische Lieder, die von den Waenden widerhallen – wie ein Kind im dunklen Keller (und wie die Ghanaer im Regenwald, aber das ist eine andere Geschichte). Schliesslich biegen wir um eine Ecke, er zeigt auf einen langen dunklen Gang vor uns und sagt: „So. Jetzt schwimmen.“ Und nimmt uns die Schlaeuche ab. Also schwimmen wir, wie in einem kalten magischen Traum. Ich will immer tiefer in die Dunkelheit hinein in diesem unterirdischen Fluss, der keine Ufer hat, nur steile Waende. Es ist still. Nur hier und da tropft Wasser von der Decke auf die glatte Oberflaeche. Wir sind aus der Welt gefallen. Und doch bin ich erleichtert, als der Fuehrer ruft, dass wir zurueckkommen duerfen. Das Tageslicht ist so leicht und heiter.

Der Berg rief

Ich hatte vor, von Luang Prabang direkt zurueck nach Vientiane zu fahren, acht Stunden im Bus und dann noch zwei Tage in der Hauptstadt sein, damit ich endlich die Freunde meiner Freunde kennenlernen koennte, die da wohnen. Waehrend der ersten fuenf Stunden meiner Reise schaute ich unentwegt aus dem Fenster und dachte: „Eine Schande! Eine rechte Schande, dass Du Dir das nicht genauer ansehn kannst!“ Dann hielt der Bus, ein paar Passagiere verliessen uns auf halber Strecke. Ich stieg aus, um meine Beine zu auszustrecken, schnupperte, drehte mich zweimal um mich selbst, begruesste die Berge und – stieg nicht wieder ein. Die Freunde meiner Freunde werden wohl nach Accra kommen muessen, denn ich blieb bis zum letzten Morgen in meinem Bungalow mit Blick aufs Auenland. In der fruchtbaren Ebene am Fluss fahren Reisbauern ihre Ernte ein, im Hintergrund ragen scharfkantige Berge auf, die Bauern wohnen in Haeusern, die aus Bambus geflochten sind und auf Stelzen stehen. Von meiner Veranda aus kann ich die Fischer beobachten, die in langen flachen Booten den Fluss auf und ab fahren. Ein Mann mit Chinahut und Sohn sammelt Mekon-Algen, die mit Sesam und getrockneten Tomatenstuecken bestreut getrocknet werden und fritiert eine Delikatesse sind. Eine geflochtene Bruecke aus Holz und Bambus fuehrt Fussgaenger ueber den Fluss.

All diese Schoenheit laesst mich darueber hinweg sehn, dass die dazugehoerige Kleinstadt von travelern befallen ist wie von Heuschrecken und dass zwischen den Fischerbooten fette rotverbrannte Hollaenderinnen in Autoschlaeuche gepresst den Fluss runter plantschen. Aus Lautsprecherbocken plaerrt Chillout-Musik ueber den Mekong... das heisst: Wir fuellen diese Stille und Schoenheit mit Musik, weil das dann beruhigender ist. Naja. Zum Glueck nehmen die Laoten ihre Sperrstunde ziemlich ernst und ausserdem bin ich von der Schoenheit wie auf Drogen und kriege eh nur die Haelfte mit.

Sonntag, November 26, 2006

Was gar nicht geht

Sind travellers. Ihr koennt mich schlagen wenn ihr wollt, aber mir ist jeder einfache ehrliche Tourist lieber, als diese travellers, also „Reisende“, die sich ein Jahr freigenommen haben, um ohne Ziel und Sinn durch Asien zu taumeln, um jeden Cent zu feilschen, Drogen zu nehmen und abends in traveller bars abzuhaengen, Reisestories auszutauschen und „Friends“ (das ist sowas wie Lindenstrasse) zu gucken und sich zu beschweren, wenn die lokale Kultur sich nicht ihrem Beduerfnis nach chill-out anpasst.

