Bevor ich Mama Laadi zum ersten Mal traf, hatte ich viel von ihr gehoert. Und da ich ein skeptisches Luder bin, wollte ich sie vor allem treffen, um rauszufinden, ob jemand tatsaechlich so gut sein kann, wie alle immer sagen. Irgendwie machte mich das ungeduldig, diese ganzen Engelsgeschichten zu hoeren (Ich gebe zu, irgendwie fand ich das gut, als rauskam, dass Mutter Theresa persoenlich ganz schoen unertraeglich sein konnte). Die Geschichten drehten sich darum, wie Laadi selbst auf der Strasse aufgewachsen ist und, nachdem sie den Weg in ein normales Leben geschafft hatte, nun ihr Leben den Strassenkindern widmet. Wie sie niemanden wegschicken kann, der Hunger hat, auch wenn sie selbst nichts uebrig hat. Wenn ein krankes kleines Kind zum Sterben ins Dorf zurueck geschickt werden sollen, verhindert sie das, nimmt den Jungen auf und paeppelt ihn gesund. Wenn sie grad kein Geld hat, die Krankenhausrechnung zu zahlen, schleicht sie sich mit dem Kind unterm Arm davon – und zahlt, wenn wieder ein wenig Geld da ist. Sie wird alarmiert, als die Leute im Dorf eine Hexe und ihre beiden Kinder toeten wollen. Als sie ankommt, ist die Mutter schon tot aber Laadi kann die Kinder retten, nimmt sie bei sich auf, aendert ihre Namen und schickt sie im Sueden ins Internat, da sie hier ihres Lebens nicht sicher sind.
Ich weiss nicht, was ich mir vorgestellt hab, entweder ne bullige Matrone der Marke Feldwebel im Frauenkleid oder ein suessliches Wesen das sich in der eigenen Gut-heit suhlt. Als ich vor ein paar Wochen zum ersten Mal zu ihrem Waisenhaus kam, war mein erster Eindruck gar nicht von ihr selbst. Sobald wir aus dem Auto stiegen, kamen Kinder angerannt und ein kleines Maedchen sprang nach der geringsten Ermunterung an mir hoch und setzte sich auf meine Huefte. Ein amerikanischer Freund – Derek - arbeitet ehrenamtlich bei Mama Laadi und hatte mich mitgenommen. Mama selbst ist eine ganz normale freundliche Frau, die lacht wie ein Maedchen und wenn sie sich hinsetzt legt sich schnell ein Kind auf ihren Schoss, wickelt sich am Boden um ihre Fuesse oder umarmt ihre Schultern von hinten, waehrend sie sich unterhaelt. Sie tut, was getan werden muss. Sie weiss, dass es ihr schwer faellt, Geld nicht wegzugeben. Deshalb ist eines der aelteren Maedchen fuer die Finanzen zustaendig. Jedes aeltere Kind ist fuer ein juengeres besonders verantwortlich. Sie haelt das alles zusammen, aber wenn man zu Besuch kommt, hat man viel mehr das Gefuehl, als wuerde sich alles von selbst um sie herum bewegen.
Gestern hat Derek den halben Nachmittag damit verbracht, dem 13 jaehrigen Kofi den Buchstaben C beizubringen. C ist einer der Buchstaben, die diesem Jungen leichter fallen, aber sie arbeiten auch schon ein paar Wochen daran. Kofi gehoert zu den Kindern, die schon lange bei Laadi sind und er uebernimmt viel Verantwortung. Wenn von der Baustelle Zement verschwindet, weiss er, wer die Diebe sind. Frueher hat er auf dem Markt gebettelt und wenn er krank war, hat er immer zu Laadi gesagt: „Bitte, lass mich betteln gehn, wenn ich krank bin verdien ich doch viel mehr.“
(Seit 2004 wird Mama Laadi von Afrikids unterstuetzt. Wenn Ihr mehr wissen wollt: http://www.afrikids.org/new/main.php?option=operations&projectID=3)
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