Freitag, März 30, 2007

Steine den Berg raufrollen. Und ihnen beim Runterrollen zusehn

Mit Brustschmerzen und ohne jegliche Energie ist Talata nun wieder im Krankenhaus. Sie wollte nicht essen. Sie wollte sich kein Insulin spritzen. Bei Mama Laadi wuseln huepfen schreien 36 Kinder um Talatas Schlafstelle unter dem Tisch herum. Das Baby Blessed, das darauf wartet, nach England adoptiert zu werden, hat im letzten Monat ein Kilo Gewicht verloren und wird langsam immer heller. Im Krankenhaus fanden sie keine Vene fuer kuenstliche Ernaehrung und haben sie wieder nach Hause geschickt. Wenn Talata so schwach zusammengeklappt da liegt, macht mir das Angst und gleichzeitig moechte ich sie wuetend schuetteln, bis sie sich zusammenreisst. Aber wie kann sie sich zusammenreissen, wenn ihr die Kraft fehlt, die Augen aufzumachen. Wir vermuten, dass sie noch irgendwelche anderen Krankheiten hat, Laadi sagt Malaria, aber das sagen sie hier immer und Talata hat kein Fieber. Und weil ich auf der Insel der Seeligen aufgewachsen bin, weiss ich nicht, auf welche verschiedenen Arten sich die Krankheit Unterernaehrung aeussert. Sie wiegt jetzt 36 kg und ist etwa so gross wie ich (die etwa 10 kg mehr mit sich rumschleppt). Wir wissen nicht, wie schwer sie war, als sie vor einem Monat zum ersten Mal ins Krankenhaus kam, denn da war sie so schwach, dass sie nicht aufrecht auf der Waage stehn konnte.

Druecke ich auf Eure Traenendruese? Bin ich melodramatisch? Erdruecke ich Euch mit einem Bild von Afrika das voller Elend und Leiden ist? Fuehlt Ihr Euch voll gutem Willen und doch hilflos? Na, willkommen im Club!

Ab und zu bekomm ich eine mail: Heute ueber Deinem Blog geweint. Heute Traenen gelacht ueber Ohrenschweiss. Dann fahr ich mit neuer Energie und weniger allein ins Krankenhaus und halte die Augen offen nach irgendwas, IRGENDETWAS was uns lachen machen kann. Also: Danke. Weiterlesen. Das hilft.

Mittwoch, März 28, 2007

Da die Affen im Mole Nationalpark nicht lesen koennen


wissen sie natuerlich nicht, dass es ihnen verboten ist, sich auf Kosten der Besucher zu fuettern. Nein, wir haben an unserem faulen Wochenende bei den Elefanten nicht gut genug auf unsere Kekse aufgepasst. Eine betruegerische Affenbande vollfuehrte zur Ablenkung Kunststuecke in, auf und unter einem alten Lastwagen. Und waehrend wir ihnen fasziniert dabei zusahen, wie sie so taten, als koennten sie Auto fahren, schlich dieser Herr sich hinter unserem Ruecken zu Debbies Rucksack und nahm von all den Sachen, die da drin waren, zielstrebig nur meine Lieblingskekse.
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„Wir strafen Dich weil wir Dich lieben“


Gestern bei Talata fuehlte ich mich irgendwie alttestamentarisch. Ich versuchte, ihr klarzumachen, dass wir ihr aus Liebe auftragen, sich selbst Schmerzen zuzufuegen. Das ist schwer verstaendlich und weil sie das nun mal fies findet, sich zweimal am Tag Insulin zu spritzen, hat sie Montag morgen zwar ihre Zuckerwerte gemessen (16,2) aber weder ihre regelmaessige Dosis noch das zusaetzliche Insulin gespritzt, das sie bei Werten ueber 15 hinzufuegen soll. Als sie abends wieder mass, zeigte das Geraet ploetzlich keine Zahlen, sondern nur noch Buchstaben an: HI. Keiner weiss, was das bedeutet, da ist zwar ein Zettel in der Kiste, aber der ist „plenty English“ (Viel Englisch, was so viel heisst wie: Zu viele Woerter). Eines der Maedchen fragt beeindruckt: „Can you read all this?“ (Kannst Du das alles lesen?) Der Beipackzettel erklaert: Werte ueber 33,3 kann das Geraet nicht messen und sagt einfach nur HI im Sinne von hoch. Laadi sagte: Sie lag da so rum. Haette ich ein Auto gehabt, waere ich mit ihr ins Krankenhaus gefahren. Hatte aber keins und fuhr nicht. Am naechsten Morgen waren wir wie durch ein Wunder wieder bei 11,2, also viel naeher an den angestrebten 5-8.

