Meine rheinische Praegung (oder sind die Gene schuld?) bringt mich immer wieder in Gefahr, rettet mich zum Ausgleich aber ebensohaeufig aus selbiger. In der Flughafenpasskontrollenschlange in Accra zwang mich meine rheinische Frohnatur, meinem armen Nebenmann ein Gespraech aufzudraengen. Und da ich so schlau reden kann (oder weil mein neues T-Shirt kaum Fragen offen laesst?), erhielt ich gleich am naechsten Tag einen Anruf von diesem Franzosen, ob ich vielleicht an einem interessanten Workshop zu blablabla Aids, internationaler Korridor, Krankenhausmuell, Ratifizierung Abkommen bla teilnehmen wollte und da all diese wichtigen Leute kennen lernen.
Aeh. Ja. Warum nicht?!
Ich wette, der durchschnittliche Norddeutsche haette gefragt: Warum? Waerend man im Rheinland immer noch glaubt “gucken koss nix”. Also schleich ich mich leicht verspaetet in den Tagungsraum, der voll ist mit Honoratioren und Experten aus aller schwarzer Herren Laender. Einer der Organisatoren fragt mich nach Namen und Organisation und das Programm beginnt.
Begruessungsansprachen von Minister So-und-so und Wichtigmensch Der-und-der. Dann schaut die Frau, die durchs Programm fuehrt, mich an und sagt: “And now I would like to ask Dr. Sneifer of IFPRI to give us a welcoming address.” (Nun moechte ich Dr. Sneifer von IFPRI bitten, eine Begruessungsansprache zu halten).
Diese Frau kann stolz auf sich sein, denn sie hat etwas ganz Seltenes geschafft: Ich war einen Moment lang komplett sprachlos und mir fiel absolut kein Bloedsinn ein, den ich schlau daherreden konnte (und in so einer Situation hilft auch das schoenste T-Shirt nicht weiter, ausserdem trug ich ein sehr serioeses Hemd). Aber da kein Triumpf grenzenlos sein kann, hatte ich mich nach einer Sekunde Schweigen und zwei Sekunden Stottern genug gefangen, um mit Salbadern zu beginnen: Wie wunderbar, dass sich diese hochrangigen Experten ueber die Sprachgrenzen hinweg zusammengefunden haben, da ja auch AIDS keine Grenzen kennt, blablabla…
Danach bin ich hellwach und werfe dem Franzosen auf dem Podium wuetend fragende Blicke zu, die er mit entschuldigendem Schultern-, Augenbrauen und Nasenzucken beantwortet. Einer der afrikanischen Organisatoren meint spaeter, dass es fuer die Teilnehmer immer so motivierend sei, zu sehn, dass sich Leute aus aller Welt fuer ihre Arbeit interessieren und sie unterstuetzen. Ausserdem seien spontane Beitraege wie meiner immer so erfrischend. Das hoert sich irgendwie so an, wie wenn wir frueher blau gefaerbte Pfannkuchen gemacht haben und meine Mutter das “interessant” fand.
Im Muensterland gibt e seine Klinik, die sich auf Angsttherapie spezialisiert. Um seinen Aengsten ins Gesicht zu sehn, muss man sich unter therapeutischer Aufsicht dem Schrecken aussetzen, Spinnen umarmen, Schwiegermuetter zungenkuessen oder was auch immer es ist, das einen in Angst versetzt. Vielleicht sollte ich denen therapeutische Austauschreisen zu afrikanischen Konferenzen anbieten, fuer Leute, die sich fuerchten, oeffentlich zu sprechen…
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen