Gestern bin ich mit der Mutter ins Regionalkrankenhaus Bolgatanga gegangen. Nicht weil wir krank waren (hoechstens krankhaft neugierig). Ich wollte sie meinem Freund Dr. Amia vorstellen, der aber leider grade Urlaub hat. Also erzaehlte ich dem Arzt, der sich um uns kuemmerte, dass meine Mutter Krankenschwester aus Deutschland sei und ich in Bolga lebe und sie dieses Krankenhaus aus beruflichem Interesse besichtigen moechte. Weil dreist hier immer gewinnt und Weisse ueberall Zugang haben, gab er uns eine Schwester mit und waehrend meine Mutter immer wieder log: „Das ist ja ganz wie zu Hause“, fiehlen ihr immer wieder die Augen aus dem Kopf.
Wir begannen mit dem Operationssaal, wo der Staub durch die offenen Fenster wehte und ein Ventilator die heisse Luft im Raum verteilte. Auf dem Operationstisch lag ein Mann, der lokal betaeubt war und die abblaetternde Decke bewunderte, waehrend der Arzt mit dem Skalpell rumfuchtelte und uns erklaerte, dass er hier nun eine Beschneidung vornehmen werde. Das war zu vermuten, schliesslich lag das Stueck des Interesses nackt in der Gegend rum und wartete auf die Verkuerzung. Wenngleich der Arzt sehr gespraechig war, draengte ich uns doch aus dem Operationssaal raus – aus lauter Angst, er koennte uns zum Zuschauen einladen.
Die Kinderstation war ziemlich leer, im Moment ist Trockenzeit, also Nachsaison im Krankenhaus – sobald der Regen beginnt, fuellt sich das Krankenhaus wieder mit Malariapatienten. Die Tuberkulosestation war in einem extra Gebaeude untergebracht, eine sogenannte Isolierstation, was aber niemanden daran hinderte, uns da durch zu fuehren. In die Notaufnahme guckten wir nur kurz rein. Alle Mitarbeiter da waren um ein Bett versammelt, dass unter angestrengten Widerbelebungsversuchen bebte. Da wollten wir dann doch nicht stoeren. Die Geburtenstation war ebenfalls wenig belegt. Hier ist die Saison Juni bis September, weil es vor allem im Winter kalt genug ist, sich zu vermehren. Neben den normalen Geburten haben sie hier auch immer wieder Frauen, die zu Hause gebaeren wollten und dann zum Beispiel nicht aufhoeren zu bluten, die Plazenta nicht verlieren oder nur einen ihrer Zwillinge gebaeren konnten und dann mit jeglichem Transportmittel ins Krankenhaus kommen.
Typischer Krankentransport findet zum Beispiel auf dem Motorrad statt. Wenn der Kranke zu schwach ist, sitzt der Fahrer vorne, der Kranke in der Mitte und hinten ein Dritter, der ihn aufrecht haelt. Als ich Malaria hatte und ungeduldig auf Besserung wartete, bot mir Dr. Amia an, fuer 24 ins Krankenhaus an den Tropf zu kommen. Da ich das Haus kannte, wirkte dieses Angebot wie eine Wunderpille: Ich wusste gleich, dass ich keinesfalls krank genug war, um mich da hinzulegen, in einen heissen Saal auf durchhaengendem Bett, rechts und links flankiert von stoehnenden Greisinnen, die sich ihrem Ende entgegenwaelzen...