Montag, April 04, 2005

13 Nudeln

Armut zeigt sich im Alltag in lauter Kleinigkeiten. Z.B. den ueblichen Mengen, die Leute auf einmal kaufen koennen. In einer Von-der-Hand-in-den-Mund Oekonomie sind die gering. Das faengt bei industriell hergestellten Waren an: Es gibt zwei Arten von Nescafe Packungen, die ueberall erhaeltlich sind, die Portionspackung und die 50g Dose. Fertig abgepackte Nudeln sind standardmaessig im 250g Packet statt 500g.

Aber wirklich interessant wird es bei den selbst verpackten oder unverpackten Waren. Irgendwer produziert hier Plastiktuetenschlaeuche, die den Durchmesser eines Damenstrumpfes haben und ebenso lang sind. Der Produzent ist bestimmt superreich, denn alles wird darin verpackt. Durch knoten, abreissen, knoten kann man eine Menge Portionen in einen Strumpf packen.

Das billigste Tuetenwasser (eher nicht zu empfehlen, da per –dreckiger?- Hand abgefuellt), Erdnuesse zu 10 Cent (ca 30 Stueck), Erdnussbutter (Groundnutpaste, drei Loeffel voll), Zucker und Salz, fritierte und getrocknete Plantains... In den grossen Aufdemkopftragschuesseln gibt es alles, was koernig oder pudrig ist, Reis, Bohnen, Maismehl usw. Verschieden grosse Konservendosen sind die Masseinheit, z.B. Augenbohnen: Kleine Tomatenmarkdose 5 Cent, grosse Tomatenmarkdose 20 Cent, noch groessere Bohnendose 30 Cent. Marlis warnt vor per Hand abgefuelltem Milchpulver: Das kommt meistens aus der grossen abgelaufenen Packung und Milchpulver kann tatsaechlich schlecht genug werden, um Lebensmittelvergiftung hervorzurufen (ihre eigene Erfahrung).

Was mich am meisten beruehrt hat: 13 Nudeln. Abgepackt. Uebliche Portion am Marktstand. Vielleicht auch 17.

Aufgabe: Geht in die Kueche, holt 13 Nudeln aus der Nudelpackung, packt sie in ein Tuetchen und stellt Euch das vor. Juhuu, heute hab ich etwas Geld uebrig, es gibt Nudeln! Nachdem Ihr sie angeguckt habt, duerft Ihr sie kochen und essen. Ganz allein. Keine extended Family moechte mitessen.

(O.k., der Fairness halber muss ich daran erinnern, dass Nudeln oft gemeinsam mit Reis gegessen werden, eine kleine Luxus-Draufgabe...)

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