Debbie schrieb in ihrem Blog: Die Armen sollen dankbar sein, verdammt noch mal! Und genau dies Gefuehl gab meinem gestrigen Wutausbruch die Nahrung: Da tun wir alles fuer Dich, die wir noch nicht mal kennen und alles, was Du tun musst, um am Leben zu bleiben, ist zweimal am Tag ne Nadel in den Arm hauen. Dass das keinen Spass macht, wissen wir selber. Aber wenn Du das nicht machst, kannst Du Dein Essen genauso in den Muell kippen, denn Dein Koerper tut nix damit. War es schoener, an der Tankstelle zu betteln? War es schoener, im Krankenhaus zu liegen? Wenn Du nicht auf Dich aufpassen kannst, kannst Du nicht hier bleiben! Laadi muss weiterhin dem kranken Baby alle 15 Minuten 5 Loeffel Milch geben, Tag und Nacht. Da kann sie nicht hinter einer erwachsenen Frau wie Dir hinterherlaufen, ob Du Deine Medizin nimmst! (waehrenddessen sass Laadi da mit dem Baby und jeden Moment schienen ihre Augen zuzufallen um ein wenig Schlaf zu stehlen)

Da ich allein war, musste ich aber Good Cop und Bad Cop in einer Person sein. Und nachdem ich alles Boese gesagt hatte und sie ihr stummes Gesicht hinter den Streichholzarmen verbarg, musste ich ebenso hart arbeiten, um eines ihrer wunderbaren Laecheln zu kriegen, meine Hand leicht auf ihre Schulter legen und ihr Gruesse von meiner Mutter ausrichten, die gesagt hat: „Talata, willkommen in der Familie!“

(Laadi in ihrer Erschoepfung hat um Hilfe gerufen. Die weisse Krankenschwester, bei der Laadi alles gelernt hat und die nun als Rentnerin in Kumasi lebt, wird dieser Tage nach Bolga kommen und sehn, was sie fuer das Baby tun kann. Und in zwei Wochen kommen Medizinstudenten aus England, die fuer 6 Monate bei Laadi wohnen werden und sich speziell Talatas annehmen werden. Also durchhalten! Ueberleben! Hilfe kommt!)

Dienstag, März 27, 2007

Ohrenschweiss


Normalerweise verschone ich Euch mit ekligen koerperlichen Details. Zumindest, wenn sie meinen eigenen Koerper angehn. Aber das ist ja wirklich die Hoehe! Wer hat sich das aufgedacht? Bitteschoen, einer meiner medizinisch vorgebildeten Leser muss mir hier weiterhelfen. Warum oh warum hat der Mensch Schweissdruesen IM Ohr? Das soll wohl lustig sein? Da sag ich „Nein danke, ich hab schon!“ Wenn ich im Buero mit Ohrknoepfen Musik hoere, muss ich meine Ohren ab und zu frei machen, damit der Schweiss rauslaufen kann. Der letzte Satz war natuerlich gelogen, keine Angst, ich plantsche nicht mit den Fuessen im Ohrenschweiss, er tropft noch nicht unter meiner Tuerschwelle heraus. Aber das liegt nur daran, dass wir im Buero eine Klima-Anlage haben, die den Raum auf 32 Grad runterkuehlt...

Sonntag, März 25, 2007

„Reich mir mal die Kartoffeln Liebling ich bin schwanger“


Preisfrage: Welche Hauptdarstellerin in welchem Film verkuendet ihren Zustand auf diese nebensaechliche Art und Weise? Seit einiger Zeit schon suche ich nach der Schuessel Kartoffeln oder Fufu, die ich zur Hilfe nehmen koennte, um Euch von den Veraenderungen in Marys Leben zu erzaehlen. Und je laenger ich damit warte, desto schwieriger wird es. Das weiss sie selbst am besten, denn erst im Januar und auf Nachfrage erzaehlte sie mir, dass sie im November geheiratet hat. Beim schwanger werden hat sie sich zwar an die vorgeschriebene Reihenfolge gehalten, aber nicht viel Zeit verschwendet. Schon passen ihr die alten Kleider nicht mehr und alles an ihr wird rund. Warum es ihr schwer fiel, mir davon zu erzaehlen? Nun, Schwangerschaft ist hier ein recht ueblicher Grund, einem Hausmaedchen zu kuendigen. Und Hochzeiten sind in der lokalen Kultur keine grossartigen Feste, der Mann bringt ein spezielles Perlhuhn und noch ein paar andere Gaben zur Familie der Braut, verspricht, die drei Kuehe, die sie kostet, nachzuliefern und darf sie mit nach Hause nehmen. Denn die Rolle eines Sohnes ist es, eine Frau nach Hause zu bringen, die der Mutter die Arbeit abnimmt.

Freitag, März 23, 2007

Witzehelle


Dieser Schuettelreim des Monats zum Thema Scheisswetter kommt von meinem Vater. Seit dem Wochenende ist es ganz ploetzlich nachts wieder bruetend warm (irgendwo Anfang / Mitte 30) und tags weiterhin gluehend heiss (irgendwo in den 40ern). Ein kanadischer Freund warnt mich, dass das immer die Zeit des Jahres ist, wo man Beulen kriegt und zeigt mir seine alten Narben. Iihh. Sowas will ich lieber nicht. Ich wuerde wetten, dass im Maerz und April hier die meisten Morde im Affekt passieren, denn jeder geht jedem so auf den Geist und die sollen bloss alle aufpassen, dass sie mir nicht zu nahe kommen. Wer? Na die. Alle. Verpisst Euch. Sonst gibt’s Saures!