Was fuer ein Glueck, dass man in Ghana nicht meditiert und kaum Drogen anbaut, so dass die uns da erspart bleiben. Touristen haben ein Leben zu Hause, geniessen die knappen ein-zwei-drei Wochen, die sie sich frei machen konnten, man kann mit ihnen ueber das Land und die Leute und das Reisen reden, aber auch ueber ihr Leben, ihre Familien, die Wahlen in den Niederlanden, ihre Jobs als Fabrikbauer in China, Freizeitsbootskapitaen in Schweden oder Kampfflugzeugingenieurin in England... Warum musst Du Dich von oben bis unten in orangene Moenchsklamotten schmeissen und Deinen Bart wachsen lassen, nur um dem Busfahrer hinterherzulaufen und ihn anzuranzen, weil er mehr Passagiere sucht, statt – wie vereinbart – puenktlich um neun loszufahren. Du hast ein ganzes Jahr Zeit! Relax. Chill!

Religioese Beduerfnisanstalten

Damit meine ich nicht betende Toiletten. Sondern Orte, die religioese Beduerfnisse wecken und stillen. Hoehlen voller Buddha Figuren am Flussufer in Laos, heilige Fische und weissagende Schlachthuehner in Burkina Faso, charismatisch-christliche Kirchen in Ghana und anderswo, wo sich Glaeubige in Verzueckung zuckend auf dem Boden waelzen. Bei Buddhas zu Hause ueberkam mich wieder dieses zehrende Gefuehl: Anderleuts religioese Anstalten beruehren mein Herz mit ihrer Heiligkeit und wecken spirituelle Beduerfnisse – koennen sie aber nicht stillen. Ich weiss nicht, was das geschlachtete Huhn mir sagen will und was ich zu denken oder fluestern habe, waehrend ich Raeucherstaebchen vor dem laechelnen goldenen Mann anzuende. Gestern erzaehlte mir ein Reisender, wie am Ganges zum Lichterfest die Touristen Lichter und Blumen kaufen und sie in der Abenddaemmerung auf den Fluss hinausschicken. Ein paar hundert Meter weiter fischen die Inder die Opfergaben wieder aus dem Wasser, um sie ein zweites, drittes, viertes Mal zu verkaufen. Opfer-Recycling. Sind Erstopfer den Goettern gefaelliger oder sind das alles Oekos? Ich sehne mich nach den kalten katholischen Kirchen in Europa, die nach feuchtem Stein, Kerzenwachs und alter Tante riechen, wo ich jeden Schritt und jedes Wort auswendig weiss und sicher fuehle, wo ich herkomme. Das alles hat viel mit Heimat und wenig mit Gott zu tun.

(Zur Illustration meiner Verwirrung gibt es heute ein paar Beispiele buddhistischer Ikonographie – Pornographie? – die mir mal wieder klar gemacht haben, dass ich nichts versteh.)

Samstag, November 25, 2006

Ohne Worte Posted by Picasa
Was der Mann an der Fischfraubrust sucht, ist offensichtlich. Warum und warum das in der heiligen Elefantenhoehle dargestellt wird, kann uns der Fuehrer leider nicht erklaeren,dafuer reicht sein Englisch nicht. Posted by Picasa
Frauen wehtun: Dieses Bild stammt von einem kleinen Tempel, den kaum ein Tourist besucht, der rein der lokalen Erbauung dient Posted by Picasa
Frauen hauen: Mosaik-Detail eines Tempels in Luang Prabang Posted by Picasa
Ruebe ab: Mosaik-Detail eines Tempels in Luang Prabang Posted by Picasa

Freitag, November 24, 2006

Moenchlein schuechtern

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Moenchszwinkern

Die Moenchsdichte in diesem Land ist so gross, dass ich an Rom denken muss. Nur tragen die Moenche hier nicht schwarz oder braun sondern ein strahlendes Orange und zeigen eine nackte Schulter. Es gibt sie in allen Groessen und Altersklassen, sie radeln durch die Stadt, zwei kleine Jungs in orange teilen sich ein Fahrrad, und der auf dem Gepaecktraeger sitzt, haelt fuer beide den Sonnenschirm. Sie sitzen im Internet-Cafe und plaudern mit Altersgenossen in Jeans und T-Shirt. Um die Tempel rum wohnen sie in Holzhuetten so klein wie Umkleidekabinen an der Ostsee. Morgens vor sechs wecken sie ganz Luang Prabang mit ihren dumpfen Trommeln auf, die die Betten vibrieren lassen. Dann gehen sie in langen Schlangen durch die Strassen, an den Ecken hocken Frauen, die Almosen geben: Die Reihe Moenche geht zuegig an der Reihe Frauen vorbei und zackzack wie in einer Kantine der Ehrfurcht packen sie jedem Moench eine Handvoll Klebreis und ein Bananenblatt voll Leckereien in die Tasche.

