Das Ganze fing damit an, das meine Eltern zu Besuch waren (ist das nicht seltsam, wie Zwangsstoerungen irgendwie immer mit den Eltern anfangen). Da ich so eine gute Tochter bin (viele Zwangsgestoerte versuchen ja, ihren Eltern besonders gute Kinder zu sein, nicht wahr), hab ich ihnen mein Bett ins Wohnzimmer geschoben, denn das ist mein einziger Raum mit Klimaanlage. Als meine Eltern wieder weg waren, merkte ich, wie gern ich eigentlich im Wohnzimmer liege – das konnte ich bislang noch nicht bemerken, aufgrund gaenzlicher Abwesenheit entsprechender Moebel.
Also. Hab ich mir gedacht. Und nochmal: Also! Jetzt oder nie. Und bin Samstag in die Stadt gefahren zum Kauf einer Couch-Garnitur. Das geht hier so: Ueber die Stadt verteilt gibt es Schreinerwerkstaetten, die jeweils aus einem mehr oder weniger verfallenen Schuppen mit etwas Werkzeug bestehen. Die Schreiner bauen ein paar Sofas und stellen die vor dem Schuppen in den Staub, so dass man sie von der Strasse sehn kann. Der Stil ist durchgehend robust und riesig, florale Motive, bei Ikea haetten die alle den Namen “Ommaausgeich”.
Da die Sofas alle gleich unglaublich sind, fiel mir die Wahl leicht. Mary sind fast die Augen aus dem Kopf gefallen, als sie mich mit zwei Schreinern und zwei Sofas (und dann nochmal mit zwei Sesseln) auf dem Auto aus der Stadt kommen sah – sie dachte, ich waere Zwiebeln und Tomaten kaufen. Aber wirklich verstaendnislos hat sie erst geguckt, als ich die knallgelben Schondeckchen, die mit roten und gruenen Blumen bestickt sind und im Preis inbegriffen waren, nicht haben wollte – obwohl die doch so fesch sind, auf einem braun-orange-schwarz-gruen gemusterten Sofa.
Ihr fragt Euch, wo nun die Zwangsstoerung Schraegstrich Grausamkeit ist. Das kommt jetzt und ich erzaehl die ganze Vorgeschichte nur, damit Ihr wisst, dass - wie immer - die Eltern schuld sind. Weil, haetten die nicht in meinem Wohnzimmer geschlafen…
Also: Weil diese Sofas so riesig sind, musste ich eines meiner Buecherregale aus dem Wohnzimmer ins Schlafzimmer umsiedeln. Und im Zuge dieser Aktion hab ich endlich meinem inneren Zwang nachgegeben: “Mary, ich moechte meine Buecher gerne geordnet haben. Deutsche ins Schlafzimmer, Englische ins Wohnzimmer und dann bring ich Dir bei, wie man Buecher nach Autoren alphabetisch ordnet.” Sie schaute mich so an, als haette ich gesagt: Bitte ordne die Erbsen nach Groesse, bevor Du sie kochst. Oder: Steh auf einem Bein waehrend Du kehrst. Meine weissen Freunde in Bolga (und der Welt) sind entgeistert, halten mich fuer zwangsgestoert, weil mir das gefaellt und fuer grausam, dass ich Mary da mit reinziehe. Aber bitteschoen, wenn Mary mir sagt, sie wuerde so gerne weiter in die Schule gehn, kann das doch nicht stoeren, wenn sie das Alphabet etwas besser kennenlernt, oder? Es war fuer sie eine schwierige Aufgabe und ich bin davon ueberzeugt, dass es beim Lernen hilft, Sachen zu machen, die schwierig sind. Aber das hab ich bestimmt auch von meinen Eltern. Das Einzige, woran sie nicht schuld sind, ist mein Sofageschmack. Den hab ich von meiner Omma, aber fiese Eigenschaften ueberspringen ja manchmal eine Generation. Zu besichtigen in meinem Wohnzimmer.
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1 Kommentar:
Bitte um ein Bild von den neuen Sitzmöblen!
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