Samstag, Februar 10, 2007

Zittern

Gestern abend fand ich meinen Nachtwaechter schlafend. Ich knirschte mit den Fuessen im Sand beim Gehen. Ich rief ihn leise. Ich rief ihn lauter. Keine Regung. Schliesslich fasste ich ihn am Arm – um ihn zu wecken oder um zu fuehlen, ob er noch warm ist oder schon kalt? Er erwachte ganz langsam. Ich bin mit schlafenden Wachmaennern ganz Fraeulein Rottenmeier, denn normalerweise haut mich ihre Alkoholfahne um. Deshalb hab ich in meinem ersten Jahr in Ghana so viele Wachmaenner verschlissen. Was sich gestern Nacht in mir ruehrte, war nur mein beunruhigtes Mutterherz. John sagte: „Madam, ich habe Angst, dass die Krankheit zurueckkommt. Ich fuehl mich immer so schwach, wenn ich schnell gehe, wird mir schwindlig, ich zitter und schlafe auf der Arbeit ein.“ John ist der einzige Wachmann, der mich noch nie enttaeuscht hat. Nach seinem Schlaganfall letzten Sommer dachten wir alle, der steht nicht mehr auf. Wenn ich ihn besuchte, haben wir geuebt, wie er mir die Hand drueckt und Woche fuer Woche konnte ich spueren, dass die Kraft in seine rechte Seite zurueckkehrte, bis er schliesslich wieder zur Arbeit geradelt kam. Als ich ihm gestern Nacht meine Hand hinhielt, drueckte er sie fest und lange. Ich gab ihm Geld fuer den naechsten Arztbesuch und einen Haufen guter Wuensche. Doch mein Herz ist immer noch voll Sorge.

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