Donnerstag, März 22, 2007

Suppenkaspar vorbei


Letzten Herbst in Laos vor einem klaren Gedicht aus Nudeln, Gruen und Bruehe wurde mir ploetzlich klar, dass ich Suppe gar nicht mehr ekelhaft finde, wie in den letzten knapp dreissig Jahren, sondern eigentlich aeusserst schmackofatzig. „Ha!“ wird Herr F nun sagen, „das eroeffnet ja ganz neue Moeglichkeiten!“ Und recht hat er. Zum Beispiel scharfe Ingwersuppe mit Auberginenblaettern. Hoert sich gut an? Ist voll scharf und bitter und sauer und zing. Folgendermaszen:

Zwiebel und Kartoffelwuerfel anbraten. Gehackten Knubbel Ingwer und Chilischote dazu und Wasser drauf. Kochen kochen kochen. In der Zwischenzeit Auberginenblaetter (oder sonst welche) fein schneiden und Moehren ebenfalls. Beides rein in die Suppe. Wuerzen mit Zitronensaft, Salz (kein Pfeffer, spinnst Du? Chili reicht!) und irgendwas Asiatisches (Kurkuma, Curry, Marsala, was auch immer im Regal verstaubt). Und einen Stips Pfefferminzsauce. Essen und oh sagen. Und ah.

Spiel mit Deiner Gier

Folgende email erreichte mich heute:

Abidjan, Elfenbeinkueste

Lieber guter Mensch,

Bitte erlauben Sie, dass ich mich vorstelle, mein Name ist Roseline Kuffo, ich bin 20 Jahre alt und das einzige Kind des verstorbenen Herrn Morris Kuffo, der ein beruehmter Kakao Haendler hier in Abidjian war, der oekonomischen Hauptstadt der Elfenbeinkueste. Ich bitte um Ihre dringende Aufmerksamkeit, mir dabei zu helfen die Summe von Zehnmillionenfuenftausen US$ auf Ihr Bankkonto zu ueberweisen. Bitte, ich bin bereit Ihnen als Kompensation fuer Ihren Aufwand und Ihre Zeit 15% der Gesamtsumme anzubieten. Ich moechte, dass Sie wissen, dass ich alle notwendigen Dokumente in Bezug auf diesen Betrag habe, der im Namen meines verstorbenen Vaters eingezahlt wurde. Bitte kontaktieren Sie mich aus Vertraulichkeits- und Sicherheitsgruenden ueber meine private email Adresse. Ich bitte Sie herzlich darum, mir sofort bei Erhalt dieses Briefs zu schreiben, damit ich Ihnen mehr wichtige Details in Bezug auf dieses Geld zukommen lassen kann und Ihnen ebenfalls meine Fotos schicken, damit Sie sehen und wissen, wer ich bin.

Danke, dass Sie fuer mich da sind,

Hochachtungsvoll, Ihre

ROSELINE KUFFO,


Im Orginal:

FROM: ROSELINE KUFFO

COUNTRY: ABIDJAN, IVORY COAST


DEAR LOVELY ONE,


PLEASE PERMIT ME TO INTRODUCE MY SELF TO YOU,

MY NAME IS ROSELINE KUFFO,I AM 20 YEARS OLD, THE ONLY CHILD OF LATE MR MORRIS KUFFO WHO WAS A FAMOUS COCOA MERCHANT BASED IN ABIDJAN HERE,THE ECONOMIC CAPITAL OF IVORY COAST (COTE D'IVOIRE). I AM SEEKING FOR YOUR URGENT ATTENTION TO HELP ME TRANSFER THE SUM OF (US$10,500,000.00 )TEN MILLION FIVE HUNDRED THOUSAND UNITED STATE OF AMERICAN DOLLARS INTO YOUR BANK ACCOUNT. PLEASE, I AM WILLING TO OFFER YOU 15% OF THE TOTAL FUND AS A MODE OF COMPENSATION FOR YOUR ASSISTANCE AND TIME. I WANT YOU TO KNOW THAT I HAVE ALL THE NECESSARY DOCUMENTS IN RELATION TO THIS FUND DEPOSITED BY MY LATE FATHER IN THE BANK. PLEASE DO CONTACT ME THROUGH MY PRIVATE
EMAIL ADDRESS,FOR CONFIDENTIAL AND SECURITY REASONS .(rose_kuffo003@yahoo.co.jp)


PLEASE KINDLY MAIL ME IMMEDIATELY YOU RECEIVE THIS MY LETTER FOR ME TO GIVE YOU MORE IMPORTANT DETAILS CONCERNING THIS FUND AND EQUALLY SEND YOU MY PHOTOS SO THAT YOU WILL SEE AND KNOW WHOM I AM.
THANK YOU FOR BEING THERE FOR ME.

YOURS FAITHFULLY,

ROSELINE KUFFO,


Dienstag, März 20, 2007

Debbie und Talata im Krankenhaus

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Zu Haus

Dass Bolga meine eigene Stadt ist, merke ich daran, dass ich mich grade nicht mal komisch fuehle. Ich hab mein Auto zum Schweisser gebracht (das ist Francis, Debbies Nachbar), weil der Bullenfaenger Risse hat. Sie haben mir einen Stuhl in den Schatten gestellt. Da hinten seh ich die Jungs an meinem Auto rumwuchten. Und dieweil ist der Schattenplatz mein Buero geworden und ich tippe an meinem Artikel ueber Netzwerkanalyse.

