Dienstag, Oktober 25, 2005

Fahrer

Ich steh total auf Fahrer. Jetzt isses raus. Jetzt weiss es das ganze Internet. Keine Berufsgruppe in Ghana finde ich so interessant, charmant, maennlich, clever und erfrischend wie Fahrer.

Kommt da meine Herkunft aus dem Duerener Handwerker-Haushalt durch? Oder ist es noch von Oppaausgeich in meinem Blut, der ja selbst Bus-Unternehmer und –Fahrer war? Haben all die schlauen Buecher nix gebracht, die ich in den letzten 25 Jahren gefressen hab? Meine Ausbildung war Geldverschwendung, wenn ich nicht wenigstens fuehle: Am maennlichsten find ich Physiker, Soziologen und Kernspintomographen.

Letztens hatte ich eine Abendgesellschaft in meinem Haus, die aus fuenf Forschern, meinem Lieblingsfahrer Salisu und mir bestand und die Forscher haben sich koestlich bis in die Nacht mit ihren Forschergespraechen amuesiert. Der Fahrer sass am anderen Ende des Tisches, so dass wir einander nur ab und an so Blicke zuwerfen konnten und ich wuenschte mir, mit fuenf Fahrern und einem Forscher am Tisch wild zu schmausen und laut zu lachen. Und Fahrergeschichten zu hoeren, mit Raubueberfaellen und allem Piipaapoo.

Hier hat jeder einen Fahrer (ausser mir, aber das ist wahrscheinlich auch besser so, weil... s.o.) und ein guter Fahrer kann alles und noch viel mehr fuer Dich (und nebenher auch noch fuer sich selbst) erreichen und erschleichen. Der hat in jeder Behoerde einen Bruder, an jeder Grenze einen Freund und in jedem Hafen ein Liebchen. Wenn er fuer jemanden faehrt, der wichtig ist, lernt er bei der Arbeit die Fahrer aller anderen Wichtigen kennen und hoert im Auto alle moeglichen Diskussionen mit an, da man so leicht vergisst, dass ein Fahrer ja auch ein Mensch mit Ohren ist und kein Topf mit Henkeln.

Zum Autofahren brauch ich keinen Fahrer. Also versuche ich, mir einen fremden Fahrer fuer die uebrigen Fahrerdienste zu domestizieren. Daher koeder ich meinen Lieblingsfahrer mit Malaria-Medizin aus der grossen Kiste und bringe ihm bei, wie man Bratkartoffeln mit Ruehrei macht, damit er „unser Mann in Accra“ ist und meinen Pass durch die Auslaenderbehoerde peitscht, meine Post aus Accra anliefert oder auf dem Weg in den Norden am Strassenrand Pilze fuer mich kauft.

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