Dienstag, März 20, 2007

Zu Haus

Dass Bolga meine eigene Stadt ist, merke ich daran, dass ich mich grade nicht mal komisch fuehle. Ich hab mein Auto zum Schweisser gebracht (das ist Francis, Debbies Nachbar), weil der Bullenfaenger Risse hat. Sie haben mir einen Stuhl in den Schatten gestellt. Da hinten seh ich die Jungs an meinem Auto rumwuchten. Und dieweil ist der Schattenplatz mein Buero geworden und ich tippe an meinem Artikel ueber Netzwerkanalyse.

In einem Ort, wo ich nicht zu Hause bin, waere mir das vermutlich peinlich. Wo ich zu Hause bin, ist das einfach und unemotional die praktischste Loesung, denn ich will doch nicht faul und gelangweilt rumsitzen, waehrend sich die Arbeit tuermt. Reichtum raushaengen lassen (Laptop) gehoert sich nicht? Ach, ich benehme mich in Rom wie die Roemer. Wie ich vielleicht schon erwaehnte, wedelt jeder Ghanaer, der etwas auf sich haelt, staendig mit seinen Statussymbolen rum.

Und wenn ich hochgucke, seh ich, was ich nicht mehr sehe, weil ich zu lange hier bin: Ein Fahrradfahrer haelt mit einer Hand den Lenker und mit der andern balanciert er ein drei Meter langes Brett auf dem Kopf, waehrend er vorbeiradelt. Das ist kein Zirkusartist sondern ein ganz normaler Schreiner auf dem Weg zur Arbeit. Da muss Gott seine Finger mit im Spiel haben. Ich bin fest ueberzeugt: Nur wer glaubt, dass Gott das schon richten wird, traut sich, mit Brett auf dem Kopf loszuradeln. Das ist wie ueber’s Wasser gehn. Der erste Schritt ist der schwierigste. Und wer weiss, wenn der Schreiner an dem Lastwagen vorbeifaehrt, der uns auffordert „Clap for Jesus“ (Klatsche fuer Jesus), wird er klatschen, was seine Seele hergibt und Jesus, der unermuedliche himmlische Schuelerlotse, wird voller Begeisterung den Lenker und das Brett im Gleichgewicht halten und den Schreiner sogar ein wenig anschieben. Da soll noch einer sagen, Glauben hilft nicht.

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