Mittwoch, August 15, 2007

Hemmungen (ich) – keine Hemmungen (er)


Also der Radiomann kennt echt keine Hemmungen, jetzt wo er sich nicht mehr vor mir verstecken muss, weil ich dem Sender erlaube, seine Schulden in Radiozeit statt in Silberdollars zurueckzuzahlen. Heute morgen war ich im Radiosender, weil meine neue Mitbewohnerin da gerne ein Praktikum machen wuerde. Da traf ich Radiomann, der seine ueblichen Loblieder auf mich sang (Worte kosten nix...), um dann weiterzusaeuseln: „Eva, ich wollte sowieso in Dein Buero kommen, denn ich brauche Deine Hilfe! Wir wollen eine website starten und dafuer muessen wir etwas bezahlen und zwar mit Kreditkarte und ich wollte fragen, ob wir dafuer Deine Kreditkarte benutzen koennten?“ In mir schrie eine laute Stimme: „Hae???“ Waehrend ich versuchte, mein Gesicht unter Kontrolle zu halten und ihn nicht zu fragen, ob er se noch alle im Oberstuebchen hat und wie er auf die Idee kommt, dass ich JEMALS das Beduerfnis verspueren koennte, ihm nochmal zu helfen oder gar meine KREDITKARTE anzuvertrauen. „Nein, tut mir leid, weisst Du, ich hab gar keine Kreditkarte“, war meine halbwegs Ghanaische Antwort.

Im Buero hab ich mich mit meinem Kollegen darueber unterhalten, der meinte: „Du haettest sagen sollen, dass Du das machst und auf Vorauskasse bestehn und sobald Du das Geld in den Haenden hast, freundlich laecheln und sagen: Oh, grade faellt mir ein, dass Du mir ja auch noch Geld schuldest, danke fuer die Rueckzahlung! Und tschuess...“

Eine Minute lang dachte ich: Clever. So’n Mist, dass ich behauptet hab, keine Kreditkarte zu haben.

Um gleich in der naechsten Minute ueber mich selbst zu lachen, weil mir klar wurde, dass meine Kultur und/oder Persoenlichkeit oder beides so anders sind und das einfach nicht erlauben wuerden. No way! Waehrend viele Ghanaer das als angemessene Reaktion sehen wuerden (und ich in meinen Fantasien auch grosse Genugtuung empfinde), bellt der innere Schweinehund laut und wuetend: „BETRUUUG!“

Und dann lach ich zum Schluss noch einmal kurz ueber meine ganze Familie, denn ich glaube wir alle finden kleine Gauner faszinierend und haben haeufig welche irgendwo im Hintergrund unseres Bekanntenkreises rumlungern und rumgauners und geniessen den grusligen Schauer des Zuschauens. Und nachts traeumen wir davon, wie das waere, ebenso wild zu sein, wie die wilden Jungs. Nur um aufzuwachen und zu wissen, dass wir mal wieder vergaunert wurden und uns erneut zu schwoeren, dass das nie wieder passieren wird.

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