Mittwoch, Oktober 17, 2007

Beschaemend beglueckt

Heute hab ich einen Ghanaer so gluecklich gemacht, dass es mir peinlich ist. Ich habe meinen Lieblingsfahrer S. nach Ghanaischer Manier angerufen "just to greet", also um nur mal Hallo zu sagen. Wenn es Hierarchien gibt, dann gehen solche Telefonanrufe, die man in Ghana haeufig kriegt, immer von unten nach oben, die Kleinen wollen sich den Grossen ins Gedaechdnis bringen. Als Auslaender bekommt man viele dieser Anrufe und fragt sich am Anfang immer, was das soll, denn ausser "Hallo, wie gehts, gut, mir auch", ist da nicht viel Informationsaustausch. Bis man irgendwann versteht, dass das tatsaechlich einfach nur Anrufen zum Gruessen ist und irgendwie suess.

S. ist nicht mein eigener Fahrer (also keine offensichtliche Hierarchie) und wir sind fast so was wie Freunde. Als wir ein letztes Mal zusammen zu Mittag assen, bevor ich abreiste, erzaehlte er, wie ein ehemaliger Chef nach jahrelanger Zusammenarbeit zurueck nach Amerika gezogen ist und seitdem "ist der fuer mich tot, ich hab nie mehr was gehoert..."

Das hat irgendwas in mir bewegt und ich hab angefangen mir vorzustellen, wie das von der anderen Seite aussieht, wie die Ghanaer unsere Freunde werden, wenn wir vor Ort sind, und wir sind ein Teil ihres Lebens und wir helfen einander aus ernsthaften Problemen usw. und dann ziehn wir weiter, als sei nichts gewesen und sind fuer immer verschwunden.

S. haette vor Freude fast das Telefon verschluckt, dass nach all den Jahren, die er fuer die Weissen arbeitet zum ersten Mal einer aus dem Ausland anruft, einfach nur zum Gruessen, ohne jeglichen Auftrag, ohne Reiseankuendigung, einfach nur, weil ich an ihn gedacht hab...

Nach dem Telefonat war ich halb gluecklich. Zu anderen Haelfte kam ich mir schaebig vor, weil etwas, was fuer mich so billig ist, einem anderen so teuer ist und ich nun (und fuer immer) die Heldin der Welt bin fuer 10 Minuten am Telefon.

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