In einem Ort, wo ich nicht zu Hause bin, waere mir das vermutlich peinlich. Wo ich zu Hause bin, ist das einfach und unemotional die praktischste Loesung, denn ich will doch nicht faul und gelangweilt rumsitzen, waehrend sich die Arbeit tuermt. Reichtum raushaengen lassen (Laptop) gehoert sich nicht? Ach, ich benehme mich in Rom wie die Roemer. Wie ich vielleicht schon erwaehnte, wedelt jeder Ghanaer, der etwas auf sich haelt, staendig mit seinen Statussymbolen rum.

Und wenn ich hochgucke, seh ich, was ich nicht mehr sehe, weil ich zu lange hier bin: Ein Fahrradfahrer haelt mit einer Hand den Lenker und mit der andern balanciert er ein drei Meter langes Brett auf dem Kopf, waehrend er vorbeiradelt. Das ist kein Zirkusartist sondern ein ganz normaler Schreiner auf dem Weg zur Arbeit. Da muss Gott seine Finger mit im Spiel haben. Ich bin fest ueberzeugt: Nur wer glaubt, dass Gott das schon richten wird, traut sich, mit Brett auf dem Kopf loszuradeln. Das ist wie ueber’s Wasser gehn. Der erste Schritt ist der schwierigste. Und wer weiss, wenn der Schreiner an dem Lastwagen vorbeifaehrt, der uns auffordert „Clap for Jesus“ (Klatsche fuer Jesus), wird er klatschen, was seine Seele hergibt und Jesus, der unermuedliche himmlische Schuelerlotse, wird voller Begeisterung den Lenker und das Brett im Gleichgewicht halten und den Schreiner sogar ein wenig anschieben. Da soll noch einer sagen, Glauben hilft nicht.

Mein Kopf ist ein Mehrfamilienhaus

Waehrend ich im Erdgeschoss munter Ehne-Mehne-Muh mit Waisenkindern spielte (s.u.), war in einer Besenkammer im zweiten Stock die Entscheidung laengst gefallen. Das wurde mir klar, als Debbie gestern darueber klagte, wieviel teurer eine Patenschaft fuer eine Diabetikerin ist. Ploetzlich hoerte ich mich sagen: „Wir teilen uns das doch.“ Meine Stimme hatte einen Ton, als waere ich erstaunt, wie schwer von Begriff wir beide sind. Das ist doch schon lange entschieden. Was kann ich denn dafuer, dass Debbie das nicht mitkriegt, nur weil ich keinen Ton gesagt hab.

Montag, März 19, 2007

Alles wird ein bisschen gut? Karten auf den Tisch!

Heute Mittag hat Laadi die Karten auf den Tisch gelegt. Afrikids gibt ihr Geld fuer eine bestimmte Anzahl Kinder. Da sie so ein schrecklich weiches Herz hat, hat sie natuerlich mehr aufgenommen, kippt Wasser in die Suppe und einen Teil ihres eigenen Gehalts. Aber eine Diabetikerin kann man nicht so einfach nebenher durchfuettern. Die klare Ansage ist: "Wenn ich weiss, wo das Geld herkommt, kann ich mehr Kinder aufnehmen, als Afrikids bezahlt." Fuer Debbie (und Talata) bedeutet das Aufatmen, denn Debbie hatte ja ohnehin geplant, das Maedchen langfristig zu unterstuetzen. Fuer mich heisst das: Vielleicht sollte ich bei meinem naechsten Besuch endlich Ehne-mehne-muh mit den Kindern machen und mir eines aussuchen, das ich ganz speziell in mein Herz und meinen Geldbeutel aufnehme...

Wohin mit dem Kind?


Heute morgen erfahren wir, dass das Waisenhaus sich nur voruebergehend um Talata kuemmern kann. Mama Laadi’s ist voll. Und mit ihrer Krankheit und ihrem Eigensinn wird Talate mehr Aufmerksamkeit benoetigen, als sie da kriegen kann. Wenn Talata heute aus dem Krankenhaus entlassen wird, wird Debbie sie zunaechst mal zu Laadi’s fahren, aber gleichzeitig wird Afrikids sich umschauen nach einer Familie, die sie aufnehmen kann. Wie findet man hier eine Familie, die eine jugendliche Diabetikerin aufnimmt und sich fuer Geld um sie kuemmert, ohne dass das alles nur fuer Geld passiert und sie letztlich wie ein eintraegliches Nutztier gehalten wird? Koennen wir Debbies Nachbarn, Francis’ Vater fragen? Die koennen sicherlich einen regelmaessigen Zuschuss in die Haushaltskasse gebrauchen. Und da der Vater Diabetiker ist, wird ohnehin speziell gekocht und die wissen, wie man mit der Krankheit umgeht. Andererseits hat Francis’ Vater so ein weiches Herz, dass er niemals nein sagen kann und das Haus schon ueberquellt von den Kindern seiner nahen und entfernten Verwandten...

