In der Mittagspause sprach ich endlich mit zwei Ghanaern, die mir sagten, dass die Unabhaengigkeit fuer sie persoenlich etwas bedeutet. Daumenregel: Je aelter, je gebildeter und je maennlicher jemand ist, desto bedeutender findet er die Unabhaengigkeit. Ein Kollege sagte: „Ich bin zwar erst kurz danach geboren, aber fuer mich ist die Unabhaengigkeit wichtig, denn erst seit es Ghana gibt, ist Bildung fuer alle zugaenglich. Vorher wurde ein einziger vom Pfarrer oder vom Dorf ausgewaehlt, der zur Schule gehen durfte. Besonders fuer uns im Norden hat die Unabhaengigkeit da alles radikal veraendert, weil es hier (anders als im Sueden) seitdem kostenlose Grundbildung fuer alle gibt.“ Der andere fuegte hinzu: „Freiheit kann man durch nichts ersetzen. Durch das Ende der Kolonialzeit sind wir frei geworden zu denken und zu sagen was wir wollen.“ „Hm, vielen Leuten scheint aber ein voller Magen wichtiger zu sein, als ein freiredender Mund...“ Es folgte eine lange Tirade ueber die Armen, die doch nur deshalb arm seien, weil zu faul zum Arbeiten und weil sie sich lieber beschweren und darauf warten, dass jemand anders kommt und sie fuettert. Einer seiner Mitarbeiter zum Beispiel kann sich nur ein Zimmer leisten, muss aber zwei Frauen heiraten und mit ihnen zusammen elf Kinder machen. Und jetzt kommt er mit seinen Problemen immer zu ihm und hofft auf Loesung. Wie kann der seine beiden Frauen ueberhaupt geniessen, muss etwa immer eine auf der Schwelle vor der Tuer schlafen, oder was, fragt er. Ich frage zurueck: „Und ein Maedchen, dass in eine arme Familie in ein Dorf bei Garu geboren wird, von morgens bis abends fuer die Eltern schuftet, schliesslich in eine ebenso arme Familie verheiratet wird, wo sie nun fuer jeden das Dienstmaedchen ist, ist das ihre eigene Schuld und Freiheit, dass sie arm ist?“ Die Antwort ist verblueffend direkt: „Independence hasn’t reached the women yet.“ (Die Unabhaengigkeit ist bei den Frauen noch nicht angekommen)
Montag, März 05, 2007
Unabhaengiges Up-Date zu Ehrrettung der Unabhaengigkeit
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