Samstag, März 29, 2008

Wem gehoert mein Kopf?

Ich war ja nicht dabei, aber es gab wohl mal eine Zeit in der jungen Bundesrepublik, wo Amerika und alles Amerikanische supercool waren und wir (als Volk) den grossen Bruder mit Affenliebe verehrten. Dann passierte dies und das (das nennt man Geschichte) und ploetzlich waren wir uns ebenso einig, dass Amerika und Amerikaner irgendwie Scheisse sind: Kuenstlich, ungebildet, unkultiviert, arrogant, fett und staendig in der Gegend rumschiessend (bzw. Bomben auf die Gegend schmeissend, wenn sie grade nicht bei sich zu Hause sind).

Ihr wisst, dass ich mich in diesem Blog meistens an die Details halte, die mir direkt vor der Nase liegen und keine grossen historischen oder politischen Wuerfe anstrebe. Warum also dieser Ausflug? Weil ich in meiner Eitelkeit getroffen bin. Irgendwie bildet man sich ja doch ein, dass einem der eigene Kopf und die eigenen Meinungen selbst gehoeren und dass man nicht einfach nur meint, was grade modern ist.

Was die Eltern am meisten ueberrascht hat, ist, wie nett die hier alle sind und wie wohl sie sich hier fuehlen. Mir ging das ja genauso, ich wollte lieber in Bolgatanga bleiben, als nach Washington ziehn und war mir so sicher, dass ich die Tage in meine Zimmerwand ritzen wuerde, bis ich wieder zurueck ins alte Europa ziehen darf.

Ein halbes Jahr spaeter hab ich Freunde, die Buecher lesen, Tango tanzen und sich Gedanken ueber die Welt und Politik und Geschichte machen, geniesse, dass man hier die Kunst des Schwaetzchens mindestens so gut drauf hat, wie in Wanne Eikel und frage mich, wie mir das passieren konnte, dass ich so bereit war, die Maer vom haesslichen Amerikaner zu glauben. Ob ich weiter hier bleiben werde, oder zurueck nach Europa ziehe, haengt vor allem davon ab, was sich in den naechsten Monaten beruflich entwickelt. Vorstellen koennte ich mir beides.

Donnerstag, März 27, 2008

Mein Vater ist juenger als James Dean (das sieht man ihm gar nicht an)

Auf einer nichtssagenden Strasse zwischen dem beeindruckenden Yosemite Nationalpark und der ebenfalls atemberaubenden kalifornischen Kueste, an einer unspektakulaeren Strassengabelung im Flachland steht ein Schild: “James Dean Kreuzung.” Im Vorbeifahren denk ich “James Dean was?” und sag: “Vater, halt mal an, da war was mit James Dean.” Der naechste Parkplatz gehoert zu einer Kneipe, auf der Mitte des Parkplatzes steht ein Baum, mit einem Denkmal, das so bescheiden ist, wie man sich nicht vorstellen kann: Eine eckige Struktur, die sich um den Baum windet, auf der Geburts- und Todestag und Name vermerkt sind (Mutter: “Maenne, der is ja aelter als Du!”).

Zwei Tafeln erklaeren, wie es zu diesem Denkmal kam, ein Japaner, der in diesem Ort ein Fremder war und leidenschaftlicher James Dean Fan, kam in den 70ern hierher, sprach mit Deans besten Freunden ueber sein Idol, ueberzeugte die Leute, denen dieses Land gehoert, dass sie ihm ein Stueckchen abtreten, damit er dem Rebellen hier sein Denkmal setzen kann. Die jung sterben, sagt man in Japan, sind wie Kirschblueten, die mitten in ihrer schoensten Bluete vom Baum fallen. Als ich den Text zu Ende uebersetzt hatte, rieben die Mutter und ich uns die Augenwinkel und wussten beide nicht, ob uns der Unfalltod des 24jaehrigen Idols oder die Verehrung eines unbekannten Japaners mehr ruehrte.

Little Joes Hinterhof

Mariposa, sagt der Reisefuehrer, ist der groesste und interessanteste Ort vor dem Yosemite Park. Oh. Als Mutter und ich den Ort erkunden, gehen wir langsam, sonst sind wir in der Pampa, bevor wir dreimal Schwups gesagt haben. Hier war Goldgraeberland und die Holzhaeuser sehen immer noch so aus, wie im Western. Der alte Knast ist ein winziges duesteres Haus aus schweren Steinquadern mit verrammelten Fensterluken und was uns schockiert, ist dass der bis in die Mitte der 60er in Betrieb war.

Aus der Suche nach einem Apfel landen wir in einem der beiden Schnapslaeden des Ortes, wo wir Erdnuesse als Notverpflegung und eine Dose Bier fuer den Vater kaufen. Als ich zahlen will, fragt der Schnapsmann mich nach meinem Ausweis. Ich bedanke mich, dass er mich fuer unter 21 haelt und er laechelt langsam. Ob meine Mutter auch juenger als 21 aussieht? Nein, sie darf das Bier bezahlen, obwohl sie keinen Ausweis dabei hat. Als ich es in meine Tasche packen will, sagt er: “Nein junge Lady, mir ist ja egal, was Ihr draussen macht, aber in meinem Laden, darfst Du das Bier auch nicht in Deiner Tasche tragen, wenn Du mir keinen Ausweis zeigen kannst.”

