Ob es ueber Castrop Rauxel oder Hildesheim ein Lied gibt, wissen nur die, die da aufgewachsen sind. Fuer Bochum gibt es DAS Bochum Lied und es ist Groenemeier zu verdanken, dass Bochumer Fussballfans musikalisch viel Komplizierteres meistern muessen, als Oleoleoleole... Aber Koeln. Ich koennte von morgens um sechs bis abends zum Stromausfall Koeln-Lieder hoeren und waere immer noch nicht am Ende angekommen.
Ham wir se noch alle? Ist das ein kollektiver sich selbst verstaerkender Wahn? Haben wir’s einfach so lange wiederholt, bis alle andern gesagt haben: „Jaja, schon ok, ich glaub’s ja, dass Koeln was ganz Besonderes ist. Zufrieden? Koennen wir jetzt mal von was anderem reden?“ Worauf wir dann ganz schlau folgerten: “Siehste, die sagen auch Koeln ist besonders!“
Ich liege von Hitze erschlagen auf meinem Sofa, hoere die koelschen Lieder, die Herr F. mir geschickt hat und bin lokalpatriotisch verwirrt. Wenn mich hier jemand fragt, wo ich herkomme, sag ich aus Koeln (wer wuerde Dueren zugeben, wenn’s nicht sein muss?), trag zu meiner Arbeit jeden Tag die Tasche, die sagt „Koelnerin“ und schwaerme immer davon, wie speziell und anders die Leute zu Hause sind.
Aber ploetzlich sagt mir eine Stimme im Hinterkopf: In den zwei Jahren in Ghana hab ich ein ziemlich ueberzeugendes Ghanaisches Englisch gelernt, mit all den harschen Toenen und gramatikalischen Kreativitaeten, das sprech ich als kaem’s direkt aus meinem Blut. Aber den Dialekt meiner vielbesungenen Heimat? Den kann ich ja nichtmal ueberzeugend nachmachen! Das reicht hoechstens, um in Accra auf dem Sofa zu sitzen, mitzusingen und mir einzubilden, dass ausgerechnet Karnevalslieder die Wahrheit sagen..
Ob ich wohl, wenn ich es irgendwann mal schaffen sollte, zwei Jahre in der Suedstadt zu wohnen, auch diesen fremden Akzent so in mich aufsaugen wuerde, wie mein Schottisches, Suedafrikanisches, Ghanaisches Englisch? Bis ich mich fast so anhoere, als kaem ich von da?