Donnerstag, März 15, 2007

Ich muss raus!

Und deshalb fahr ich dieses Wochenende endlich nochmal zu den Elefanten. Oh ja! Auf nem Stuhl ueber dem Abgrund sitzen, die Affen trinken aus dem Swimming-Pool, die Elefanten suhlen sich unten in ihrem Wasserloch, alles zwitschert und raschelt und ich hab den Computer zu Hause vergessen. Alles was ich tun kann, ist einatmen. Und ausatmen. Und einatmen. Und den Elefanten zuwinken. Und meine Kekse festhalten, wenn die Affen vorbeikommen. Und wenn ich so viel Energie aufbringen kann, die Seiten meines seichten Buchs umblaettern.

Andere schreiben

auch ganz eindrucksvoll ueber ghanaisches Leben in Ghana und Deutschland. Unbedingt lesen in der Zeit: http://nurtext.zeit.de/2007/11/Illegale

Sterne. Zum Greifen!

Heute kam Debbie ganz begeistert vom Krankenhaus. Jetzt wo Talatas Koerper nicht mehr staendig mit Verhungern beschaeftigt ist, wacht ihr Geist auf. Debbie hatte ihr ein Heft und Stifte mitgebracht und es stellt sich heraus, dass sie ihren Namen schreiben und bis hundert zaehlen kann. Das hat sie in keiner Schule gelernt sondern von den anderen Kindern, die in die Schule gehen durften. Und Debbie sagte mit muetterlichem Stolz: „Und dann hat sie einen Elefanten von einem Bild abgemalt, richtig gut“, und sie lacht „meine neue Tochter wird also mal weltberuehmte Kuenstlerin.“

Mittwoch, März 14, 2007

Ach Radiomann


Gestern traff ich nach Monaten den Radiomann in der Stadt. Eigentlich sind wir ja Nachbarn, aber da er mir noch immer Geld schuldet, hat er das ganz gut eingerichtet, dass ich ihn nie sah. Wollte ich melodramatisch sein, so wuerde ich sagen: Er sah aus wie ein Mann, dem alle guten Freunde abhanden gekommen sind. Weniger dramatisch sah er erschoepft aus und gehetzt, wie er da mit dem Telekom-Mann ueber Telefonrechnungen diskutierte. Als ich danach allein im Auto sass bereute ich, dass ich ihm das Geld geliehen hab, denn das hat unsere Freundschaft unmoeglich gemacht (Ihr seht, ich kann es nicht lassen, heute ist mein melodramatischer Tag.)

Die Radiostation schlingert im Moment so dahin. Der Sendebereich ist geschrumpft, weil ein Glaeubiger den grossen Transmitter mitgenommen hat, ein anderer hat den Radiomann mal ordentlich zusammengeschlagen (oder hatte das private Gruende?), sein (ehemals) bester Freund und Radioansager sagt: Ach, den hab ich schon lange nicht gesehen. Und macht dabei ein ausdrucksloses Gesicht. Aus alter Loyalitaet sagt er nicht: Dem laufen alle Moderatoren davon, weil er keine Gehaelter zahlt...

Natuerlich fuehl ich mich weiterhin um mein Geld betrogen. Aber viel mehr tut’s mir in der Seele weh, dass so viel Enthusiasmus, Findigkeit und Wortakrobatik einfach so im Sande verlaufen sollen. Aber. In Ghana stirbt die Hoffnung zuletzt und solange alle Beteiligten noch ein und aus atmen, ist weiterhin alles moeglich.

Dienstag, März 13, 2007

Goldgraeberleben


In Rummelrammelrappelhuetten hausen und taeglich auf den ploetzlichen Reichtum hoffen
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Eine Stunde lang


abwaerts klettern, eh Du im Stollen ankommst, wo Du tagelang im Dunkeln auf den Fels einschlaegst, schlaefst, isst, kackst, haemmerst...
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Felsen von Hand zu Klump stampfen


Tag fuer Tag. Stundenlang. In der gleissenden Sonne.
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Frauenarbeit


Im Oberflaechendreck ist auch ein bisschen Gold versteckt. Das auszuwaschen ist Frauen- und Kindersache.
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Hoffentlich Dingenskirchen versichert


Nun, da Ihr alle so viele Traenen ueber Talata vergossen habt, sollt Ihr Euch auch ueber die guten Neuigkeiten freuen. Wenn wir sie fuer 75 000 (7 Euro) im Jahr bei der nationalen Krankenversicherung anmelden, werden sie all ihre medizinischen Kosten uebernehmen. Der Prozess dauert 6 Monate (von der ersten Anmeldung, bis man sein Versicherungsheft bekommt und auf Kosten der Versicherung krank sein kann). Aber Mary sagt: „Wenn Du wichtig bist, koennen die das auch in drei Tagen schaffen. Nur fuer uns Arme dauert das 6 Monate.“ Also ist die Frage, ob Weissenbonus genug Wichtigkeit liefert. Auf die Dauer – das sagt schon der gesunde Menschenverstand – kann so eine Versicherung natuerlich nicht funktionnieren, die einem fuer laecherliche 75.000 Einzahlung 7.200.000 im Jahr zurueckgibt. Aber solange es diese Versicherung gibt, kann auch ein armer Mensch sich leisten, die Reiche Leute Krankheit zu haben. Als Mary Talata gestern im Krankenhaus besuchte, sagten die anderen Patienten: „Die wird hier irgendwann im Auto vorgefahren kommen. Jetzt wo se die weisse Frau kennt. Und dann wird die Familie sich ploetzlich an sie erinnern und sagen: Das ist eine von uns!“