Mariposa hat sich fuer die Touristen rausgeputzt. Aber wenn man die Leuchtreklame abhaengen wuerde und die Farbe ein wenig abblaettern lassen, dann koennte man den Schnapsmann und die anderen Ureinwohner in Westernklamotten stecken und sie wuerden so ziemlich meinen Vorstellungen vom wilden Westen entsprechen.

Meine Eltern erzaehlen, wie das damals war, als das Fernsehn noch neu war, und man um keinen Preis Bonanza verpassen wollte. Little Joe war ja so ein feiner Kerl und es gab kaum was schlimmeres, als im Stau zu stehn, wenn zu Hause Bonanza lief. Als ich ein Kind war, konnte man mit Bonanza keinen Erwachsenen mehr hinter dem Ofen hervorlocken, aber wir fanden das toll und bastelten uns Cowboy Kostueme. Heute wuerden vermutlich schon die Dreijaehrigen sich gelangweilt abwenden, denn in diesem wilden Westen gab es nur ganz langsame Action und Sex war damals noch nicht erfunden (ob sich die Cowboys der 60er Jahre wohl durch Zellteilung vermehrten?).

Fett oder nicht?

Mutter: “Die Amis sind ja gar nicht wirklich so dick, wie alle immer sagen!” Hm. Jein. Unsere Geschichten von den dicken Amerikanern hoeren sich ja wirklich so an, als waeren das alles aufgedunsene Wackelpeter. Und das stimmt nicht. Aber, Mutters Bemerkung kam nach zwei Tagen in San Francisco, wo wir von modebewussten Schickmickimetropolenbewohnern umgeben waren, die staendig gruenen Tee trinken und Yoga machen. Jetzt sind wir auf dem platten (bzw huegeligen) Land und hier findet man ein Essen offensichtlich dann gut, wenn es reichlich ist und nach einer weiteren Faeden ziehenden Pizza liege ich wie ein klumpen eingeschweisster Gauda auf meinem Hotelbett und schuettel mich bei dem Gedanken, dass ich morgen schon wieder was essen muss. In der Sesamstrasse (oder war das die Sendung mit der Maus) war einer meiner absoluten Lieblingsfilmchen der Mann, der in einen Wurstimbiss reinkommt und Bissen fuer Bissen eine Knackwurst isst. Dann zeigen sie den Film rueckwaerts und man kann sehn, wie ein dicker Mann eine unversehrte Knackwurst aus seinem Mund zieht. Ich beneide diesen Mann. Koennte jemand bitte die Malzeiten der letzten Tage rueckwaerts abspielen?

Mittwoch, März 26, 2008

Ein Herz fuer Hinterwaeldler

San Francisco ist atemberaubend, hinreissend, charmant und ueberwaeltigend, man fragt sich, ob die Leute hier gluecklicher (oder zumindest stilvoller ungluecklich) sind und ich kann mir in meinen wildesten Traeumen vorstellen, wie es waere, hier zu wohnen.

Aber was mein Herz beruehrt, ist das Hinterland, Hillbilly Country, einsame Berge, gewundene Strassen, an denen ab und zu ein Briefkasten mit abblaetterndem Lack steht, ganz hinten im Tal sieht man ein Holzhaus, einen rammeligen Wohnwagen, einen Hof voll alter Autos und Krempel. Da fuehl ich: Ich will wissen, wer da wohnt und wie und warum. Da wird mir im Vorbeifahren das Herz schwer, weil ich einen Moment lang dieses irre Verlangen hab, alle alle alle Menschen kennenzulernen und weiss, dass das einer einzelnen kleinen Eva nicht moeglich ist.

Montag, März 24, 2008

Ob Menschen, die an schoenen Orten wohnen, gluecklicher sind?

Das hab ich gestern auf der Faehre, die uns nach der Fahrradtour ueber die Golden Gate Bridge zurueck nach San Francisco brachte, eine junge Amerikanerin gefragt: Denken Sie, dass sie gluecklicher sind, weil Sie schoen wohnen?

Oh ja, strahlte sie, und konnte sich gar nicht mehr einkriegen, vor Begeisterung. Und ich moechte ja Bolgatanga und Wanne Eikel ueberhaupt nicht beleidigen, aber, meine Herren, hier scheint sich das Laecheln einfach leichter zu ergeben. Ist das schoen...