Anders als in Rom, braucht mich hier aber nicht die Wehmut befallen: So viele junge schoene Maenner, die ihr Leben an die Kirche wegwerfen und sich von der Welt abwenden... Die Laotischen Moenche sind durchaus weltlich, werfen einer Frau die charmantesten laechelnden Blicke zu und die wenigsten sind lebenslaenglich. Jungen aus armen Familien treten fuer ein paar Jahre einem Orden bei, um zur Schule zu gehn. Junge Maenner dienen fuer drei Monate bevor sie heiraten. Familien schicken einen der Soehne fuer ein paar Jahre in den Orden, weil das ihr soziales Netzwerk und ihr Ansehn in der Gemeinschaft staerkt.

Montag, November 20, 2006

Teambuilding Laotisch (19.11.06)

Die Konferenz ist vorbei, der Urlaub beginnt und wie ich gehofft hatte, haben einige Kollegen auch ein paar Tage uebrig. Wir sind heute zusammen nach Luang Prabang geflogen. Das kennt Ihr zwar nicht und ich kenne es auch noch nicht wirklich, aber mein erster Eindruck ist, dass diese Kleinstadt am Mekong eine beruhigende Droge ist, die nach Blumen riecht. Wir sind mittags angekommen und die Plaene waren klar: Essen, Massage, Seide kaufen, umkippen, aufwachen, nochmal essen, schlafen. Erster Tag vorbei.

Den Massageladen betrat ich gemeinsam mit meinem Kollegen Simon und das bedeutete mehr, als uns beiden klar war. Als ich mitten waehrend dieser wunderbaren und brutalen Ganzkoerpermassage kurz die Augen aufmachte, sah ich, dass er auf der Matraze neben mir lag, ungefaehr ebenso nackt wie ich (ein paar Details mit einem Handtuch verhuellt) und der Vorhang zwischen unseren Massagelagern beiseite geschoben war. Ich machte meine Augen natuerlich ganz schnell wieder zu. Wie es sich gehoert. Spaeter erzaehlte er, dass er den Damen mehrmals mit Zeichen klar zu machen versuchte, dass wir einander nicht sonderlich gut kennen und das auch nicht anstreben und koennten sie verdammt nochmal den Vorhang zuziehn?! Aber natuerlich sind wir ein Ehepaar, wenn wir ein Geschaeft gemeinsam betreten und ohne Vorhaenge ist doch viel weniger stickig...

Shopping Disability (18.11.06)

Die Mutter waere enttaeuscht aber nicht ueberrascht. Gestern Nachmittag habe ich es endlich zum Markt von Vientiane geschafft. Da gibt es hinreissende Seidentuecher, Silber- und Goldschmuck, Kleider und alles, was schoen ist. Ja, ich habe Weihnachtsgeschenke gekauft, Seide angefasst und bewundert. Nach etwa siebeneinhalb Minuten sagte mein japanisch-amerikanischer Kollege: Wir sehen uns dann spaeter im Hotel, ich geh mir Essen ansehn.