Montag, März 12, 2007

Goldrauschen


Ganz nah bei Bolga und doch tausend unbefestigte Kurven weg, gibt es Goldminen. Wir wollten uns die schon lange angucken, meine Eltern fuhren mit dem Freund eines Freundes dahin und danach sassen ihre Koepfe schief auf den Haelsen. Erinnert Euch an den letzten Goldrausch-Western (Gold Rau Schwestern?), den Ihr gesehn habt? Jetzt macht alle Gesichter in diesem Film schwarz. Nehmt alle Romantik weg und die Indianer. Dreht die Hitze auf. Und gebt den Bossen Handies.

Die MaennerFrauenKinder leben da wie Drogensuechtige und die Droge heisst Gold. Um es zu finden steigen sie ungesichert schmale Schaechte in die Erde. Keiner weiss wie tief, aber der Abstieg dauert eine Stunde. Da unten bleiben sie tagelang, eine Taschenlampe um den Kopf gebunden und hacken mit Muskelkraft den Felsen in Stuecke. Die Felsbrocken werden entweder im Stahlmoerser per Hand zu Staub gestampft, oder kommen in die dieselbetriebene Steinmuehle. Die Goldwaescher-Pfannen sind aus altem Reifengumi, der schwerere Goldstaub setzt sich unten ab. Der wird eingeschmolzen und sieht schliesslich aus wie das Gold, was wir kennen. Irgendwo in diesem Prozess kommt noch das Quecksilber vor, das das Gold vom Rest trennt und in diesem unregulierten Prozess natuerlich auch alle moeglichen anderen fiesen Dinge anrichtet.

Warum Drogensuechtige? Sie arbeiten knochenhart mit dem Traum vom Reichtum im Kopf, der niemals wahr wird. Weil sie so hart arbeiten, muessen sie so viel essen. Viele essen auf Kredit, muessen also noch haerter arbeiten, nur um den Kredit fuer ihr essen zurueckzuzahlen. Wenn’s dann mal ein bisschen Geld gibt, wird das wie vom Wind davongepustet, denn sie muessen saufen, huren und sich pruegeln um den Staub und die Knochenschwere loszuwerden. Und dann wieder runter in den Schacht.

Samstag, März 10, 2007

Talata

Das ist der Name des sehr duennen Maedchens. Ihr erinnert Euch? Debbie sah sie betteln, gemeinsam mit Mama Laadi brachte sie sie ins Krankenhaus und da sagte man, sie sei nur deshalb so duenn wie ein Stock, weil sie nicht genug esse.Laadi hat sie eine Woche lang gefuettert und keine Veraenderung festgestellt. Als sie sie in ein besseres Krankenhaus in der Nachbarregion bringen wollte, war Talata ploetzlich so kalt und zitterig, dass Laadi fuerchtete, sie wuerde den Transport nicht ueberleben. Also zurueck zum Bolga Hospital. Da finden sie schliesslich heraus, dass Talata die Rich Man’s Disease (Reiche Leute Krankheit) hat, Diabetes. Warum die so heisst? Laadi ist fast umgefallen, als sie hoerte, dass das Insulin allein um die 600 000 im Monat kostet. Das ist so viel, wie ein junger Lehrer verdient, etwa dreimal so viel, wie eine Kellnerin verdient, davon kann man hier ein geraeumiges Haus mieten und das ist auf jeden Fall mehr, als ein Bettelkind im Monat zusammenbetteln kann. Etwa 60 Euro.

Im Krankenhaus ist man sich einig: Es ist ein Wunder, dass Talata noch am Leben ist, seit vier Jahren ist sie krank und hat keinen einzigen Doktor gesehn. Und waehrend sie versuchen, sie zu stabilisieren, fahren ihre Zuckerwerte Achterbahn. „Sie muesste eigentlich im Koma liegen, mit diesen Werten“ sagt eine Schwester. Talata selbst ist ueberzeugt, dass Gott sie am Leben gelassen hat, damit sie Debbie treffen konnte, die ihr wie ein weisser Engel das Leben gerettet hat. Und aus dem einen Moment, wo Debbie nicht weggeschaut hat, ist ploetzlich eine langfristige Verantwortung geworden, es macht keinen Sinn, jemanden in einem Moment zu retten und ihn im naechsten wegzuwerfen. So geht Debbie nun jeden Tag ins Krankenhaus und bringt Essen, diskutiert mit Schwestern und Aerzten und uebernimmt so die Rolle, die normalerweise der Familie gebuehrt.

