Mittwoch, März 12, 2008

Krieg foerdert Emanzipation?

Vor ein paar Tagen hat Dr. Aili Tripp hier einen Vortrag gehalten, der ganz Eigenartiges zu Tage foerderte: In den Laendern Afrikas, die in den letzten 20 Jahren einen Krieg erlebt haben, gibt es doppelt so viele Frauen im Parlament wie in friedlichen Afrikanischen Laendern. Spitzenreiter sind Ruanda (49%) und Mozambique (44%) und nur wenige Kriegslaender wie Angola und Eritrea bilden Ausnahmen.

Seit den 90ern geht es auf dem Kontinent generell bergauf in Frauenfragen und es gibt in Afrika 6 Ministerpraesidentinnen und in einem Drittel der Wahlen, die seit 2000 in Afrika stattfanden, gab es weibliche Praesidentschaftskandidaten.

Aber warum haben Frauen in Nachkriegslaendern so viel mehr Macht? Nun, waehrend die Zahlen eindeutig sind, ist den Forschern nicht wirklich klar, woran das liegt. Einige Gruende, die sie anbieten:

Im sozialen Chaos einer Nachkriegssituation sind viele traditionelle Regeln und traditionelle Herrscher, die Frauen benachteiligen, entmachtet. Da Frauen im Friedensprozess in vielen Laendern (wie zum Beispiel Liberia) so eine wichtige Rolle gespielt haben, nutzen sie diesen Einfluss, um sich auch danach ein Stueck vom politischen Kuchen zu sichern. Seit 1990 haben 36 afrikanische Laender sich neue Verfassungen gegeben und in diesen Verfassungen sind Frauenrechte auf die ein oder andere Art verankert. Manche Leute behaupten, dass die Demokratisierung dieser Laender eine wichtige Rolle spielt. Aber in Suedamerika und Osteuropa, wo im gleichen Zeitraum grosse Demokratisierungswellen die Gesellschaft erfassten, hat sich das auf die Rolle der Frauen in der Politik kaum ausgewirkt...

Es scheint, als wuerden Frauen in den Nachkriegslaendern als vertrauenswuerdiger angesehn, waehrend Maenner eindeutig mit der einen oder anderen Kriegspartei identifiziert werden. Obwohl Frauen, die einen Buergerkrieg ueberleben und das vielleicht sogar in herausgehobener gesellschaftlicher Stellung, natuerlich auch auf die ein oder andere Art und Weise kollaborieren muessen. Die meisten Nachkriegslaender der letzten 20 Jahre haben eine starke Frauen-Friedensbewegung, die ueber die Parteigrenzen und ueber ethnische Unterschiede hinweg aktiv war. Eritrea und Angola, wo Frauen so viel weniger erreicht haben, zeichnen sich dadurch aus, dass deren Frauenbewegungen stark and die politischen Parteien angebunden sind...

Der Vortrag war auf eine gute Art und Weise verwirrend, weil Frau Tripp uns mit eindeutigen Zahlen und komplexen, unklaren Gruenden zum Denken anregte. Und natuerlich ist es nie ein einziger Grund, der eine grosse gesellschaftliche Veraenderung anstoesst.

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