Freitag, September 28, 2007

Tango Tante


Oder: Wenn in Rosarito de Buure op de Huuzig tannz...

Ein Chilenischer Professor, der in den USA wohnt, kam zusammen mit mir in Chile an und wir wurden von einem gemeinsamen Kollegen abgeholt. Auf dem Weg nach Talca zeigte der Prof: „Und da hinten ist der Bauernhof meiner aelternen Schwester, sie hat Pferde, baut Wein an, macht Schokolade und tanzt Tango.“ Nach einer kurzen Pause nahm er sein Handy und rief sie an: „Ist der Kaffee fertig? In zehn Minuten sind wir bei Dir und bringen noch eine mit.“

Und tatsaechlich, auf dem Weg zu ihrem Bauernhaus sahen wir Weinreben (nicht Weinberge, denn der Wein wird hier in der Talebene angebaut) und Pferde, zum Kaffee bot sie uns selbstgemachte Schokolade an, aber das ist alles langweilig.

Viel interessanter ist, dass in ihrem Wohnzimmer kaum ein Moebelstueck steht, damit genug Platz zum Tanzen ist. Jeden Samstag kommen drei befreundete Paare, der Tango-Lehrer, der unter der Woche Friseur ist, reist aus Santiago an und das Haus summt vor Leidenschaft. Das hab ich natuerlich noch nicht gesehn, aber allein wie ihre Augen strahlen, wenn sie davon erzaehlt, das reicht, um zu wissen: Eine Suechtige. Die aussieht, wie eine ganz normale etwas pummelige Frau irgendwo in den spaeten 50ern, fruehen 60ern, mit grauen kurzen Haaren und im Morgenmantel, weil ihr Bruder so kurzfristig anrief. Aber wenn sie vom Tanzen redet, strahlt sie, als haette man ein Licht in ihr angeknipst und wird wunderschoen.

Nachdem wir etwa fuenf Minuten gemeinsam geschwaermt haben, sie mit jahrelanger Erfahrung und ich eher aus dem Stehgreif, fragt sie: „Wie lange bist Du hier? Was machst Du an den Wochenenden?“ Dieses Wochenende tanzt sie mit ihrem Mann auf einer Hochzeit vor, aber wie waer’s denn mit dem Samstag danach? Tanzschuhe kann sie fuer mich borgen und dann wird mich der Friseur mal so richtig eintanzen. Englisch kann der nicht, aber weder beim Haare Schneiden, noch beim Tanzen muss man viel reden.

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