Um Talata von Debbies Anwesenheit in Bolga unabhaengig zu machen, bemueht Debbie sich nun, Afrikids (die unterstuetzen Mama Laadi) zu ueberzeugen, aus Talata einen Fall zu machen. Dann wird es moeglich sein, speziell fuer ihr Insulin zu spenden. Und vielleicht dafuer, dass dieses Maedchen, das vielleicht schon 18 ist (keiner weiss es, auch sie selbst nicht) zum ersten Mal im Leben in die Schule gehn kann.

Mittwoch, März 07, 2007

Unabhaengigkeit Abschlussbericht


Ein Glueck, dass die Ghanaer den Karneval nicht kennen. Wenn irgendein Karnevalsmissionar ihnen den naeherbraechte, muessten sich Koeln und Rio hintenanstellen. Die Ghanaer sind Naturtalente, was das Feiern und Verkleiden angeht. Natuerlich war ich beeindruckt, als die Koelner aus dem Papstbesuch einen Strassenkarneval machten. Aber die Ghanaischen Unabhaengigkeitsfeiern koennen damit durchaus konkurrieren.

Die Ghanaische Fahne um die Schultern gehaengt, auf’s Auto gesteckt und mit atemberaubender Prallheit um runde Frauenhintern genaeht, waren sie alle alle gekommen, weil man sich ein Fest doch nicht entgehen laesst. In der gluehenden Hitze marschierten Schuelergruppen, wie sie es wochenlang geuebt hatten, im Quadrat. Auf der Tribuene sassen stolzgeschwellte Eltern und freuten sich ihres Nachwuchses. Die Blechblaeser unterlegten das ganze mit passendem Karnevals-Sound.

Ja, ich weiss auch, dass Karnevalsmusik nur deshalb so marschmaessig daherkommt, weil sie die Militaers veralbern. Da meine karnevalistische Praegung aber weit eher begann als meine militaerische, kann ich mir nicht helfen, Blaskapellen erinnern mich immer daran, dat mer de Dom in Koelle lasse und et Troemmelsche jeht. Und wenn Ihr gesehen haettet, mit was fuer einem ernsten Uebermut die ganz Kleinen ihre Marschieraermchen schwangen und wie die Rotkreuzfrauen beim marschieren im Takt mit dem Hintern wackelten und die Tribuene fuer jede eigenartige Kleinigkeit vor Lachen rauschte, wuerdet Ihr mir zustimmen, das war keine Militaerstaatliche Machtpraesentation.

Spaeter am Abend sah ich die Strassenkinder „marschieren“ spielen und die Aelteren tranken zur Feier des Tages die Kneipen leer. Aber als ich oben schrieb, dass alle alle da waren, hab ich natuerlich gelogen. Mein Freund, der beim Gericht arbeitet zum Beispiel, hat fuer Unabhaengigkeitsfeiern auch beim 50. Jubilaeum nichts uebrig. Wir trafen ihn in einer Kneipe weit ab vom Trubel und er meinte: „Ghana hat die Unabhaengigkeit viel zu frueh bekommen. Wir haben das von den Englaendern uebernommen und runtergewirtschaftet. Uns wuerde es doch allen besser gehn, wenn wir noch von den Weissen regiert wuerden.“

Montag, März 05, 2007

Unabhaengiges Up-Date zu Ehrrettung der Unabhaengigkeit


In der Mittagspause sprach ich endlich mit zwei Ghanaern, die mir sagten, dass die Unabhaengigkeit fuer sie persoenlich etwas bedeutet. Daumenregel: Je aelter, je gebildeter und je maennlicher jemand ist, desto bedeutender findet er die Unabhaengigkeit. Ein Kollege sagte: „Ich bin zwar erst kurz danach geboren, aber fuer mich ist die Unabhaengigkeit wichtig, denn erst seit es Ghana gibt, ist Bildung fuer alle zugaenglich. Vorher wurde ein einziger vom Pfarrer oder vom Dorf ausgewaehlt, der zur Schule gehen durfte. Besonders fuer uns im Norden hat die Unabhaengigkeit da alles radikal veraendert, weil es hier (anders als im Sueden) seitdem kostenlose Grundbildung fuer alle gibt.“ Der andere fuegte hinzu: „Freiheit kann man durch nichts ersetzen. Durch das Ende der Kolonialzeit sind wir frei geworden zu denken und zu sagen was wir wollen.“ „Hm, vielen Leuten scheint aber ein voller Magen wichtiger zu sein, als ein freiredender Mund...“ Es folgte eine lange Tirade ueber die Armen, die doch nur deshalb arm seien, weil zu faul zum Arbeiten und weil sie sich lieber beschweren und darauf warten, dass jemand anders kommt und sie fuettert. Einer seiner Mitarbeiter zum Beispiel kann sich nur ein Zimmer leisten, muss aber zwei Frauen heiraten und mit ihnen zusammen elf Kinder machen. Und jetzt kommt er mit seinen Problemen immer zu ihm und hofft auf Loesung. Wie kann der seine beiden Frauen ueberhaupt geniessen, muss etwa immer eine auf der Schwelle vor der Tuer schlafen, oder was, fragt er. Ich frage zurueck: „Und ein Maedchen, dass in eine arme Familie in ein Dorf bei Garu geboren wird, von morgens bis abends fuer die Eltern schuftet, schliesslich in eine ebenso arme Familie verheiratet wird, wo sie nun fuer jeden das Dienstmaedchen ist, ist das ihre eigene Schuld und Freiheit, dass sie arm ist?“ Die Antwort ist verblueffend direkt: „Independence hasn’t reached the women yet.“ (Die Unabhaengigkeit ist bei den Frauen noch nicht angekommen)

