… sieht ganz anders aus als unsere. Und fuehlt sich doch tief innen aehnlich an.
In der Naehe Bobos gibt es einen Ort mit heiligen Fischen. Auf dem Weg dahin muessen wir nach dem Weg fragen und die Jungs am Kickertisch rufen einen Mann, der uns hin fuehren kann. Er steigt auf unsere Ladeflaeche und dirigiert mich mit Aufs-Dach-Klopfen und Handzeichen ueber Stock und Stein bis an die Stelle, wo Autos nicht mehr weiter koennen.
Auf dem Fussweg ueber das zerklueftete Hochplateau lassen wir den Vater unter einem Stein im Schatten liegen – die Sonne ist ihm zu arg. Rotbraune Felsennadeln bilden geschuetzte Ecken in denen die Baeume noch gruen sind und die den Vogelgesang reflektieren. Mit den Felsen im Ruecken, koennen wir kilometerweit in die gelbe Ebene sehn. Grade noch waren wir in der Weite, dann biegen wir in eine schattige Schlucht, Pflanzen ranken den steilen Weg zu und alles riecht nach Wasser.
Vom Grund der Schlucht hoeren wir das Gemurmel vieler Menschen. Unser Fuehrer spricht mit einem fein gemachten jungen Paar aus Bobo und nach einigen Rueckfragen (Ist das auch wirklich ok fuer uns?) einigen sie sich, dass er die in der Handtasche mitgebrachten lebenden Huehner fuer sie opfern wird. Aber bevor wir den heiligen Ort betreten, muessen wir alles ausziehn, was rot oder golden ist, die Fische moegen diese Farben nicht. Unser Priester tauscht sein zerloechertes T-Shirt mit der roten Bierwerbung gegen ein karriertes Hemd.
Nun sind wir da. Die hohen Felswaende bilden eine Halle, hinten ist ein kleiner Wasserfall, davor mehrere dunkelgruene Wasserbecken mit den heiligen Fischen und davor… Federn. Knoecheltief und blutverschmiert, die Felsterassen, die zu den Teichen fuehren, sind weiss gepolstert mit Huehnerfedern. Hier und da hat ein heiliger Mann mit verfilzten Haaren sich ein Eckchen freigekratzt um ein Feuer zu machen, auf dem die Opferhuehner nach getaner Arbeit gegrillt werden.
Die Ehrfurcht gebietet, sich dem Opferstein neben dem Wasserfall barfuss zu naehern. Also schlucken wir – und schlucken nochmal - und fuegen uns darein, ehrfuerchtig und barfuss zu sein.
Der hinterste Fels ist der Opferfels. Da stehen drei Maenner und schweigen und murmeln und gehen dann, um fuer unser Huehnerpaar Platz zu machen. Der Priester erklaert uns: Hierhin kannst Du mit all Deinen Sorgen und Wuenschen kommen. Wenn Du Dir etwas wuenschst, dann versprichst Du tief in Deinem Herzen, dass Du wiederkommen und opfern wirst, wenn der Wunsch Dir erfuellt wird.
Dann beginnt der heilige Akt: Er schmiert Fett an die Felswand, teilt das Trankopfer (Hirsebier) zwischen dem Felsen und der eigenen Kehle auf, schneidet dem Huhn den Hals auf, um Blut auf den Stein zu tropfen, reisst ihm Federn aus, um die Engel zu rufen und schliesslich stellt er ihm eine Frage. Er laesst das sterbende Huhn aus der Hoehe auf den Boden fallen und es beantwortet seine Frage: Landet es auf Bauch oder Ruecken, ist die Antwort positiv. Wenn es sich nach rechts oder links legt, nicht. Dem toten Huhn werden die Eingeweide rausgerissen und an die heiligen Fische verfuettert – riesige Welse mit haarigen Maeulern, die aus der dunklen Tiefe kommen und den Rachen aufreissen, sobald sich die Wasseroberflaeche regt.
Nachdem die Zeremonie vorbei ist, fragen wir unsere Huehneropferer, warum sie hier sind. Der Mann begleitet seine Cousine um rauszufinden, ob der zukuenftige Eheman der Dame ein Hallodri ist, oder nicht. Die Huehner sind mit ihm einverstanden, waehrend die Fische recht zoegerlich waren.
Nachdem der heilige Moment vorueber ist, wird der Priester wieder Fuehrer und fuehrt uns an einen Teich, der weiter unten liegt, wo er unser Brot den Fischen opfert und uns erlaubt, Fotos zu machen.
Langsam werden wir nervoes, da der Vater ja immer noch mitten in der Steinwueste in einer kleinen Schattenecke liegt. Als ich das sage, lachen alle: Ihm kann nichts Boeses passieren, denn die Fische moegen uns, sie haben unser Opfer gierig verschlungen. Ausserdem haben die zuletzt angekommenen Glaeubigen einen weissen Mann gesehn, der ganz lebendig Richtung Auto unterwegs war.
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