Ich war ja nicht dabei, aber es gab wohl mal eine Zeit in der jungen Bundesrepublik, wo Amerika und alles Amerikanische supercool waren und wir (als Volk) den grossen Bruder mit Affenliebe verehrten. Dann passierte dies und das (das nennt man Geschichte) und ploetzlich waren wir uns ebenso einig, dass Amerika und Amerikaner irgendwie Scheisse sind: Kuenstlich, ungebildet, unkultiviert, arrogant, fett und staendig in der Gegend rumschiessend (bzw. Bomben auf die Gegend schmeissend, wenn sie grade nicht bei sich zu Hause sind).
Ihr wisst, dass ich mich in diesem Blog meistens an die Details halte, die mir direkt vor der Nase liegen und keine grossen historischen oder politischen Wuerfe anstrebe. Warum also dieser Ausflug? Weil ich in meiner Eitelkeit getroffen bin. Irgendwie bildet man sich ja doch ein, dass einem der eigene Kopf und die eigenen Meinungen selbst gehoeren und dass man nicht einfach nur meint, was grade modern ist.
Was die Eltern am meisten ueberrascht hat, ist, wie nett die hier alle sind und wie wohl sie sich hier fuehlen. Mir ging das ja genauso, ich wollte lieber in Bolgatanga bleiben, als nach Washington ziehn und war mir so sicher, dass ich die Tage in meine Zimmerwand ritzen wuerde, bis ich wieder zurueck ins alte Europa ziehen darf.
Ein halbes Jahr spaeter hab ich Freunde, die Buecher lesen, Tango tanzen und sich Gedanken ueber die Welt und Politik und Geschichte machen, geniesse, dass man hier die Kunst des Schwaetzchens mindestens so gut drauf hat, wie in Wanne Eikel und frage mich, wie mir das passieren konnte, dass ich so bereit war, die Maer vom haesslichen Amerikaner zu glauben. Ob ich weiter hier bleiben werde, oder zurueck nach Europa ziehe, haengt vor allem davon ab, was sich in den naechsten Monaten beruflich entwickelt. Vorstellen koennte ich mir beides.
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