Freitag, März 31, 2006

An oder aus (lachen)

Als ich in Lueneburg studierte, bin ich manchmal Sonntags mit Buch an den Stint gegangen, hab mich in ein Cafe gesetzt und in Ruhe und ungestoert den Morgen vertroedelt. Dann bin ich nach Bochum gezogen, wo ich gerne Sonntags morgens allein ins Bermuda Dreieck ging. Waehrend ich auf mein Fruehstueck wartete und in meinem Buch blaetterte, hab ich die Irren vom Nachbartisch kennengelernt, vom weissen Magier, der voll enthusiastischem Abscheu von Sado-Maso-Sex anderer Leute redete, bis zum Kopierladenbesitzer, der von der Moehre an sich fasziniert war und den ganzen Raum mit seinem Lachen zum Platzen bringen konnte.

Auch in Bolga treibt es mich an stillen Sonntagen aus dem Haus, mich treiben zu lassen und zu sehn, was der Tag bringt. Letzten Sonntag ging ich um die Ecke zum Haus des Radiomanns um zu sehn, ob er immer noch verreist ist. Als keiner auf mein Klopfen antwortete, sprach mich ein Nachbar an: Wen suchst Du? Also hab ich mich in ein Gespraech treiben lassen, dann “Do you care for some water? (Haettest Du gerne Wasser?)” in seinen Innenhof, dann kamen auch noch seine Freunde und schliesslich haben wir lang und breit palavert: Ueber Toilettengewohnheiten der ganzen Welt (Ghanaer kacken oeffentlich in gemischten Gruppen, waehrend Deutsche nichtmal davon reden duerfen), Fussballweltmeisterschaft (Deutschland als Gastgeber gewinnt und wir erlauben Ghana gnaedig, zweite zu werden) und Haussa-Unterricht (Pascal ist Lehrer und seine Mutter kommt aus Nigeria, also kann er mir die Sprache beibringen).

Als ich nach Hause kam, hab ich Debbie gleich ganz begeistert erzaehlt, wie super das ist, neue Ghanaische Freunde zu finden, die alle anstaendige Jungs sind (fuer’s Ausgehen mit den wilden Kerlen bin ich auf die Dauer doch nicht robust und bescheuert genug) und nicht auf der Jagd nach einer weissen Frau. Als ich ein kleines Kind war, fragte eine unbekannte Tante in Geich mal: Lachst Du mich an oder lachst Du mich aus? Damals verstand ich das nicht. Letzten Sonntag haette ich Debbie diese Frage stellen sollen.

Im Laufe dieser Woche stellte sich dann heraus, dass sie natuerlich Recht hatte, mich auszulachen. Mein neuer Haussa-Lehrer rief mich gleich Sonntag Abend an, um anzukuendigen: “Das ist jetzt mein regelmaessiger Abend-Anruf”. Am naechsten Morgen wuenschte er mir nur schnell einen schoenen Tag. Jetzt hat es sich so eingependelt, dass er zum “Schoenen Tag”, zum “Wie war die Arbeit” und zum “Gute Nacht” sagen anruft. Und so etwa fuenfmal, um mit Mary oder Angela zu reden und rauszufinden, ob ich im Haus bin.

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