Was mir Traenen in die Augen treibt, ist die Hoffnung auf eine goldene Zukunft. Vor allem wenn diese Zukunft schon laengst vorbei ist und diesen Winkel der Welt einfach uebersehn hat. Dann muss ich in einem scheusslichen Hotelblock der fruehen siebziger Jahre uebernachten, obwohl oder weil die Traurigkeit dieses Hauses einfach ueberwaeltigend ist. Das ist so ein riesiger Kasten auf dem Berg, der Reisefuehrer sagt „Jedes Zimmer mit Balkon" und das ist nicht gelogen – der verrottete und von der Feuchtigkeit zerfressene Traum einer grossartigen touristischen Entwicklung... Und um uns herum geht Afrika genau so weiter wie vor den siebziger Jahren.
Die Mutter und ich wollten uns nach der Zimmerbesichtigung mit unserem ueblichen Spruch aus der Affaire ziehen: „Das muessen wir erst mit Papa diskutieren, der draussen im Auto sitzt". „Warum wollt Ihr wieder gehn?" fragte uns der Manager mit Verzweiflung in den Augen. „Liegt’s am Preis? Mach ich billiger!" Das hoerte sich an wie: „Von mir aus koennt Ihr umsonst hier schlafen, aber lasst uns nicht allein. Wir wollen noch einmal das Gefuehl haben, ein Hotel zu fuehren." Wir hatten vergessen, unsere Herzen abzuschliessen und konnten deshalb nicht sagen: „Da muesstest Du uns noch was draufzahlen!" Statt dessen: „Gut, was ist der Preis? Bitte danke gern geschehn." Waehrend ich den Eltern erklaerte, dass es keine gute Idee sei, sich mit blutroten Leitungswasser die Zaehne zu putzen, hatte der Manager alle Komparsen aktiviert und als wir 20 Minuten spaeter durch die Lobby gingen, sassen Fuehrer und staubige Andenkenverkaeufer in den abgewetzten Kunstledersesseln. Einer von ihnen probierte am Vater sein spaerliches Deutsch und seine hervorragende Menschenkenntnis aus und nannte ihn freundlich: „Billiger Jakob!"
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