Donnerstag, März 20, 2008

Wie unwichtig man ist

Ich warte seit Wochen auf die Antwort von Leuten, fuer die ich gerne in Zukunft arbeiten wuerde. Und denke natuerlich die ganze Zeit, das haette was mit mir zu tun und damit, dass sie beschlossen haben, dass ich nicht auf ihren Job passe. Nun krieg ich eine mail, dass der Sohn des Mannes, mit dem ich in Kontakt stand, im Februar einen Unfall hatte, seitdem im kuenstlichen Koma liegt und merke mal wieder dass, oh Wunder, das meisste, was in dieser Welt passiert, nichts mit mir zu tun hat.

Urlaub

Am Wochenende fliegen wir nach San Francisco und stecken uns Blumen ins Haar. Vor allem meinem Vater, wo das Wort "Haar" zu Recht im Singular und nicht im Plural steht. (Ach isset nich schoen, dass die in der Weltgeschichte rumjoestern [jaja, Herr F. ich weiss schon, "dann ist Oestern"] und deshalb nicht blog lesen und ich lauter Scherze auf ihre Kosten machen kann, ohne dass sie sich beschweren koennen, hihi)

Das ist ja mal wieder typisch

Meine Eltern haben die Reisewanzen (travel-bugs - ihnen jucken die Fuesse) und am Ende kennen sie meine neue voruebergehende Wahlheimat schon wieder besser als ich. In Ghana kennen sie ja auch jeden Stock und Stein, waehrend ich kaum ueber meinen eigenen Kirchturm hinausgeschaut hab vor lauter Arbeit.

Heute morgen am Telefon hatten sie beide mehr Energie als ein halbes Footballteam (American Football) und versuchten wie vorsichtig rebellische Teenager herauszufinden, wie Mama Eva reagiert, wenn sie ihr mitteilen, dass sie heute abend nicht nach Hause (Washington) kommen, sondern einen Schlenker an's Meer planen, um bei den wilden Pferden zu uebernachten.

Und da Teenager ihre Grenzen kennen muessen, hab ich ihnen erst ein wenig streng vorgehalten, dass sie mich nicht genug lieben, um mich dann gemeinsam mit ihnen daran zu freuen, dass die Amerikaner so nett zu ihnen sind und ihnen immer den Weg zeigen und ein fettes Fruehstueck fuer fast kein Geld servieren. Natuerlich duerft Ihr ans Meer fahren! Viel Spass. Tschoe.

Mittwoch, März 19, 2008

Den Ureinwohnern trauen?

Wenn ich irgendwo hinzieh, mach ich mich ja gleich mit den Ureinwohnern gemein und finde von ihnen raus, wie Dinge funktionnieren und warum. Dann lass ich mir von ihnen Essen empfehlen, damit ich weiss, was ich meiden muss.

Jaja, ich bin ein Essens-Snob. Aber wenn ich mich immer an meine eigenen Vorurteile halten wuerde, waere mir gestern was Fieses nicht begegnet. Dabei wusste ich doch schon vorher, dass mein Hillbilly Tango Freund ein wirklich geschaetzter Freund ist und in vielen Dingen schlaue Sachen sagen kann, aber einen ausgepraegten Hillbillygeschmack fuer fiesen Fast Food hat.

Gestern hab ich meine Eltern zu Taco Bell geschleppt, das ist was? SuedstaatenMcDonalds? Oder TexMexMcDonalds? Die Hillbilly-Empfehlung fuer mich war: Bean Burrito von Taco Bell. Und da ich letzte Woche in einem hoeherklassigen Imbiss einen bean burrito wirklich genossen hatte, dachte ich: Wunderbar, das wird gut (oder zumindest essbar), Bohnen, Reis, Tomaten, Avocado, scharfe Sauce und noch was eingewickelt in Tortilla, frisch und saettigend.

Ich kann bezeugen, dass es essbar war, denn es hat den Weg von meiner Hand in meinen Magen gefunden (wo es sich dann in einen Stein verwandelte) und der Geschmack was nicht der Schlimmste, den ich je geschmeckt hab. Aber in Konsistenz, Aussehn und Verdaulichkeit war das schon eine Herausforderung und ich musste mich die ganze Zeit angeregt unterhalten, um zu uebersehen, dass ich grauen Bohnenschleim esse und dem Ekel einfach nicht erlauben, seine Stimme zu erheben, lalala, denn wenn ich ihm die Tuer einen Spalt geoeffnet haette, waere es mir unmoeglich gewesen, weiterzuessen und nicht vor meinem eigenen Mageninhalt zu schaudern...

Sturmfrei

Meine Eltern sind in den verregneten Bergen, meine liebsten Tango Freunde kuemmern sich um kranke Onkels in Kalifornien (der, der keine Ratten isst), kranke Fremde in Baltimore (der, der Krankenpfleger ist) oder schielen in Argentinien nach dem Tangogeiger hin (der, der einfach nur gut tanzt aber in diesem blog noch nicht vorkam). Ist das nicht ein idealer Abend, um Tango tanzen zu gehn und mit lauter Fremden zu tanzen?

(Ok, das hoert sich an wie ein Trinker, der sagt: Ich trinke, weil ich gluecklich, traurig, muede, wach bin, weil Dienstag ist oder weil grade die Sonne untergeht... etwas ist immer.)