Ich wollte mich ja nicht aufdraengen... aber gibt es was, was langweiliger ist, als die achte Minute unter Seidentuechern und Frauenkleidern? Mutter sagt: Shoppingbehinderung. Ich sage: Wie viel schoener sind kleine Voegelchen, die zwischen Holzstaeben ausgestreckt verwundert ihren duennen Hals verrenken, um Dir ihr gegrilltes Koepfchen entgegenzustrecken. Warzige lebende Froesche, die auf ihren Feinschmecker warten, ebenfalls warzige Bittergurken, die man mit einer Pilzfuellung duensten kann. Mein japanischer Begleiter hat hier gelebt und kann mir genau erklaeren, was ich mit Bananenblueten mache. Die sehen so aus, wie Maiskolben, die noch in ihre Blaetter eingepackt sind. Man schneidet sie in feine Streifen, wobei man aufpasst, dass der schwarze klebrige Saft nicht an die Finger kommt. Sobald man sie in Zitronenwasser eingeweicht hat, kann man den Salat essen, ohne Angst vor schwarzem Klebstoff. Wir sehen Fruechte (oder Gemuese? Oder Drogen? Keiner spricht Englisch, was wir nicht wissen, kann uns niemand erklaeren.) in allen moeglichen Farben und Formen, Dinger, die aussehn wie blaue Walnuesse, die noch in ihrer fleischigen Schale stecken, andere Fruechte haben Zipfel, die abstehen wie rosarotes Seidenpapier. Fische, Schnecken, Muscheln in unterschiedlichen Stadien von lebendig zappelnd in Plastikschuesseln bis zu grossen Holzzubern, mit fermentiertem (also fauligem) Fisch in einer Fluessigkeit, die aussieht und riecht wie Toilettenwasser. Hartgekochte angebruetete Eier auf einem silbernen Tablett – damit man weiss, wie gut sie sind, ist eins halb geschaelt und wir sehen das zusammengefaltete gekochte Kueken. Wir fassen Kartoffeln an und riechen an fiesem und koestlichen. Ich ueberrasche mich bei dem Gedanken: Ich wuerde gerne lang genug hier sein, dass ich einen eigenen Herd haette und alles lernen koennte, was man hier kochen kann. Naja, fast alles (s. Kroeten, Stinkfisch und Kochkueken).

Wie's sein sollte (13.11.06)

“Laos is Asia as it should be” (Laos ist Asien, wie es sein sollte), sagte ein Kollege gestern zum Abendessen, Asien, wie es vor 25 Jahren war, als Massentourismus es noch nicht verhunzt hatte. Er vergleicht es mit Thailand etc. wo man vor Neckermaennern nicht mehr treten kann. Gestern waren wir auf einer Exkursion in die Berge und ich musste die ganze Zeit an die Eltern denken: Wie locke ich die hierher? Nach unserer gemeinsamen Reise durch Burkina weiss ich viel besser, wie sie reisen und was sie moegen und ich sage: Laos is was fuer Euch. Die Hauptstadt Vientiane ist eine ruhige aber wuselnde Kleinstadt am grossen Mekong Fluss mit vielen schlichten weissen zweistoeckigen Haeusern (und ein paar fetten Glaskloetzen), Strassencafes und zurueckhaltenden kleinen Leuten. Die Frauen sehen baeuerlicher und weniger elegant aus, als z.B. Thailaenderinnen oder Vietnamesinnen – was im Sinne der Neckermaenner-Abwehr durchaus hilfreich sein kann (geringere Eignung fuer Sextourismus). Durch die Stadt kann man laufen (auf nachts) oder faehrt mit dem Tucktuck, einem Gefaehrt, bei dem ein ueberdachter offener Bollerwagen an ein Motorrad geschweisst ist. Gestern Abend stand ich am Ufer des Mekong, umgeben von Grillstaenden, an flachen Tischen sassen und lagen die Esser auf Kissen und Teppichen auf dem Boden im Hintergrund. Und dachte ganz still und ruhig: Wie schoen.

harmlos essen

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Gefahrensucherin (11.11.06)

