Bevor ich losfuhr, meinte einer unserer afrikanischen Masterstudenten: Wenn Du im Dorf wohnst und alle ausser Dir haben Felder, kann es sein, dass sie Mitleid haben und ihre Ernte mit Dir teilen. Nun wohne ich nicht im Dorf und es kam nochkeiner mit nem Sack Hirse an. Aber beschenkt worden bin ich dennoch. Wenn ich z.B. kleine Mengen kaufen wollte, von Peperoni oder Naegeln: Ach komm, nimms einfach mit. Oder als ich bei meinem naechsten Buedchen Streichhoelzer kaufen wollte und nicht bezahlen sondern Freundin werden sollte.
Am meisten geruehrt hat mich mein Watchman, der mir seinen Dosenoeffner mitbrachte. Den hatte er damals in Accra gekauft aber hier trinkt er keine Dosenmilch mehr (was nur heissen kann: Er kann sie sich nicht mehr leisten) und braucht den Oeffner deshalb auch nicht mehr. Am naechsten Tag konnte ich mich bei ihm revanchieren, das Umzugsunternehmen hatte mir so ne graue Lumpendecke dagelassen. Ausserdem gab es den grossen Karton, in dem mein Herd gewesen war. Die Decke bot ich ihm an, weil ich dachte, da kann er drauf sitzen waehrend er Wache haelt. Er freute sich ungemein, nahm sie aber mit nach Hause. Die typische Watchmanschlafmatte ist ein bunt gemusterter Gummiteppich, die Decke wird wohl hoeheren Weihen zugefuehrt. Den Karton sollte er eigentlich mit dem ganzen restlichen Verpackungsmuell verbrennen. Muellentsorgung auf Ghanaisch, jeder hat eine kleine Muellverbrennungsanlage... Also eine Stelle vor der Haustuer, wo der Watchman den Mist hinschmeisst und ein Streichholz dranhaelt, wenn der Berg zu gross geworden ist. Er fragte nach, ob ich den Karton wirklich nicht mehr brauchte. Und am naechsten Morgen als ich ihn um halb sechs verabschiedete, hatte er sein Fahrrad stolz bepackt mit fetter Kiste und Decke.
Meine Nachbarn Sunday und Gladys sind die ersten, die von mir Steinschmuck geschenkt bekamen. Die Geschichte ist schon aus Namibia bekannt und geht so: „Mein Vater ist Steinmetz und hat einen kleinen Laden, wo er schoene Steine verkauft. Wenn ich verreise, gibt er mir immer etwas davon mit, damit ich das den Leuten schenken kann, die gut zu mir sind. Hiermit sagt mein Vater: Danke, dass Ihr so gut auf meine Tochter aufpasst.“ Das ist wahr und gleichzeitig eine ruehrende Geschichte, die den Kleinigkeiten einen groesseren Wert verleiht. Wenn mir was einfaellt, sag ich auch noch was zu der Heilwirkung, die grad diesem Stein zugeschrieben wird. Nun, meine Nachbarn waren begeistert. Und ich hab aus Namibia gelernt, dass es wichtig ist, dass die Steine ein Loch haben, so dass man sie als Schmuck umhaengen kann.
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