Hello-goodbye

Kaum sind se da, sind se auch schon wieder op jueck (Hochdeutsch: unterwegs).

Heute haben die Eltern sich in und um Washington rumgetrieben. In einer Dorfkirche hat die Organistin sie gefragt, ob sie ihnen ein wenig Bach vorspielen darf und ob meine Mutter Deutsch singen kann (Antworten: Ja und nein).

Da ich sowieso in meinem Buero festgekettet bin, werden sie morgen frueh in die Berge fahren, da uebernachten und uebermorgen wieder zurueckkommen. Irgendwer muss ja hier mal Abenteuer erleben und die Lage ausbaldowern...

Dienstag, März 18, 2008

P.s.

Eltern sind gut angekommen.

In Erwartung eines Wochenendes voller Tango

 

Leicht irr im Blick und voller Vorfreude auf ganz viel Glamour und schmerzende Fuesse. Eva am Freitag.
Posted by Picasa

Montag, März 17, 2008

Wie wirst Du das nur aushalten?

Drei Wochen ohne Tango? Fragen mich meine Tangofreunde...

Oh, ich habe keine Sorge, dass meine Eltern mich genuegend auf Trapp halten werden, dass da kaum Tango-Energie mehr uebrig bleibt. Schliesslich ist Tango ja eigentlich nur im Kreis gehen und wer meine Mutter kennt, weiss, dass sie sich den Namen Laufkaefer wacker verdient hat... Also: Ich werde genug laufen, dass ich kaum Sehnsucht nach Rueckwaerts im Kreis gehn haben werde.

Aber natuerlich hab ich mir auch schon einen Trick ausgedacht, wie ich ein klein bisschen Tango in diese drei Wochen reinschmuggeln kann.

Also: Meinem Vater sag ich: Da gibt's super tuerkisches Essen mit ganz viel Fleisch. Meiner Mutter sag ich: Dann kannst Du endlich mal die ganzen Maenner angucken, mit denen ich immer abhaenge. Und waehrend mein Vater kaut und meine Mutter guckt, werde ich tanzen, als wuerd ich ihnen einen Gefallen tun. Hihi. Ich bin ja so selbstlos, das fass ich gar nicht.

Tangotaenzer - anfuettern, abschleppen

Samstag abend war mein Haus angenehm gefuellt mit hungrigen Tangotaenzern, die sich zwischen Unterricht und Party von mir bekochen liessen. Der gluecklichste Moment des Abends: Ich steh vor meinem Badezimmerspiegel und male mir das Gesicht an fuer die Party. Im Nebenraum hoere ich fuenf Herren Tanzschritte diskutieren, schliesslich den Teppich aufrollen und miteinander in meinem Wohnzimmer rumtanzen, um rauszukriegen, wie man diesen besonders schwierigen Schritt fuehrt. Was weiss ich, warum mich das so zufrieden laecheln laesst.

Freitag, März 14, 2008

Das reicht!

Jetzt klapp ich meinen Computer zu, mach's Licht aus und geh in den fruehlinglichen Abend, meine Tanzschuhe warten schon auf mich, Hallo Tango. Und Montag Abend kommen die Eltern nach DC.

Donnerstag, März 13, 2008

Tango Marathon

Dieses Wochenende kommen Taenzer und Verrueckte aus ganz Amerika nach Washington, um Tag und Nacht zu schwofen. Der Tango Marathon beginnt heute abend mit einer Tangoparty und geht bis Sonntag Nacht. Netter Weise in einer Uni, die ich von meinem Haus zu Fuss erreichen kann und deshalb hoffe ich, dass ich zwischen Tanzstunden und Party einige meiner Tangofreunde zu mir nach Hause einladen und bekochen kann. Seit ich hier wohne hab ich noch niemanden bekocht. Also sagen wir, noch nie mehr als einen Besucher gleichzeitig bekocht. Was ein grosser Unterschied zu Bolga ist, wo wir - schon weil sonst nix los war - dauernd Parties hatten und meine Gaeste schon deshalb zu mir kamen, weil ich ihnen immer was Mitteleuropaeisches, Mediterranes oder Asiatisches (jedenfalls Unghanaisches) vorsetzte... Das fehlt mir.

Gedanke des Tages

Gestern sagte eine Kollegin: "Facts are facts. Perception is reality!" ("Fakten sind Fakten. Wahrnehmung ist Wirklichkeit!"). Forscher - und der Rest der Welt, vermutlich - lassen sich in zwei Gruppen aufteilen, die, die mit dem ersten Satz auskommen und die, die den zweiten brauchen.

Mittwoch, März 12, 2008

Zwei Nachgedanken zu "Krieg foerdert Emanzipation"

Im Europaeischen Kontext gibt es da zwei gegensaetzliche Beispiele: Nach dem ersten Weltkrieg, in den wilden 20ern eroberten Frauen ploetzlich Bereiche von Politik und Gesellschaft, die ihnen vorher verschlossen waren. Nach dem zweiten Weltkrieg dagegen gab es einen grossen gesellschaftlichen Backlash, also eine Gegenbewegung, wo den Frauen die Selbstaendigkeit, die sie im Krieg beweisen mussten, in den 50er Jahren systematisch wieder entzogen wurde und das ideale Frauenbild das huebsche Heimchen am Herd war.

