Freitag, März 24, 2006

Diebe in Sandema

Ich hab versucht meine englischen Freunde aus Sandema zu troesten: Wisst Ihr, Debbie ist mit ihren Ueberfaellen ein richtiger Internet-Star geworden und meine Leser warten ungeduldig auf Neuigkeiten. Das hat sie nicht wirklich ueberzeugt, manche Leute sind halt nicht bereit, fuer den Ruhm alles zu geben. Der Raeuber fragt aber gar nicht, ob Du bereit bist, alles zu geben, er nimmts ohnehin.

Nach der St Patrics Day Party in Sandema schliefen in dem Haus mindestens acht Leute und trotzdem kamen die Diebe ins Wohnzimmer, schlichen um die Schlafenden und sammelten Taschen und Handies ein. Morgens frueh kam eine Nachbarin und fragte uns: “Wo sind denn die Hausherrinnen? Meine Kinder haben auf dem Weg zum Markt ihre Motorraeder gesehen und sich gewundert, warum die Maedchen die da im Busch versteckt haben. Da wollte ich doch mal nachfragen”.

Natuerlich wuerde kein vernuenftiger Mensch sein eigenes Motorrad hinter dem oeffentlichen Toilettenbusch verstecken. Waehrend wir die Raeder wieder einsammelten, haben die anderen sich im Haus umgesehn und zusammengezaehlt, was fehlte. Die Diebe waren richtig liebe Kerle, hinter dem Haus haben sie alles, was sie nicht brauchen konnten, in der Landschaft verstreut: Bankkarten, Taschen, Schluessel, Buecher – alles, ausser Handies und Geld.

Weil ich die einzige mit Auto war, konnte ich meine Neugier als Hilfsbereitschaft tarnen: Soll ich Euch zur Polizeistation fahren? Ein Polizist in langem weissem Nachthemd (= Polizeiuniform), der andere in Jeans und T-Shirt, nahmen den Fall auf. Die Polizeistation besteht aus einem kleinen Raum mit Tresen, hinter dem der Polizist steht und die Anfragen und Anzeigen entgegennimmt. Hinter dem Tresen fuehrt eine Eisengittertuer in einen dunklen Raum, aus dem intensiver Menschengestank weht. Waehrend wir den Diebstahl anzeigen, bringt ein Polizeikollege einen Mann mit Handschellen an, schliesst die Zellentuer und die Handschellen auf und schiebt den Mann in die Zelle. Da steht er dann, klammert sich mit beiden Haenden an das Gitter und beobachtet die weissen Frauen.

Alle Ghanaer, denen ich die Geschichte erzaehle, sind ueberzeugt, dass die Diebe uns Schlafpulver in die Augen gepustet haben. Sonst haetten sie sich niemals getraut, zum Klauen um uns herum zu schleichen.

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