Ein Glueck, dass die Ghanaer den Karneval nicht kennen. Wenn irgendein Karnevalsmissionar ihnen den naeherbraechte, muessten sich Koeln und Rio hintenanstellen. Die Ghanaer sind Naturtalente, was das Feiern und Verkleiden angeht. Natuerlich war ich beeindruckt, als die Koelner aus dem Papstbesuch einen Strassenkarneval machten. Aber die Ghanaischen Unabhaengigkeitsfeiern koennen damit durchaus konkurrieren.
Die Ghanaische Fahne um die Schultern gehaengt, auf’s Auto gesteckt und mit atemberaubender Prallheit um runde Frauenhintern genaeht, waren sie alle alle gekommen, weil man sich ein Fest doch nicht entgehen laesst. In der gluehenden Hitze marschierten Schuelergruppen, wie sie es wochenlang geuebt hatten, im Quadrat. Auf der Tribuene sassen stolzgeschwellte Eltern und freuten sich ihres Nachwuchses. Die Blechblaeser unterlegten das ganze mit passendem Karnevals-Sound.
Ja, ich weiss auch, dass Karnevalsmusik nur deshalb so marschmaessig daherkommt, weil sie die Militaers veralbern. Da meine karnevalistische Praegung aber weit eher begann als meine militaerische, kann ich mir nicht helfen, Blaskapellen erinnern mich immer daran, dat mer de Dom in Koelle lasse und et Troemmelsche jeht. Und wenn Ihr gesehen haettet, mit was fuer einem ernsten Uebermut die ganz Kleinen ihre Marschieraermchen schwangen und wie die Rotkreuzfrauen beim marschieren im Takt mit dem Hintern wackelten und die Tribuene fuer jede eigenartige Kleinigkeit vor Lachen rauschte, wuerdet Ihr mir zustimmen, das war keine Militaerstaatliche Machtpraesentation.
Spaeter am Abend sah ich die Strassenkinder „marschieren“ spielen und die Aelteren tranken zur Feier des Tages die Kneipen leer. Aber als ich oben schrieb, dass alle alle da waren, hab ich natuerlich gelogen. Mein Freund, der beim Gericht arbeitet zum Beispiel, hat fuer Unabhaengigkeitsfeiern auch beim 50. Jubilaeum nichts uebrig. Wir trafen ihn in einer Kneipe weit ab vom Trubel und er meinte: „Ghana hat die Unabhaengigkeit viel zu frueh bekommen. Wir haben das von den Englaendern uebernommen und runtergewirtschaftet. Uns wuerde es doch allen besser gehn, wenn wir noch von den Weissen regiert wuerden.“
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