Sonntag, April 22, 2007

Nen Fuss machen


Ommausgeich haette darunter vermutlich die Zeugung eines rothaarigen Jungen (=Fuss im Geicher Dialekt) verstanden. In Ghana ist „Making a fuss“ eine der Kulturtechniken, die ich erst langsam lerne. Und das nach ueber zwei Jahren.

Freitag morgen am Flughafen in Accra. Ich hatte am Vortag ein Ticket nach Tamale gekauft und bezahlt, war aber trotzdem nicht auf der Liste der Fluggaeste. Gemeinsam mit 10 anderen. Was bei einem 17sitzer Flugzeug doch arg ins Gewicht faellt.

Waehrend ich mit traurigen Augen am Schalter lehnte und hoffte, damit das Herz des Schicksals zu erweichen, sprach mich ein Leidensgenosse an, der schon die ganze Zeit einen unglaublichen Tanz veranstaltete, seine WICHTIGKEIT, die WICHTIGKEIT seines Meetings, jedermanns INKOMPETENZ, bellte und wedelte er auf und ab. Irgendwann sagte er leise zu mir: „You have to make a fuss or you will never get a seat!“ (Du must nen Aufstand machen, sonst kriegst Du nie nen Platz!)

Meine Guete, ich komme doch aus einer Gegend, wo man nicht verhungert, wenn man sich hinten anstellt, wo man den Kopf schuettelt, wenn sich einer aufspielt und es irgendwie zum guten Ton gehoert, zu warten, bis man dran ist. Und dann komm ich ja ebenfalls aus dem Land, wo es die Deutschen mit dem knallroten Kopf gibt, die sich in den Enden der Welt aufspielen, als haetten sie das Land gepachtet und alles muesste nach ihrer roten Nase gehn, die sich immer und ueberall betrogen fuehlen und stolz sind, wenn sie’s denen mal wieder gezeigt haben. Ich bin doch so stolz auf meine konfliktvermeidende, weichgespuelte, kulturell vertraegliche Freundlichkeit, und Du Ghanaer raetst mir, ich soll mich aufspielen? Na gut. Wennste meinst. Dann mal los:

„Naechstes Mal nehm ich ein Trotro, da ist der Service zuverlaessiger als bei Eurer Fluglinie! Meine WICHTIGKEIT! Die WICHTIGKEIT meines Meetings! Wie kann sowas nur passieren? Was mach ich denn jetzt? Mit all meiner WICHTIGKEIT. Die kann ich doch in die Tonne kloppen ohne Sitzplatz! Kikerikie! Wuffwuff!“

Am Ende bekamen Mister Oberwichtig, Doktor Eva und ein Kirchenmann im langen Gewand mit seiner Begleitung die Plaetze derer, die nicht punkt 10 zum Einchecken da waren. Der Kirchenmann hatte es gut, der musste nicht kraehen, sondern nur freundlich mit dem Kreuze wedeln und seine WICHTIGKEIT ward von hoechster Stelle bestaetigt.

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