Krieg foerdert Emanzipation?

Vor ein paar Tagen hat Dr. Aili Tripp hier einen Vortrag gehalten, der ganz Eigenartiges zu Tage foerderte: In den Laendern Afrikas, die in den letzten 20 Jahren einen Krieg erlebt haben, gibt es doppelt so viele Frauen im Parlament wie in friedlichen Afrikanischen Laendern. Spitzenreiter sind Ruanda (49%) und Mozambique (44%) und nur wenige Kriegslaender wie Angola und Eritrea bilden Ausnahmen.

Seit den 90ern geht es auf dem Kontinent generell bergauf in Frauenfragen und es gibt in Afrika 6 Ministerpraesidentinnen und in einem Drittel der Wahlen, die seit 2000 in Afrika stattfanden, gab es weibliche Praesidentschaftskandidaten.

Aber warum haben Frauen in Nachkriegslaendern so viel mehr Macht? Nun, waehrend die Zahlen eindeutig sind, ist den Forschern nicht wirklich klar, woran das liegt. Einige Gruende, die sie anbieten:

Im sozialen Chaos einer Nachkriegssituation sind viele traditionelle Regeln und traditionelle Herrscher, die Frauen benachteiligen, entmachtet. Da Frauen im Friedensprozess in vielen Laendern (wie zum Beispiel Liberia) so eine wichtige Rolle gespielt haben, nutzen sie diesen Einfluss, um sich auch danach ein Stueck vom politischen Kuchen zu sichern. Seit 1990 haben 36 afrikanische Laender sich neue Verfassungen gegeben und in diesen Verfassungen sind Frauenrechte auf die ein oder andere Art verankert. Manche Leute behaupten, dass die Demokratisierung dieser Laender eine wichtige Rolle spielt. Aber in Suedamerika und Osteuropa, wo im gleichen Zeitraum grosse Demokratisierungswellen die Gesellschaft erfassten, hat sich das auf die Rolle der Frauen in der Politik kaum ausgewirkt...

Es scheint, als wuerden Frauen in den Nachkriegslaendern als vertrauenswuerdiger angesehn, waehrend Maenner eindeutig mit der einen oder anderen Kriegspartei identifiziert werden. Obwohl Frauen, die einen Buergerkrieg ueberleben und das vielleicht sogar in herausgehobener gesellschaftlicher Stellung, natuerlich auch auf die ein oder andere Art und Weise kollaborieren muessen. Die meisten Nachkriegslaender der letzten 20 Jahre haben eine starke Frauen-Friedensbewegung, die ueber die Parteigrenzen und ueber ethnische Unterschiede hinweg aktiv war. Eritrea und Angola, wo Frauen so viel weniger erreicht haben, zeichnen sich dadurch aus, dass deren Frauenbewegungen stark and die politischen Parteien angebunden sind...

Der Vortrag war auf eine gute Art und Weise verwirrend, weil Frau Tripp uns mit eindeutigen Zahlen und komplexen, unklaren Gruenden zum Denken anregte. Und natuerlich ist es nie ein einziger Grund, der eine grosse gesellschaftliche Veraenderung anstoesst.

Ein Leichenwagen, der sich in Brooklyn verfaehrt und der ganze Trauerzug hinterher

Eine lesbische Atheistin, ihre juedische kontrollsuechtige Freundin und ihre ex-lesbische neu-christliche Exfreundin, die den gemeinsamen altersschwachen Hund zum Einschlaefern bringen; ein amerikanischer Soldat, der nur deshalb noch lebt und seine Geschichte erzaehlen kann, weil die Kugel des Scharfschuetzen im Irak exakt im Fadenkreuz des Gewehrs des Amerikaners einschlaegt; eine Oma, die noch 15 Jahre nach ihrem Tod die Familie mit ihrer Bosheit belaestigt und eine andere Oma, die gemeinsam mit ihrem viel juengeren schwulen franzoesischen geheimen Ehemann Kunst faelscht und Drogen schmuggelt und nach dem Tod des Franzosen von dessen zwielichtigen Geschaeftspartnern verfolgt wird, waehrend die Enkelin den Verdacht hat, dass der Franzose seinen Tod nur vorgetaeuscht hat, weil ihm der Boden zu heiss wurde...

Diese und andere wahre Geschichten haben wir uns gestern beim Speak-Easy angehoert und haben gelacht, geweint, geseufzt und manchmal alles zusammen. High-Tech-Welt und Plastikamerika beiseite geschoben, egal wer und wo Du bist, es ist beeindruckend, wie spannend und berueckend eine gut erzaehlte echte Geschichte sein kann.

