Gestern traff ich nach Monaten den Radiomann in der Stadt. Eigentlich sind wir ja Nachbarn, aber da er mir noch immer Geld schuldet, hat er das ganz gut eingerichtet, dass ich ihn nie sah. Wollte ich melodramatisch sein, so wuerde ich sagen: Er sah aus wie ein Mann, dem alle guten Freunde abhanden gekommen sind. Weniger dramatisch sah er erschoepft aus und gehetzt, wie er da mit dem Telekom-Mann ueber Telefonrechnungen diskutierte. Als ich danach allein im Auto sass bereute ich, dass ich ihm das Geld geliehen hab, denn das hat unsere Freundschaft unmoeglich gemacht (Ihr seht, ich kann es nicht lassen, heute ist mein melodramatischer Tag.)
Die Radiostation schlingert im Moment so dahin. Der Sendebereich ist geschrumpft, weil ein Glaeubiger den grossen Transmitter mitgenommen hat, ein anderer hat den Radiomann mal ordentlich zusammengeschlagen (oder hatte das private Gruende?), sein (ehemals) bester Freund und Radioansager sagt: Ach, den hab ich schon lange nicht gesehen. Und macht dabei ein ausdrucksloses Gesicht. Aus alter Loyalitaet sagt er nicht: Dem laufen alle Moderatoren davon, weil er keine Gehaelter zahlt...
Natuerlich fuehl ich mich weiterhin um mein Geld betrogen. Aber viel mehr tut’s mir in der Seele weh, dass so viel Enthusiasmus, Findigkeit und Wortakrobatik einfach so im Sande verlaufen sollen. Aber. In Ghana stirbt die Hoffnung zuletzt und solange alle Beteiligten noch ein und aus atmen, ist weiterhin alles moeglich.
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