Dienstag, April 24, 2007

Trunkenbold


Manchmal stolper ich hier fern der Heimat in meinem Kopf ueber deutsche Woerter, die laengst auf der roten Liste stehn und denke: Was fuern schoenes Wort. Und Trunkenbold gehoert dazu. Natuerlich wissen wir heute alle, dass wir dem gleichen Kerl den Namen einer Krankheit geben muessen, dass es sich um einen Alkoholiker handelt und nicht um einen Raufluemmel. Aber irgendwie, wenn ich mir meinen kleinen Tagwaechter anschau, das ist und bleibt ein Trunkenbold. Aber ueber den Tagwaechter hab ich nur nebenbei nachgedacht, denn die Heldin dieser Geschichte ist seine Frau.

Vor Monaten haben die beiden mich um einen Kredit gebeten, damit die Frau sich selbstaendig machen kann, statt auf der Baustelle Zement zu schleppen, weil Maenne nie Geld mit nach Hause bringt. Kann er ja nicht. Muss er ja versaufen. Das Geld war laengst von Wachmanns Gehalt abgezogen und zurueckgezahlt und vergessen, als Mary vor ein paar Tagen sagte: Weisst Du, dass Wachmannfrau immer noch im Geschaeft ist? Sie kocht morgens und abends Essen, das sie im Viertel verkauft und ist in der Gegend die Einzige, die das macht. Ihrem Mann hat sie die 500 000 Startkapital (50 Euro) sogar zurueckgezahlt.

Ich war beeindruckt. Und froh, dass helfen manchmal so einfach und schmerzlos ist, dass man’s gleich danach vergessen hat. Mary hat meine Gruesse offensichtlich ausgerichtet, denn heute Abend stand Wachmannfrau in meinem Garten, um mich um einen weiteren Kredit, diesmal fuer Saatgut, zu bitten. Da hab ich gesagt: „Madam, das geb ich Ihnen gerne. Sie haben mit dem letzten Geld so gut gewirtschaftet, dass ich mich freue, dass Sie wieder hier sind.“ Vielleicht sollte ich mich nach meiner Rueckkehr bei der Kreissparkasse bewerben...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

frauenzimmer