Hier wird anders verziehen als zu Hause. Natuerlich kann ich niemandem ins Herz schauen, aber es fuehlt sich anders an und letzte Woche hat es mir jemand erklaert: „Wenn jemand mich ernsthaft verletzt hat und er nachher zu mir kommt und sagt: Look, I’m really sorry (es tut mir so leid), dann verzeih ich ihm und danach ist es, als haette er mir niemals etwas angetan.
Zu sagen, dass es Dir leid tut, ist das Groesste, was Du dem Anderen anbieten kannst, denn es heisst: Du kannst mit mir tun und von mir verlangen, was Du willst, damit alles wieder gut ist. Wenn Du sagst: Arbeite zehn Jahre fuer mich, dann ist Deine Schuld abgegolten, so werde ich das tun. Und wenn ich zu alt dafuer bin, ist es eine Ehre fuer meinen Sohn, seinen Vater von der Schuld zu befreien“.
Deshalb, so sagt mein Gespraechspartner, funktionieren Wahrheitskommissionen in Afrika so gut. Weil alle wissen, was es bedeutet, oeffentlich zu sagen: Ich bin schuldig. Bitte verzeiht mir.
Wieso fuehlt sich das anders an? Nun, ich spuere, dass meine Freunde und Kollegen hier keine Liste meiner boesen Taten machen. Wenn ich sage, dass mir was leid tut, wird das wohlwollend zur Kenntnis genommen und danach ist die Tat fuer immer verschwunden. Nach einem Streit fuehlt sich das manchmal an, wie auf Pudding gehn, weil man erwartet, dass da noch negative Gefuehle waeren und sie nicht finden kann.
Umgekehrt wird auch von mir erwartet, dass ich jedes neue Problem als ganz Neues betrachte. Wenn mein Watchman sich am naechsten Morgen ueberschwaenglich fuer seine Trunkenheit entschuldigt, dann soll ich ihm glauben, wie sehr ihm das leid tut und dass er fest vorhat, dass das nie wieder passiert. Und dann soll ich es vergessen und naechstes Mal nicht denken: Das ist jetzt das zehnte Mal. Sondern nur: Oh. Er ist betrunken. Welch aergerliche Ueberraschung.
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