Mein Tangofreund kam leider nicht in den Genuss. Ich hatte ihm eher vage am Telefon davon erzaehlt und als er in sein GPS "speak-easy" eingab, geleitete ihn die freundliche Dame in einen unscheinbaren aber weit entfernten Vorort, wo er durch die naechtlichen Strassen kurvte. Die Tatsache, dass an der angegebenen Adresse keine Kneipe sondern eine Schule war, schreckte ihn zuerst nicht ab, schliesslich ist ein speak-easy ja extra nicht zu erkennen und wo koennte man eine Fluesterkneipe besser verstecken als in einer Schule... Nachdem er ein paar unschuldige Rentner mit seiner schreckeneinfloessenden Hautfarbe aufgescheucht hatte (hier reicht es immer noch, schwarz zu sein und sich in der falschen Nachbarschaft rumzutreiben), gab er schliesslich auf und war - zu unserem groessten Komfort - grade um die Ecke der Kneipe, wo alles stattfand, als die Veranstaltung vorbei war und konnte uns so Prinzessinnentransport nach Hause gewaehren... (Nein, damit das nicht gar so prinzessinnenhaft aussah und sein Abend nicht gar so nutzlos, sind wir erst noch zu Wein und Kaese eingekehrt)

Dienstag, März 11, 2008

Einfach sprechen

Heute abend geh ich zum "speak-easy". Direkt uebersetzt hiesse das sprich-einfach. Urspruenglich nannte man so die Fluesterkneipen, in denen waehrend der Prohibition illegaler Alkohol ausgeschenkt wurde. Inzwischen ist das der Name fuer eine Veranstaltung, die der direkten Uebersetztung entspricht. Es gibt ein Mikrophon und Leute die bereit sind, Dir zuzuhoeren, also los, sprich einfach. Normale Leute erzaehlen wahre Geschichten. Das Thema dieses Abends ist: Game over: Tod und Jenseits.

Stuhlschaukler

Am Sonntag schien die Sonne freundlich warm, obwohl es im Schatten noch fies kalt war. Ich zerrte meine Mitbewohnerin raus in den Fruehling und zum Eastern Market, wo es am Wochenende Floh-, Gemuese-, Fleisch-, und Fischmarkt gibt. Die Flohmarktecke war relativ leer, weil die meisten Profis im Winter in waermeren Gefilden weilen, um ihren Warenbestand aufzustocken mit Tibetanischen Gebetsflaggen oder Kenianischen Halsreifen.

Das Wunderbare an Amerika und das wunderbare an Flohmaerkten ist ja, das Fremde miteinander reden. Nun stellt Euch einen Amerikanischen Flohmarkt vor! Genau. Am Ende sass Jenny in einem ungemein bequemen Schaukelstuhl (der zum Verkauf stand) in der Sonne und als ich meine Stirn runzelte, weil der Stuhl, den der Flohmarktjonny mir anbot, nicht schaukelte, sondern sicher auf vier Beinen stand, stellte er sich hinter meine Sessellehne und fing an, mich (inklusive Stuhl) gemuetlich hin und her zu schaukeln, waehrend er sich wuenschte, dass Stuhl und er und ich gemeinsam das Gleichgewicht verloeren.

Was sind wir international...

Wird das wirklich hinhaun? Dass Schwester P. auf einem Businesstrip in New York Zwischenstopp macht, waehrend die Eltern und ich einen Wochenendausflug dahin machen, um den Geburtstag der Mutter am Broadway zu feiern. Das waer ganz schoen cool.

Sonntag, März 09, 2008

Gelesen und geheult

"Bastard out of Carolina" von Dorothy Allison.

Freitag, März 07, 2008

Was will mein Blumenkohl mir sagen?

Letztens stand ich an meinem Herd und kochte, waehrend ich gleichzeitig Musik auf meinem i-pod hoerte. Meine Kopfhoerer haben so ne komische Plastikhuelle, die dafuer da ist, den Laerm von aussen abzuhalten.

Und waehrend ich so vor mich hin kochte, fuehlte ich mich irgendwie nicht ganz wohl in meiner Haut, hatte das Gefuehl, dass ich nicht ganz mitkriege, was in meiner Pfanne abgeht, wenn ich ihr den Ruecken zudreh, um die Zwiebeln zu schneiden. Und da wurde mir klar, dass ich tatsaechlich auch mit den Ohren koche. Und wenn ich nicht hoeren kann, was mein Blumenkohl mir sagt (oder was der Blumenkohl hinter meinem Ruecken dem Brokoli zufluestert), fuehl ich mich in meiner eigenen Kueche ganz verloren.

(Hey, bitte keine Kommentare, die andeuten, dass ich nen Schaden hab, das weiss ich auch so...)

Donnerstag, März 06, 2008

Woerter, die man nicht benutzen darf (Pipikakalulu...)

In Ghana reden alle und immer mit einer erfrischenden (oder ekelhaften, je nach Standpunkt und Windrichtung) Offenheit ueber Faekalien und ihre Ausscheidungsprozesse. Weshalb wir bei einem Seminar mit allen moeglichen Regierungsangestellten die Frage diskutierten: "How can we stop people from shitting behind their houses?" (Wie koennen wir Leute davon abhalten, hinter ihre Haeuser zu scheissen?).