Unabhaengige Beobachtungen


Heute vor 50 Jahren war Ghana noch eine Kolonie. Morgen nicht mehr. Alles bereitet sich auf die grossartige Unabhaengigkeitsjubilaeumsfeier vor, das kleinste Dorf prangt von gelb-gruen-roten T-shirts, Fahnen, Ansteckern undsoweiter. Im Radio und Fernsehn gibt’s kein anderes Thema. Man ist stolz, das erste afrikanische Land zu sein, das sich von den Kolonialherren geloest hat und im kleinsten Detail werden die Ereignisse vor 50 Jahren wieder und wieder erzaehlt. Ich frage meine ganz normalen Freunde: Und was bedeutet Unabhaengikeit fuer Dich? Mein Fahrer Mark sagt: „Was hat Unabhaengigkeit uns gebracht, wir sind noch immer arm und werden jedes Jahr aermer?“ Mary sagt: „Am sechsten Maerz ist es immer viel zu heiss, was soll ich da in der Sonne rumstehn und mir die Paraden ansehn. Der Tag ist doch nur fuer Politiker und die grossen Leute, nicht fuer’s einfache Volk.“ Mama Laadi: „ Unabhaengigkeitstag ist vor allem fuer die Schueler. Viele bekommen fuer die Paraden neue Schuluniformen und Sandalen, die Eltern geben ihnen ein bisschen Geld fuer Suessigkeiten. Fuer mich selbst? Das Waisenhaus ist mein Leben, was hab ich mit dem Unabhaengigkeitstag zu tun?“ Assistent Douglas: „Mein eigener Unabhaengikeitstag ist der Tag, an dem ich letztes Jahr aus dem Haus meines Vaters ausgezogen bin. Da hab ich das Ende der Unterdrueckung am eigenen Leib erlebt (lacht). Ich weiss genau, wie sich vorher und nachher anfuehlt. Das Ende des Kolonialismus? Ich war doch nicht dabei, das beruehrt mein Herz nicht. Klar, wenn man Fotos von der Sklaverei sieht und die Unabhaengigkeit hat das beendet, das ist schon gut. Andererseits verkaufen wir uns nun freiwillig, um in der Fremde zu schuften, so viel ist also nicht passiert.“

Samstag, März 03, 2007

Verwirrt


Heute morgen wachte ich in meinem Bett auf und schnupperte und schnupperte. Aber so sehr sich meine Nase auch anstrengte, alles was ich roch, war Staub, denn der Harmatan ist zurueckgekeht, der Staubwind aus der Sahara. Kein Kaffeegeruch, kein Rumpeln in der Kueche, kein Schlurfen im Flur. Als ich ganz wach war, erinnerte ich mich: Die Eltern haben sich gestern morgen auf den Weg in den Sueden gemacht, der Alltag hat mich wieder, mein Haus gehoert wieder Mary, mir und dem Staub...

Freitag, März 02, 2007

Nach dem Krankenhaus gings ins Waisenhaus


Mama Laadi hatte ein neues Baby, eine grade mal vier Monate alte Hexe. Deren Grossmutter war vor einem Jahr als Hexe umgebracht worden. Ihre Mutter hatte waehrend der Schwangerschaft durch Zauberkraft drei Leute getoetet. Deshalb half ihr niemand bei der Geburt und sie blieb geschwaecht mit dem Baby in der Huette liegen, bis sie starb. Uebrig ist ein stilles kleines Maedchen das in dem Dorf keine Ueberlebenschancen haette, die Hexerei liegt ja offensichtlich in der Familie. Laadi sagt: Wenn ich Europaer finden wuerde, die sie nehmen, wuerd ich sie sofort hergeben. Hier klebt doch immer Schande an ihr. Sie ist ihres Lebens nicht sicher. Dann legten wir es meiner Mutter in die Arme und warteten auf erste Effekte. Nun, ihr „Heiteitei-Reflex“ ist zwar intakt, trotzdem weigerte sie sich, das Kind zu adoptieren. Man kanns ja mal versuchen...

Nachgereichte Togo-Fotos

mit recycletem Schuettelreim: Auf den Regenwaldwegen wallt mir Regen entgegen. Noch dazu gelogen, kein Tropfen fiel. Aber da muss sich die Wahrhaftigkeit der Aesthetik unterordnen.
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Bananenblueten

werden nur in Asien zu Salat verarbeitet. Afrikaner koennen sich gar nicht vorstellen, die zu essen...
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Aber auch Schoenheit...


Nach unserem Besuch bei den togolesischen Flodders im Lehmpalast (s.u.) standen wir ewig auf der Bruecke, atmeten den Fluss ein, verfolgten die Voegel mit Ohren und Augen, hoerten dem Palaver der Waschfrauen zu und gruessten die gelegentlich vorbeischwankenden betrunkenen Radfahrer, bis unsere Seelen wieder im Gleichgewicht waren...
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