Zwischen Ougo-dingskirchen und Djo-soundso ist ein Zeichen auf der Landkarte, das sagt: Mine. Morgens beim Fruehstueck in O-kirchen sagt ein Anschleimer: “Da ist eine Goldmine, Cool Man, tranquille, soll ich Euch da hin fuehren?” Wir lehnen dankend ab und machen uns selbst auf den Weg.
Im naechsten groesseren Ort fragen wir den Buergermeister: “Duerfen wir Ihre Goldminen besichtigen?” Er ist verwirrt und sagt zu seinem Kollegen: “Hier ist eine junge Dame mit einer Frage, die ich nicht verstehe.” Trotzdem gibt er uns einen jungen Kerl mit Motorrad, der uns die Kalk-Abbaugebiete zeigen soll. Das ist die einzige Mine, die dem Buergermeister in den Sinn kommt: Eine weisse schorfe Steinflaeche im Nichts. Da halten wir an und unser Fuehrer guckt hilflos: “War es das, was Ihr sehen wolltet?” “Hm, eigentlich waren wir ja auf der Suche nach Goldminen…” “So was gibts hier nicht. Aber da hinten sind ein paar Leute, die nach Gold suchen.” Also doch: Aussteigen, hingehn, “Hallo, koennen wir mal gucken, was machen Sie da?”
Eine Strohhuette, schmutzige Maenner, Frauen, Kinder, ein paar ungesicherte tiefe Loecher in der Erde, eine hoelzerne Rutsche, mit Plastik und Stoff bespannt, auf der einer der Maenner Sand mit Wasser beschuettet.
Dieser Mann zeigt uns, wie man hier Gold graebt: Die Schaechte gehen wie Kamine 100-150 m tief in die Erde und sind grade mal so breit, dass ein Mann sich an den Waenden abstuetzen kann, waehrend er in die Tiefe klettert – ohne Seil. Unten angekommen beleuchtet er seine Arbeit mit einer rosa Kindertaschenlampe am Gummiband und hackt Steine in den Eimer. Zum Atmen hat er einen langen Schlauch aus Plastikfolie, dessen Oeffnung sie oben in den Wind haengen: “Wenn ich hier zuhalte, erstickt der Mann da unten.” Wenn der Eimer voll ist, ziehen die Frauen ihn hoch und stampfen die Steine im grossen Holzmoerser zu Sand. Der Sand kommt auf die Rutsche, und wenn man ihn vorsichtig mit Wasser beschuettet, setzt sich der schwerere Goldstaub unten in den Tuechern ab und kann eingesammelt werden. An guten Tagen ein ganzes Gramm. An schlechten Tagen gar nichts. Manchmal besteht ein Monat nur aus schlechten Tagen.
Unser Goldgraeber sagt: “So ist das halt. Hier leben wir und hier sterben wir. Wenn einer einen Unfall hat, koennen wir nichts tun. Wenn es etwas anderes gaebe, wuerden wir etwas anderes tun.” Er sieht sich auf der steinigen Ebene um und brauch nichts weiter zu sagen, denn wir sehen ja, hier gibt es nichts anderes – keinen Grashalm. “Aber natuerlich besteht immer die Moeglichkeit, dass wir auf die grosse Goldader stossen.” Er laechelt, fragt nach unserer Adresse und sagt: “Wenn ich Glueck hab, dann schick ich Euch was von dem Gold, dann werd ich diesen jungen Mann bitten (den Motorradmann, der uns hier hin fuehrte und schreiben kann), Euch zu schreiben.” Zum Abschied schenken wir ihm Vaters alte Umhaengetasche und Mutter bittet mich, zu uebersetzen, dass er von nun an immer einen Platz in ihrem Mutterherz hat und bitte gut auf sich aufpassen soll.
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