Zeinabu arbeitet fuer eine Organisation in Bolga, die Brunnen graebt, ihr Vater ist der Chief (traditionelle Autoritaet) von Bolga und sie selbst ist mit einem hoeheren Tier in der Regionalregierung verheiratet. Ich fahre in ihr Buero, das etwas ausserhalb liegt, wenn ich die Schnauze voll hab. In Bochum haette ich Patricia gefragt: Wie waer’s mit ner Runde im Botanischen Garten? Zeinabu ist eine richtige Schnabbelschnuess und an allem interessiert. Durch ihre vielen Reisen und Kontakte zu Weissen hat sie eine ausgepraegte Halbbildung in Sachen Europa - ist im Detail aber dann doch immer wieder erstaunt. Wir sprachen ueber meine Eltern, die Zeinabu beim letzten Besuch kennengelernt hat. Sie fragte, wie die leben und war ganz erstaunt: “Wie, ganz alleine. Wer kocht und putzt denn fuer die?”
Ich hab gestern aber auch wieder viel gelernt. Und zwar darueber, wie die gehobene Gesellschaft das Leben der Weissen in Bolga beobachtet und beurteilt. Zeinabu fragt: Was denkt Ihr in Europa ueber Altersunterschiede in Beziehungen? Dann erzaehlt sie von einer weissen Frau in den Sechzigern und ihrem dreissigjaehrigen Freund. Sie ist entsetzt. Nicht so sehr ueber die Beziehung, sondern darueber, dass diese Frau so schamlos ist, das nicht geheim zu halten, sondern darauf zu bestehen, den jungen Mann zu heiraten.
Und die Rastamaenner: Warum fahren weisse Frauen so auf Rastamaenner mit ihren schlechten Gewohnheiten (kiffen) ab. Eine Kanadierin ist mit einem Rastamann verheiratet, und sie haben ein Kind zusammen: “Das war doch so ein ordentliches Maedchen, ich hatte so viel Respekt fuer sie. Aber jetzt, mit diesem Mann, da will ich nichts mehr mit zu tun haben.” Nun versuche dieser Frau zu erklaeren, dass Kiffen in Europa noch nicht einmal mehr richtig illegal ist…
Fast jedes Mal, wenn ich sie treffe, macht Zeinabu mir Komplimente fuer meine Kleidung. Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als ich in ihr Buero kam und sie mich von oben bis unten ansah und ihr nichts Positives einfiel. Ich trug ein weisses weites Hemd und eine olivgruene schlichte Leinenhose. Die Farbe der Hose und ihre Schlichtheit, das ging gar nicht, das sah ja aus, wie bei armen Leuten. Wie auch immer, gestern war sie begeistert, denn ich hatte mich aufgeputzt und sie sagte: Eva, Du bist eine Ausnahme. Die meisten Weissen, die nach Afrika kommen, ziehen sich so scheusslich an, dass ich das beleidigend finde. Denken die: Wir gehen ja nach Afrika zu den Armen, da macht das nix, wie wir aussehn? Sie tragen haessliche Sachen und sagen: Aber das Material ist total angenehm in der Hitze. Wenn jemand auf dem Dorf wohnt, mag das ja noch angehen, dass er sagt, er will nicht weiter auffallen und zieht sich deshalb aermlich an. Aber wieso kommen Weisse in schmutzigen alten T-Shirts in mein Buero?
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