So, frisch zurueck von meiner ersten Exkursion nach Asien. Ich habe das Hotel verlassen! Und das ist auch gut so, denn dieses Hotel ist das hoechste Gebaeude Vientianes (der Hauptstadt von Laos) und das ist seine einzige Eigenschaft. Gesichtsloser glaenzender Chinesischer Klotz. Beinahe haette meine Schuechternheit die Oberhand behalten und ich haette meine erste Laotische Mahlzeit im Chinesischen Restaurant des Hotels zu mir genommen. Aber nein, trotz Hunger allen Entdeckergeist zusammengekratzt und losgelaufen. Gleich an der Strasse ein Lokal, unter dessen Dach fast alle Tische besetzt sind. Gutes Zeichen. Der Koch sprach ein paar Brocken Englisch: „Guten Tag, ich esse kein Fleisch, koennen Sie mir helfen?“ Nudelsuppe oder Nudelsalat. Nudelsalat ist kalt. Wenn man heisses Wasser drueber giesst, hat man Nudelsuppe. Zu der Suppe servieren sie einen Teller knackig Gruenes: ein Kraut, das Basilikum aehnlich schmeckt, Schlangenbohnen, Sojasprossen, Peperoni, Limonen, Erdnusssauce. Die Suppe selbst hat ausser heissem Wasser lange Reisnudeln und verschiedene Blaetter. Das Ganze isst man mit Staebchen und Loeffel. Das ist natuerlich eine ziemliche Sauerei. Zum Glueck sind die Flecken auf der Bluse nur Nudelsuppenfarben. Wie auch immer, ich bin begeistert: Was fuer ein harmloses freundliches sauberes Essen, in dem sich keine boesen Ueberraschungen verstecken (sagte ich schon, wie sehr ich gemahlenen Trockenfisch verachte?), auf dem nicht als Qualitaetsmerkmal ein halber Liter Palmoel schwimmt (ach Mary) und das mir Lust auf mehr macht. Wer mich fuer einen schwierigen Esser haelt (welch boeswillige Fehleinschaetzung) versteht nicht, dass ich eigentlich ein einfacher Freund des einfachen Essens bin. Was ich fies finde, ist fast immer etwas, was man ZUVIEL ins Essen getan hat (s.o.)

Sag doch mal Bulliong (09.11.)

Der gute alte Zyniker Michael O. sagte als ich 17 war: „Ach Eva, irgendwann wirst Du Deine Janosch Mentalitaet auch noch verlieren.“ Wer hier von Evas kleiner Insel-Welt liest, wo Taxifahrer - statt Dich zu betruegen - Orangen verschenken, der weiss, dass das irgendwie nicht hingehauen hat. Jetzt sitze ich in Accra am Flughafen, der franzoesische Freund meiner tuerkischen Freundin, der in Laos lebt, hat eben eine mail geschrieben: „Deine Freunde sind auch meine Freunde, will sie in meinem Gaestezimmer wohnen?“

Dann rufe ich Douglas in Bolga an und sage: Ich bin grade am Flughafen angekommen. Er:„A! Airport?! To go where??“ („A! Flughafen?! Um nach wo zu fliegen??“) Als ich – nun selbst verwirrt – erklaerte: Nach Laos. Sagt er: “I thought the 11th, ah man, I even wanted to surprise you and travel down to goodbye you…” („Ich dachte der elfte, ach Mensch, ich wollte Dich doch ueberraschen und runterkommen um Dich zu verabschieden...“)

Nochmal langsam zum Mitschreiben: Mein Angestellter! Moechte auf eigene Rechnung und als Ueberraschung 850km (14 Stunden) im Bus nach Accra fahren! Um zu winken! Ich weiss auch, dass die anderen Taxifahrer die anderen Leute immer betruegen (und mich manchmal ebenfalls, ich geb’s ja zu...). Aber bitteschoen, wie soll ich so denn jemals aufhoeren zu glauben, dass Panama von oben bis unten nach Bananen riecht?

Donnerstag, November 09, 2006

Aufbruchslaehmung

Ich habe natuerlich wieder keine Winterklamotten in Ghana, die ich mit nach Amerika nehmen koennte. Trotzdem ist mein Koffer bis zur Oberkante gefuellt: Mit Anzuegen, Urwaldkleidung, Mensch-Aerger-Dich-Nicht-Figuren und allem, was man sonst so braucht, fuer eine Reise um die Welt. Was fuer ein Glueck, dass ich meinen Riesenkoffer weggeworfen hab, denn solche Koffer koennen bedrohte Arten dezimieren: Auf meiner letzten Weihnachtsreise waere es beinahe zum Kavaliersterben gekommen, als der Koffer auf einer Bahnhofstreppe den helfenden Mann mit sich in den Abgrund riss. Ein Glueck, dass meine Fuesse so klein sind wie die einer fetten Asiatin, vielleicht finde ich auf dem Flughafen in Tokyo ein paar Stiefel.

