Dienstag, September 25, 2007

Warum Voltahochwasser schlimmer ist als Elbehochwasser


  1. Die meisten Haeuser sind aus Lehm und haben ein Strohdach. Selbst wenn Dir das Wasser nicht zur Tuer rein und zum Fenster raus laeuft, haben Wind und Regen Dir wahrscheinlich das Dach weggerissen.
  2. In einem armen Land wie Ghana gibt es das meiste nur einmal. Das gilt zum Beispiel fuer Strassen und noch mehr fuer Bruecken. Garu ist die aermste Distrikt Hauptstadt der aermsten Region Ghanas. Weil es hier nur 200 m Teerstrasse und nicht mal Naegel zu kaufen gibt, wohnen die meisten Verwaltungsangestellten im 2 Stunden entfernten Bawku, wo man alles (naja, vieles) bekommt, was es in Garu nicht gibt und wohin man das wenige verkaufen kann, was man in Garu anbaut. Konnte, nicht kann. Denn die einzige Bruecke ueber den Volta nach Bawku hat die Flut schon vor Wochen mitgenommen.
  3. Alle sind Bauern. Was auf dem Feld waechst oder vertrocknet oder wegschwimmt, bestimmt, ob alle essen werden oder hungern. Dieses Jahr ist die erste Ernte auf den Feldern vertrocknet, waehrend die zweite nun ertrinkt. Oder haben die Bauern es geschafft, die zweite Ernte einzufahren, bevor sie wegschwamm?
  4. Niemand hat seine Schaefchen und Zicklein im Trockenen, zum Beispiel auf der Bank. Die armen Bauern benutzen das, was sie in dieser Saison erwirtschaften, um in der naechsten Saison anzubauen. Wenn sie wenig ernten, werden sie das Saatgut aufessen, bevor der naechste Regen kommt.
  5. Natuerlich ist niemand versichert.
  6. Ein Staat wie Ghana ist finanziell und logistisch damit ueberfordert, diesen ganzen Menschen zu helfen und die Strassen und Bruecken schnell wieder herzustellen und niemand weiss, wieviel von der Hilfe, die oben reinfliesst, unten wieder rauskommt.

Im Gespraech mit meiner Chefin meinte ich letztens: Das ist so unfair, dass es immer die Armen trifft. Sie hat meinen Gedanken vom Kopf auf die Fuesse gestellt: Das ist ja der Grund, warum die arm sind.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Bravo und Danke für dieses statement