In den USA ist die Einstellung zu Sprache da etwas anders und als ich einer Kollegin von diesem Seminar erzaehlte, konnte sie nicht anders, sondern musste davon reden dass die Leute "use the washroom behind their house" (also den Waschraum = Toilette hinter dem Haus benutzen), was natuerlich was ganz anderes bedeutet. Aber die puritanische Sprachmoral ist so wichtig, dass man eher etwas sagt, was keinen Sinn macht (denn das Problem ist ja grade, dass sie keine Waschraeume haben, weder im noch hinterm Haus), als dass man das Kind beim Namen nennt und auch nur in den hoeflichsten oder wissenschaftlichsten Worten den tatsaechlichen koerperlichen Prozess andeutet.

An die Hand nehmen

Die Frau eines deutschen Kollegen hat mich erkannt: "Die Eva, die musste an die Hand nehmen und in den Telefonladen fuehren, damit die jemals nen Handy-Vertrag kriegt." Grade eben hatte ich besagten Kollegen am Telefon und er hat angeboten, mich heute nachmittag, unter dem Vorwand einer Kaffee-Pause, den Anweisungen seiner weisen Angetrauten folgend, in den Handy-Laden zu zerren. Ich bin dankbar. Und bin damit vermutlich nicht allein...

Mittwoch, März 05, 2008

Traumkommentar

Grade faellt mir dazu (s.u.) die englische Redensart: "The proof of the pudding is in the eating" ein, Wort fuer Wort uebersetzt ist das: Der Beweis des Puddings liegt im Essen. Bedeutet so viel wie: Den Wert des Puddings kann man nur rausfinden, wenn man ihn aufisst. Als Deutsches Pendant bietet mein Internet-Woerterbuch: Probieren geht ueber Studieren.

Nochmal: Hae?

In meinem Traum wachte ich an einem Flussufer am Rand eines Afrikanischen Dorfes auf. In der Hand hatte ich (und das war mein einziges Gepaeck) eine Kiste Amerikanisches Puddingpulver. Der Haeuptling kam zu mir und ich wusste ploetzlich, dass er und seine Dorfkollegen kein Wort Englisch sprachen und ich kein Wort ihrer Sprache. Die einzige Moeglichkeit zu kommunizieren, war der Pudding und irgendwie wuerde die Anzahl der Puddingportionen, die ich mit diesem Pulver herstellen konnte, ihnen eine wichtige Botschaft uebermitteln. Ich wusste, es wuerden 686 Portionen sein und er wuerde schon wissen, was das heisst.
Ende des Traums, Ihr koennt alle nach Hause gehn.

Montag, März 03, 2008

Hae?

Im kleinen und nicht sonderlich beeindruckenden Nationalen Aquarium, in dem ich mich gestern vor die Fische gestellt hab, fuettern sie die Alligatoren mit Erdbeeren. Im Winter. Warum? Also, haben diese Viehcher weder Alligatorenwuerde (Futterwahl: Lebende wilde Tiere), noch oekologisches Bewusstsein (Futterwahl: Erdbeeren im Mai)?

Mein Freund aus Mali

Ich habe seine Sheabutter vor allem deshalb gekauft, weil mir das eine Entschuldigung gab, mit ihm ueber Afrika zu plaudern: Ein grosser massiger schwarzer Mann aus Mali, der an einer super-cleanen Strassenecke hinterm Capitol seinen Afrikanischer-Kram-Stand aufbaute. Wir unterhielten uns darueber, wie schwierig es ist, weit von der Familie weg zu wohnen und er erzaehlte mir, wie sein Vater einmal schwer krank war, als er nach Hause kam und als er, der aelteste Sohn, das Krankenzimmer betrat, hat seine Seele die Seele des Vaters aufgerichtet und er wurde durch die Naehe des Sohnes wieder gesund. "You understand? You understand..." ("Du verstehst das, oder? Du verstehst das...), fragte er.

Da war ich wieder in meiner kleinen Eva-Welt, in der Fremde ein wenig netter zueinander sind als im Rest der Welt und bedankte mich bei ihm, dass er meine Afrikasehnsucht fuer heute gestillt hat. "Du wohnst doch in Washington", sagte er "Wenn Dich das wieder ueberfaellt, kannst Du gerne vorbei kommen, ich steh immer hier, dann plaudern wir ein bisschen."

Sonntag, März 02, 2008

was anderes tanzen

Gestern bin ich in die Vorstadt gefahren, zum Tanzbedarfgeschaeft. Manchmal gehen mir die handspannenhohen Hacken meiner Tangoschuhe auf den Geist, besonders wenn ich mit dem kleinen Koreaner tanze, der in seinem eigentlichen Leben Kampfsporttrainer ist, und seinen eigenen wilden Tangokampfstil entwickelt hat, bei dem man mit beiden Fuessen fest auf dem Boden stehen muss, wenn man nicht von den Socken gehauen werden will. Einige Tangueras tanzen in Jazzschuhen, die wie leichte Turnschuhe aussehn, aber in der Mitte geteilt sind, so dass man leichter auf Zehenspitzen stehen kann.

