Montag, März 05, 2007

Unabhaengige Beobachtungen


Heute vor 50 Jahren war Ghana noch eine Kolonie. Morgen nicht mehr. Alles bereitet sich auf die grossartige Unabhaengigkeitsjubilaeumsfeier vor, das kleinste Dorf prangt von gelb-gruen-roten T-shirts, Fahnen, Ansteckern undsoweiter. Im Radio und Fernsehn gibt’s kein anderes Thema. Man ist stolz, das erste afrikanische Land zu sein, das sich von den Kolonialherren geloest hat und im kleinsten Detail werden die Ereignisse vor 50 Jahren wieder und wieder erzaehlt. Ich frage meine ganz normalen Freunde: Und was bedeutet Unabhaengikeit fuer Dich? Mein Fahrer Mark sagt: „Was hat Unabhaengigkeit uns gebracht, wir sind noch immer arm und werden jedes Jahr aermer?“ Mary sagt: „Am sechsten Maerz ist es immer viel zu heiss, was soll ich da in der Sonne rumstehn und mir die Paraden ansehn. Der Tag ist doch nur fuer Politiker und die grossen Leute, nicht fuer’s einfache Volk.“ Mama Laadi: „ Unabhaengigkeitstag ist vor allem fuer die Schueler. Viele bekommen fuer die Paraden neue Schuluniformen und Sandalen, die Eltern geben ihnen ein bisschen Geld fuer Suessigkeiten. Fuer mich selbst? Das Waisenhaus ist mein Leben, was hab ich mit dem Unabhaengigkeitstag zu tun?“ Assistent Douglas: „Mein eigener Unabhaengikeitstag ist der Tag, an dem ich letztes Jahr aus dem Haus meines Vaters ausgezogen bin. Da hab ich das Ende der Unterdrueckung am eigenen Leib erlebt (lacht). Ich weiss genau, wie sich vorher und nachher anfuehlt. Das Ende des Kolonialismus? Ich war doch nicht dabei, das beruehrt mein Herz nicht. Klar, wenn man Fotos von der Sklaverei sieht und die Unabhaengigkeit hat das beendet, das ist schon gut. Andererseits verkaufen wir uns nun freiwillig, um in der Fremde zu schuften, so viel ist also nicht passiert.“

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