So sitze ich in meinem Haus in Accra, schau in meinen sonnengruenen Garten und versuche, mir selbst klar zu machen, dass ich gleich losfliege zu einem Kontinent, den ich noch nie gesehen hab... Aber mein Gefuehl sagt mir, dass ich mir das alles nur einbilde und morgen frueh mein neuer persoenlicher Taxifahrer Alex wieder um sechs Uhr anruft, um zu fragen, ob er mich ins Buero bringen soll. Da werde ich den ganzen Tag im Kuehlschrankklimaanlagenklima sitzen und weiter an unserem Workshop-Report tippen. Und abends mit meiner neuen tuerkischen Freundin etwas essen gehn. Und vor dem Einschlafen mit Debbie in Bolga das Neuste besprechen. Um dann uebermorgen wieder den Tag mit Alex zu beginnen.

(Vor dem Tor hupt das Auto eines Freundes, das mich zum Flughafen bringt!)

Dienstag, November 07, 2006

Eva op Joeck

Auf vielfache Anfrage hier die Tourdaten meiner reisenden one-woman-show:

1. Reise
09 Nov. Abflug Accra 18:45
10 Nov. Ankunft Dubai 06:05
Abflug Dubai 8:10
Ankunft Bankok 17:10
11 Nov Abflug Bankok 8:15
Ankunft Vientiane, Laos 9:25

2. Reise
26 Nov Abflug Vientiane, Laos 10:30
Ankunft Bankok 11:35
Abflug Bankok 23:45
27. Nov Ankunft Tokyo 07:30
Abflug Tokyo 11:10
Ankunft Washington 9:40

3. Reise
11 Dez Abflug Washington 17:40
12. Dez Ankunft Amsterdam 7:15

4. Reise
9. Jan Abflug Amsterdam 13:35
Ankunft Accra 19:15

Wir sehn uns?

Voelkerverstaendigung mit Broeckchen

Gestern fuhr ich – nach einem ueblen Tag - mit meinem bislang unhoeflichsten Taxifahrer. Schweigsam bis zur Verstocktheit. Als wir uns auf einen Preis geeinigt hatten, schaute er mich mit einem beredten Blick an, der sagte: "Strassenraeuber!!!"

Missmutig verweigert er meinen Vorschlag: "I show you short-cut (Ich zeig Dir Abkuerzung)." Als wir uns irgendwann im Stau haeuslich eingerichtet hatten, wurde mir langsam klar, dass sein English einfach zu eingeschraenkt war, um sich mit mir zu unterhalten. Was den Vorteil hatte, dass er andere Autofahrer auf Twi anbruellte und ich seine Rohheiten wenigstens nicht verstand. Zur Erleichterung der gemeinsamen schweigsamen Wartens, bot ich ihm ein Broeckchen (der Hochdeutsche sagt wohl schoen Franzoesisch Bonbon) an. Go. And stop. And go.

And stop. Er kauft bei einer Strassenhaendlerin zwei vorgeschaelte Orangen, wo oben so ein kleines Deckelchen abgeschnitten wird, damit man sich den Saft mit viel Geschmatze und Tropfen am Kinn in den Mund quetschen kann. Waehrend er mit Lenkrad und Wechselgeld hantierte, legte er sie sich in den Schoss und bruellte einen ueberholenen Trotro-Fahrer an. Als er wieder anfuhr, reichte er mir ohne weiteren Kommentar eine der Orangen und mitten in Staub, Gestank, Stau und Unverstaendnis sass ich ploetzlich wie in romantischem Sonnenschein gebadet, war voller kitschiger Gedanken und fuehlte mich reich beschenkt. Und hab aus lauter Dankbarkeit Kinn und Bluse und Rock reich bekleckert.

Montag, November 06, 2006

Weisser Hund Posted by Picasa
schwarzer Hund Posted by Picasa