Das Geschaeft war voll mit Ballettmuettern und deren Maedels und, neben einem ganz leichten Stich von Wehmut, war ich vor allem ungemein erleichtert, dass ich jetzt etwas anderes tanze. Nie mehr in hautenger rosa Wurstpelle stundenlang allein vorm Spiegel stehn und sich von einer halbverhungerten bitteren ausrangierten Ballerina sagen lassen, dass man von Figur und Haltung an eine verkochte fette Nudel erinnert...

Zum Lachen tanzen

Werde ich heute nachmittag zum ersten mal mit dem Taenzer aus der Sesamstrasse tanzen? Ich hoffe's. Deshalb hab ich ihn letzten Samstag angesprochen und ihm dafuer Komplimente gemacht, wie er beim Tanzen immer strahlt und wie er und seiner Tanzpartnerinnen immer so breit grinsen.

Er erzaehlte mir, dass es sein Traum ist ,einmal mit einer 80jaehrigen Dame zu tanzen, weil es dann nur noch um Eleganz und Grazie geht und nicht mehr um Akrobatik.

Er tanzt natuerlich nicht wirklich in der Sesamstrasse, oder habt Ihr da je einen mittelalten schwarzen Tangotaenzer gesehn? Aber er wuerde zwischen Samson, Bibo, Oscar in der Muelltonne und Graf Zahl nicht weiter auffallen, und vermutlich koennte er die Jungs, Maedels und Monster mal ordentlich aufmischen.

Samstag, März 01, 2008

Gruesse

Gestern morgen um sechs klingelte mein Telefon: "Hallo, hier ist Salisu (einer meiner Ghanaischen Lieblingsfahrer), ich wollte nur mal Hallo sagen!"

Ich merkte spaeter, dass ich schon ne Weile aus Ghana weg bin und die Ghanaische Art nicht mehr so in den Knochen hab. Denn, erstens fand ich sechs Uhr morgens ungemein frueh fuer einen Anruf (dabei ist das mitten am Tag fuer einen Ghanaer und Salisu hatte sich nicht mit der Zeitverschiebung verrechnet) und zweitens bin ich wieder zurueck in meiner Kultur, wo man anruft, um irgendwas zu sagen oder rauszufinden und nicht einfach nur zu gruessen. So hab ich mehr geplaudert als Salisu hoeren wollte, denn er wollte tatsaechlich nur das: Gruessen.

Viel mehr Hoffnung als wir wissen...

Weil Afrika ja nur in die Nachrichten kommt, wenn Schreckliches passiert, heute drei Zahlen, die ich gestern gelernt hab:

Letztes Jahr wurden auf dem Kontinent 22 Wahlen abgehalten, die von externen Beobachtern als frei und fair beschrieben wurden (offensichtlich, Kenya und Nigeria gehoeren nicht dazu).
Durchschnittliches Wirtschaftswachstum auf dem Kontinent lag letztes Jahr ueber 3% (in Laendern wie Ghana sogar 6%).
Die Anzahl bewaffneter Konflikte in Afrika ging von 15 in 2003 auf 5 in 2007 zurueck.

Ausserhalb unserer kleinen Afrikaforscherwelt, ausserhalb Afrikas selbst bekommt das keiner mit, aber meine Kollegen, besonders die, die schon lange dabei sind, sprechen mit strahlenden Augen von nie dagewesener, aussergewoehnlicher, hoffnungstrunkener Veraenderung, man hoert in ihren Vortraegen, dass seit Mitte der 90er in Afrika eine Dynamik herrscht, wie noch nie in der Geschichte.

Es gibt Leute, die sagen, das liegt an den hohen Rohstoffpreisen, gepusht von der Entwicklung in Asien. Aber das ist nicht alles, denn die Laender ohne viele Rohstoffe machen da auch mit. Andere Stimmen sagen, dass sich die brutalen "Strukturanpassungsmassnamen" der 80er (wo Regierungsaparate mit der Axt und unter massivem Druck von aussen gesundgeschrumpft wurden) nun auszahlen - aber das ist eines dieser Themen wo jeder eine politische Meinung hat und dann Fakten findet, die sie stuetzen. Irgendwie spielt hier sicherlich auch die Tatsache mit rein, dass der kalte Krieg vorbei ist und die afrikanischen Laender so in eine relative Freiheit entlassen wurden, nachdem sie jahrzehntelang als Spielsteine und Schauplaetze fuer Stellvertreterkriege genutzt wurden (Angola, Namibia etc.).

Nun, letzten Endes stehen wir da, reiben uns die Augen und wissen es nicht. Und sind froh, dass wir dabei sein koennen, und hoffen, dass das alles erst der Anfang ist.